> > > LIBREAS. Library Ideas # 6

Rezension zu: Dennie Heye (2006) Characteristics of the Successful Twenty-First Century Information Professional. Oxford: Chandos Publishing, 167 S., £ 39.95, ISBN: 184334145X


Zitiervorschlag
Manuela Schulz, "Rezension zu: Dennie Heye (2006) Characteristics of the Successful Twenty-First Century Information Professional. Oxford: Chandos Publishing, 167 S., £ 39.95, ISBN: 184334145X . ". LIBREAS. Library Ideas, 6 ().


“In my view, being an information professional today is one of the most exiting professions: helping others to organise, navigate and manage information in this increasingly information-centric world. With our skill set and a continuous evolution of technology, we can play a key role in companies, organisations and society.”

Diese positive Einstellung gegenüber dem informatorischen Berufsstand im Vorwort zieht sich durch das gesamte Buch, das die wesentlichen Eigenschaften eines Information Professionals kurz beleuchtet. Der Autor, selbst jahrelang als Knowledge Manager in einem niederländischen Privatunternehmen tätig, listet diese charakteristischen Merkmale aufgrund von Erfahrungswerten und Durchsicht anderer Publikationen auf. Heye verfolgt den Anspruch, praktische Hinweise und Ideen zu geben, wie die jeweilige Anforderung erreicht und umgesetzt werden kann.

Illustration: Cover des Buches im Berliner Lustgarten

Labyrinth und Grashalm: Lektüre für Information Professionals im Berliner Lustgarten

Auf den ersten Blick lässt die Publikation den Leser vermuten, eine typische Schrift zum Motivationstraining auf dem Schreibtisch zu haben, die sich in der Regel durch viel Oberfläche und wenig Substanz auszeichnet. Überschriften wie beispielsweise „You are creative and keen to innovate“ oder gar „You maintain a healthy work-life balance“ lesen sich als anspornende Slogans für die vielleicht zur Routine ausartende Arbeit. Auch beim genaueren Hinsehen bleibt der Eindruck bestehen: Die Zwischenüberschriften folgen dem Prinzip eines Eye Catchers und werden sofort im Gehirn des Lesers gespeichert. Die Gliederung ist schnell zu erfassen: Das Buch ist in 18 Kapitel strukturiert – von der Einleitung über die Auflistung der sechzehn Eigenschaften eines Information Professionals bis hin zur Schlussbemerkung. Die Kapitel, in denen jeweils die Kompetenzen abgehandelt werden, folgen im Aufbau stets demselben Schema: Zunächst wird in einer kurzen Beschreibung erklärt, warum welche Kompetenz in welchem Zusammenhang wichtig für den gegenwärtigen Information Professional ist. Dann folgen eine Reihe von Handlungsanweisungen und Techniken, wie die jeweilige Kompetenz konkret erreicht werden kann.

Welches sind nun, nach Meinung Heyes, die wichtigen Eigenschaften der „most exiting profession“, die sich Information Professionals am besten mit Post-It’s an den Arbeitsplatz kleben sollte?:

1. You are creative and keen to innovate
2. You are a search engine guru
3. You see the big picture
4. You maintain a healthy work-life balance
5. You show leadership
6. You can persuade others
7. You are an effective networker
8. You know how you can add value
9. You have effective presentation skills
10. You know how to measure value
11. You manage your time and use the magical word ‘no’
12. You know the basics of information architecture
13. You speak the technical jargon
14. You can manage a project
15. You know how to effectively market yourself
16. You are always up to date.

Diese Fähigkeiten sind tendenziell selbstständig-kommunikativ-technisch ausgeprägt. Der Leser erkennt auf dem ersten Blick, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie, insbesondere das Internet, ganz klar die Grundlage der informationsversorgenden Tätigkeit bildet; nicht zuletzt listet der Autor Grundlagen des technischen Sprachgebrauchs ausführlich auf.

Im Ergebnis ist das Buch kurzweilig zu lesen, die Kapitel getrennt und unabhängig voneinander durchzublättern. Der Leser hält keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein kleines Handbuch zur praktischen Umsetzung in Händen, wie man es auch von anderen Titeln aus dem Chandos-Programm kennt. Leider verweist die Bibliographie auf keine weiterführende Literatur, die sich mit dem informatorischen Berufsstand beschäftigt, sondern ist lediglich das Quellenverzeichnis für die verwendete Literatur des Autors. Der Index, der sich am Schluss des Buches befindet, beinhaltet leider vorwiegend die Überschriften und Zwischenüberschriften, was die vorherige Auseinandersetzung mit dem Buch bedingt.

Inhaltlich lässt sich feststellen, dass Dennie Heye kurz und prägnant die nach seiner Auffassung wesentlichen Kern- und zusätzlichen Kompetenzen eines modernen Information Professionals behandelt, bei denen er oft im Zusammenhang mit seinen eigenen Erfahrungen argumentiert. Zum Beispiel soll der Hinweis „see the big picture“ einer der wichtigsten Impulse für Heyes Tätigkeit gewesen sein, mit dem die Fähigkeit, einen allumfassenden Blick auf eine Problematik zu haben und die Funktion einzelner Glieder in Bezug auf die Gesamtheit zu verstehen, gemeint ist. Hier spiegeln sich die Zwischenüberschriften „Systems thinking“, „Create a map“, „The eyes of an outsider“, “Develop a timeline” und “Information processing styles” in den dazugehörigen Techniken wider, die mehr organisierend als reflektierend zu verstehen sind.

Als Grundlage für die Auffrischung verschiedener kreativer Techniken im beruflichen Alltag und zur praktischen Anwendung in einem für die Mitarbeiter zu neuen Ideen motivierenden Workshop ist die Zusammenstellung gut durchzuarbeiten. Eine wirklich umfassende Abhandlung zum Thema, die die Notwendigkeit der Kompetenzen theoretisch fundiert, ist das alles aber nicht. Wenn man das Buch als knappe Handlungsanleitung sieht, wird man das eine oder andere herausziehen können. Allerdings sollte man immer auch die in der Summary betonte Notwendigkeit einer kontinuierlichen Weiterbildung und dem Willen zur Veränderung beherzigen und sein Berufsbild als (angehender) Information Professional nicht ausschließlich auf diese Publikation zu gründen versuchen. Dafür langt es hier nämlich nicht.


Manuela Schulz studiert Bibliothekswissenschaft, Soziologie und Ältere Deutsche Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist studentische Hilfskraft am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft.