Einleitung
Im Oktober 2019 wurde das Phil – ein Wiener Café, in dem sich auch eine Buchhandlung befindet – in österreichischen Medien sowie über Social Media (Instagram, Facebook) dafür kritisiert, das Faksimile des Originals von Hatschi Bratschis Luftballon
von Franz Karl Ginzkey zu verkaufen. Das Buch war zuvor vom Ibera Verlag neu herausgegeben worden. Anlässlich der medialen Aufmerksamkeit, die das Kinderbuch erhielt, wurde über den inhärenten Rassismus dieses Werkes debattiert (vergleiche Der Standard 2019; Matzinger 2019; ZARA 2019).
Die Kritiker:innen warfen der Buchhandlung vor, dass der Inhalt des Kinderbuches auf (kolonial-)rassistischen Stereotypen basiere und dessen Verkauf zur Reproduktion von Rassismen beitrage (Der Standard 2019). Mariella Leydolt, Buchhändlerin im Phil, wies als Antwort auf die Kritik darauf hin, dass sich das Buch nicht bei den Kinderbüchern, sondern in der Austriaca Abteilung
befinde, da es als Zeitdokument
gefasst wird. Sie betonte den kunsthistorischen
Wert der im Phil erhältlichen Ausgabe, da es sich dabei um einen Faksimile-Druck des Originals aus dem Jahr 1904 mit der alten Schrift und den alten Bildern
handle. Der rassistische Inhalt sei ihr bewusst, sie gehe allerdings davon aus, dass die Käufer:innen dazu in der Lage seien, das Buch zu kontextualisieren (Matzinger 2019). Die Buchhandlung selbst würde eine entsprechende Rahmung bieten: Letztlich ist das Phil der Kommentar zum Buch: dieser liberale Raum, unsere Grundhaltung, unsere anderen Bücher
(Leydolt zitiert nach Matzinger 2019).
Hatschi Bratschis Luftballon
ist in unterschiedlichen Versionen nicht nur in anderen Buchhandlungen oder im Onlineversandhandel käuflich zu erwerben (Der Standard 2019a), sondern kann auch in österreichischen Bibliotheken entliehen werden. Die Frage, ob Bibliotheksmitarbeiter:innen ähnliche Argumentationen für das Vorhandensein des Kinderbuches in den Bibliotheksbeständen nutzen, wie die erwähnte Buchhändlerin, bildet das Ausgangsinteresse dieses Artikels.
In Anlehnung an Publikationen aus den USA und Großbritannien werden Bibliotheken als Stützen weißer1 Normativität gefasst (vergleiche Chou / Pho 2018; Schlessman-Tarango 2017; Muddiman et. al. 2000). Damit ist gemeint, dass Bibliotheken Wissensarchive darstellen, die Teil eines Systems sind, in dem manche privilegierter sind als andere. Das theoretische Fundament dieses Artikels bilden Ansätze der postkolonialen Theorie, die davon ausgeht, dass die Gegenwart von kolonialen Denkweisen durchdrungen ist. Ein zentrales Element dieses kolonialen Denkens ist die Konstruktion einer hegemonialen Differenz zwischen uns
und den vermeintlich Anderen
. Die Überzeugung, weiße Menschen könnten im Namen und im Interesse anderer sprechen
(Sonderegger 2008: 46), hat die Zeit des Kolonialismus überdauert und wirkt in die postkoloniale Gegenwart hinein.
Clara M. Chu, Professorin und Direktorin des Mortenson Center for International Library Programs in Illinois, argumentiert, dass bestehende Systeme und Praktiken der bibliothekarischen Arbeit dazu führen würden, gewissen Menschen Zugang sowie Repräsentation zu verwehren. Diese Exklusion bezeichnet sie als eine culture of silence
(Chu zitiert nach Honma / Chu 2018: 459), die das System erhält und weiße Privilegien sowie dichotome Machtgefüge als unhinterfragte Normen erscheinen lässt. Dieser culture of silence
könne allerdings dadurch begegnet werden, marginalisierte Communities aktiv in die Bibliotheksarbeit einzubinden und ihnen zu ermöglichen, alternative Wissensarchive zu entwickeln. Diese könnten dazu beitragen, das vorherrschende Paradigma der Fremdrepräsentation durch Selbstrepräsentation abzulösen (ebenda: 459).
Das Ziel dieses Artikels ist es aufzuzeigen, aus welchen Beweggründen Hatschi Bratschis Luftballon
in den Beständen zweier Wiener Bibliotheken zur Verfügung gestellt wird und welche Argumentationen dieser Entscheidung zugrunde liegen. Untersucht wurden dabei eine Öffentliche (Büchereien Wien) und eine Wissenschaftliche Bibliothek (Fachbereichsbibliothek für Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik), da von der These ausgegangen wurde, dass die unterschiedlichen Funktionen dieser Bibliotheksarten divergierende Begründungen bedingen.
