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Das liest die LIBREAS, Nummer #3 (Sommer / Herbst 2018)


Zitiervorschlag
Redaktion LIBREAS, "Das liest die LIBREAS, Nummer #3 (Sommer / Herbst 2018)". LIBREAS. Library Ideas, 34 ().


Beiträge von Karsten Schuldt (ks), Michaela Voigt (mv), Ben Kaden (bk), Viola Voß (vv)

1. Zur Kolumne

Das Ziel dieser Kolumne ist, eine Übersicht über die in der letzten Zeit erschienene bibliothekarische, informations- und bibliothekswissenschaftliche sowie für diesen Bereich interessante Literatur zu geben. Enthalten sind Beiträge, die der LIBREAS-Redaktion oder anderen Beitragenden als relevant erschienen.

Themenvielfalt sowie ein Nebeneinander von wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Ansätzen wird angestrebt. Auch in der Form sollen traditionelle Publikationen ebenso erwähnt werden wie Blogbeiträge oder Videos beziehungsweise TV-Beiträge.

Gern gesehen sind Hinweise auf erschienene Literatur oder Beiträge in anderen Formaten. Die Redaktion freut sich über entsprechende Hinweise (siehe http://libreas.eu/about/, Mailkontakt für diese Kolumne ist zeitschriftenschau@libreas.eu). Die Koordination der Kolumne liegt bei Karsten Schuldt. Verantwortlich für die Inhalte sind die jeweiligen Beitragenden. Die Kolumne unterstützt den Vereinszweck des LIBREAS-Vereins zur Förderung der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Kommunikation.

LIBREAS liest gern und viel Open-Access-Veröffentlichungen. Wenn sich Beiträge doch einmal hinter eine Bezahlschranke verbergen, werden diese durch [Paywall] gekennzeichnet. Zwar macht das Plugin Unpaywall (http://unpaywall.org/) das Finden von legalen Open-Access-Versionen sehr viel einfacher. Als Service an der Leserschaft verlinken wir OA-Versionen, die wir vorab finden konnten, jedoch nach Möglichkeit auch direkt. Für alle Beiträge, die nicht frei zugänglich sind, empfiehlt die Redaktion Werkzeuge wie den Open Access Button (https://openaccessbutton.org/) zu nutzen oder auf Twitter mit #icanhazpdf (https://twitter.com/hashtag/icanhazpdf?src=hash) um Hilfe bei der legalen Dokumentenbeschaffung zu bitten.

2. Artikel und Zeitschriftenausgaben

Peter Johan Lor kritisiert die Reaktionen von Bibliotheken auf die Herausforderungen durch Fake-News und ähnliche Entwicklungen in den letzten Jahren als naiv. Bibliotheken würden immer wieder betonen, gesicherte Informationen anzubieten und gleichzeitig Informationskompetenz zu fördern. Aber das sei keine sinnvolle Antwort auf Entwicklungen, in denen von immer mehr Menschen Fakten an sich bezweifelt und Identitäten entwickelt würden, die sich gerade darauf stützen würden, wissenschaftliches Wissen zu ignorieren. Bibliotheken müssten sich dieser Realität stellen. [Lor, Peter Johan (2018). Democracy, information, and libraries in a time of post-truth discourse. In: Library Management, 39 (2018), 5. 307–321. https://doi.org/10.1108/LM-06-2017-0061] [Paywall] [OA-Version: https://repository.up.ac.za/handle/2263/65140] (ks)

Die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) sammelt nun auch – unter Umständen – Forschungsdaten, wie Dirk Weisbrod berichtet. Ausgehend von der Pflichtablieferungsverordnung (PflAV) allerdings nur, wenn diese unmittelbar zu den ablieferungspflichtigen Netzpublikationen gehören, was im Rahmen des eDissPlus-Projektes zu dissertationsbezogenen Forschungsdaten beforscht und realisiert wurde. Entscheidend ist hierbei und laut Forschungsdatenpolicy der DNB das Kriterium der Unverzichtbarkeit, was bedeutet, dass man sie für die Nachprüfbarkeit der in einer Dissertation präsentierten Ergebnisse benötigt. Darüber, ob dies der Fall ist, entscheiden entweder die Promovierenden selbst oder die abliefernde Institution. [Weisbrod, Dirk (2018): Pflichtablieferung von Forschungsdaten. In: Dialog mit Bibliotheken 2018/1, S. 26f. https://d-nb.info/115432320X/34] (bk)

