Vorbemerkung der LIBREAS-Redaktion:
Das nachfolgende Interview entstand im Rahmen der zwei Projektseminare, die LIBREAS am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität der Berlin im Wintersemester 2020/2021 beziehungsweise im Sommersemester anbot. Es zeigt die Möglichkeiten und auch die Grenzen einer integrativen und interkulturellen Produktion von Inhalten. Auf der Seite der Möglichkeiten steht zunächst das außergewöhnliche Aktivierungspotential, dass das Thema Dekolonisierung bei Studierenden des Faches besitzt. Das Engagement überraschte uns sehr und ebenso, dass fast alle, die sich jeweils eingeschrieben hatten, auch – obwohl sie, wie das an Universitäten üblich ist, hätten jederseits problemlos abbrechen können – bis zum Ende dabei blieben. Angesichts der besonderen Umstände des pandemiebedingten Digitalsemesters ist das nicht selbstverständlich. Eine glückliche Fügung ermöglichte zudem einen Austausch, der, wie wir feststellen, deutlich zu selten möglich ist. Gerade aber, wenn wir im Zusammenhang mit Fragen der Dekolonisierung die eurozentrische Ausrichtung des Bibliothekswesens reflektieren, benötigen wir eigentlich die Sichtweisen, die dezidiert nicht westlich geprägt sind. Mit Valentina de Toledo hatten wir eine Teilnehmerin, die an dieser Stelle, wenn man so will, vermitteln konnte. Als gebürtige Brasilianerin, die in Berlin lebt, hat sie einen Verständnishorizont, aus dem wir an sich viel lernen können. Angeregt durch die Fragestellungen des Seminars entschied sie sich als Seminarprojekt ein Interview mit einer der herausragenden Aktivistinnen einer Bewegung der bibliotecárias/os negras/os e antirracistas
zu führen. Franciéle Carneiro Garcês da Silva hat Bibliothekswissenschaft am Instituto Brasileiro de Informação em Ciência e Tecnologia (IBICT) in Rio de Janeiro und an der Universidade do Estado de Santa Catarina (UDESC) studiert und wirkt in diversen Initiativen dessen mit, was wir in Deutschland vielleicht als kritische Bibliothekswissenschaft
bezeichnen würden. Sie koordiniert die Grupo de Estudos Mulheres Negras na Biblioteconomia e Ciência
, welche sich mit der Rolle und den Perspektiven Schwarzer Frauen im Bibliothekswesen und in der Bibliothekswissenschaft beschäftig. Aus der Forschungsarbeit dieser Gruppe entstanden zahlreiche Publikationen, die unter https://www.nyota.com.br/livros verzeichnet sind und jeweils auch als PDF heruntergeladen werden können.
Wir freuen uns außerordentlich, ihren Blick auf Whiteness1 und Rassismus in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft abbilden zu können. Allerdings offenbaren sich an diesem Punkt auch die Grenzen. Denn wie sich zeigte, ist eine geradlinige Übersetzung des ursprünglich in brasilianischem Portugiesisch geführten Interviews deutlich komplizierter als wir und als die Seminarteilnehmer*innen aus dem Sommersemester, die dies als Seminarprojekt übernahmen, zunächst dachten. Inklusive Sprache an sich ist eine Übersetzungsherausforderung. Die Übertragung des Gesprochenen in eine schriftsprachliche Form eine zweite. Und schließlich gibt es den kulturellen Hintergrund, der nicht nur die Besonderheiten der brasilianischen Gesellschaft sondern in diesem Fall auch die des brasilianischen Hochschulwesens betrifft. Bei den redaktionellen Bearbeitungen stellten sich häufig Anschlussfragen, die wir leider nicht umfassend nachverfolgen konnten. Die deutsche Interviewfassung entspricht daher dem, was uns unter unseren Produktionsbedingungen bestmöglich war. Dies gilt gleichermaßen für die englische Übersetzung. Um Klarheit und Lesbarkeit herzustellen, wurden diese Fassungen gekürzt. Parallel publizieren wir die Transkriptionsfassung im brasilianischen Portugiesisch. Sollte es zu Übertragungsfehlern gekommen sein, bitten wir um Nachsicht und Hinweise.
Valentina de Toledo (VT): Vielen Dank für deine Zeit und Bereitschaft, unsere Fragen zu beantworten. Die Bibliothek ist ein Ort, an dem viele Welten aufeinandertreffen. Sie ist aber auch ein Ort, an dem sich Muster der Gesellschaft wiederholen, darunter Rassismus und andere Formen der Diskriminierung. Wir würden gern mehr über deine Sicht als Erkenntnistheoretikerin und Doktorandin der Informationswissenschaft auf die Auswirkungen der so genannten Whiteness in diesem Bereich und insbesondere im brasilianischen Bibliothekswesen erfahren.
In dem Buch Epistemologias Latino-Americanas
(Lateinamerikanische Epistemologien) fragst du: Rassismus ist ein weißes Thema, warum sollten sich nur Schwarze in ihrer Lehre und beruflichen Praxis damit befassen?
Ich würde dich bitten, zunächst einmal darüber zu sprechen, was Whiteness für dich bedeutet?
Franciéle Carneiro Garcês da Silva (FS): [Der Autor und Journalist2] Ta-Nehisi Coates formulierte es so: Race ist das Kind des Rassismus, nicht seine Mutter.
Davon ausgehend spreche ich in meinem Buch davon, dass Whiteness die Mutter des Rassismus
ist. Das Konzept der Race3 wurde benutzt, um Menschen zu klassifizieren. Dahinter steht eine Hierarchisierung in überlegene und minderwertige Rassen
. Dies hat den Zweck, zu trennen und zu dominieren. Whiteness bezieht sich auf die Identität, die in Entsprechung zu lokalen und globalen Einflüssen entsteht und rekonstruiert wird. Whiteness als Praxis etablierte sich historisch in dem Moment, in dem europäische und amerikanische weiße Männer das Konzept der Race heranzogen, um andere Menschen kolonisieren, dominieren und versklaven zu können. Dies geschah, wie im Fall der afrikanischen Bevölkerungen, auch im Rückgriff auf pseudowissenschaftliche und religiöse Vorstellungen der jeweiligen Zeit, was, zusätzlich zur geschaffenen Machtstruktur, eine Legitimation sicherte.
Wenn ich sage, dass Whiteness die Mutter des Rassismus ist, dann schließe ich keinesfalls aus, dass es schon vor der Einführung des Konzepts menschlicher Rassen
Vorurteile mit ähnlichen Wirkungen gab. Doch seit das Konzept der Race zur Anwendung kommt, sind es die damit verbundenen äußeren und sozialen Merkmale, die zur Hierarchisierung und Klassifizierung von Menschen mit Betonung der danach nicht-weißen Gruppen dient. Die über rassische Merkmale bestimmte weiße Identität wird seitdem so behandelt, als gäbe es überlegene und unterlegene Rassen
. Dieses Rassenprivileg findet sich auch heute in sämtlichen Teilen der brasilianischen Gesellschaft.
Wenn ich also betone, dass Rassismus ein weißes Problem ist, dann spreche ich von einem Konzept oder Modell, in dem Whiteness historisch etwas verankerte, das bis heute in der brasilianischen Gesellschaft als Instrument zur Unterdrückung nicht-weißer Menschen zum Einsatz kommt. Im Fall Brasiliens sind dies die Indigenen, Schwarze Menschen afrikanischer Herkunft und auch die LGBTQIA-Bevölkerung,4 die nicht der cis-heterosexuellen Hegemonie entspricht. Dieses von der Elite propagierte Herrschaftselement einer Überlegenheit weißer Merkmale
wirkt nicht nur im Bereich der Race, sondern auch in Bezug auf Geschlecht, Klasse und Sexualität, außerdem können mehrere dieser Bereiche ein und dieselbe Person betreffen. Dann wird von Intersektionalität gesprochen.
VT: Wie zeigt sich dies in der brasilianischen Gesellschaft?
FS: In Brasilien sehen sich weiß gelesene Personen als Träger einer vermeintlichen Normalität. Sie sehen und setzen sich selbst als den zu erreichenden Standard. Weiß zu sein, ist in ihren Augen das Normale. Diejenigen, die von diesen weiß gesetzten Normen abweichen, streben danach, einen sozialen Status zu erreichen und in der Gesellschaft akzeptiert zu werden, indem sie sich dem anzunähern versuchen. Dies geschieht teils äußerlich, indem man versucht die Gesichtszüge aufzuhellen oder die Haare glättet, um einer weißen Ästhetik zu entsprechen. Teils über die Übernahme der Diskurse und Deutungsmuster der Meritokratie5 der auf dem Differenzierungsmerkmal Race
basierenden brasilianischen Gesellschaft. Oder durch Veränderungen des Verhaltens, einer Abkehr von kulturellen und habituellen Merkmalen Schwarzer oder indigener Kulturen.
Brasilien war sehr lange eine Kolonie und das in dieser Geschichte verinnerlichte koloniale Denken wirkt bis heute. Daher werden rassistische Einstellungen oft nicht hinterfragt, sondern gelten als gerechtfertigt. Für die betroffenen Teile der Bevölkerung ist dies ein grundsätzliches Hindernis. Die Politik verfolgt weiterhin das Ziel, weiße Migrant*innen nach Brasilien zu holen und somit Brasilien selbst zunehmend weiß zu machen. Der Diskurs des weißen Brasiliens wird exportiert. Als Idealbild einer brasilianischen Frau gilt Giselle Bündchen,6 die aus einer Region Brasiliens stammt, die vorwiegend durch europäische Einwander*innen geprägt ist. Viele denken nun also, dass Frauen aus Rio Grande do Sul wie Giselle Bündchen aussehen. Außerdem verlieren sich mit dem Whitening der Gesellschaft andere Traditionen und Wissensformen, die für die afrikanische und afrobrasilianische Kulturen prägend waren, wie zum Beispiel Capoeira oder Samba. Andere Elemente afrikanischer Herkunft wurden historisch über Verbote verdrängt. Dazu zählen Formen afro-brasilianischer Religiosität wie Candomblé und Batuque.7Diese wurden während und nach der Zeit der Sklaverei unterdrückt. Auch heute gibt es Angriffe von Evangelikalen auf Umbanda- und Candomblé-Terreiros.8 Ziel solcher Attacken ist seit je das Kappen der kulturellen Wurzeln von Menschen afrikanischer und afro-brasilianischer Herkunft, um ihr Denken und ihre Körper dominieren und kolonisieren zu können.
Man muss dabei berücksichtigen, dass weiß in Brasilien etwas anders ist als in Europa oder den USA. Auch innerhalb Brasiliens gibt es Unterschiede. Eine weiße Person wird im Süden Brasiliens anders gelesen als im Nordosten. Neben äußerlichen Merkmalen gibt es weitere Aspekte, die dazu führen, dass eine Person innerhalb unserer rassifizierten Gesellschaft als mehr oder weniger weiß wahrgenommen wird. Die Professor*innen Lourenço Cardoso und Liv Sovik sprechen viel darüber, was es bedeutet, in Brasilien weiß zu sein und was der Unterschied zwischen diesen Ausprägungen der Whiteness ist.
VT: Wie ist es im universitären Kontext?
FS: Ein aktuelles Beispiel für den Ausdruck der Whiteness in der akademischen Welt Brasiliens ist das Ausnutzen von Quoten, die für nicht-weiße Gruppen eingeführt wurden. Es passiert, dass weiße Menschen Quoten missbräuchlich für sich reklamieren, die eigentlich zum Beispiel für Nachfahren der indigenen Bevölkerung oder Quilombolas9 etabliert wurden. Auch hier nutzen sie abermals das Privileg ihrer Whiteness aus. Dass sie zu einer Gruppe gehören, die ohnehin historisch und gesellschaftlich begünstigt ist, blenden sie ebenso aus, wie 300 Jahre Versklavung Schwarzer Menschen in Brasilien. Schwarze Menschen erhielten bis heute keine Kompensation für die Jahrhunderte der Sklaverei, weder materiell noch immateriell. Zugleich wird ihnen der Zugang zu Bildung erschwert.
VT: Warum haben viel weiße Menschen ein Problem damit, sich als privilegierte Gruppe zu sehen?