Es ist nicht das Ziel dieses Artikels, die unterschiedlichen Rassismen, die sich auch durch die zahlreichen Neueditionen von Hatschis Bratschis Luftballon
ziehen, im Detail darzustellen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass die Editionen ab 1943 und insbesondere ab 1960 textlich und bildlich stark abgeändert wurden. In den Editionen vor 1943 war Hatschi, der Entführer des kleinen Jungen Fritzchen, noch der Türke aus dem Türkenland
und wurde in späteren Editionen zum Zauberer aus dem Morgenland
(vergleiche Ochsenhofer 1993: 45). Die wohl weitreichendste Änderung betraf die schriftliche und bildliche Umwandlung der Menschenfresser
-Szene. In der erwähnten Szene flog Fritzchen über ein Inselland im Meer
. Doch verweilen kann Fritzchen hier nicht, da sich ihm die Menschenfresser
(Ginzkey [1904] 2019: Bl. 25) dieser Insel bereits mit Messern nähern. Schnell fliegt der Ballon weiter, aber einige Menschenfresser
haben schon nach dem Ballon gegriffen. Sie können sich allerdings nicht lange halten und fallen der Reihe nach ins Wasser und versinken. Bei den Zeichnungen der Menschenfresser
handelt es sich um rassistische Karikaturen Schwarzer2 Menschen. In den Editionen ab 1960 werden die Menschenfresser
zu Affen, die dasselbe Schicksal ereilt (Ginzky [1904] (2011)3: 35 folgende).
Das Kinderbuch spiegelt historische Negativbilder über die Anderen
wider und lässt Rückschlüsse auf die Gesellschaft zu, innerhalb derer sich Ginzkey als Autor des Buches bewegte – es zeigt was zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sag- und denkbar war.
Die Autorin und Journalistin Duygu Özkans erläutert in ihrem Buch zum Thema Türkenbelagerung
, dass der Name des Zauberers, Hatschi, ein Verweis auf die muslimische Pilgerfahrt nach Mekka sei, die Haddsch
genannt wird. Das Sujet der Kindesentführung sei der Versuch, eine Parallele zur Knabenlese
herzustellen, im Zuge derer christliche Buben aus dem Balkan für das osmanische Heer rekrutiert wurden
(Özkan 2011: 10).
Özkan legt dar, dass Ginzkey in seinem Kinderbuch dichotome Bilder über die Türkei erzeugt, die von negativen Assoziationen dominiert sind und gleichermaßen das kollektive Bewusstsein widerspiegeln, welches zur Zeit der Entstehung des Buches in der Gesellschaft vorherrschte. Diese historischen Negativbilder durchdringen nun den aktuellen Diskurs um die zeitgenössische türkische Community. Rechte und rechtsextreme Bewegungen, wie zum Beispiel die Identitäre Bewegung Österreich nutzen alte Feindbilder
zum Osmanischen Reich, um ihre Belange einer restriktiven Asylpolitik zu legitimieren (vergleiche APA-OTS 2019; Özkan 2011: 10 folgende).
Die Berücksichtigung der Situiertheit von Autor:innen ist vor allem dann unerlässlich, wenn über die vermeintlich Anderen
aus westlicher
Perspektive gesprochen wird, mit dem Ziel Macht- und Herrschaftsverhältnisse aufzudecken. Epistemische Gewalt, die vor allem im kolonialen Kontext zur Legitimierung von Ungleichheitsverhältnissen diente, bleibt auch in der Gegenwart wirkmächtig (vergleiche (Spivak [1988] 2008: 42, 60).
Ginzkey wurde im Jahr 1871 in Pula (heute Kroatien) geboren. Sein Vater Franz Ginzkey war für die österreichische Marinebasis in Pula als Ingenieur tätig. Die Mutter, Mathilde Ginzkey, starb ein Jahr nach der Geburt des Sohnes. Franz Karl Ginzkey besuchte Schulen in Pula und Triest, die ihn auf eine Militärlaufbahn vorbereiten sollten. Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1920 war er bei zwei Infanterieregimenten tätig, arbeitete als Terrain-Zeichner für das k. und k. Militärgeographische Institut in Wien und unternahm nebenbei immer wieder Versuche in Richtung einer literarischen Karriere (vergleiche Heydemann 1985).
Ginzkey und seine Werke wurden sowohl während der Zeit des Austrofaschismus als auch des Nationalsozialismus von Seiten des Regimes akzeptiert und gefördert. Nach 1945 gelang es Ginzkey, die Zeit des Austrofaschismus sowie die des Nationalsozialismus aus seiner persönlichen Biographie auszuklammern. So kam es in den fünfziger Jahren zu einer Ginzkey-Renaissance
(Hawle 1989: 109). 1951 erhielt er den Professorentitel, 1958 wurde ihm der Große Österreichische Staatspreis verliehen, in Seewalchen – seinem Hauptwohnsitz seit 1944 – wurde er zum Ehrenbürger ernannt und nach seinem Tod, im Jahr 1963, am Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet (ebenda: 109 folgende). Sein Kinderbuch ist in der österreichischen Bibliothekslandschaft weit verbreitet.
Hatschi Bratschis Luftballon
in zwei Wiener Bibliotheken
Bibliotheken sind Dienstleistungsbetriebe für ihre jeweiligen Nutzer:innen und haben die Aufgabe, Zugang zu Literatur und anderen Medien kostengünstig – wenn nicht sogar kostenfrei – sicherzustellen, Unterstützung bei der Recherche anzubieten und Medien- sowie Informationskompetenz zu vermitteln. Sie sind nicht kommerziell ausgerichtet und werden in den meisten Fällen aus Steuermitteln finanziert (Gantert 2016: 6 folgende).
