> > > LIBREAS. Library Ideas # 8/9

Doppelherzen in der Bibliothek. Rezension zu: Lefebvre, Madeleine (2006) The Romance of Libraries. Lanham: Scarecrow Press, 224 pp., $ 27,00, ISBN-10: 0-8108-5352-3, ISBN-13: 978-0810853522


Zitiervorschlag
Maxi Kindling, "Doppelherzen in der Bibliothek. Rezension zu: Lefebvre, Madeleine (2006) The Romance of Libraries. Lanham: Scarecrow Press, 224 pp., $ 27,00, ISBN-10: 0-8108-5352-3, ISBN-13: 978-0810853522". LIBREAS. Library Ideas, 8/9 ().



I met the love of my life in a library. (Toni)

Haben Sie schon einmal ein Buch umarmt? Oder können Sie sich vorstellen, dass sie eines in einem mit gelben Herzen verzierten rosa Kleid so gern mögen könnten, dass sie es an sich drücken wollen? Lässt man es zu, dass einen die Liebesgeschichten rund um und in der Bibliothek auch nur ein wenig berühren, ist dieses Werk derart liebenswert. Ist man nicht gerade mit einem eisekalten Herz ausgestattet, muss man das Romantikpotential der Bibliothek als einen Ort des zweisamen Glückes und des Zueinanderfindens einfach mögen. Selbstverständlich können die Leser des Buches sowie der Rezension diese Aussage auch mit einem Augenzwinkern lesen – schön und ermutigend sind die etwa knapp 180 Stories von Jason, Jerry, Leah, Nancy, Ed, Tim, Linda etc., die auf Einsendungen für die Website www.libraryromance.com basieren, und aufgrund ihrer Vielzahl die noch so niedlichsten und kitschigsten Geschichten entspannend kurz gehalten sind, in jedem Fall.

The Romance of Libraries am Eiffelturm

Die Lektüre sei nach einem frustrierenden Arbeitstag (in der Bibliothek?!) auf dem heimischen oder dem Sofa in der Lounge der Stadtbibliothek empfohlen – dazu eine Tasse heiße Schokolade oder gar eine mit bitte mindestens 500g Liebe zubereitete Portion Lasagne nach „Margy’s Matrimonial Lasagna“-Rezept aus dem Anhang des Buches. Ob das Herz dann wegen des Zuckerschocks oder des Inhalts in höherer Frequenz schlägt, lässt sich sicher nicht eindeutig feststellen – es scheint allerdings offensichtlich, dass sich die ganze Welt oder wenigstens ein beachtlicher Teil dieser in den Lesesälen, an den Auskunftstheken, in den Freihandmagazinen und zwischen den Regalreihen verschiedenster Bibliotheken und in den Bibliotheksschulen dieser Welt kennen und zum Teil auch lieben lernte.

Nicht jede dieser „Love Stories“ hatte auch ihr Happy End, aber trotz aller romantischen Neigung und Übersinnlichkeit, die man den Bibliotheksbesuchern nach der Lektüre der Geschichten nicht selten zuschreiben möchte, sind sie am Ende doch auch nur menschlich.

Den ganz rosaroten Faden, der sich durch die Kapitel zieht, gibt es nicht, da die Schilderungen von der Herausgeberin Madeleine Lefebvre nur nach verschiedenen Themen geordnet, ansonsten aber in ihrer ursprünglichen Form belassen wurden. Dafür kann man den Band einfach aufschlagen und hinein lesen und durchblättern. Die ganz große Weltliteratur hat man mit „The Romance of Libraries“ natürlich nicht auf dem Nachtschrank, dafür aber etwas, was man mit Wohlgefühl liest. Und ich kann mir dieses Buch zum Verschenken sehr gut vorstellen – wobei dafür ein Hardcovereinband mit samtenem rosa Kleid noch schöner wäre. Und am Ende sind es diese Geschichten, die – so die Herausgeberin – auch die Zukunft der Bibliothek sichern können:

When two library lovers unite and produce a new generation of library lovers, should we really be worried about the demise of the library?

Natürlich nicht! (Augenzwinkern nicht vergessen!)


Maxi Kindling studiert Bibliothekswissenschaft und Germanistische Linguistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist studentische Mitarbeiterin am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft sowie beim Projekt "Wissenschaftsportal b2i".