In diesem Jahr gab es, anlässlich des 200. Geburtstages, unzählige Rückblicke und Bewertungen zu Karl Marx und seinem Werk. Insoweit ist es nur passend, hier auch auf ein originär marxistischen Ansatz im Bibliothekswesen zu verweisen. Sam Popowich postuliert im Journal of Radical Librarianship, dass der Eindruck ständiger Krisen im Bibliothekswesen (Berufsbild, Diskussionen um Aufgaben von Bibliotheken, technische Entwicklung, die Angst vor Konkurrenz und Deprofessionalisierung) stimmt, aber nicht – wie das andere, von ihm angeführten Vertreterinnen und Vertreter der #critlib-Bewegung tun würden – auf kulturelle Fragen zu reduzieren sei. Neoliberalismus, so Popowich, sei nur eine weitere Spielart der kapitalistischen Entwicklung, die unterliegenden Strukturen seien immer die gleichen. Notwendig sei weiterhin eine materialistische Analyse. Die Krisen der letzten Jahrzehnte seien zu erklären mit einem (weiteren) Entwicklungsschub der Kommodifizierung von Sphären, die ehemals als ausserhalb der Märkte stehend begriffen wurden. In dieser Runde würden Bildung und Kultur kommodifiziert, also marktfähig gemacht. Bibliotheken ständen in diesem Prozess in einer unauflösbaren Zwickmühle: Passen sie sich zu langsam an, würden sie als potentielle Märkte (weil noch Gewinn versprechend) angesehen und bedrängt; verständen sie sich als cutting-edge, würden sie die Anpassungsleistung an den Markt selber vollziehen. Der Ausweg sei nur durch die Überwindung der grundlegenden Verhältnisse möglich: In order to truly change the nature of librarianship and the social relations in which we find ourselves, we must fundamentally change the way labour, production, and social life are organized. (Popowich 2018: 17) Während in vielen Texten zum 200. Marx-Jubiläum eher Kontextualisierung und Historisierung vorgenommen wurde, zeigt Popowich, dass sich Marx und die marxistische Analyse für das benutzen lässt, für das sie (auch) gedacht war: Zum Nachdenken darüber, warum es nötig sein könnte, eine Revolution zu machen. Wenn es überzeugt. [Popowich, Sam (2018): Libraries, Labour, Capital: On Formal and Real Subsumption. In: Journal of Radical Librarianship 4 (2018), 6–19, https://journal.radicallibrarianship.org/index.php/journal/article/view/25] (ks)

Einen guten Einblick in die Realität und Möglichkeiten professioneller Entwicklung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren liefert eine Studie von Ramirose Attebury. Die Autorin führte (in den USA) mit zehn Kolleginnen und Kollegen längere Interviews dazu durch, wie diese ihre Möglichkeiten der eigenen Weiterentwicklung sehen. Die grundsätzliche Haltung ist positiv. Das Personal möchte sich weiterentwickeln – mit verschiedenen Ziele und Methoden, nicht nur Training, sondern auch Beteiligung an professionellen Aktivitäten, Lesezirkeln, informellen Diskussionen, training on the job – und muss dazu nicht von der Administration gedrängt werden. Wichtig ist ihnen, (a) dass sie die Aktivitäten selber als sinnvoll ansehen, (b) die Freiheit haben, zu wählen, an welcher Aktivität sie sich beteiligen und wie, (c) dass sie der Meinung sind, das Gelernte auch im Alltag anwenden zu können. Administrationen können dies unterstützen oder aber auch abwürgen. Der (wahrgenommene) Zwang zu Weiterbildungen, insbesondere wenn sie als unnötig wahrgenommen werden, wirkt negativ. Versuche, das vom Personal erworbene Wissen zu teilen, werden als grundsätzlich sinnvoll, aber in der Realität auch dysfunktional angesehen. Interne Vorträge nach Konferenzbesuchen, bei denen dem gesamten Personal berichtet wird, was auf der Konferenz gelernt wurde, werden teilweise als Zeitverschwendung wahrgenommen, wenn es kein Interesse am Thema gibt. Vielmehr werden Möglichkeiten zum informellen Austausch und der direkten Anwendung am Arbeitsplatz bevorzugt. Solange das Personal die Möglichkeit hat, aktiv mitzubestimmen, hat es auch Verständnis für Barrieren, beispielsweise die eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten ihrer Einrichtungen. Der Artikel zeigt, dass Bibliotheken auch als Einrichtungen funktionieren können, in denen Personal und Administration diese gemeinsam entwickeln und sich beide Seite ernst genommen fühlen. [Attebury, Ramirose (2018): The Role of Administrators in Professional Development: Considerations for Facilitating Learning Among Academic Librarians. In: Journal of Library Administration 58 (2018) 5, 407–433 https://doi.org/10.1080/01930826.2018.1468190] [Paywall] (ks)