Öffentliche Bibliotheken sind für die Literaturversorgung der gesamten Bevölkerung einer bestimmten Region zuständig und der Bestand ist vielfältig. Medien, die der allgemeinen, politischen und beruflichen Bildung
(Gantert 2016: 27) dienen, sind in diesen Bibliotheken ebenso vorhanden wie solche, die dem Aspekt der Unterhaltung sowie Freizeitaktivitäten zuzuordnen sind.
Wissenschaftliche Bibliotheken richten sich hauptsächlich an wissenschaftliches Personal und Studierende, um Lehre und Forschung zu unterstützen. Außerdem wird Fachliteratur zur Verfügung gestellt, die bestimmte Berufsgruppen für die Ausübung ihrer Tätigkeit benötigen. Wissenschaftliche wie Öffentliche Bibliotheken sind meist frei zugänglich, auch wenn erstere die Barrieren teilweise höher stecken, indem es beispielsweise Altersbeschränkungen oder Eintrittsgelder (Österreichische Nationalbibliothek) gibt (vergleiche Gantert 2016: 9).
Um herauszufinden, warum sich das Buch in Bibliotheksbeständen befindet und ob es abhängig vom Bibliothekstyp unterschiedliche Argumentationsweisen gibt, wurden Interviews geführt. Befragt wurden die für die Medienauswahl verantwortlichen Mitarbeiter:innen der Büchereien Wien und der Fachbereichsbibliothek für Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik der Universitätsbibliothek Wien.
Hatschi Bratschis Luftballon
in den Büchereien Wien
Die Büchereien Wien umfassen neben der Hauptbücherei 38 Zweigstellen sowie das Bibliothekspädagogische Zentrum. Insgesamt stehen den Benutzer:innen über 1,5 Millionen Medien zur Verfügung. In den Büchereien Wien befinden sich laut Online-Katalog (Stand: Juni 2021), über die Zweigstellen verteilt, Ausgaben von Hatschi Bratschis Luftballon
aus den Jahren 1968, 2006 und 2011. Bei der Ausgabe aus dem Jahr 2006 handelt es sich um eine Medienkombination mit CD und Noten. Hatschi Bratschis Luftballon
wurde hier als Kindermusical vertont. Die älteste Ausgabe stammt aus dem Jahr 1968, was bedeutet, dass alle Editionen – ob in Buch- oder CD-Form – in bildlicher und sprachlicher Hinsicht Abwandlungen des Originals darstellen.
Um der Frage nachzugehen, warum sich Hatschi Bratschis Luftballon
im Bestand der Büchereien Wien befindet, wurde ein schriftliches Expertinneninterview4 mit Veronika Freytag, der Leiterin des Lektorats und Medienankaufs der Büchereien Wien, geführt. Dabei konnten zu den Themenbereichen Bestandspolitik und Umgang mit rassistischen Inhalten in Kinderbüchern folgende Informationen gewonnen werden:
Die Hauptbücherei agiert bei Bestellungen autonomer als die restlichen Zweigstellen, deren Bestellvorgänge zu einem großen Teil vom zentralen Lektorat abhängen. Der autonome Medienankauf der Zweigstellen bei Lieferant:innen findet in einem begrenzten Ausmaß statt. Neuerscheinungen und – in besonderen Fällen – Neuauflagen bilden den größten Teil des Medienankaufs. Das zentrale Lektorat tätigt hier eine Vorauswahl ehe die Medien angekauft werden, wohingegen Medien mit älterem Erscheinungsdatum […] nur über den Selbstankauf und in geringer Zahl erworben [werden]
(Interview Freytag 2020). Der Ankauf von Hatschi Bratschis Luftballon
wird demnach ausschließlich über den Selbstankauf getätigt (Telefonat Freytag 2021).
Die Medienauswahl erfolgt, wie auch die Einteilung des Medienbudgets, dezentral und wird von den Mitarbeiter:innen des jeweiligen Standortes entschieden, da sie als Expert:innen des spezifischen Medienbedarfs ihrer Nutzer:innen gelten. Der Ankauf wird außerdem auf die regelmäßig durchgeführte Ausleih- und Bestandsstatistik
abgestimmt.
Medien werden aus dem Bestand ausgeschieden, wenn sie inhaltlich veraltet, optisch unattraktiv/abgenutzt/beschädigt, nicht oder schlecht ausgeliehen […] [sind]
, oder aufgrund von Alter (Erscheinungsdatum), Platzmangel, nicht zu den Zielgruppen/zum Bestandskonzept passen
(Interview Freytag 2020).
Veronika Freytag betont, dass der wichtigste Grundsatz der Bibliotheksarbeit der Informationszugang sei. Das Heranziehen ethischer Gründe bei der Erwerbsentscheidung oder der Aussonderung gewisser Medien wird von ihr als heikel
bezeichnet, da es dem Informationsgrundsatz widersprechen würde (ebenda).