FS: Oft wird dies mit einem Mythos der Egalität beiseite geschoben. Dieser besagt, dass in unserer Demokratie ja formal alle Menschen unabhängig ihrer Herkunft gleich sind. Dazu kommt einer verinnerlichte Meritokratie. Wem der soziale Aufstieg nicht gelingt, die*der scheitern nur wegen fehlenden Bemühens. Hinter diesen beiden Punkten werden die historisch in die brasilianische Gesellschaft eingeschriebenen Benachteiligungen ausgeblendet.
Man kann durchaus fragen, warum man trotz der Quoten so wenige Schwarze Menschen an den Universitäten findet und wo eigentlich die Schwarzen Professor*innen sind, die formal da sein sollten? Wenn alle die gleichen Chancen und Fähigkeiten haben, müssten sich doch alle gleichermaßen in den Bereichen der Macht finden.
Der Mythos der Bestenauslese ist ein künstliches Instrument, um die brasilianische Gesellschaft formell zu nivellieren, die Verhältnisse aber zu bewahren. Tatsächlich sind die Chancen für Schwarze Menschen ganz anders als die weißer Menschen.
Ein weiterer Effekt des Mythos’ der Meritokratie ist, dass die weißen Menschen ihren Wohlstand und ihre soziale Stellung allein ihrer harten Arbeit zuschreiben. Aber wie häufig sieht man, dass bei der Besetzung von Führungspositionen Netzwerke entscheiden?
Historisch waren es tatsächlich die Sklaven, die den Wohlstand erarbeitet haben. Die weißen Menschen haben sich den Wert dieser Arbeit unrechtmäßig angeeignet. In der Logik der Meritokratie würde er ihnen also gar nicht zustehen.
Dazu kommt der konkrete Rassismus, der weißen Menschen positive Eigenschaften zuschreibt, Schwarzen und indigenen Menschen dagegen vorwiegend negative. Die Vorstellungen überlegener und minderwertiger Rassen wirken immer noch. Rassistisch denkende Menschen gehen davon aus, dass sie natürlicherweise überlegen sind. Ob bewusst oder unbewusst entmenschlichen sie damit andere. Ohne dass sie es wahrnehmen, werden ihre entsprechenden Handlungen von Betroffenen als übergriffig und gewaltsam empfunden.
Auch werden formal bestehende Rechte oft schlicht verweigert. Warum sind Schwarze Menschen bis heute in höchstem Maße von Ungleichheit und sozialer, wirtschaftlicher und schulischer Benachteiligung betroffen? Weil nach der Abschaffung der Sklaverei den Schwarzen – neben den Folgen der Sklaverei – ihre Rechte auch von staatlicher Seite verweigert wurden. Die öffentliche Politik zeigte kein Interesse an ihrer Bildung, ihrer Entwicklung und ihrem sozialen Aufstieg. Der Anthropologe Kabengele Munanga10 vertritt die These, dass der Rassismus in Brasilien deshalb wirksam ist, weil das, was eine Person sagt, nicht immer das ist, was sie meint. Für mich ist es immer dann Rassismus, wenn eine Schwarze Person durch etwas, das gesagt oder getan wird, eingeschränkt oder verletzt wird. Dies kann aber nicht in jedem Fall so offen benannt werden.
VT: Wird Rassismus also ausschließlich von weißen Menschen ausgeübt?
FS: Weiße Menschen reproduzieren Rassismus durch ihre Wahrnehmung und ihr Handeln. Das heißt nicht, dass Schwarze Menschen nicht – und das ist das richtige Wort – Rassismus reproduzieren können. Denn in einer rassistischen Gesellschaft lernen und verinnerlichen sie genau das. Wenn es keine Aufklärung und keinen Diskurs gibt, der freilegt, wie Race und Rassismus in unserer Gesellschaft wirken, werden sie den Diskurs der Unterdrückenden weiter reproduzieren. Schwarze Menschen in Brasilien haben oft keinen Zugang zu ihrer eigenen Geschichte, weil die entsprechenden Dokumente und Aufzeichnungen weitgehend vernichtet wurden, und zwar aus Angst, dass künftige Generationen Wiedergutmachung verlangen würden. Der Mythos der Gleichheit bewirkt, dass sie oft nicht sehen, welchen Einfluss Rassismus auf ihr Leben hat. Der Mythos der Meritokratie bewirkt häufig, dass ihre begrenzten Aufstiegschancen auf mangelndes individuelles Bemühen zurückgeführt werden.
Eine wichtige Sache, die man verstehen muss, und die auch Professorin Lia Vainer Schucman betonte, ist, dass man, selbst wenn man eine ökonomisch arme weiße Person ist, immer das Privileg der Hautfarbe
haben wird. Dieses Privileg strukturiert die Beziehungen und steuert den Zugriff auf Chancen, Güter und Status innerhalb der brasilianischen Gesellschaft.
VT: Wie zeigt sich dieses Privileg?
FS: Es bezieht sich auf alle gesellschaftlichen Vorteil der Whiteness. Das kann zum Beispiel sein, dass man auch als arme weiße Person bestimmte Räume betreten kann, ohne vom Sicherheitsdienst hinausgeworfen zu werden. Oder, dass man als epistemische Autorität zu einem bestimmten Thema angesehen wird, auch ohne es tief studiert zu haben. Es reicht aus, dass man sich äußert. Vor nicht allzu langer Zeit haben drei weiße Personen einen Artikel über Affirmative-Action-Themen geschrieben, obwohl sie nicht auf dem Gebiet arbeiten. Entsprechend standen einige absurde Dinge darin. Er wurde trotzdem veröffentlicht.
Zugleich werden wissenschaftlich fundierte Artikel von Schwarzen zu solchen Themen mit der Begründung, sie seien politisch, militant oder radikal, abgelehnt.
Dies geschieht, weil die Wissenschaft selbst in Bezug auf ihren Rassismus einen blinden Fleck hat. Dass wir in der brasilianischen Bibliothekswissenschaft so wenige Artikel oder Bücher zum Thema haben, ist kein Wunder. Und von den wenigen Publikationen zum Thema stammen viele von weißen Autor*innen, die über Schwarze schreiben. Der Faktor Race wird immer einen Einfluss haben, wenn Schwarze Menschen über ihre Erfahrungen und ihre Sicht auf die Geschichte schreiben, wenn sie ihre kritische Perspektive und wissenschaftliche Bewertung einbringen und sie dabei immer mit den Mythen der Egalität, der Meritokratie und immer Effekten von Whiteness und Rassismus konfrontiert werden.
Weiße Menschen werden folglich immer ablehnend reagieren, entweder, weil sie nichts von dem Thema verstehen, oder weil sie diese Debatten für unnötig halten, da sie sich in einer Gesellschaft befinden, die aus ihrer Sicht fair und für alle gleich ist. Diese Ausgrenzung von Perspektiven, Deutungen und Wissen ist ein Epistemizid. Dieses Konzept, das von Boaventura de Sousa Santos und Sueli Carneiro breit diskutiert wird, beschreibt eine Auslöschung des von Schwarzen und unterdrückten Menschen produzierten Wissens. Der Hauptgrund dafür ist, dass es eine Gegenerzählung darstellt zu dem vom hegemonialen Kontext produzierten. So überrascht es nicht, wenn Professor*innen sagen, sie hätten noch nie etwas über diese Themen gelesen, oder, dass ein Buch, das 2018 erschien, das Erste zu dieser Diskussion sei, obwohl das Thema in der Bibliotheks- und Informationswissenschaft tatsächlich schon lange diskutiert wird.
VT: Und wie beeinflusst Whiteness das Bibliothekswesen und die Bibliotheks- und Informationswissenschaft (LIS)?
FS: Im Bibliothekswesen erfolgt ihr Einfluss auf verschiedene Weise. Da ist zunächst der Glaube an die Existenz verschiedener Rassen
, wobei einige als Inhaber und Produzenten von Wissen angesehen werden und andere nicht. Es ist, als ob diese Populationen kein Wissen hätten, kein Wissen produzierten, nicht epistemologisch über ihre Wissensbereiche und ihre sozialen Realitäten, über das Sein und ihr Dasein in der Welt reflektierten. So wird ein normatives Modell von Wissenschaft geschaffen, das den im Globalen Norden etablierten Standards folgt.
Zweitens ist das Bibliothekswesen in Brasilien vom europäischen und amerikanischen Bibliothekswesen geprägt. Damit wird das etabliert, was ich als White Librarianship bezeichnen würde. Die theoretischen Grundlagen und Bezüge sind ebenso stark eurozentristisch wie die Perspektive auf die Wissenschaft und das wissenschaftliche Arbeiten. Das dekoloniale Wissen sowie das Wissen von Menschen, die sich am Rande dieser Gesellschaft befinden, bleibt außer Acht.
Nimmt man diese beiden Einflüsse zusammen, haben wir einen Epistemizid. Wissen, das innerhalb der Universität als minderwertig angesehen wird, ist de facto inexistent. Menschen, die in ihren Studien- oder Abschlussarbeiten über Race und Rassismus im Bibliothekswesen schreiben wollen, werden mit dem Argument davon abgehalten, dass diese Diskussionen kein Forschungsfeld der Bibliothekswissenschaft ist.
Race und die damit verbundenen Fragen werden unsichtbar gemacht. So kommt es dazu, dass Dozent*innen, indem sie europäischen Theorien und Modellen folgen, nicht in der Lage sind, die Situation und Lebenskontexte der Studierenden zu verstehen. Schwarze und indigene Studierende müssen sich der gleichen Messlatte fügen wie weiße. Es wird so getan, als hätten alle die gleichen Voraussetzungen, was in Brasilien nicht gegeben ist.
VT: Whiteness wirkt also auch in der Lehre?
FS: Die benannten Mythen prägen auch das Bildungswesen. Ein*e Professor*in, der*die denkt, dass jede*r an der Universität aus einer Situation kommt, in der es üblich ist, auf Englisch studieren zu können, die Publikationsformen kennt und weiß, wie man was schreibt, reflektiert nicht darüber, wie dies von vornherein Menschen diskriminiert, die nicht mit diesem Wissen an die Universität kommen. Es gibt auch Professor*innen, die Studierende wegen dieser fehlenden Vorkenntnisse schlechter benoten. Schwarze Menschen sind aber nicht immer auf die Bedingungen und Mechanismen der Wissenschaft vorbereitet, wenn sie an die Universität kommen. Es gibt häufig ein Bildungsdefizit, weil sie meistens von öffentlichen Schulen kommen. Schaffen sie es auf die Universität, werden sie dort in vielen Fällen mit finanziellen, pädagogischen und linguistischen Überforderungen konfrontiert. Es gibt zum Beispiel keine vorbereitende Vermittlung von Informationskompetenz, sodass wir an der Universität ankommen und bereits wissen müssen, welche Parameter es zu erfüllen gilt und wie wir uns in diesem Raum behaupten können, der ein historisch weißer, eurozentrierter, euroamerikanisierter Raum ist. Ganz zu schweigen von den rassistischen Witzen von Professor*innen, die ich in meinem Kurs oft erlebt habe, einem, wie der Autor Adilson Moreira nennt, Recreational Racism
.
VT: Was ist das?
FS: Adilson Moreira zeigt in seinem Buch Recreational Racism
, dass Recreational Racism auf rassistischen Witzen basiert, deren Pointe darauf aufbaut, dass von Schwarzen immer erwartet wird, dass sie etwas falsch machen. Das eine reine Erfindung, die einen rassisch-ethnischen Aspekt enthält, obwohl tatsächlich jede Person Fehler machen kann, unabhängig davon, ob sie Schwarz ist oder nicht.
VT: Auf welche Schwierigkeiten stoßen Schwarze Menschen in der Universität?
FS: Die Hürden liegen sowohl in den Teilhabemöglichkeiten zum Beispiel bei Forschungsprojekten, als auch im Inhaltlichen. So werden in postgraduierten Projekten innerhalb der Programme bestimmten Themen nicht genehmigt. Dabei ist es oft so, dass diese subjektiven Entscheidungen von den Entscheider*innen oft gar nicht als rassistisch wahrgenommen werden. Das kann unbewusst erfolgen, denn in diesen Fällen fehlt meistens ein Verständnis dafür, dass die Gesellschaft rassistisch ist.