Inhaltlich zu Fragestellungen passend, welche die LIBREAS-Redaktion im Call for Papers für die letzte Ausgabe thematisierte, kritisiert Alexandra Gallin-Parisi – selber Bibliothekarin und Mutter zweier Kinder –, dass in der bibliothekarischen Literatur praktisch nicht vorkommt, dass viele Bibliothekarinnen eben auch Mütter sind. Deren Erfahrungen als Mütter – unter anderem Schwangerschaft, Kombination von Mutterschaft und bibliothekarischen Aufgaben, spezifische sexistische Annahmen über Mütter – scheinen nicht thematisiert zu werden, so als wären es zwei getrennte Welten. Gallin-Parisi führt an ihrem eigenen Beispiel vor, dass eigentlich viele Fragestellungen möglich (und nötig) wären. Es scheint ihr aber, dass es in der bibliothekarischen Literatur kaum um das konkrete Personal geht. Da sie sich an ihrem eigenen Beispiel orientiert, finden sich auch viele konkrete Fragen und Probleme, die sich aus der spezifischen Situation in den USA (wo die Autorin arbeitet) ergeben. Einiges wird also im DACH-Raum anders sein, aber die grundsätzlichen Feststellungen lassen sich wohl übertragen. Gallin-Parisi fordert ein, dass sich mehr mit dem Thema beschäftigt wird, dem ist zuzustimmen. [Gallin-Parisi, Alexandra (2018): An academic librarian-mother in six stories. In: In The Library With The Lead Pipe, 30.05.2018, http://www.inthelibrarywiththeleadpipe.org/2018/academic-librarian-mother/] (ks)

OA-Policies etablieren sich an einzelnen wissenschaftlichen Einrichtungen ebenso wie OA-Mandate aufseiten von Forschungsfördereinrichtungen. In der Praxis bedeutet dies mitunter einen Dschungel an Empfehlungen beziehungsweise Auflagen für Autor*innen. Insbesondere Bibliotheken (Stichwort Research Support) sind bemüht, dies mit passenden Serviceangeboten abzufangen, welche jedoch bei einer hohen Anzahl von Publikationen und der Forderung nach Steigerung der OA-Quoten vor einem Skalierungsproblem stehen. Die UK Scholarly Communication Licence (UK-SCL) soll dem entgegenwirken: Ziel ist in Großbritannien ein Werkzeug in der Hand zu haben, mit dem Autor*innen (und deren Institutionen gleichermaßen) zu festgesetzten Bedingungen und flächendeckend Open-Access-Zweitveröffentlichungen umsetzen können – unabhängig von in Verlagsverträgen getroffenen Vereinbarungen oder den vorhandenen Self-Archiving-Policies der Verlage. Baldwin und Pinfield geben in ihrem Beitrag einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der UK-SCL, erläutern die darin festgeschriebenen Bedingungen (Zweitveröffentlichung des akzeptierten Manuskripts auf einem Repositorium, direkt nach Erscheinen und unter einer CC BY-NC-Lizenz) und präsentieren die Ergebnisse einer qualitativen Befragung von Personen, die an der Ausgestaltung und Implementierung der UK-SCL beteiligt waren und sind. [Baldwin, Julie, & Pinfield, Stephen (2018). The UK Scholarly Communication Licence: Attempting to Cut through the Gordian Knot of the Complexities of Funder Mandates, Publisher Embargoes and Researcher Caution in Achieving Open Access. In: Publications, 6 (2018) 3. https://doi.org/10.3390/publications6030031] (mv)

Jill Emery hat die Zweitveröffentlichungsquoten von fünf ausgewählten Zeitschriften aus dem LIS-Bereich näher untersucht – und kommt dabei zu der ernüchternden, wenn auch (leider) nicht ganz überraschenden Erkenntnis: Während Bibliotheken Open Access als strategisches Handlungsfeld besetzt haben, scheint das Selbstverständnis der publizierenden Bibliothekar*innen noch hinterher zu hinken. Im Durchschnitt waren weniger als ein Viertel der im Zeitraum 2011–2016 publizierten Artikel auch als Open-Access-Version über ein Repositorium verfügbar. Der Diskussionsteil des Artikels lässt aufhorchen: Emery vermutet, unter anderem das sogenannte Imposter-Syndrom (auch als Hochstapler-Syndrom bekannt) sei Grund dafür. Was auch immer der Grund sein mag – sie schließt ihren Beitrag mit der Einschätzung Quite simply, we can and should do better than a 22% green deposit rate. [Emery, Jill (2018). How green is our valley?: five-year study of selected LIS journals from Taylor & Francis for green deposit of articles. In: Insights, 31 (2018). https://doi.org/10.1629/uksg.406] (mv)