Freytag nahm bei einem im Mai 2021 geführten Telefonat Bezug auf Debatten, die sich um die bibliothekarischen Grundsätze der Neutralität sowie Pluralität ranken – meist im Kontext der Aufnahme von rechtsextremer Literatur in den Bestand von Bibliotheken. Ein Verfechter jener Grundsätze ist Hermann Rösch, Professor am Institut für Informationswissenschaften an der Technischen Hochschule Köln. Röschs Plädoyer für die Neutralität von Bibliotheken begreift Joachim Eberhardt, der Leiter der Lippischen Landesbibliothek, als Plädoyer für die moralische Verpflichtung, rechtsextreme Literatur in den Bibliotheksbestand aufzunehmen und stellt sich dieser Argumentation vehement entgegen. Es gäbe zwar Gründe für die Aufnahme rechtsextremer Werke in den Bibliotheksbestand, diese seien allerdings sachlich – durch zum Beispiel die öffentliche Diskussion eines Werkes – zu argumentieren (Eberhardt 2019: 107; vergleiche Rösch 2018). Unter dem Deckmantel des freien Informationszugangs und ohne sachliche Gründe rechtsextreme Literatur anzubieten, lehnt er ab (Eberhardt 2019: 97).
Freytag legte dar, dass sich die Neutralitätsdebatte auf den Ankauf neuerer Literatur beziehen würde und es schwierig sei, diese Maßstäbe auf (historische) Kinderbücher umzulegen. Würden sich Mitarbeiter:innen dafür entscheiden, alle Editionen von Hatschi Bratschis Luftballon
aus dem Bestand zu nehmen, käme dies einer Bevormundung der Nutzer:innen gleich. Schließlich seien Bibliothekar:innen im aktuellen Verständnis keine Pädagog:innen und können Leser:innen nicht die Fähigkeit absprechen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Hatschi Bratschis Luftballon
sei außerdem in erster Instanz ein Buch, das Kindern von Erwachsenen vorgelesen wird. Dabei könne das Vorgelesene erklärt und eingeordnet werden (Telefonat Freytag 2021). Außerdem sei zu bedenken, dass die Inhalte von angebotenen Medien nicht per se mit den Meinungen der Bibliotheksmitarbeiter:innen und der Bibliotheksnutzer:innen übereinstimmen würden. Anders formuliert: Die Inhalte lassen keine Rückschlüsse auf die Privatmeinung der beiden Personengruppen zu – geschweige denn auf die Motive, aufgrund derer Medien entlehnt werden (Interview Freytag 2020).
So betont Freytag, dass die Darstellung Hatschi Bratschis
auch in jenen Editionen, die sich im Bestand der Büchereien Wien befinden, relativ offensichtlich stereotype Darstellungen über die Anderen
transportiere, indem die Fremde
und die dort lebenden Menschen als bedrohlich dargestellt werden. Der politische Diskurs in Europa sei nach wie vor von Stereotypen geprägt, die sich auch im Kinderbuch wiederfinden ließen. Der als gefährlich konstruierte Hatschi Bratschi
wird im Kinderbuch den Anderen
zugeordnet. Dazu merkt Freytag an, dass es sich dabei um eine gefährliche Verknüpfung handle, da Männer mit dunkler Haut und schwarzem Bart zu unserer Gesellschaft gehören
(ebenda).
Da Hatschi Bratschis Luftballon
zwar inhaltlich veraltet sei, erfülle der Titel zwar ein Ausscheidungskriterium, als Klassiker der österreichischen Kinderliteratur
und seiner ungebrochenen Rezeption bleibe er allerdings trotz der rassistischen Stereotype, die das Buch selbst in den redigierten Fassungen enthält, im Bestand der Büchereien Wien (Interview Freytag 2020). Die Nachfrage sei im Vergleich zu anderen Bilderbüchern sehr hoch: 9 Exemplare hatten letztes Jahr zwischen 10 und 15 Entlehnungen
(ebenda).
Grundsätzlich ist die Auseinandersetzung mit Rassismen in Kinderbüchern Teil der bibliothekarischen Arbeit der Büchereien Wien. Zwei gängige und von den Büchereien Wien begrüßte Umgangsformen mit rassistischen Inhalten sind zum einen Umformulierungen und zum anderen Hinweise auf die Historizität bestimmter rassistischer Begrifflichkeiten. So wurde bei Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
im Online-Katalog darauf hingewiesen, dass es sich bei bestimmten im Text verwendeten Begrifflichkeiten – wie dem N-Wort
5 – um historisch abwertende Bezeichnungen handelt (Interview Freytag 2020).