Erst seit den 2000er-Jahren gab es bei der ENACIB11 einen bibliothekswissenschaftlichen Beitrag zum Thema Whiteness in Teaching Practices in Librarianship and Information Science
12, geschrieben von mir, Gustavo Saldanha und Daniela Pizarro. Das ist erstaunlich, da es Critical Whiteness Studies im Bibliothekswesen auch schon länger gibt. Die afrokanadische Bibliothekarin und Forscherin Jody Nyasha Warner war eine der Ersten, die sich mit dem Thema auseinandersetzte.13 Erwähnenswert sind auch die Arbeiten der Lehrerin und Bibliothekarin Isabel Espinal zur Whiteness in Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Dirnéle Garcez und ich haben über sie in unserem Buch Bibliotecári@s Negr@s
14 geschrieben.
VT: Es ist bemerkenswert, dass Schwarze Menschen die höchste Quote von Studienabbrüchen in der Bibliothekswissenschaft haben (71,7 %). Siehst Du Whiteness als ursächlichen Faktor?
FS: Sie brechen oft ab, weil sie sich in den Curricula nicht wiedererkennen. Sie brechen aber auch ab, weil sie es sich oft nicht leisten können. Auch öffentliche Universitäten kosten Geld. Dazu kommen Umzugskosten, Reisekosten, Miete, Essen und so weiter. Die Unterstützung der Hochschulen ist gering. Hilfsprogramme gibt es kaum oder sie sind Schwarzen Studierenden kaum bekannt. Generell ist es so, dass das Regelstudium nur für Menschen passt, die sich tagsüber freinehmen können, also privilegiert sind. Viele Schwarze Menschen müssen arbeiten und ihre Familie versorgen, können also nur Abendkurse wählen.
Hinzu kommen rassistische Effekte: Den Schwarzen Menschen wird vermittelt, dass dieser Raum, also die Hochschule, nicht für sie ist. Sie fühlen sich isoliert, teils verfolgt von Lehrer*innen, von Kolleg*innen oder von Erfahrungen mit institutionellem Rassismus. Wo sie nicht offen aufgenommen werden, halten sie auch nicht durch.
VT: Setzt Du in der Lehre auf Material von Schwarzen oder indigenen Brasilianer*innen oder eher von weißen Brasilianer*innen oder Menschen aus dem Globalen Norden?
FS: Die Autor*innen in unserem Bereich sind meist weiß. Schauen wir zum Beispiel auf die epistemologischen und historischen Studien der Bibliothekswissenschaft, finden wir nahezu ausschließlich weiße Stimmen. Zu nennen wären: Gustavo Saldanha, César Karpinski, Solange Mostafa, Carlos Alberto Ávila Araújo, Oswaldo Almeida Júnior, Henriette Gomes und andere. Es gibt aber einige Schwarze Autor*innen, auf die wir uns beziehen können, zum Beispiel Maria Aparecida Moura, Mirian de Aquino, Ana Cláudia Borges, Ana Paula Menezes, Leyde Klébia Rodrigues, Francilene Cardoso. Sie leisten ihren Anteil am bibliothekswissenschaftlichen Wissen, werden aber nicht immer in der Lehre der Bibliothekswissenschaft in Brasilien vermittelt. In den Büchern von Schwarzen zum Bibliothekswesen kommen sie natürlich vor. Bibliotecári@s Negr@s
und O Negro na Biblioteca
sind zwei Titel, die sich mit bibliothekswissenschaftlichen Fragen aus dieser Perspektive befassen. Im Gesamtspektrum des wissenschaftlichen Publizierens dominieren jedoch weiße Autor*innen und werden auch häufiger zitiert.
Man findet aber auch in der Bibliothekswissenschaft weiße Menschen, die einen kritischen und geisteswissenschaftlichen-differenzierenden Blick einbringen. Ich möchte dahingehend Francisco das Chagas Júnior und Daniella Pizarro herausheben. Beide sind wichtige Referenzen für ethische Aspekte des Berufs und des Bibliothekswesens. Sie kritisieren die technizistische Orientierung, die für eine mehr geisteswissenschaftlichen Perspektive ein Nachteil ist. Weiterhin wäre Jacqueline Cabral, eine Archivarin, welche archiv-theoretische Fragen von Gender und Sexualität untersucht, zu nennen.
VT: Was meinst Du in diesem Fall mit Technizismus?
FS: Wir sehen einen sehr starken Trend in der Bibliothekswissenschaft zur Ausrichtung auf die Informations- und Kommunikationstechnologien. Geisteswissenschaftlichere Fragestellungen werden dagegen zurückgestellt.
Eine Debatte darüber wurde von Maria Aparecida Moura, Rubens Alves da Silva und Fabrício Nascimento angeregt. Diese Professor*innen sind sehr wichtig, denn nur sie können den Diskurs innerhalb der Hochschulen wirklich anstoßen. Schwarze Menschen haben als traditionell benachteiligte Gruppen wenig Wirkungsmöglichkeiten in diesen Räumen.
VT: Sind denn die geisteswissenschaftlichen Sichtweisen auf die Bibliotheks- und Informationswissenschaft weithin akzeptiert?
FS: Aus meiner Sicht sind sie es nicht. Ich merke das an dem Widerstand, den es gibt, wenn man ein unbequemes Thema wie Whiteness oder struktureller Rassismus einbringt. Die Gruppe, die von institutionellen oder auch sprachlichen Rassismen profitiert, setzt nach wie vor ihre Dominanz ein, um Schwarze, indigene, LGBTQIA- und Menschen mit Behinderungen aus den Bereichen der Deutungshoheit auszuschließen und deren Diskurse, teils auch ihre Existenz in akademischen Räumen unsichtbar zu machen. Die technizistische Ausrichtung des Bibliothekswesen fördert dies, denn es erleichtert die Vorspiegelung von Neutralität.
VT: Inwiefern ist die Bibliothek für Dich ein Machtraum
für die Propagierung und Durchsetzung solcher Mechanismen?
FS: Man muss sich nur nur ansehen, wie die Vermittlung von Kinderbüchern zum Beispiel Aschenputtel und Disney-Klassiker in den Mittelpunkt rückt, afrikanische, afro-brasilianische oder auch indigene Geschichten aber kaum abbildet. Ebenso wie LGBTQIA-Literatur finden sie sich kaum in Bibliotheken. Auch in der Ausbildung kommen diese anderen Perspektiven nicht vor. Für mich zeigt sich darin elementar die Förderung eines Diskurses zugunsten von Whiteness, als eines Privilegs und der Aufrechterhaltung dieses Privilegs, in dem weiße Maßstäbe als allgemeiner Standard gesetzt werden.
VT: Wie gehst Du mit dieser Tatsache um?
FS: Als Information Professional muss ich mich kritisch und politisch dazu positionieren. Ich muss verstehen, das jedes Element der Ausbildung und der Curricula politisch ist. Sobald ich mich für einen bestimmten Diskurs entscheide, der andere unsichtbar macht, ist es eine politische Entscheidung.
Da es immer politisch ist, muss ich mich entscheiden. Ich kann einen Diskurs wählen, der antirassistisch und dekolonial ist. Oder ich kann einen Diskurs wählen, der die Anforderungen des Kapitalismus bedient, einen hegemonialen Diskurs, der die Neutralität der Wissenschaft behauptet, eine Literatur die eine einzige Geschichte
fördert , in der, wie Chimammanda Adichie sagt, nur weiße Männer als Klassiker betrachtet werden, Frauen kaum gelesen werden und Schwarze Frauen nicht einmal bekannt sind.
Wenn wir die Universität so wahrnehmen und hinnehmen, wird sich nichts ändern. Wir werden immer eine bestimmte Vorstellung von Identität fördern und das Privileg der Whiteness durch das, was wir lesen, tun und sagen, aufrecht erhalten. Eine Umgestaltung der Universität und der Ausbildung ist enorm komplex und schwierig. Denn sobald man Teil der Universität ist, ist man am Ort der Elite.
In den Grundkursen werden Leute, die nicht selbst mit Rassismus konfrontiert sind, nicht verstehen, warum das Thema überhaupt diskutiert wird und Teil der Berufsausbildung sein sollte. Ich war an zwei Universitäten, an denen die Relevanz des Themas nicht verstanden wurde. Unser Beruf sei doch neutral, war das Argument. Diese Pseudo-Neutralität wird massiv gefördert.
Das hat Konsequenzen. Wo Schwarze Menschen nicht mit ihren Ansprüchen besonders beachtet werden, bekommen sie auch keine Services und Angebote in Bibliotheken, die für sie passen. Wenn Bibliothekar*innen Rassismen verinnerlicht haben oder rassistisch sind, wird dies ihre Arbeit prägen. Ich glaube nicht, dass sich die inneren Werte und Überzeugungen durch vorgebliche Neutralität aufheben lassen. Daher denke ich auch, dass es keine professionelle Neutralität gibt.
Wir können nicht von Neutralität sprechen, wenn Menschen in rassistisch geprägten Gesellschaften sozialisiert werden. Erlernte Vorurteile werden automatische auch in das berufliche Handeln hineingetragen. Bibliothekar*innen sollten sich dessen bewusst sein.
Wie und wo lässt sich etwas ändern? Ein Weg wäre, die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Akteure, die sich mit ethno-rassischen, dekolonialen oder Gender-spezifischen Fragen befassen, als Grundlage in die bibliothekarische Ausbildung aufzunehmen. Ein*e Bibliothekar*in muss sich zum Beispiel auch bewusst werden, dass es Transgender, LGBTQIA, lesbische und nicht-binäre Menschen gibt. Auch an dieser Stelle gibt es enorme Defizite, weil viele Bibliothekar*innen in dieser Hinsicht ebenfalls konservative Einstellungen haben.
VT: In Deinen Texten erläuterst Du bibliotheks- und informationswissenschaftliche Konzepte und betonst die Tatsache, dass das in Brasilien verwendete Modell ein technizistisches ist, nach dem Bibliotheken als Orte der Zweckmäßigkeit, der Effizienz und der Dienstleistungen
verstanden werden und sich als unparteiisch sehen. In welcher Beziehung steht dies zum Konzept des epistemischen Ungehorsams und Critical Antiracist and Decolonial Librarianship?
FS: Wenn ich über das nachdenke, was ich Critical Antiracist and Decolonial Librarianship nenne, sehe ich, wie wir weiterhin hauptsächlich eurozentrisches und amerikanisiertes Denken fördern und wie wir es zugleich versäumen, auf unsere brasilianische soziale und geschichtliche Realität zu blicken. Viele Bibliothekar*innen kennen die Geschichte Brasiliens nicht. Oder sie wissen nur das, was sie in der Schule gelernt haben. Diese Bildungslücke ist eine Ursache der Fortführung des hegemonialen Diskurses, der von denen stammt, die unsere Bevölkerung kolonisierten.
Wenn es dekoloniale Bezüge in den Universitäten gäbe, wenn das Wissen in der bibliothekarischen Ausbildung von lateinamerikanischen Menschen, von Indigenen oder Quilombolas käme, wenn die Bibliothekar*innen Race als Element wahrnehmen würden, das die Beziehungen strukturiert, dann wäre Race auch nicht so wirksam. Dass Menschen wie bisher rassifiziert, klassifiziert und ausgeschlossen werden, wäre dann nicht mehr so leicht möglich.
Zugleich wären zusätzliche Perspektiven legitimiert. Dekolonisieren bedeutet, das Wissen sichtbar zu machen, das aktuell an den Rändern entsteht. Es bedeutet, dass die Wissenschaft die Gesamtheit des im Globalen Süden produzierten Wissens berücksichtigt. All das kann dazu führen, dass sich unser Beruf weiterentwickelt und menschlicher wird. Wir würden besser verstehen, dass es Andere gibt, die in all dem, was wir tun, berücksichtigt werden müssen. Dekolonisierung bedeutet, über alle Bevölkerungsgruppen und ihre Repräsentation in unsere Gesellschaft und der Geschichte nachdenken.
Als Intellektuelle sehe ich leider, dass wir Gesellschaft und Geschichte immer noch an weißen europäischen und amerikanischen Bezügen ausrichten. In meinen Publikationen benutze ich Quellen von weißen, indigenen, asiatischen, Schwarzen und LGBTQIA-Menschen, egal ob sie Amerikaner*innen, Europäer*innen, Brasilianer*innen oder Lateinamerikaner*innen sind. Alle identifizieren strukturellen Rassismus als etwas, dass die Ungleichheiten in ihren Ländern und ihren professionellen Strukturen fördert. Sie alle sehen, wie Bibliotheken und das Bibliothekswesen Räume sind, die sehr stark koloniales, weißes und kapitalistisches Denken fördern. Die Folge davon ist, dass wir ein dominantes weißes, amerikanisiertes und europäisiertes Bibliothekswesen haben. Dieses stammt jedoch nicht aus unseren Lebenswirklichkeiten und weist auch nicht die gleichen Probleme auf.