Mittels Interviews und Beobachtungen versuchten drei Forschende (nicht aus der Bibliothekswissenschaft, sondern der Kulturwissenschaft) der University of Melbourne zu eruieren, ob und wie Bibliotheken in Australien dazu beitragen, gesellschaftliche Veränderungen, die von digitaler Entwicklungen vorangetrieben werden, zu gestalten. Ihre Darstellung ist grundsätzlich positiv. Wenn die Bibliothek gross genug und gut ausgestattet sei, würde sie diese Veränderungen gestalten. Kritisch sei, wenn die Bibliothek zu klein sei, insbesondere die Indigenous Knowledge Centres. Der Text vermittelt aber auch den Eindruck, dass sehr auf die Darstellung der Bibliothekarinnen und Bibliothekare selber vertraut wird und dass die theoretischen Begründungen, die in der bibliothekarischen Literatur zu finden sind (insbesondere Habermas oder Dritter Ort), als nicht ausreichend für ein Verständnis der tatsächlichen Veränderungen angesehen werden: Rather, our fieldwork suggests that libraries are transforming public culture by translating technological capacity into embodied practices through reconfiguring physical and network spaces, and customising programmes of information-intensive experiences amenable to diverse uses. (Wyatt, Mcquire & Butt 2018:2948) Im Text kommt auch wieder einmal The Edge vor, der Makerspace in der State Library of Queensland, welcher wohl als erster dieser Art in der bibliothekarischen Literatur beschrieben und bis 2013 von Mark Bilandzic in seiner Promotion erforscht wurde – falls jemand diese Geschichte nachverfolgen will. [Wyatt, Danielle; Mcquire, Scott; Butt, Danny (2018). Libraries as redistributive technology: From capacity to culture in Queensland’s public library network. new media & society 20 (2018) 8: 2934–2953. https://doi.org/10.1177/1461444817738235] [Paywall] (ks)

Karen Sobel schlägt in einem kurzen Artikel vor, für die Frage, wieso Nutzerinnen und Nutzer Wissen, das sie in Lehrveranstaltungen zu Informationskompetenz lernen sollten, nur zum Teil wirklich integrieren und nutzen, eine Methodik namens actor-oriented transfer perspective (AOT) nutzen. Diese wurde im Feld der Mathematikdidaktik entworfen; geht dortdie gleiche Frage, nur für andere Lerninhalte, an. Grundidee ist, davon auszugehen, dass Lehrende und Lernende Unterricht oder andere Lehrveranstaltungen aus verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen. Es geht AOT darum zu verstehen, wie die Lernenden was lernen, wie sie bestimmte Inhalte wichten und so weiter. So würde der Transfer oder Nicht-Transfer von Wissen besser verständlich. Relevant an diesem Vorschlag ist vielleicht gar nicht so sehr die eigentliche Methodik selber, sondern der Hinweis darauf, dass diese Frage auch angegangen werden kann, indem die beiden Blickwinkel einbezogen werden. [Sobel, Karen (in print). The Actor-oriented Transfer Perspective in Information Literacy Instruction. In: The Journal of Academic Librarianship (in print), https://doi.org/10.1016/j.acalib.2018.07.008] [Paywall] (ks)

In seinem Editorial zum Themenschwerpunkt New Library Science fragt Hans-Christoph Hobohm: Warum brauchen wir eine (neue) Bibliothekswissenschaft? Ursächlich ist für ihn eine extreme Digitalisierung, der das Fach aus einer reflektierten und verfestigten (=archimedischen) Position entgegen treten muss. Drei Aspekte sind für ihn dabei wichtig: erstens der historische Blick, zweitens der Blick von außen und drittens eine wissenschaftliche Neugründung der Fachdiszplinen, vermutlich unter den durch Digitalisierung und Digitalität veränderten Voraussetzungen. [Hobohm, Hans-Christoph (2018). Warum brauchen wir eine (neue) Bibliothekswissenschaft? In: Bibliothek - Forschung und Praxis. Band 42 Heft 2. S. 333-337. https://doi.org/10.1515/bfp-2018-0046] [Paywall] (bk)

Forschungsdaten

Was bedeutet es, jenseits hübscher Informations-Webseiten zum Forschungsdatenmanagement, eigentlich wirklich für eine Bibliothek, wenn sie sich auf dieses weite Feld begibt? [Töwe, Matthias (2017): Wie Forschungsdaten die Bibliothek verändern. Erfahrungen aus der ETH-Bibliothek. In: B.I.T.online 20.5:361-370. http://www.b-i-t-online.de/heft/2017-05/fachbeitrag-toewe.pdf] Dieser Artikel gibt einen interessanten Einblick in verschiedene Aspekte wie den beteiligten Parteien oder neue Mitarbeiter, die "ein erfrischendes Unverständnis für die im direkten Vergleich immer noch eher starren Strukturen und Hierarchien einer Bibliothek" mitbringen. Auch wenn man über die verwendeten Metaphern geteilter Meinung sein kann (vgl. https://twitter.com/bkaden/status/991747346600988672). :) (vv)

Der Frage, "warum veröffentlichen Wissenschaftler ihre Forschungsdaten [nicht]", sind in letzter Zeit einige Veröffentlichungen nachgegangen (zum Beispiel Johnson/Steeves 2018, Kaden 2018, Linek u.a. 2017). Über einen Blogpost von Katerina Bohle Carbonell habe ich eine schöne "sticky metaphor" gefunden, die meines Erachtens dazu gut passt. Forschungsdatenmanagement ist nämlich manchmal vergleichbar mit Wissens- und Informationsmanagement: "It is the type of work you need, but nobody wants to see: Underwear work". Der Ausdruck stammt von Carole Ann Goble, deren Vortrag man online nach-sehen kann.