Freytag nannte außerdem zwei weitere Beispiele aus der Kinderabteilung, um darzustellen, wie mit Büchern umgegangen wird, deren Inhalt als rassistisch gewertet wird: Dabei handelt es sich um den Comic Tim im Kongo
von Hergé sowie Barbar auf Reisen
von Jean de Brunhoff. Tim im Kongo
wurde aufgrund seines rassistischen Inhaltes aus der Kinderabteilung in die Erwachsenenabteilung und kurz darauf in das Magazin der Büchereien Wien verlegt. Befinden sich Medien in einem der zwei Magazine der Büchereien Wien, können diese erst nach Vorbestellung genutzt werden. Tim im Kongo
wurde in das Magazin verlegt und nicht aus dem Bestand ausgesondert, weil es sich um einen frühen Band der bei den Leser:innen beliebten Comicbuchreihe Tim und Struppi
handelt, deren Bände vollständig im Bestand der Büchereien Wien sind. Barbar auf Reisen
wurde hingegen aufgrund geringer Rezeption aus dem Bestand der Büchereien Wien aussortiert und nach Neuankauf durch eine Zweigstelle ebenfalls ins Magazin verlegt (Interview Freytag 2020; Telefonat Freytag 2021).
Hatschi Bratschis Luftballon
in der Fachbereichsbibliothek für Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik
Laut Online-Katalog der Universitätsbibliothek Wien befinden sich Ausgaben aus den Jahren 1903 (hier handelt es sich um die Erstausgabe, die meinen Recherchen nach erstmals 1904 publiziert wurde) 1943, 1951, 1960, 1968, 2006 und das Faksimile der Erstausgabe aus dem Jahr 2019 in der Hauptbibliothek und zusätzlich eine Ausgabe aus dem Jahr 2006 sowie das Faksimile in der Fachbereichsbibliothek für Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik. Zur Ausgabe aus dem Jahr 2006 gehört eine Musik-CD (es handelt sich vermutlich um jene Edition aus dem Jahr 2006, die sich auch im Bestand der Büchereien Wien befindet), die allerdings nicht im Freihandbereich, sondern im Magazin: AV-Medien
der Fachbereichsbibliothek aufgestellt ist.
Mit dem Leiter der Fachbereichsbibliothek, Stefan Alker-Windbichler, wurde ebenfalls ein schriftliches Experteninterview6 geführt. In Bezug auf die Bestandspoltik und den Umgang mit rassistischen Inhalten konnten spezifische bibliotheksinterne Praktiken in Erfahrung gebracht werden.
So erfolgt der Bestandsaufbau der einzelnen bibliothekarischen Entitäten in gegenseitiger Absprache: Um die für den Literaturaufwand zur Verfügung stehenden Budgetmittel effizient einzusetzen, koordinieren die bibliothekarischen Einheiten ihren Bestandsaufbau untereinander und kooperieren miteinander
(Universitätsbibliothek 2012: 3).
Die Fachbereichsbibliothek für Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik ist, wie der Name bereits erahnen lässt, für die Literaturversorgung mehrerer Studienrichtungen verantwortlich. Das Zielpublikum der Fachbereichsbibliothek umfasst in erster Linie Universitätsangehörige, die vor Ort mit Literatur für Studium, Forschung und Lehre versorgt werden. Der Bestand der Fachbereichsbibliothek beträgt ungefähr 167.000 Bände. Die Signaturengruppe Kinder- und Jugendliteratur
, die sich im Freihandbereich der Fachbereichsbibliothek befindet, umfasst ungefähr 440 Werke. Bei etwa 180 Titeln handelt es sich um Kinder- und Jugendliteratur, der Rest ist Forschungsliteratur zum Thema. Kinder- und Jugendliteratur bildet folglich nur einen kleinen Teil des Bestands der Fachbereichsbibliothek und wird zudem nicht systematisch gesammelt (Interview Alker-Windbichler 2020).
Medien dieser Literaturgruppe werden angekauft, um den spezifischen Bedarf für Lehrveranstaltungen zu decken oder zur Ergänzung schon vorhandener Bestände
(ebenda). Außerdem werden in Wien erschienene Pflichtexemplare
in diese Bestandsgruppe aufgenommen.
Alker-Windbichler führt an, dass gesellschaftliche, mediale und akademische Debatten Einfluss auf Erwerbsentscheidungen haben, was allerdings aufgrund des fehlenden Sammelprofils
nicht auf Kinder- und Jugendliteratur zutreffe. Auch ein festgelegter Erwerbungsetat sei für diese Gruppe aus demselben Grund nicht vorhanden. Ankaufsvorschläge werden berücksichtigt, vorausgesetzt sie entsprechen dem Grundsatz der Literaturversorgung von Universitätsangehörigen. Das bedeutet für Kinder- und Jugendbücher, dass sie im Rahmen einer Lehrveranstaltung benötigt werden müssen.
Die Erwerbungsentscheidung für das Faksimile der Erstausgabe von Hatschi Bratschis Luftballon
aus dem Jahr 2019 wurde von Alker-Windbichler selbst getroffen. Seine Entscheidung begründet er mit dem bereits erwähnten Grundsatz der Literaturversorgung des Zielpublikums der Fachbereichsbibliothek, da am Institut für Germanistik wiederholt Seminare zum Thema Bilderbuchforschung
angeboten werden würden. Außerdem habe der Erwerb der Ergänzung des schon vorhandenen Bestandes
gedient (Interview Alker-Windbichler 2020).
Zusätzlich gibt es – wie eingangs erwähnt wurde – auch eine Version des Kinderbuches aus dem Jahr 2006, die sich in der Freihandaufstellung neben dem Faksimile befindet. So findet durch die Aufstellung eine Kontextualisierung des Faksimiles statt, das schon durch [seine] Aufmachung das Abgründige des Werkes sichtbar
mache.