In der Konsequenz führt dies in eine weitere Form eines Epistemizids. Wenn ich als Bibliothekarin nicht verstehe, wie meine Handlungen und Beziehungen durch Race und Whiteness geprägt sind, wenn ich meinen Bibliotheksbestand ohne dieses Wissen aufbaue, stütze ich das koloniale Denken, das mich geprägt hat und damit das, was ich weißes Bibliothekswesen
nennen.
VT: Du sprichst von einem anderen Librarian Code of Ethics
, der es in einer explizit antirassistischen, antisexistischen, anti-LGBTQIA-phoben und dekolonialen Weise ermöglichen soll, bibliothekarisches Verhalten zu überdenken und auch in der Ausbildung zum Einsatz kommen soll. Was kann man darunter verstehen?
FS: Ich kritisiere am bestehenden Code of Ethics
, dass er keine Perspektive zur Reflexion von Race einbringt und dass er ignoriert, zu welchen Spannungen dieser Faktor für die Bibliothekar*innen sowie das Bibliothekswesen führt. Schwarze Bibliothekar*innen erleben Rassismus innerhalb ihres Arbeitsumfeldes, weiße Bibliothekar*innen leben Rassismus innerhalb ihres Arbeitsumfeldes. Der Code of Ethics sollte die Bibliothekar*innen anregen, oder sogar konsequent herausfordern, darüber nachzudenken, wie wir Bibliotheken und die Bibliothekspolitik gestalten. Wie positionieren sich die professionellen Institutionen in der Diskussion über den Faktor Race
? Wie stellen wir sicher, dass sich Bibliothekar*innen für die Dekonstruktion von Vorurteilen einsetzen? Es reicht nicht aus, dass diese Veränderung implizit angestrebt werden. Sie muss explizit sein, also so deutlich und bestimmt wie möglich.
Im Grunde genommen möchte ich, dass die Diskussion über Race und wie sie auf den Beruf und die Individuen wirkt, in den Gremien geführt und von diesen gefördert wird. Es geht darum, aktiv dafür einzutreten, dass das Bewusstsein geschärft und der Rassismus innerhalb der Gesellschaft dekonstruiert wird.
Franciéle Carneiro Garcês da Silva
https://linktr.ee/FrancieleGarces
Franciéle Carneiro Garcês da Silva ist Doktorandin der Informationswissenschaften an der Bundesuniversität von Minas Gerais. Sie beschäftigt sich mit der Forschung und Förderung des brasilianischen und amerikanischen Black Librarianship, sowie mit dekolonialen Studien und Lehre, kritischer Rassentheorie und kritischen Studien des Weißseins in LIS. Unter ihren vielen Projekten ist sie Managerin des Intellectual Quilombo und Koordinatorin des Nyota-Siegels, Organisatorin und Autorin vieler Bücher, darunter: Black Librarians (mit 3 Bänden), Black Epistemologies: race relations in librarianship und Latin American Epistemologies in Library and information science: contributions from Colombia and Brazil.
Valentina Gonçalves de Toledo
Valentina Gonçalves de Toledo ist eine brasilianische Studentin der Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Racism is a white issue, why are only black people the ones who should address it in their teaching and professional practice?
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Librarian Franciéle Garcês tells about the influence of whiteness in the librarianship-information science field and the perpetuation of racism in librarianship and information science.
Valentina de Toledo (VT): Thank you for your time and availability to answer our questions. The library is a place where many worlds meet, but also where patterns of the society in which it is located are repeated, among them racism and other discriminations. I would like to understand your view as an epistemologist and doctoral student in Information Science on the impacts of whiteness in the field, and in particular in Brazilian librarianship.
In the book Epistemologias Latino-Americanas
(Latin American Epistemologies) you say Racism is a white issue, why only black people should address it in their teaching and professional practice?
I would like you to start by explaining what whiteness is?
Franciéle Carneiro Garcês da Silva (FS): Ta-Nehisi Coates says race is the daughter of racism, not its mother
and from that I say in the book that whiteness is the mother of racism
. The concept of race was used to classify people, be they from other continents or countries, hierarchized into superior and inferior races
in order to separate and dominate. Whiteness refers to white racial identity that is reconstructed according to local and global influences. The exercise of whiteness was present when, in historical processes, European and American white men used the concept of race to be able to colonize, dominate, and enslave other people, as in the case of the African population, and also to be able to justify the domination of these populations using the pseudoscience of the time and religious aspects, in addition to the power structure created.
By saying that whiteness is the mother of racism, I am not excluding that people were already prejudiced before the concept of race, but when it was invented, it served to classify and hierarchize people from certain non-white groups. The white racial identity has since been promoted as if there were superior races
, and this racial privilege is promoted in all spheres of Brazilian society.
And when I say that racism is a white problem, I am talking about a conceptual model where whiteness according to historical processes is responsible for what is seen today in Brazilian society as instruments of domination of non-white people: the native/indigenous peoples, black people of African origin, and the LGBTQIA population, who do not correspond to the cisheterosexual hegemony. The aspects of domination propagated by the elite that promotes whiteness act on the issues of race, gender, class and sexuality and their intersectionality.
VT: How is whiteness reflected in Brazilian society?
FS: In Brazil, white people see themselves as having an alleged normality, they see themselves as the standard to be reached. To be white is, in their view, normal. Those who are different from the white standard seek it as a way to achieve social status and be accepted in society, either by whitening their features, appropriating discourses of meritocracy and racial democracy, conforming to the white aesthetic by straightening their hair, for example, or behaving in a certain way that is not linked to the behavior of black and indigenous people.
Colonization in Brazil lasted a long time and colonial thinking continues today. Here we have the perception that racist attitudes are justifiable. You also have impediments to the development of black, indigenous and LGBTQIA populations. And the ideal of whitening the Brazilian population, a policy developed soon after abolition to bring in white migrants from outside Brazil and mix the population that was predominantly white at the time, so that over generations Brazilian society would become white. This discourse is still exported outside Brazil, where the referential of a Brazilian woman is Giselle Bündchen, from the south of Brazil, a space where white ethno-racial groups remained closed and related to each other. Many think that women from Rio Grande do Sul are like her, when in fact we are very diverse. Besides, with whitening there is a dilution of the knowledge of ancestry, of religiosities, of African and Afro-Brazilian culture, of capoeira, of samba. Elements of African origin that have already been banned, as well as actions and manifestations of Afro-Brazilian religiosity, such as Candomblé and Batuque, which were suppressed during and after the slavery period, with laws to criminalize them, and even today there are attacks by evangelicals on Umbanda and Candomblé terreiros. The purpose is to destructure and remove this connection with the ancestry of African people or people of African and Afro-Brazilian origin, so that they can dominate and colonize their thinking and their bodies.
It is important to understand that white people in Brazil are different from white people in Europe or the USA. Also, a white person in the south of Brazil is seen differently than a white person in the northeast. Regardless of color, there are other aspects that make a person be perceived as more or less white within this racialized society of ours. Professors Lourenço Cardoso and Liv Sovik talk a lot about what it is to be white in Brazil and what is the difference between these expressions of whiteness.
VT: How is it in the university context?
FS: An evidence in Brazil of the expression of whiteness in academic studies is through the racial quotas fraud, which are affirmative actions for black and brown people. By using these ethno-racial quotas to cheat quotas destined to native populations, quilombolas, or black populations, because they think it is a privilege for these populations, the white person exercises his whiteness, he cannot see himself as belonging to the racial group that historically and socially is favored and ignores (or pretends to ignore) the 300 years of slavery of black people in Brazil. Black people who until today have not obtained any return in the post-abolition of slavery, either material or immaterial return or any public policy measure that would bring to these people access to land or education.
VT: Why can’t white people see themselves in this favored group?
FS: One justification used is the myth of racial democracy, which says that we are all equal. It justifies, along with meritocracy, that if someone is not in a certain place it’s due to their lack of his/her effort, thus turns invisible the social and racial inequalities that are remnants of historical processes. Why aren’t there many black people in universities today, even with quota policies? Why aren’t there any black professors at universities, even though there are public policies in place to allow them to be there? If we all have the same intellectual capacity and all possible abilities to exercise our profession in all spaces, why aren’t we the same or equal in number within the spaces of power? This myth is a discourse created to unify the Brazilian population in order to criminalize inequalities. Within the myth of racial democracy you and I would be equal, but we see that even though we are women, everything else is different: our place of birth, families, the people we descend from, the opportunities in life we had, so much so that today you are in Berlin and I am in Brazil. If we had the same opportunities I would also be in Berlin or you would be in Brazil. Opportunities for black women are very different from those for white women.
From this there is also the myth of meritocracy, which is the question of a merit created by whites, where we have to work hard in order to grow, and then the growth will have been deserved. But how many times do you see white people in positions of trust because they were indicated by acquaintances? Or do you see them passing a public contest because they know people on the board? The myth of meritocracy is only valid for black or indigenous people. The profits of the slavery process did not go into the pockets of black people who actually worked, but to white people who did not work and unfairly obtained the monetary value of someone else’s work. In this reasoning, they don’t deserve to have this money, wealth, land, housing, et cetera, because they didn’t work for it.
And then there is racism, the existence in the social imaginary of different races, with positive attributes for white people and negative ones for black or indigenous people. Racism is promoted over contexts of superior and inferior races; people who commit racism believe they are superior. Without even realizing it, they dehumanize others through offenses, actions, and violence that are often implied or unnoticed as violence by those who suffer.
Another factor is the denial of rights. Why are black people today in the greatest degree of inequality and social, economic, and educational vulnerabilities? Because after the abolition of slavery, black people – besides the repercussionsof the slavery process – were denied their rights (whether material, immaterial, or symbolic goods) by the State, promoted by the lack of actions and public policies for them to develop and rise socially, educationally, in short, to be better within a social class?
Professor Kabengele Munanga says that racism in Brazil is effective because what a person says cannot always be interpreted, it is subliminal… In my perception, if something bothers or hurts a black person, it is racism. However, it is not always possible to denounce this kind of racism.
VT: So, racism is exclusively exercised by white people?
FS: White people perpetuate racism through perceptions and their actions. That doesn’t mean that black people can’t reproduce – and that’s the right word – reproduce racism, because in a racist society they learn that and reproduce it. If they don’t have correct information and don’t dialogue in order to understand how race relations take place in our society, they will continue reproducing the oppressor’s discourse forever, because society is racist. Black people in Brazil often don’t have access to their own history as belonging to the African population, because all documents and records were basically destroyed and detonated for fear that future generations would ask for redress of rights. The myth of racial democracy means that they don’t think that everything that happens in their lives is because of racism, and they may think that their lack of opportunities is because they don’t try hard enough.
An important thing to understand, even brought up by professor Lia Vainer Schucman, is that even if you are a very poor white person, you will always have the privilege of color. It is a privilege that structures the relations and makes you obtain opportunities, goods and status within the Brazilian society.
VT: What do you mean by racial privilege?
FS: Racial privilege means reaping the benefits of whiteness, like a poor white person being able to walk around in slippers in a certain space without being thrown out by the security guard, or being seen as an epistemic authority on a certain subject by touching on the topic even without having studied it deeply. Not long ago, three white people wrote an article about affirmative action issues and it was published, and they don’t work with that and wrote several absurd things in it. Meanwhile, black people have their articles with ethno-racial discussion refused, even with scientific production based on scientific methodologies and other authors that approach the subject, under the speech of being political, militant or radical.
This happens because we still have a model of science that is not perceived as promoting white racial ideology. It is no wonder that we don’t have so many articles or books about the ethno-racial issue published in Brazil in the library-economics-information field, unless the books are published by white people talking about black people, and few books written and published by black Brazilian people in our context. The racial issue will always influence when a black person talks about his experience, his side of the story, his critical perspective and scientific evaluation, because, in case someone evaluates the person when evaluating the material will be embedded with the myth of racial democracy, meritocracy, whitening and racism. Consequently, he will refute that production, either because he doesn’t understand anything about the subject or because he considers that debate unnecessary, considering that he is in a society that is fair and equal to all. This is the epistemicide, a concept widely discussed by Boaventura de Sousa Santos and Sueli Carneiro, which consists in the act of killing
the knowledge produced by black people and others on the margins, especially because it has a counter narrative to that produced by the hegemonic context. It is no wonder that professors say they have never read about ethnic-racial issues, or that a book was released in 2018 is the first on this discussion, when in fact the topic has been discussed in Librarianship and Information Science for a long time.