Bohle Carbonell, Katerina (2018): The underwear of data science. In: Enigmas, Networks, and People at Work. 28.1.2018. https://katerinabc.com/make-open-science-successful/.

Goble, Carole (2018): Building the FAIR Research Commons: A Data Driven Society of Scientists. Vortrag auf dem Symposium The Future of a Data-Driven Society an der Universität Maastricht, 25.1.2018. Aufzeichnung: https://www.maastrichtuniversity.nl/events/review-symposium-future-data-driven-society (der Vortrag beginnt bei Minute 9:24), Folien: https://www.slideshare.net/carolegoble/building-the-fair-research-commons-a-data-driven-society-of-scientists.

Johnson, Kelly; Steeves, Vicky (2018): Research Data Management Among Life Sciences Faculty: Implications for Library Service (preprint paper). In: LIS Scholarship Archive (2018). https://doi.org/10.17605/OSF.IO/Q36UV.

Kaden, Ben (2018): Warum Forschungsdaten nicht publiziert werden. In: LIBREAS. Library Ideas 33 (2018). http://libreas.eu/ausgabe33/kaden-daten/.

Linek, Stephanie B.; Fecher, Benedikt; Friesike, Sascha; Hebing, Marcel (2017): Data sharing as social dilemma: Influence of the researcher’s personality. In: PLoS ONE 12 (8) 2017: e0183216. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0183216. (vv)

3. Monographien

Der Abschlussbericht des Projektes OAPEN-CH – Auswirkungen von Open Access auf wissenschaftliche Monographien in der Schweiz, durchgeführt vom Schweizerischen Nationalfonds, zeigt auf der einen Seite die zu erwartenden Ergebnisse eines solchen Projektes: Wenn Forschungsfördereinrichtungen die Produktion von Monographien in OA fördern – so nachhaltig, dass Verlage ihre Arbeitsabläufe auf dieses Modell umstellen –, dann fördern diese Monographien die Sichtbarkeit dieser Publikationen leicht; wenn sie zusätzlich gedruckt und verkauft werden, hat OA keinen negativen Einfluss. Ist das gegeben, akzeptieren es die meisten Verlage und die meisten Forschenden. Andererseits ist der Bericht auch ein Beispiel dafür, wie das Denken und die Terminologie der BWL für Entscheidungen über OA genutzt wird (und nicht zum Beispiel der Wissenschaftssoziologie, die wohl mehr dazu zu sagen hätte, wie und warum publiziert wird). Und auch dafür, wie die Rolle der Bibliotheken bei solchen Entscheidungen gesehen wird: Sie werden in der Studie fast nie erwähnt, auch nicht befragt, sondern nur in einer Informationsveranstaltung informiert, am Ende werden ihnen als einem der wichtigsten Abnehmer von wissenschaftlichen Verlagspublikationen Aufgaben zugeschrieben. Mehr nicht. [Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (2018): OAPEN-CH – Auswirkungen von Open Access auf wissenschaftliche Monographien in der Schweiz. Ein Projekt des Schweizerischen Nationalfondes (SNF), http://www.snf.ch/SiteCollectionDocuments/OAPEN-CH_schlussbericht_de.pdf] (ks)

Der Konkursbuch Verlag, Tübingen, feiert in diesem Jahr sein vierzigjähriges Bestehen. Dass kleine Verlage, trotz immer prekärer finanzieller Lage, solche Alter erreichen, ist ein Grund zum Feiern. Unter anderem tat der Verlag dies in der 55. Ausgabe des Konkursbuches unter dem sympathischen Motto Bücher. Allerdings ist das Motto ein nur sehr lockerer Aufhänger für die Beiträge, welche vor allem im Verlagsumfeld eingeworben wurden. Viele gratulieren zum Jubiläum, einige berichten von der Lesesozialisation der AutorInnen, andere liefern kurze Geschichten oder Gedichte über Bücher. Interessant ist vor allem die Geschichte der SoVA (Sozialistische Verlagsauslieferung) von Helmut Richter und die Firmengeschichte des ehemaligen Druckers des Konkursbuch Verlages, Robert Kump. Grundsätzlich spannt der Band mit seinen kurzen Texten ein weites Feld zum gesamten Buchgeschäft, über AutorInnen und LektorInnen zu wie gesagt, Druckbetrieben und Verlagsauslieferungen, zu BuchhändlerInnen und reisenden VerlagsvertreterInnen. Das ist charmant. Aber gleichzeitig, und das mag mit der Einwerbepraxis für die Texte und dem Jubiläum zu tun haben, hat man immer wieder den Eindruck, einer Generation von Buchbegeisterten zuzuhören, die langsam das Rentenalter erreichen. Es sind eher Geschichten von gestern, durchmischt mit Annahmen über das Leseverhalten junger Leute, die sich mit der Empirie nicht deckt. Abgrenzungen zum E-Book (oder entschuldigende positive Bezugnahmen), zu Amazon und Buchladenketten finden sich immer wieder. Bibliotheken kommen explizit nur in einem Text (zum Bild von Bibliotheken seit der Antike) vor, BibliothekarInnen schreiben gar nicht (kennt der Verlag keine?), dafür finden sich über das Buch verstreut immer wieder Erwähnungen von Bibliotheken, allerdings auch aus einem etwas irritierenden Abstand. Man liest eher von Vorstellungen einer älteren Generation, als das man wirklich etwas über Bibliotheken erfährt. [Gehrke, Claudia ; Rogge, Florian (Hrsg.): Bücher (Konkursbuch, 55). Tübingen: Konkursbuch Verlag, 2018] (ks)

Human Operators: A Critical Oral History on Technology in Libraries and Archives besteht aus Interviews mit Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, die in ihrem Berufsalltag mit Technologie zu tun haben, grösstenteils aus den USA. Die Herausgeberin Melissa Morrone führte die Interviews und setzte Teile der Interviews so, dass die Aussagen zu ähnlichen Themen zusammenstehen. Insoweit erreicht es etwas, was die letzte Ausgabe der LIBREAS. Library Ideas erreichen wollte: Einblicke in den Alltag in Bibliotheken geben. Inhaltlich werden praktisch alle Themen – von der konkreten Infrastruktur über den Umgang von Nutzerinnen und Nutzern mit Technologie bis hin zu den Arbeitsbedingungen und -kulturen in Bibliotheken – angesprochen. Bei rund 360 Seiten Text ist dafür auch genügend Platz. Wichtig ist vielleicht die Erkenntnis, dass die Erwartungen, die an die technischen Fähigkeiten normaler Nutzerinnen und Nutzer gestellt werden, oft weit übertrieben sind und viel eher Grundlagenarbeit (Hilfe bei der Nutzung von Computern et ceterea) geleistet werden muss. Während die Methode eines Interviewbandes zu begrüssen ist (da, wie in der letzten LIBREAS. Library Ideas postuliert, der Alltag in Bibliotheken viel zu wenig in der bibliothekarischen Literatur und Forschung vorkommt), ist es schwierig, die im Untertitel versprochen kritische Perspektive zu sehen. Sicherlich äussern sich die Befragten zu bestimmten Themen kritisch, aber nicht nur. Eine gemeinsame kritische Perspektive oder ein spezifisch kritisches Vorgehen lässt sich nicht erkennen. [Melissa Morrone (Hrsg.) Human Operators: A Critical Oral History on Technology in Libraries and Archives. Sacramento: Library Juice Press, 2018] (ks)

Die Universitätsbibliothek der Cornell University hat ein Handbuch veröffentlicht, das Grundprinzipien des Repositorienbetriebs vorstellt: Es werden Anregungen gegeben zu übergeordneten (Definition des Services, Personalplanung, Policy, Dokumentation von technischen und organisatorischen Aspekten, Infrastruktur und Interoperabilität) und praktischen Fragestellungen des Repositoryalltags (Autor*innenbetreuung, Metadatenpflege, Rechtemanagement inkl. Umgang mit Anfragen auf Sperrung von Dokumenten und vieles mehr). Das Handbuch kann als PDF heruntergeladen, als lebendes Dokument im öffentlichen Wiki eingesehen oder auf Basis einer CC BY-NC-Lizenz nachgenutzt werden. [Faulder, Erin, Jim DelRosso, Jenn Colt, Dianne Dietrich, Amy Dygert, Sarah Kennedy, Jason Kovari, Wendy Kozlowski, Chris Manly, und Michelle Paolillo. „Cornell University Library Repository Principles and Strategies Handbook". Report. Cornell University Library, März 2018. http://hdl.handle.net/1813/57034. Zugang zum Wiki: https://confluence.cornell.edu/display/culpublic/Cornell+University+Library+Repository+Principles+and+Strategies+Handbook] (mv)

4. Social Media

Die Schreibwerkstatt der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (@SchreibenPH) weist auf das neue Tool ZoteroBib (https://zbib.org/) hin (https://twitter.com/SchreibenPH/status/1009361274852069381): Es ist keine Konkurrenz zum regulären Zotero, sondern als Ergänzung gedacht – mit ZoteroBib können ohne Programminstallation und ohne Registrierung aus dem Stand Bibliografien erstellt werden. Automatisierte Datenübernahme und Möglichkeiten zur Arbeit im Team gelten als selbstverständlich. Das FAQ unter https://zbib.org/faq erläutert die Unterschiede zwischen Zotero und ZoteroBib. (mv)