Die Nutzung von Hatschi Bratschis Luftballon
ausgehend von den Entlehnzahlen wird als relativ kontinuierlich
beschrieben, wobei festzuhalten ist, dass diese Zahlen nicht der tatsächlichen Nutzung entsprechen, da das Buch durch die Freihandaufstellung – wie auch in den Büchereien Wien – vor Ort genutzt werden kann. Aus den Entlehnzahlen Rückschlüsse auf die öffentliche oder wissenschaftliche Rezeption zu ziehen, ist allerdings schwer, weil Vergleichszahlen7 ebenso fehlen wie Informationen über die Entlehner*innen und ihre Nutzungsabsichten
(ebenda).
Die Aussortierungskriterien sind ähnlich wie bei den Büchereien Wien vom äußeren Zustand des Werkes abhängig. Außerdem werden Bücher aus dem Bestand ausgesondert, wenn eine Neuauflage vorliegt. Anders als bei den Büchereien Wien haben Entlehnzahlen aber keinen Einfluss auf die Aussonderungsentscheidung: Systematisches Ausscheiden wegen Nichtgängigkeit gibt es nicht
(ebenda).
Innerhalb der Universitätsbibliothek existieren neben dem seit 2004 betriebenen Arbeitsbereich NS-Provenienzforschung, im Rahmen dessen die Bestände der Universitätsbibliothek systematisch auf NS-Raubgut8 überprüft werden (Stumpf 2019: 67), zwei weitere Maßnahmen, deren Ziel es ist, Bibliotheksnutzer:innen auf bedenkliche Erwerbungen aufmerksam zu machen. Bei den Maßnahmen handelt es sich um sogenannte Stempeluhren
und Denkzettel
, die auf Initiative der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte eingeführt wurden, nachdem Bibliotheksnutzer:innen von Stempeln mit NS-Symbolik in verschiedenen Büchern der Universitätsbibliothek Wien irritiert waren. Diese Stempeluhren
und Denkzettel
sollen eine Annäherung an die Thematik des Umgangs mit rassistischen Inhalten in wissenschaftlichen Bibliotheken darstellen, auch wenn sie lediglich auf formale Aspekte – den Erwerbungszeitraum – abzielen.
Im Oktober 2019 fand zu diesem Thema eine Podiumsdiskussion unter dem Titel Zum Umgang mit NS-Symbolen im universitären Kontext
statt. Es wurden sogenannte Stempeluhren entwickelt, die an manchen Standorten der Universitätsbibliothek aufliegen und den Nutzer:innen die Möglichkeit bieten, anhand der Uhren den Erwerbungszeitraum des Buches festzustellen (Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte o. J.). Neben den Stempeln aus der NS-Zeit sind in den Büchern der Universitätsbibliothek auch die Stempel anderer politischer Systeme Österreichs abgedruckt: Monarchie, Deutschösterreich
, Austrofaschismus, Zweite Republik sowie das Universitätssiegel, das seit 2004 in Verwendung ist (Stumpf 2015: 552 folgende).
Die Denkzettel
stellen eine Art Ergänzung zur Stempeluhr
dar und sollen Nutzer:innen die Möglichkeit geben, andere Nutzer:innen darauf aufmerksam zu machen, dass es sich um ein Werk handelt, das während des Nationalsozialismus erworben wurde. Dadurch solle ein kollektiver Bearbeitungsprozess
(Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte o. J.) ermöglicht werden. Die Werke werden so als Zeitdokumente kontextualisiert und zugleich distanziert sich die Universitätsbibliothek Wien von allen diskriminierenden und gewaltverherrlichenden Inhalten
(ebenda).
In Bezugnahme auf diese Formulierungen merkt Alker-Windbichler an, dass hier die Gefahr bestünde, durch solche Einzelaktionen
die rassistischen Inhalte von Werken zu relativieren: [E]s reicht jedenfalls nicht, sich durch die Markierung besonders eindeutiger Werke wie
(Interview Alker-Windbichler 2020).Hatschi Bratschis Luftballon
von allen diskriminierenden und gewaltverherrlichenden Inhalten zu distanzieren
In der Fachbereichsbibliothek Germanistik, Nederlandistik und Skandinavistik liegen weder Stempeluhren
noch Denkzettel
bei, was von Alker-Windbichler damit begründet wird, dass solche Maßnahmen nur auf formale Kriterien hinweisen würden (Interview Alker-Windbichler 2020). Die inhaltliche Auseinandersetzung mit rassistischen Medien erfordere eine viel umfangreichere Beschäftigung mit der Thematik, da der Großteil der deutschsprachigen Literatur von solchen Inhalten – in der ein oder anderen Form – geprägt sei. Die inhaltliche Auswertung des Bestandes wäre dafür notwendig und sei dementsprechend komplexer
(ebenda).