VT: And how does whiteness influence Librarianship and Information Science (LIS)?
FS: It has impacted librarianship in several ways.
First: by believing in the existence of different races, some being considered as holders and producers of knowledge and others as neither holders nor producers, as is the perception created about, for example, the black population. It is as if these populations had no knowledge, did not produce knowledge, nor reflected epistemologically about their areas of knowledge and their social realities, of being and existence in the world. Thus, a normative model of science is created that follows the standards established in the global north.
Second: Librarianship in Brazil is a science that brought aspects of the European and American strands, which promote what I would call White Librarianship, and thus bring theoretical references and theories from these regions, promoting, for the most part, a very Eurocentric perspective of doing science, and which disregards all decolonial knowledge and knowledge of people that are on the margins within this society.
Putting these two influences together, we have epistemicide caused by whiteness, the death of knowledge that is considered inferior within the university. There are barriers built to people who want to discuss race relations within librarianship through their course conclusion papers or end-of-course research, with the argument that this discussion is not considered something to be researched within our field.
There is an invisibilization of race and, by invisibilizing the issues of race relations and among human beings, we have scenes like a teacher following a teaching parameter of European models and thus not being able to understand the situation and context of life of his students in vulnerable situations, to put them, even if unconsciously, on the same metric and evaluate them as if they came from equal opportunities, and in Brazil this is not real.
VT: Do teachers also exert their whiteness on students?
FS: In the teaching profession, whiteness is present, as well as the meritocratic thought and the myth of racial democracy in education. A professor who thinks that everyone in the university comes from a situation where it is common to have studied English, to have access to know the types of articles, how to write them, among other things, doesn’t think about what took a person who didn’t have this knowledge and can’t meet university standards to get into her/his classroom. And there are professors who additionally give people low marks for not understanding this other reality. A black person is not always prepared to be in a university. There is, many times, an educational deficit because we mostly come from public schools and when we get to the university, there may be financial, educational, and even interpretational difficulties to understand how this system works. There is no informational literacy, for example, so that we arrive at the university already knowing which parameters must be met and how to maintain ourselves within this space, which is a historically white, Eurocentered, Euro-americanized space. Not to mention the racist jokes from professors, which I have often witnessed in my course, what we call recreational racism, as the author Adilson Moreira says.
VT: What is recreational racism?
FS: Adilson Moreira shows in his book Recreational Racism
that recreational racism is based on racist jokes, like the black person, when he doesn’t do it on the way in, he does it on the way out
, as if a black person was always expected to do something wrong. The imaginary has created this and attributes it to the racial-ethnic aspect, when in fact any person can make mistakes regardless of being or not being a black person.
VT: What are the difficulties of understanding how the university system works?
FS: The barriers encountered by a black person in the university are, for example, barriers of opportunity, the difficulty to be part of research projects, extension projects, or to have (post)graduation projects approved within a program because of their ethnic-racial belonging or theme. It is important to understand that this is part of subjectivities, a person who doesn’t approve or doesn’t consider an opportunity to a black person doesn’t necessarily do it knowing that he/she is making a racial choice, this can be done in an unconscious way for not having this perception or awareness that he/she is inside a racist society.
The article Whiteness in Teaching Practices in Librarianship and Information Science
16, written by me, Gustavo Saldanha and Daniela Pizarro, is the only one with this approach in ENACIB (National Meeting of Research in Information Science), but the critical studies on whiteness have been going on since the 2000s. The Afro-Canadian librarian and researcher Jody Warner was the first to address the issue, followed by the teacher and librarian Isabel Espinal, about whom Dirnéle Garcez and I wrote in the book Bibliotecári@s Negr@s – v. 3
(Black Librarians, https://www.nyota.com.br/livros) specifically about what Espinhal recognizes and understands as whiteness in the library and information science field.
VT: Black people have the highest dropout rates in Brazilian education (71.7%), do you see whiteness having to do with that?
FS: The evasion happens, many times, because they don’t recognize themselves in the librarianship course. People drop out because they can’t always afford it (since public universities also cost money, be it transportation, food, rent or moving to another city) or because they don’t have the support that the university should give such as student assistance programs, which are either non-existent or information is difficult to access for black people. Another fact is that people who can take the day off to study library science are privileged; many times the night courses are the ones that black people will choose because they work during the day and are providers.
On top of this there are racist attitudes that make black people feel that this space is not theirs, they feel isolated, persecuted by teachers, by colleagues, or by situations of institutional racism. And without a welcome, be it a study group or a laboratory, professors or a social worker from the university, the person is lost by evasion.
VT: In teaching, do you use material from black or indigenous Brazilians, or rather white Brazilians or people from the global north?
FS: Many people who are references in our field are mostly white. When we speak, for example, of epistemological and historical studies in LIS, they are markedly white. We can cite among the references, the professors: Gustavo Saldanha, César Karpinski, Solange Mostafa, Carlos Alberto Ávila Araújo, Oswaldo Almeida Júnior, Henriette Gomes, among others… Black references such as Maria Aparecida Moura, Mirian de Aquino, Ana Cláudia Borges, Ana Paula Menezes, Leyde Klébia Rodrigues, Francilene Cardoso, in short, all these black people are within the production of knowledge, but are not always studied within the teaching in Library Science in Brazil. However, they are within the works published by black people who are librarians, such as the volumes of the book Bibliotecári@s Negr@s
and the book O Negro na Biblioteca
, the first ICB books related to the ethnic-racial issue.
In the spectrum of scientific production, one sees white people as the most cited and recognized.
However, within the field there are white people who are evoking a critical and humanities-oriented look within the librarianship-information field, many of them, already mentioned above. People you should definitely read when thinking about teaching librarianship are Professor Francisco das Chagas Júnior and Professor Daniella Pizarro, important references to understand the ethical aspects of the profession and librarianship as an area that promotes a certain technicality to the detriment of humanities. We can also mention references such as Professor Jacqueline Cabral, archivologist who studies archives, gender and sexuality in archivology, Professor Henrriette, one of the theoretical bases to understand the social protagonism within librarianship and IC; among others.
VT: What do you mean by technicism?
FS: We see a very strong strand within LIS in promoting ICTs (Information and Communication Technologies) as those that should be made visible in this century, while the humanities within our area are left aside.
Professors Maria Aparecida Moura, Rubens Alves da Silva and Fabrício Nascimento have promoted the humanities for the debate, at least here in the UFMG [Universidade Federal de Minas Gerais], and this is important, because without the professors there is no movement in these dialogues, since inside the university there is a fight for speeches, for spaces of power, and usually black people are not visible in these places, since whiteness is also promoted from the speeches of those who want the debate as much as by those who do not want to follow this direction.
VT: Are perspectives from the humanities well accepted in LIS?
FS: In my understanding, no. I see this in the resistance that exists when you bring an uncomfortable subject to the white racial group, precisely because it puts it in evidence and shows that those who promote institutional, recreational, linguistic racism, among others, are white people. It is still this group that will use its power to remove black, indigenous, LGBTQIA and disabled people from their places of enunciation, besides omitting and invisibilizing their existence and their discourses within the academic spaces, so that they can continue promoting a technicist librarianship, pseudo-neutral and propagator of a supposed racial supremacy.
VT: In your understanding, how is the library a power space
for the propagation of one racial group over another?
FS: Imagine that there is a whole perspective on highlighting from children’s literature, which promotes Cinderella and Disney classics, but does not turn its gaze to the African and Afro-Brazilian literatures, indigenous literature, LGBTQIA literature to be included within the libraries and information units, and mainly, to be in the training spaces of professionals who will work with the population. To me this is the promotion of a discourse in favor of whiteness, of racial privilege and its maintenance that will always promote whiteness as the standard.
VT: How can you deal with that?
FS: The information professional has to have a critical consciousness about it and has to take a political attitude. I understand that everything done in the training, in the curriculum and in the performance is political. When I choose for a certain space a discourse that invisibilizes the other, I take a political attitude. It can be anti-racist, decolonial, political, or it can serve the molds of capitalism, the hegemonic discourse of doing science, a literature that promotes a single history
, as Chimammanda Adichie says, and that considers only white men as classics, while women are barely read, and black women are not even known.
When we perceive this university, and when we perceive our place of action, if we don’t change this space we will always promote this identity, this white racial privilege through what we read, do, say, execute in our actions and as reflections within the science performed in the area. It is very complex.
Changing university courses is a very strong movement, because you are entering a high intellectual elite. In undergraduate courses, people who are not connected to the racial debate often won’t understand why this is being discussed and why it is being included in professional training. I have been in two universities where they did not understand why we should include the discussion if our profession is a neutral profession. This pseudo-neutrality is promoted in a very erroneous way. For example: If you don’t like black people, as a librarian who is to say that you will not automatically provide the information that you think a black person should receive and not a service that you would provide if they were not a black person? When you don’t serve a black person because you consider a race inferior to your own, what is that if not racism? In my understanding there is no way a person can be detached from their particular values and beliefs, we are human beings and this will eventually reflect in their work. This is why I say, based on several authors that I have studied, that there is no professional neutrality. We cannot talk about neutrality when people are socialized in racist societies, when people are racialized and put into subordinate categories because of the color of their skin. Learned prejudices are carried into professional actions, whatever they may be, and the librarian has to be aware of how this may affect his/her professional sphere.
What has to be changed? Disciplines addressing ethno-racial, decolonial, gender and sexuality issues should be included as a basis for all librarianship courses, specified for the area, regardless of whether it is a public or private university. A librarian has to become aware that there are LGBTQIA people. It is not just because there is a name on the card that the person is called by the name on the card. That deficit is repeated and so you see how many librarians are conservative people.
VT: In your chapters you explain about the models of LIS, and the fact that the model used in Brazil is a technicist model, where libraries are taken as places of practicality, efficiency and services
, and they see themselves as impartial. What is your idea behind epistemic disobedience and Critical Antiracist and Decolonial Librarianship?
FS: When I think about what I call Critical Antiracist and Decolonial Librarianship, I think about how we keep promoting Eurocentric and Americanized thinking and how we lack aperspective on our Brazilian social and historical reality. Many librarians do not know the history of Brazil, or they only know what they learned in school, and this lack of knowledge causes the reproduction of the hegemonic discourse, the discourse elaborated by those who colonized our population.
If there were decolonial references in universities, if knowledge within librarianship education came from Latin women or Latin men, indigenous people, riverine populations, quilombolas, if they had the perception of race as an element that structures relations, The understanding of race would not be so present in the imaginary construct of teachers, employees, and classmates, groups would not be formed that exclude people who are racialized, or abysses and difficulties would not be created for people from vulnerable backgrounds or belonging to a non-white ethno-racial group.
Decolonizing is looking at the knowledge produced by those on the margins and it is considering this ecology of knowledge produced in the global south. All of them can make our profession develop, become more humanizing, there is more understanding, the other is more contemplated in all the lessons we go through, regardless of being white, black or indigenous. But let’s think about all this population and think that they do have their place of representation and representativeness within our struggle.
Unfortunately what we still have, in my perception as an intellectual, is a white European and American referential. In my publications I use sources from white, indigenous, Asian, black, LGBTQIA people, whether they are American, European, Brazilian, Latin American, but they all identify this racial structure that promotes all the inequalities within their places of work or their own countries, and that the library and librarianship are spaces that promote this imagination, this colonized white capitalist thinking. As a consequence, we have a white, Americanized and European librarianship, which are not from our context and do not have the same problems. Many times we evidence the thinking of people who will not discuss race, will not discuss racism, will not look at social and racial justice, because they are still based on the myths of racial democracy and meritocracy.
Another form of epistemicide. If I’m a librarian who is not aware of the racial issue within my actions and relationships, with no concept, no understanding that race is part of all my work, and that it is within my imagination, every time I select a work to be part of a collection or not, I will always propagate this colonizing thought that I was taught, and consequently, what I call white librarianship.
VT: You talk about rethinking the Librarian Code of Ethics in an explicitly anti-racist, anti-sexist, anti-LGBTQIA-phobic and decolonial way for librarian conduct and also a direction for LIS courses. Could you talk a little bit about the Code of Ethics?