@EllenEuler hat zusammen mit Studierenden der FH Potsdam das Brettspiel The Publishing Trap ins Deutsche übersetzt (deutscher Titel: Die Publikationsfalle), welches darauf abzielt, Kenntnisse zum Urheberrecht und Open Access wortwörtlich spielerisch zu vermitteln (https://twitter.com/EllenEuler/status/1010899917555019776). Das Spiel als solches steht unter der Lizenz CC BY. (mv)

Als eine Art Spin-Off des sehr unterhaltsamen Hashtags #KunstGeschichteAlsBrotbelag kommt #BuchcoverAlsBrotbelag daher. Den Auftakt machte der Tweet von [@tolino_media für den Roman Was ich euch nicht erzählte von Celeste Ng: https://twitter.com/tolino_media/status/1020658349258543104. (mv)

Zumindest Artikel, die zurückgezogen (retracted) wurden, sind bei Elsevier garantiert frei zugänglich – darauf weisen @AuthorCarpentry hin (https://twitter.com/AuthorCarpentry/status/1011976941262364672) und verlinken den Beitrag bei Retraction Watch, welcher unter anderem diskutiert, warum der Verlag den Zugriff auf zurückgezogene Beiträge eher beschränken sollte: Retracted papers keep being cited as if they weren’t retracted. Two researchers suggest how Elsevier could help fix that (https://retractionwatch.com/2018/06/27/retracted-papers-keep-being-cited-as-if-they-werent-retracted-two-researchers-suggest-how-elsevier-could-help-fix-that/). (mv)

Der Hashtag #librarylife ist eine Art digitaler Kettenbrief: In Bibliotheken tätige Menschen twittern eine Woche lang Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Bibliotheksalltag, ohne jeglichen Kommentar. Die Mehrheit fordert zudem jeden Tag eine weitere Person auf, ebenfalls Bilder zu #librarylife beizusteuern (https://twitter.com/search?q=%23librarylife). So kommt einiges an Bildmaterial zustande – Naheliegendes (etwa Buchcover oder Buchrücken, Bücherregale, Katzen, Bibliotheksinnenarchitektur, …) und weniger Naheliegendes (https://twitter.com/h_m17/status/1022157061302435840). Schade, dass offenbar nur wenige daran denken, Informationen zu freien Lizenzen mit ihren Bildern zu verknüpfen… (mv)

5. Konferenzen, Konferenzberichte

Unter einem provokanten Titel hat Torsten Reimer bei der Tagung Open Repositories im Juni 2018 grundlegende Fragen zu Repositorieninfrastrukur diskutiert: Er mahnt dazu, den Fokus auf Services zu legen, statt auf infrastrukturelle Fragen und Systeme lokal nur dann selbst zu betreiben und entwickeln, wenn man es selbst besser könne als andere. Er stellte die These auf, dass sich Nutzer*innen nicht für die zugrundeliegenden Strukturen interessieren – für sie gehe es primär um Zugang zu Inhalten und Funktionalität. Für das Vereinigte Königreich schlägt die British Library daher vor, Daten in verteilten Strukturen zu halten, aber eine gemeinsame Plattform für den Zugang zu und die Archivierung von Inhalten zu erarbeiten. [Reimer, Torsten (2018). For repositories to succeed they have to end. Reflections on (not just) the UK repository scene. Open Repositories 2018. https://www.slideshare.net/TorstenReimer/for-repositories-to-succeed-they-have-to-end-reflections-on-not-just-the-uk-repository-scene/TorstenReimer/for-repositories-to-succeed-they-have-to-end-reflections-on-not-just-the-uk-repository-scene (mv)

6. Populäre Medien (Zeitungen, Radio, TV etc.)

In der Ausgabe vom 07.07.1978 berichtet das Neue Deutschland über die Bibliotheksnutzung in Berlin (Ost) und kommende Ferienprogramme der öffentlichen Bibliotheken. Statistisch, so die Aussage, nutzen 20 % der Berliner die Ausleihmöglichkeit einer staatlichen Allgemeinbibliothek, bei der Altersgruppe 14–17 sind es 70 %, was über besondere Angebote zum Beispiel Bibliotheksführungen für 8. Klassen und regelmäßige Lesungen für 9. und 10. Klassen sowie konkret Literaturjugendclubs (Pablo-Neruda-Bibliothek in Berlin-Friedrichshain, Caragiale-Bibliothek in Berlin-Pankow) begründet wird. Diese bleiben nicht auf Bibliotheken beschränkt, sondern organisieren auch Exkursionen in Museen und Tanzveranstaltungen. Angekündigt werden zudem mehrere Um- und Neubauten, zum Beispiel die Wohngebietsbibliothek an der Greifswalder Straße. Illustriert wird der Beitrag mit einem Foto aus der Urlauberbibliothek am Zeltplatz Zeuthener See II. [Funke, Gisela: Das Lesen gehört zu unserem Alltag. In: Neues Deutschland, 07.07.1978, S.8] (bk)