Alker-Windbichlers Ansicht nach kann die formale Markierung von Werken durch Denkzettel
oder auch Stempeluhren
ein Denkanstoß
für Nutzer:innen sein, sich mit der Erwerbsgeschichte beziehungsweise der Geschichte des Bibliotheksbestands auseinanderzusetzen. Der Erwerbszeitraum sei allerdings kein überzeugendes Kriterium
für eine tiefergehende inhaltliche Auseinandersetzung. Vielmehr müsste dafür das Handeln der Bibliotheken insgesamt im Kontext der Forschung [befragt werden]
(Interview Alker-Windbichler 2020).
Resümee und Ausblick
Sowohl Öffentliche als auch Wissenschaftliche Bibliotheken begegnen im Umgang mit Medien, deren Inhalte Rassismen enthalten, Herausforderungen, die Fragen aufwerfen: Widerspricht die Entscheidung gegen den Erwerb eines Werks aufgrund seines diskriminierenden Inhalts dem Grundsatz der Neutralität? Sollten Bibliothekar:innen ihre Nutzer:innen auf problematische Inhalte aufmerksam machen? Wo endet die Vermittlung von Informationskompetenz und wo beginnt Bevormundung?
In der deutschsprachigen Debatte stellen sich Bibliotheken vor allem in Hinblick auf rechtsextreme oder rechtsradikale Literatur diese Fragen. Würde diese Debatte auf rassistische Inhalte ausgedehnt, stünden Bibliotheken vor der Problematik, dass – wie Alker-Windbichler treffend feststellte – ein Großteil der deutschsprachigen Literatur davon betroffen wäre und hinterfragt werden müsste.
Der Bestand Öffentlicher Bibliotheken spiegelt in gewissem Maße die Interessen seiner Nutzer:innen wider. Hatschi Bratschis Luftballon
wird in den Büchereien Wien nach wie vor rezipiert, die Nachfrage nach Ginzkeys Klassiker der österreichischen Kinderliteratur
bleibt bestehen und deshalb befindet sich das Kinderbuch im Bestand dieser Öffentlichen Bibliothek. Es wäre zu kurz gefasst anzunehmen, die Nachfrage nach diesem Kinderbuch decke sich mit einem Interesse an Medien mit rassistischen Inhalten. Bibliotheken kennen die Motivation ihrer Entlehner:innen nicht und vermutlich sind sich auch einige Eltern nicht bewusst, dass Hatschi Bratschis Luftballon
rassistische Stereotype reproduziert.
Ist allerdings ein Bewusstsein dafür vorhanden und wird jegliche kritische Auseinandersetzung mit den inhärenten Rassismen als vermeintlich übertriebene Political Correctness abgetan, wird der Kampf um Deutungshoheit deutlich: Es ist das eine, Rassismus zu reproduzieren, weil man ihn nicht erkennt. Es ist etwas anderes, Rassismus zu reproduzieren, weil man die Perspektiven anderer Menschen nicht anerkennt
(Hasters 2020). Alice Hasters, die durch ihr Buch Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten
(2019) Bekanntheit erlangte, fasst in diesem Statement treffend zusammen, dass die Verteidigung oder auch wissentliche Hinnahme von Rassismus mit dem Bedürfnis einhergeht, diskriminierte Personengruppen aus unserer Gesellschaft zu exkludieren. Wie eingangs erwähnt, haben Bibliotheken die Möglichkeit, diesen exkludierenden Mechanismen entgegenzutreten, indem sie marginalisierte Communities aktiv in die Bibliotheksarbeit einbinden und ihnen ermöglichen, Wissensarchive zu entwickeln, die Alternativen zu jenem weißen Wissensarchiv aufzeigen, welches die Bibliothekslandschaft des globalen Nordens prägt (Honma / Chu 2018: 459).
Im Falle der Fachbereichsbibliothek Germanistik, Skandinavistik und Nederlandistik wurde Hatschi Bratschis Luftballon
für den spezifischen Bedarf von Lehrveranstaltungen zur Bilderbuchforschung angekauft. Wäre Hatschi Bratschis Luftballon
nicht im Bestand Wissenschaftlicher (oder auch Öffentlicher) Bibliotheken, würde dies die wissenschaftliche Analyse der darin vorkommenden Rassismen erschweren. Dennoch müssen sich auch Wissenschaftliche Bibliotheken fragen, welche Werke angeboten werden und – in Anlehnung an Clara M. Chus culture of silence
– welche nicht.
Literatur
APA-OTS (2019): Neofaschistisches Gedenken
am Kahlenberg verhindert. In: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20190908_OTS0013/neofaschistisches-gedenken-am-kahlenberg-verhindert [27.02.2020].
Attia, Iman (2016): Rassismustheoretische Perspektiven auf sozialpädagogische Fallarbeit. In: Michel-Schwartze, Brigitta (Hg.): Der Zugang zum Fall. Beobachtungen, Deutungen, Interventions-ansätze. Wiesbaden: Springer Fachmedien, 229–242.
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Chou, Rose L.; Pho, Annie (eds.) (2018): Pushing the margins. Women of color and intersectionality in LIS. Sacramento: Library Juice Press.
Der Standard (2019): Rassismusvorwürfe gegen Wiener Café wegen eines Kinderbuchs. In: https://www.derstandard.at/story/2000110109834/rassismusvorwuerfe-gegen-wiener-kaffeehaus-wegen-kinderbuch [15.12.2019].