FS: My criticism of the code of ethics is that it doesn’t bring a perspective to reflect on race relations, and ignores them as an agenda or element that causes tension among librarians. Black librarians experience racism within their work environment, white librarians commit racism within their work environment. The code of ethics should instigate the librarian as a person, and that also requires thinking about how it is produced by the federal council of librarianship. How does the council think about the inclusion of the discussion about ethnic-racial issues? How does it put that, as a librarian, it has to be committed to the deconstruction of prejudices? Whether they are racial, gender or sexual, and also deconstruct race as this social construct within society? It is not enough to be intrinsic, it has to be explicit. Very clear!
Basically what I want is the promotion of discussion about race by the committees and how it influences the profession and you. From there it is on to become an actor in raising awareness and deconstructing racism within society.17
Franciéle Carneiro Garcês da Silva
https://linktr.ee/FrancieleGarces
Franciéle Carneiro Garcês da Silva is a doctoral student in information Science at the Federal University of Minas Gerais. She works with research and promotion of Brazilian and American Black Librarianship, as well as decolonial studies and teaching, critical race theory, and critical studies of whiteness at LIS. Among her many projects, she is manager of the Intellectual Quilombo and coordinator of the Nyota Seal, organizer and writer of many books, including: Black Librarians (with 3 volumes), Black Epistemologies: race relations in librarianship and Latin American Epistemologies in Library and information science: contributions from Colombia and Brazil.
Valentina Gonçalves de Toledo
Valentina Gonçalves de Toledo is a Brazilian Library and Information Science student in the Humboldt-University Berlin.
O racismo é uma problemática branca, por que somente pessoas negras são aquelas que deveriam abordá-lo em sua prática docente e profissional?
Bibliotecária Franciéle Garcês conta sobre a influência da branquitude no campo biblioteconômico-informacional e a perpetuação do racismo na biblioteconomia e ciência da informação.
Valentina de Toledo (VT): Obrigada pelo seu tempo e pela disponibilidade em responder nossas perguntas. A biblioteca é um lugar onde muitos mundos se encontram, mas também onde padrões da sociedade na qual ela se localiza se repetem, entre eles o racismo e outras discriminações. Nós gostaríamos de entender sua visão como epistemóloga e doutoranda em Ciência da Informação sobre os impactos da branquitude na área, e em especial na biblioteconomia brasileira.
No livro Epistemologias Latino-Americanas
você diz o Racismo é uma problemática branca, por que somente pessoas negras são aquelas que deveriam abordá-lo em sua prática docente e profissional?
. Gostaria que você começasse falando sobre o que é a branquitude?
Franciéle Carneiro Garcês da Silva (FS): Ta-Nehisi Coates diz a raça é a filha do racismo, não a sua mãe
e a partir disso digo no livro que branquitude é a mãe do racismo
. O conceito de raça foi usado para classificar pessoas, sejam elas de outros continentes ou países, hierarquizadas em raças superiores e inferiores
a fim de separar para dominar. A branquitude se refere à identidade racial branca que se reconstrói conforme as influências locais e globais. O exercício da branquitude esteve presente quando, em processos históricos, homens brancos europeus e americanos utilizaram o conceito de raça para poder colonizar, dominar e escravizar outros povos, como no caso da população africana, e também para poder justificar a dominação dessas populações utilizando a pseudociência da época e os aspectos religiosos, além da estrutura de poder criada.
Ao dizer que a branquitude é a mãe do racismo, não excluo que as pessoas já eram preconceituosas antes do conceito de raça, mas ao ser inventado, ele serviu para classificar e hierarquizar pessoas de determinados grupos não-brancos. A identidade racial branca desde então se promove como se existissem raças superiores
, e esse privilégio racial se promove em todas as esferas da sociedade brasileira.
E ao falar que racismo é uma problemática branca, eu falo de um modelo conceitual onde a branquitude consoante aos processos históricos é responsável pelo que hoje se vê na sociedade brasileira como instrumentos de dominação de povos não brancos: os povos originários/indígenas, negros de origem africana, e população LGBTQIA, que não correspondem à hegemonia cisheterossexual. Os aspectos de dominação propagados pela elite que promove a branquitude atuam nas questões de raça, gênero, classe e sexualidade e suas interseccionalidades.
VT: E como é a branquitude no Brasil?
FS: No Brasil, as pessoas brancas se veem como detentoras de uma normalidade não existente, elas se veem como o padrão a ser alcançado. Ser branco é, a seu ver, o normal. Quem se difere do padrão branco o busca como um meio de alcançar um status social e ser aceito dentro da sociedade, seja por meio de branqueamento de suas feições, apropriação de discursos meritocráticos e de democracia racial, adequação à estética branca com o alisamento do seu cabelo, por exemplo, ou se portar de uma certa maneira que não seja vinculada ao comportamento de pessoas negras e indígenas.
A colonização no Brasil durou muito tempo e o pensamento colonial continua até hoje. Aqui se tem a percepção de que atitudes racistas são justificáveis. Também se tem impeditivos para que as populações negra, indígena e LGBTQIA se desenvolvam. E o ideal do branqueamento da população brasileira, política elaborada logo após a abolição, para trazer migrantes brancos de fora do Brasil e miscigenar a população que era predominantemente à época, para que com o passar das gerações a sociedade brasileira se tornasse branca. Esse discurso ainda é exportado para fora do Brasil, onde o referencial de mulher brasileira é Giselle Bündchen, oriunda do sul do Brasil, um espaço onde grupos étnico-raciais brancos se mantiveram fechados e relacionaram-se entre si. Muitos acham que mulheres do Rio Grande do Sul são como ela, quando na verdade somos muito diversas. Além disso, com o branqueamento se tem uma diluição do conhecimento de ancestralidade, das religiosidades, da cultura africana e afro-brasileira, da capoeira, do samba. Elementos de origem africana que já foram proibidos, assim como ações e manifestações de religiosidade afro-brasileiras, como o Candomblé e o Batuque, as quais foram suprimidas durante e após o período da escravidão, com leis para criminalizá-las, e até hoje há ataques de evangélicos aos terreiros de umbanda e candomblé. O propósito é desestruturar e retirar essa conexão com a ancestralidade de pessoas africanas ou de origem africana e afro-brasileira, pois assim conseguem dominar e colonizar o pensamento e seus corpos.
É importante entender que pessoas brancas no Brasil são diferentes de pessoas brancas na Europa ou nos EUA. Além disso, uma pessoa branca no sul do Brasil é vista diferentemente de uma pessoa branca no nordeste. Independentemente da cor, há outros aspectos que a fazem ser entendida como mais ou menos branca dentro dessa nossa sociedade que é racializada. Os professores Lourenço Cardoso e Liv Sovik falam muito sobre o que é ser branco no Brasil e qual a diferença dessas expressões da branquitude.
VT: Como é no contexto universitário?
FS: Um parâmetro de demonstração atual no Brasil de expressão da branquitude no estudo acadêmico é através da fraude de cotas raciais, que são ações afirmativas para pessoas negras e pardas. Ao se utilizar dessas cotas étnico-raciais para fraudar cotas destinadas à populações originárias, quilombolas ou populações negras por achar um privilégio para essas populações, a pessoa branca exerce a sua branquitude, ela não consegue se olhar quanto pertencente ao grupo racial que histórica e socialmente é favorecido e ignora (ou finge ignorar) os 300 anos de escravidão de populações negras no Brasil. Povos negros que até hoje não obtiveram retorno no pós-abolição da escravatura, seja o retorno material, imaterial ou alguma medida de política pública que trouxesse a essas pessoas acesso à terra ou à educação.
VT: Por que pessoas brancas não conseguem se ver nesse grupo favorecido?
FS: Uma justificativa utilizada é o mito da democracia racial, que fala que todos somos iguais. Justifica, junto à meritocracia, que se alguém não está em determinado lugar é devido à sua falta de esforço, invisibilizando, assim, as desigualdades sociais e raciais que são resquícios de processos históricos. Por que não tem tantos negros hoje dentro da universidade mesmo com políticas de cotas? Por que não tem professores negros dentro da universidade mesmo existindo políticas públicas para que eles possam estar lá? Se todos temos a mesma capacidade intelectual e todas as capacidades possíveis para exercer a nossa profissão em todos os espaços, por que que nós não somos iguais ou não estamos em número iqualitário dentro dos espaços de poder? Esse mito é um discurso criado para unificar a população brasileira a fim de criminalizar as desigualdades. Dentro do mito da democracia racial você e eu seríamos iguais, mas vemos que mesmo sendo mulheres, todo resto é diferente: o lugar de nascimento, famílias, povos dos quais descendemos, oportunidades na vida que tivemos, tanto que hoje você está em Berlim e eu estou no Brasil. Se tivéssemos a mesma oportunidade eu também estaria em Berlim ou você no Brasil. Oportunidades para mulheres negras são muito diferentes daquelas destinadas às mulheres brancas.
A partir disso há também o mito da meritocracia, que é a questão de um merecimento criado pelos brancos, onde temos de nos esforçar para conseguir crescer e, assim, o crescimento terá sido merecido. Mas quantas vezes não se vê pessoas brancas em cargos de confiança porque foram indicadas por conhecidos? Ou se vê elas passarem em concurso público por conhecerem pessoas da banca? O mito da meritocracia só vale para pessoas negras ou indígenas. A herança do processo escravista não foi para o bolso das pessoas negras que trabalharam de fato, mas sim para pessoas brancas que não trabalharam e obtiveram de forma injusta o valor monetário do trabalho de outrem. Nesse raciocínio, eles não mereceriam estar com esse dinheiro, riquezas, terra, moradia, etc., pois não foram eles quem trabalharam para obtê-los.
E ainda tem o racismo, a existência no imaginário social de raças diferentes, com atributos positivos para pessoas brancas e negativos para pessoas negras ou indígenas. O racismo se promove em cima de contextos de raças superiores e inferiores, pessoas que cometem racismo acreditam ser superiores. Mesmo sem perceber, elas desumanizam as outras por intermédio de ofensas, ações e violências, que diversas vezes são subentendidas ou passam despercebidas como violência por aqueles que sofrem.
Outro fator é a negação de direitos. Por que as pessoas negras hoje estão no maior grau de desigualdade e vulnerabilidades sociais, econômicas e educacionais? Por que após a abolição da escravatura, pessoas negras – além das sequelas do processo de escravidão –, tiveram a negação de direitos (sejam eles bens materiais, imateriais ou simbólicos) pelo Estado promovida pela falta de ações e de políticas públicas para que se desenvolvessem e ascendessem socialmente, educacionalmente, enfim, estivessem melhor dentro de uma classe social?
O professor chamado Kabengele Munanga diz que o racismo no Brasil é efetivo, porque nem sempre aquilo que a pessoa fala pode ser interpretado, é subliminar… Na minha percepção, se algo incomoda ou se magoa uma pessoa negra é racismo e acabou. No entanto, nem sempre é possível fazer uma denúncia contra esse tipo de racismo.
VT: Racismo é então exercido exclusivamente por pessoas brancas?
FS: As pessoas brancas perpetuam o racismo através de percepções e das suas ações. Isso não quer dizer que pessoas negras não possam reproduzir – e essa é a palavra correta –, reproduzir o racismo, porque dentro de uma sociedade racista elas aprendem aquilo e reproduzem. Se não tiverem informação correta e não dialogarem para entender como se dão as relações raciais na nossa sociedade, seguirão reproduzindo o discurso do opressor para sempre, pois a sociedade é racista. Pessoas negras no Brasil, muitas vezes, não têm acesso à sua própria história enquanto pertencentes à população africana, porque todos os documentos e registros foram basicamente destruídos e detonados por medo de que as gerações futuras pedissem reparação de direitos. O mito da democracia racial faz com que elas não achem que tudo que acontece na vida delas seja por conta de racismo, e podem achar que a falta de oportunidades se dá por não se esforçarem o suficiente.
Uma coisa importante de entender, inclusive trazido pela professora Lia Vainer Schucman, é que mesmo sendo uma pessoa branca bem pobre, você sempre vai ter o privilégio da cor. É um privilégio que estrutura as relações e faz com que se obtenha oportunidades, bens e status dentro da sociedade brasileira.
VT: O que você quer dizer com privilégio racial?