Seit zwanzig Jahren schon gibt es in einer ländlichen Gegend Kolumbiens statt Bücherbus zwei Bücheresel, darüber berichtete bereits im April 2018 die BBC. Mit den Biblioburros sorgt ein Lehrer dafür, dass auch Kinder in abgelegenen Orten Zugang zu Büchern haben. Wer der Geschichte hinterher recherchiert, findet in der New York Times von 2008 bereits einen Beitrag dazu. [Romero, Simon: Acclaimed Colombian Institution Has 4,800 Books and 10 Legs. In: New York Times, 19.10.2008, https://www.nytimes.com/2008/10/20/world/americas/20burro.html; Peñarredonda, José Luis (Text), Fabara, Sergio (Film): Biblioburro: The amazing donkey libraries of Colombia. In: BBC 11.04.2018, Kurztext und vierminütiges Video, http://www.bbc.com/culture/story/20180410-biblioburro-the-amazing-donkey-libraries-of-colombia] (mv)

7. Weitere Medien

Danny Kingsley (@dannykay68 auf Twitter) thematisiert in ihrem Vortrag die zunehmende Kommerzialisierung des wissenschaftlichen Publikationswesens ebenso wie die Ausweitung des Portfolios von Verlagen auf andere Geschäftszweige – etwa Evaluation von Forschungsleistungen, Literaturverwaltung und Annotationswerkzeuge, Repositoryservices, Forschungsdatenmanagement und vieles mehr. Sie hinterfragt die Rolle von Bibliotheken und der Verwaltung: Sie würden dem Wandel der Aufgabenfelder nicht schnell genug folgen. Doch mit dieser Feststellung, die heutzutage wie ein Gemeinplatz wirkt, endet der Vortrag zum Glück nicht. Sie ruft zum Handeln auf und benennt mehr oder weniger Konkretes unter der Überschrift What can YOU do?. Den im Bereich Open Science tätigen Bibliothekar*innen werden die Punkte geläufig sein, doch ist der Vortrag vor der Cambridge Libraries Group als solcher wohl ein Indiz dafür, dass die Botschaft wohl noch immer nicht im Kern angekommen ist: Bibliotheken müssen ihrer Meinung nach noch stärker im Bereich Forschungsunterstützung aktiv werden. [Kingsley, Danny (2018). Librarians – we need to talk. Vortrag für die Cambridge Libraries Group. https://doi.org/10.17863/cam.24096] (mv)

Am 5. September 2018 erscheint Paywall – The Business of Scholarship (häufig auch kurz mit Paywall – The Movie betitelt). Der Film thematisiert unter anderem das Geschäftsfeld der Wissenschaftspublikation und die Profitmargen großer Wissenschaftsverlage, die Bedeutung des Zugangs zu wissenschaftlichen Publikationen für einzelne Wissenschaftler*innen und die Rolle von Schattenbibliotheken. Die unter https://paywallthemovie.com/trailers verfügbaren Trailer lassen vermuten: Die Transformation zu Open Access ist unausweichlich, um das Funktionieren des Gesamtsystems in der Zukunft sicherstellen zu können. Da der Film unter der Lizenz CC BY erscheint, ist eine Nachnutzung möglich: Auf der Seite https://paywallthemovie.com/screenings werden geplante, dezentrale Aufführungstermine gelistet – darunter auch einige in Deutschland. [Schmitt, Jason et al: Paywall the movie, erscheint am 5.9.2018, https://paywallthemovie.com/our-team] (mv)

Eine bemerkenswerte Formulierung, die weniger mit der Bibliothekswissenschaft an sich, wohl aber viel mit der Umbruchsituation am Institut an der Humboldt-Universität zu tun hat, fand Erwin Marks in seiner durchaus persönlich gehaltenen Reflexion über ehemalige Dozenten und Professoren sowie immerhin einer Professorin (Ruth Unger) aus dem Jahr 1990. Deutlich wird, wie er die Wertschätzung für den ehemaligen Hochschullehrer Georg Schmoll auch in der Wendezeit aufrecht erhalten wollte, zugleich aber dessen Engagement in einer offenbar schockierend plötzlich problematisch gewordenen Partei erwähnen musste. Diese Herausforderung löste er so: Selbst ein Opfer des Faschismus, vertrat er bis zu seiner Emeritierung 1989 weltanschauliche Positionen, die ihm die aktive Mitwirkung in der nach ihrem Programm antifaschistische Einheitspartei geraten erschienen ließen [sic!]. (Marks, Erwin: Nachdenken über ehemalige Professoren und Dozenten der Berliner Instituts für Bibliothekswissenschaft. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen. 1990, S.399-406) (bk)