Der Standard (2019a): Nach Protesten: Thalia und Amazon werden Hatschi Bratschis Luftballon
weiterhin verkaufen. In: https://www.derstandard.at/story/2000110496893/nach-protesten-thalia-und-amazon-werden-hatschi-bratschis-luftballon-weiterhin [15.12.2019].
Eberhardt, Joachim (2019): Rechte Literatur in Bibliotheken? Zur Argumentation von Hermann Rösch. In: O-Bib. Das offene Bibliotheksjournal, 6/3, 96–108.
Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte (o. J.): NS-Symbole in der Fachbereichsbibliothek Kunstgeschichte? In: https://kunstgeschichte.univie.ac.at/ueber-uns/institutsnachrichten/bibliotheksstempel/ [24.9.2020].
Gantert, Klaus (2016): Bibliothekarisches Grundwissen. Berlin / Boston: Walter de Gruyter GmbH.
Ginzkey, Franz Karl [1904] (2011): Hatschi Bratschis Luftballon. Erweiterte Auflage mit Illustrationen von Rolf Rettich, Grete Hartmann, Ernst Dombrowski und Alena Schulz. Langenzersdorf: Trans-World Musikverlag.
Ginzkey, Franz Karl [1904] (2019): Hatschi Bratschis Luftballon. Eine Dichtung für Kinder. Faksimile der Erstausgabe aus dem Jahr 1904, Wien: European University Press / Iberia.
Hasters, Alice (2020): Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten. München: hanserblau.
Hasters, Alice (2020): Warum weiße Menschen so gerne gleich sind. In: https://www.deutschlandfunk.de/identitaeten-7-7-warum-weisse-menschen-so-gerne-gleich-sind.1184.de.html?dram:article_id=466836 [28.6.2021].
Hawle, Christian (1989): Wer war Franz Karl Ginzkey? Leben, Werk, Wirken. In: Hangler, Reinhold; Hawle, Christian; Kilgus, Hartmuth; Kriechbaum, Gerhard (Hg.): Der Fall Franz Karl Ginzkey und Seewalchen. Eine Dokumentation. Vöcklabruck: Mauthausen-Aktiv-Vöcklabruck, 97–115.
Heydemann, Klaus (1985): Literatur und Markt. Werdegang und Durchsetzung eines kleinmeisterlichen Autors in Österreich (1891–1938). Habilitationsschrift, Universität Wien.
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Matzinger, Lukas (2019): Warum führen Sie Hatschi Bratschis Luftballon
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Der Begriff
weiß
wird klein und kursiv geschrieben,um die üblicherweise unmarkierte weiße Position und das Machtverhältnis
(Attia 2016: 230; Hervorhebungen im Original) zwischen der weißen Mehrheitsgesellschaft und all jenen, die aus dieser exkludiert und alsanders
konstruiert werden, hervorzuheben.↩︎Der Begriff
Schwarz
wird in diesem Zusammenhang großgeschrieben und isteine Selbstbezeichnung mit Widerstandspotenzial
und wird alsAnalysebegriff [betrachtet], der alle People of Color umfasst, die von der weißen Mehrheitsgesellschaft als
(Greve 2013: 37; Hervorhebungen im Original).↩︎anders
markiert werdenIn der Edition aus dem Jahr 1968 sind, wie auch im Original und im Faksimile, keine Seitennummerierungen vorhanden. Zur besseren Nachvollziehbarkeit greife ich daher bei der Inhaltsangabe auf die Edition aus dem Jahr 2011 zurück, die kaum nennenswerte textliche Änderungen zu vorhergehenden Versionen enthält.↩︎
Das schriftliche Interview wurde der Autorin von Veronika Freytag im August 2020 übermittelt.↩︎
In Anlehnung an Gudrun Hentges Sammelbandtitel gehe ich von der These aus:
Sprache Macht Rassismus
(2014). Um die weitere Reproduktion dieser Begrifflichkeit zu vermeiden, verwende ich eine Begriffsabwandlung.↩︎Das schriftliche Interview wurde der Autorin von Stefan Alker-Windbichler im September 2020 übermittelt.↩︎
Die Entlehnzahlen liegen weit unter jenen der Büchereien Wien (vergleiche Interview Freytag 2020: Zeile 74–77).↩︎
Der anfängliche Untersuchungsrahmen betraf Erwerbungen, die zwischen 1938 und 1945 getätigt wurden. Im Zuge der Forschungen wurde dieser Rahmen jedoch auf die Jahre zwischen 1933 und 1938 sowie die Nachkriegsjahre ausgedehnt (Stumpf 2019: 67 folgende).↩︎
Elisa Frei studierte Internationale Entwicklung an der Universität Wien und der Universidad de Salamanca. Sie schrieb ihre Masterarbeit zum Thema Ethnologische Museen im 21. Jahrhundert
und analysierte den Umgang zweier ethnologischer Museen (dem Berliner Ethnologischen Museum und dem Weltmuseum Wien) mit der Kolonialgeschichte. Während ihres Geschichtestudiums an der Universität Wien nahm sie an Seminaren zur Vielstimmigkeit kolonialer Diskurse in Bibliotheken
teil, im Rahmen derer dieser Artikel entstand.