FS: Um privilégio racial significa colher os benefícios da branquitude, como uma pessoa pobre branca poder andar de chinelo dentro de um determinado espaço sem ser colocada para fora pelo segurança, ou ser vista como uma autoridade epistêmica sobre um determinado assunto ao tocar no tema mesmo sem tê-lo estudado profundamente. Há pouco tempo, três pessoas brancas escreveram um artigo sobre questões de ações afirmativas e ele foi publicado, sendo que não trabalham com isso e escreveram várias coisas absurdas nele. Enquanto isso, pessoas negras têm os artigos com discussão étnico-racial recusados, mesmo com produção científica baseada em metodologias científicas e outros autores que abordam o assunto, sob o discurso de estarem sendo políticos, militantes ou radicais.
Isso acontece porque ainda temosum modelo de ciência que não se percebe como promotor da ideologia racial branca. Não é à toa que não se tem tantos artigos nem livros sobre a questão étnico-racial publicados no Brasil no campo biblioteconômico-informacional, a não ser que os livros sejam publicados por pessoas brancas a falar sobre negros, e poucos são os livros escritos e publicados por pessoas negras brasileiras em nosso contexto. A questão racial vai sempre influenciar quando uma pessoa negra fala sobre sua experiência, o seu lado da história, sua perspectiva crítica e avaliação científica, pois, caso alguém avalie, a pessoa ao avaliar o material estará embutida do mito da democracia racial, da meritocracia, do branqueamento e do racismo. Consequentemente refutará aquela produção, seja por não entender nada do assunto ou por considerar aquele debate desnecessário por considerar que está em uma sociedade que é justa e igualitária a todos. Isso é o epistemicídio, um conceito muito debatido por Boaventura de Sousa Santos e Sueli Carneiro, que consiste no ato de matar
o conhecimento produzido por pessoas negras e outras às margens, especialmente, porque e possui uma contra-narrativa fora daquela produzida pelo contexto hegemônico. Não é à toa que professores dizem nunca ter lido sobre questões étnico-raciais, ou que um livro foi lançado em 2018 é o primeiro sobre essa discussão, quando na verdade o tema já é discutido na Biblioteconomia e Ciência da Informação há muito tempo.
VT: E como a branquitude influencia a Biblioteconomia e Ciência da Informação (BCI)?
FS: Na biblioteconomia a sua influência ocorre de diversas formas.
Primeiro: ao acreditar na existência de raças diferentes, sendo umas consideradas detentoras e produtoras de conhecimento e outras como nem detentoras e tampouco produtoras, como é a percepção criada sobre, por exemplo, a população negra. É como se essas populações não tivessem saberes, não produzissem conhecimento, nem refletissem epistemologicamente sobre suas áreas de conhecimento e suas realidades sociais, de ser e estar no mundo. Assim se cria um modelo normativo de ciência que segue os padrões estabelecidos no norte global.
Segundo: A biblioteconomia no Brasil é uma ciência que trouxe aspectos das vertentes europeias e estadunidense, que promovem o que eu chamaria de Biblioteconomia Branca, e assim trazem referenciais teóricos e teorias vindos dessas regiões, promovem, em sua maioria, uma perspectiva muito eurocentrada de fazer ciência, e que desconsidera todos os saberes decoloniais e saberes de pessoas que estão à margem dentro dessa sociedade.
Juntando essas duas influências, têm-se epistemicídio causado pela branquitude, a morte de conhecimentos que são tidos como inferiores dentro da universidade. Há barreiras construídas às pessoas que querem discutir relações raciais dentro da biblioteconomia por intermédio dos seus trabalhos de conclusões de cursos ou pesquisas de conclusão de curso, com o argumento dessa discussão não ser considerada algo a ser pesquisado dentro da nossa área.
Tem uma invisibilização da raça e, ao invisibilizar as questões das relações raciais e entre seres humanos, se têm cenas como um professor seguir um parâmetro de ensino de modelos europeus e assim não conseguir entender a situação e contexto de vida de seus alunos em situação de vulnerabilidades, de colocá-los, mesmo que inconsciente, sobre a mesma métrica e avaliá-los como se viessem de oportunidades iguais, sendo que no Brasil isso não é real.
VT: Docentes também exercem sua branquitude sobre os alunos?
FS: Dentro do exercício docente, a branquitude é presente, assim como o pensamento meritocrático e do mito da democracia racial no ensino. Um professor que acha que todas as pessoas na universidade vêm de uma situação em que se é comum ter estudado inglês, ter acesso a saber os tipos de artigos, como escrevê-los, entre outras coisas, não pensa sobre o que levou uma pessoa que não teve esses conhecimentos e não consegue atender aos padrões universitários. E há professores que, além disso, dão nota baixa às pessoas por não entenderem essa outra realidade. Uma pessoa negra nem sempre é preparada para estar em uma universidade. Há, muitas vezes, um déficit escolar porque viemos na grande maioria de escolas públicas e quando se chega à universidade, pode haver dificuldades financeiras, educacionais e até mesmo de entender como esse sistema funciona. Não há um letramento informacional, por exemplo, para que cheguemos à universidade já sabendo quais são os parâmetros que devem ser atendidos e como se manter dentro desse espaço, que é historicamente branco, eurocentrado, euroamericanizado. Sem contar as piadas racistas de docentes, que muitas vezes já presenciei no meu curso, o que a gente chama de racismo recreativo, como diz o autor Adilson Moreira.
VT: O que é racismo recreativo?
FS: O Adilson Moreira em seu livro Racismo Recreativo
mostra que o racismo recreativo é pautado por intermédios de brincadeiras racistas, como o negro quando não faz na entrada, faz na saída
, como se esperasse que uma pessoa negra sempre fizesse algo de errado. O imaginário criou isso e atribui ao aspecto étnico-racial, quando na verdade qualquer pessoa pode cometer erros independentemente deser ou não uma pessoa negra.
VT: Quais são as dificuldades de entender como o sistema universitário funciona?
FS: As barreiras encontradas por uma pessoa negra dentro da universidade são por exemplo: barreiras de oportunidades, a dificuldade de fazer parte de projetos de pesquisa, projetos de extensão, ou de ter projetos de (pós-)graduação aprovados dentro de um programa por conta de seu pertencimento ou tema étnico-racial. É importante entender que isso faz parte de subjetividades, uma pessoa que não aprova ou não considera uma oportunidade a uma pessoa negra não necessariamente o faz sabendo que está fazendo uma escolha racial, isso pode ser feito de forma inconsciente por não ter essa percepção ou consciência de que está dentro de uma sociedade racista.
O Artigo A Branquitude nas Práticas Docentes em Biblioteconomia e Ciência da Informação
18, escrito por mim, Gustavo Saldanha e Daniela Pizarro, é o único com essa abordagem no ENACIB (Encontro Nacional de Pesquisa em Ciência da Informação), mas os estudos críticos da branquitude já vêm desde os anos 2000. A bibliotecária e pesquisadora afro-canadense Jody Warner foi a primeira a abordar o tema, a seguir a professora e bibliotecária Isabel Espinal, sobre a qual inclusive Dirnéle Garcez e eu escrevemos no livro Bibliotecári@s Negr@s – v. 3
(https://www.nyota.com.br/livros), especificamente sobre o que Espinhal reconhece e entende como branquitude no campo biblioteconômico-informacional.
VT: Os maiores índices de evasão no ensino brasileiro são de pessoas negras (71,7%), você pensa que a branquitude tem a ver com isso?
FS: A evasão se dá, muitas vezes, por não se reconhecerem no curso de biblioteconomia. As pessoas desistem porque nem semprepodem pagar (visto que a universidade pública também custa, seja transporte, alimentação, aluguel ou mudança de cidade) ou porque não têmo suporte que a universidade deveria dar, como programas de assistência estudantil, que ou é inexistente ou a informação é de difícil acesso para pessoas negras. Outro fato é que pessoas que podem ter o dia para cursar biblioteconomia são privilegiadas, muitas vezes os cursos noturnos são aqueles que as pessoas negras irão escolher porque elas trabalham durante o dia e são arrimo de família.
No topo disso tem atitudes racistas que fazem com que as pessoas negras achem que esse espaço não é delas, sentem-se isoladas, perseguidas por docentes, por colegas, ou por situações de racismo institucional. E sem um acolhimento, seja um grupo de estudo ou laboratório, professores ou assistente social da universidade, se perde a pessoa por evasão.
VT: No ensino do Brasil se usa material de pessoas negras ou indígenas brasileiras , ou mais de pessoas brancas brasileiras ou do norte global?
FS: Muitas pessoas que são referências dentro da nossa área são em sua maioria brancas. Quando se fala, por exemplo, de estudos epistemológicos e históricos na BCI, eles são marcadamente brancos. Podemos citar entre as referências, os professores: Gustavo Saldanha, César Karpinski, Solange Mostafa, Carlos Alberto Ávila Araújo, Oswaldo Almeida Júnior, Henriette Gomes, entre outros… Referências negras como Maria Aparecida Moura, Mirian de Aquino, Ana Cláudia Borges, Ana Paula Menezes, Leyde Klébia Rodrigues, Francilene Cardoso, enfim, todas essas pessoas negras estão dentro da produção do conhecimento, mas nem sempre são estudadas dentro da Biblioteconomia no Brasil. No entanto, estão dentro das obras publicadas por pessoas negras que são bibliotecárias, como os volumes do livro Bibliotecári@s Negr@s
e no livro O Negro na Biblioteca
, primeiros livros de BCI relacionados à questão étnico-racial.
No espectro de produção científica, vê-se as pessoas brancas como as mais citadas e reconhecidas.
No entanto, dentro do campo há pessoas brancas que estão evocando um olhar crítico e voltado para as humanidades dentro do campo biblioteconômico-informacional, muitas delas, inclusive já citadas acima. Pessoas que não se pode deixar de ler quando se pensa no ensino de biblioteconomia é o professor Francisco das Chagas Júnior e a professora Daniella Pizarro, importantes referências para entender os aspectos éticos da profissão e a Biblioteconomia enquanto uma área que promove um certo tecnicismo em desfavor das humanidades. Podemos citar ainda, referencias como a professora Jacqueline Cabral, arquivologista que estuda arquivos, gênero e sexualidade na Arquivologia, a professora Henrriette, uma das bases teóricas para entender o protagonismo social dentro da biblioteconomia e CI; entre outros
VT: O que você quer dizer com tecnicismo?
FS: Vemos uma vertente muito forte dentro da BCI na promoção das TICs (Tecnologias da Informação e Comunicação) como aquelas que devem ser visibilizadas neste século, enquanto as humanidades dentro da nossa área são deixadas de lado.
Os professores Maria Aparecida Moura, Rubens Alves da Silva e Fabrício Nascimento promoveram as humanidades para o debate, pelo menos aqui na UFMG, e isso é importante, porque sem os professores não há movimentação nesses diálogos, já que dentro da universidade ocorre briga por discursos, por espaços de poder, e geralmente pessoas negras não são visibilizadas nesses lugares, já que a branquitude também se promove a partir dos discursos dos que querem o debate tanto quanto dequem não quer seguir essa direção.
VT: Essa visão humanista é bem aceita na BCI?
FS: No meu entendimento, não. Percebo isso na resistência que há quando se traz um tema desconfortável para o grupo racial branco, justamente por colocá-lo em evidência e mostrar que quem promove o racismo institucional, recreativo, linguístico, entre outros, são as pessoas brancas. É ainda esse grupo que vai utilizar do seu poder para retirar pessoas negras, indígenas, LGBTQIA, população com deficiência de seus lugares de enunciação, além de omitir e invisibilizar suas existências e seus discursos dentro dos espaços acadêmicos, para que assim, continue a promoção de uma biblioteconomia tecnicista, pseudoneutra e propagadora de uma suposta supremacia racial.
VT: No seu entendimento, como a biblioteca é um espaço de poder
para a propagação de um grupo racial em detrimento de outro?
FS: Imagine que há toda uma perspectiva em evidenciar desde a literatura infantojuvenil, que promove Cinderela e clássicos da Disney, mas não volta o seu olhar para que as literaturas africana e afro-brasileira, literatura indígena, literatura LGBTQIA sejam incluídas dentro das bibliotecas e das unidades de informação e, principalmente, estarem nos espaços de formação de profissionais que vão trabalhar com a população. Isso para mim é a promoção de um discurso em favor da branquitude, do privilégio racial e de sua manutenção que vai sempre promover o branco como padrão.
VT: Como é possível lidar com isso?
FS:O profissional de informação tem que ter uma consciência crítica a respeito disso e precisa tomar uma atitude política. Eu entendo que tudo que é na formação, no currículo e na sua atuação é algo político. Quando eu escolho para um determinado espaço um discurso que invisibiliza o outro, eu tomo uma atitude política. Ela pode ser antirracista, decolonial, política ou pode servir aos moldes do capitalismo, ao discurso hegemônico de fazer ciência, a uma literatura que promove uma história única
, como diz Chimammanda Adichie, e que considera só homens brancos como clássicos, enquanto as mulheres mal se lê, e mulheres negras nem se sabe quaem são.
Quando nós percebemos essa universidade, e quando percebemos o nosso lugar de atuação, se não mudamos esse espaço promoveremos sempre essa identidade, esse privilégio racial branco por intermédio daquilo que lemos, fazemos, dizemos, executamos em nossas ações e enquanto reflexões dentro da ciência realizada na área. É bem complexo.
Alterar os cursos da universidade é um movimento muito forte, porque se entra numa alta elite intelectual. Nos cursos de graduação, pessoas que não estão vinculadas ao debate racial muitas vezes não vão entender o porquê de colocar isso em debate e na formação profissional. Eu já passei por duas universidades onde não entenderam porque incluir a discussão se a nossa profissão é uma profissão neutra. Essa pseudoneutralidade é promovida de uma forma muito errônea. Por exemplo: Se você não gosta de pessoas negras, como bibliotecária, quem garante que você não irá automaticamente fornecer a informação que você acha que uma pessoa negra tem que receber e não um serviço que você ofereceria se ela não fosse uma pessoa negra? Quando você não atende uma pessoa negra por considerar uma raça inferior à sua, o que é isso se não o racismo? No meu entendimento não tem como uma pessoa se desvincular dos seus valores e crenças particulares, somos seres humanos e isso eventualmente irá refletir no seu trabalho. É por isso que eu digo, baseada em vários autores que tenho estudado, que não existe neutralidade profissional. Não podemos falar de neutralidade quando as pessoas são socializadas em sociedades racistas, quando as pessoas são racializadas e colocadas em categorias de subordinação por causa da cor de sua pele. Os preconceitos aprendidos são levados para as ações profissionais, sejam elas quais forem, e a bibliotecária tem que ter consciência de como isso pode afetar sua esfera profissional.
O que tem de ser mudado? Disciplinas abordando questões étnico-raciais, decolonialidades, de gênero e sexualidade deveriam ser incluídas como base para todos os cursos de biblioteconomia, específicos para a área, independentemente de ser universidade pública ou particular. Um bibliotecário tem de se sensibilizar que existem pessoas transgêneros, LGBTQIA, lésbicas, não-binárias. Não é só porque tem um nome na carteira que a pessoa se chama pelo nome da carteira. Esse déficit se repete e por isso se vê como muitas bibliotecárias são pessoas conservadoras.
VT: Nos seus capítulos você explica sobre os modelos de BCI, e o fato de o modelo usado no Brasil ser um modelo tecnicista, onde bibliotecas são tomadas como lugares de praticidade, eficiência e serviços
, além de se verem como imparciais. Qual é a sua ideia por trás da desobediência epistêmica e da Biblioteconomia Crítica Antirracista e Decolonial (BCAD)?
FS: Quando eu penso no que chamo de Biblioteconomia Crítica Antirracista e Decolonial (BCAD), penso em como continuamos promovendo o pensamento eurocentrado e americanizado e como nos falta olhar para a nossa realidade social e histórica brasileira. Muitos bibliotecários não conhecem a história do Brasil, ou só conhecem a aprendida na escola, e essa falta de conhecimento causa a reprodução do discurso hegemônico, o discurso elaborado por quem colonizou a nossa população.
Se houvessem referênciass decoloniais em universidades, se o conhecimento dentro do ensino de biblioteconomia fosse oriundo de mulheres latinas ou homens latinos, pessoas indígenas, populações ribeirinhas, quilombolas, se tivessem a percepção de raça como um elemento que estrutura as relações, conhecimento de teorias africanas… O entendimento de raça não estaria tão presente na construção do imaginário de docentes, funcionários e colegas de aula, não se formariam grupos que excluem pessoas que são racializadas ou não se criariam abismos e dificuldades para pessoas de origem vulnerável ou pertencentes a um grupo étnico-racial não-branco.
Decolonizar é olhar para o conhecimento produzido por aqueles à margem e é considerar essa ecologia de conhecimentos produzidos no sul global. Todos eles podem fazer com que a nossa profissão se desenvolva, se torne mais humanizada, haja mais compreensão, o outro seja mais contemplado em todas as lições que a gente passa, independentemente de ser branco, negro ou indígena. Mas que se pense em toda essa população e pense que ela tem sim que ter o seu lugar de representação e representatividade dentro da nossa luta.
Infelizmente o que ainda se tem, na minha percepção enquanto intelectual, é um referencial branco europeu e americano. Nas publicações utilizo fontes de pessoas brancas, indígenas, asiáticas, pretas, LGBTQIA, sejam elas americanas, europeias, brasileiras, da América Latina, mas todas elas identificam essa estrutura racial que promove todas as desigualdades dentro de seus lugares de atuação ou seus próprios países, e que a biblioteca e a biblioteconomia são espaços que promovem esse imaginário, esse pensamento branco capitalista colonizado. Como consequência temos uma biblioteconomia branca, americanizada e europeia, que não são do nosso contexto e não possuem as mesmas problemáticas. Muitas vezes evidenciamos um pensamento de pessoas que não vão discutir raça, não discutem racismo, não olham para justiça social e racial, porque ainda estão pautadas nos mitos da democracia racial e na meritocracia.
Mais uma forma de epistemicídio. Se eu sou uma bibliotecária que não está consciente da questão racial dentro das minhas ações e relações, sem conceito, entendimento de que raça faz parte de todo o meu fazer, e que é ela que está dentro do meu imaginário, cada vez que selecionar uma obra para fazer ou não parte de um acervo eu vou sempre propagar esse pensamento colonizador para o qual fui ensinada, e por consequência, o que chamo de biblioteconomia branca.
VT: Você fala sobre repensar o Código de Ética Bibliotecário de forma explicitamente antirracista, antissexista, anti-LGBTQIAfobico e decolonial para a conduta bibliotecária e também de um direcionamento para cursos de BCI. Você poderia falar um pouco sobre o Código de Ética?
FS: A minha crítica ao código de ética é por ele não trazer uma perspectiva de refletir sobre as relações raciais, além de ignorá-las como pauta ou elemento que causa tensão entre bibliotecários. Bibliotecários negros sofrem racismo dentro de seu ambiente de trabalho, bibliotecários brancos cometem racismo dentro do seu ambiente de trabalho. O código de ética deveria instigar o bibliotecário, e isso requer também pensar como ele é produzido pelo Conselho Federal de Biblioteconomia. Como o conselho pensa a inclusão da discussão sobre questões étnico-raciais? Como colocar que, enquanto bibliotecário, tem de se comprometer com a desconstrução de preconceitos? Sejam eles de ordem racial, de gênero ou sexualidade, e também desestruturar a raça enquanto esse construto social dentro da sociedade? Não basta estar intrínseco, tem que estar explícito. Bem evidente!
Basicamente o que eu quero é a promoção de discussão sobre raça pelos conselhos e colocar como ela influencia dentro da profissão e em você. A partir daí é partir para se tornar um ator na conscientização e na desconstrução do racismo dentro da sociedade.19
Franciéle Carneiro Garcês da Silva
https://linktr.ee/FrancieleGarces
Franciéle Carneiro Garcês da Silva é doutoranda em ciência da informação pela Universidade Federal de Minas Gerais. Atua empesquisas e promoção da Biblioteconomia Negra Brasileira e Americana, além dos estudos decoloniais e ensino, teoria crítica racial e estudos críticos da branquitude na BCI. Entre os seus muitos projetos, é gestora do Quilombo Intelectual e coordenadora do Selo Nyota, organizadora e escritora de muitos livros, entre eles: Bibliotecári@s Negr@s (com 3 volumes), Epistemologias Negras: relações raciais na biblioteconomia e Epistemologias Latino-Americanas na Biblioteconomia e Ciência da Informação: contribuições da Colômbia e do Brasil.
Valentina Gonçalves de Toledo
Valentina Gonçalves de Toledo é estudante de bacharelado em Biblioteconomia e Ciência da Informação na Humboldt-University Berlin.
Wir übersetzen den Begriff Whiteness in diesem Zusammenhang nicht. Zwar findet sich im deutschen Diskurs auch die Variante weiß-sein oder weißsein, im Sinne zum Beispiel von “kritschen weiß-seinsforschung. Aber wir sehen eine erhebliche Differenz in der Bedeutungsgeschichte von Whiteness und dem Attribut weiß, die im vorliegenden Rahmen nicht zureichend gespiegelt werden kann. Daher entscheiden wir uns für die etabliertere englische Bezeichnungen. (Anmerkung der Redaktion)↩︎
https://en.wikipedia.org/wiki/Ta-Nehisi_Coates (Anmerkung der Redaktion)↩︎
Wir verwenden in der Übersetzung vorwiegend den Ausdruck Race, da das deutsche Wort
Rasse
semantisch nicht mit der Wortbedeutung identisch ist, die hier gemeint ist. Im vorliegenden Fall geht es bei Race um eine Kategorisierung von Menschen aufgrund sozialer und äußerer Merkmale. Dem deutschen AusdruckRasse
fehlt unserer Ansicht nach im Unterschied zuRassismus
zu großen Teilen wenigstens die soziale Perspektive, was erfahrungsgemäß im Diskurs oft zu Fehldeutungen führt. Wo uns eine Verwendung der BezeichnungRasse
als für die Aussage relevant erschien, wird dies durch Anführungszeichen hervorgehoben. (Anmerkung der Redaktion)↩︎Akronym für die englischen Bezeichnungen:
Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/-gender, Queer, Intersexual und Asexual
.↩︎Vorstellung, dass Positionen in der Gesellschaft (Status, ökonomische Stellung et cetera) alleine durch die Leistung einer Person bestimmt ist. (Anmerkung der Redaktion)↩︎
Brasilianisches Modell https://de.wikipedia.org/wiki/Gisele_B%C3%BCndchen (Anmerkung der Redaktion)↩︎
Afrobrasilianische Religionen https://en.wikipedia.org/wiki/Candombl%C3%A9 https://de.wikipedia.org/wiki/Batuque (Anmerkung der Redaktion)↩︎
Afrobrasilianische Religionen https://de.wikipedia.org/wiki/Umbanda https://de.wikipedia.org/wiki/Candombl%C3%A9 (Anmerkung der Redaktion)↩︎
Während der Sklaverei in Brasilien dieser entflohene Menschen https://de.wikipedia.org/wiki/Quilombo (Anmerkung der Redaktion)↩︎
https://pt.wikipedia.org/wiki/Kabengele_Munanga (Anmerkung der Redaktion)↩︎
Encontro Nacional de Pesquisa em Ciência da Informação – die zentrale informationswissenschaftliche Konferenz Brasiliens.↩︎
siehe unter anderem Jody Nyasha Warner (2005): Africa in Canadian Academic Libraries: A Continent’s Voices Go Missing. In: Social Justice, Vol. 32, No. 4 (102), S. 180–191. http://www.jstor.org/stable/29768343 (Anmerkung der Redaktion)↩︎
Franciéle Carneiro Garcês da Silva, Graziela dos Santos Lima (Hrsg.): Bibliotecári@s Negr@s: ação, pesquisa e atuação política. Florianópolis, SC: Associação Catarinense de Bibliotecários, 2018. beziehungsweise Franciéle Carneiro Garcês da Silva, Dirnéle Carneiro Garcês: SABEL ESPINAL E SUAS CONTRIBUIÇÕES PARA BIBLIOTECONOMIA E CIÊNCIA DA INFORMAÇÃO (BCI). In: Franciéle Carneiro Garcês da Silva; Nathália Lima Romeiro (Hrsg.): O protagonismo da mulher na biblioteconomia e ciência da informação: celebrando a contribuição intelectual e profissional de mulheres latinoamericanas. Florianópolis, SC: Rocha Gráfica e Editora, 2020. (Selo Nyota) S. 130–151 (Anmerkung der Redaktion)↩︎
We provide this translation because we want it to be open to people who do not speak Portuguese or – as our other translation – German. Nevertheless, we are neither professionals in decolonial and / or critical concepts nor in translating into English. Please keep in mind that this is a labor of novices who want to open a discussion.↩︎
Thanks to Arran Ridley for the comments and corrections.↩︎
Obrigada Rosa Helena Cunha pelos correções e comentários.↩︎