Die "Einführung in die Katalogkunde. Vom Zettelkatalog zur Suchmaschine" erhebt den Anspruch, Inhalte aus dem "Lehrbuch der Bibliotheksverwaltung" und aus der "Katalogkunde" von Klaus Haller (1998) in wichtigen Punkten zu ergänzen und zu erweitern (XI).
Inhaltliche Schwerpunkte des Werkes sind "Probleme und Entwicklung der Katalogisierung" (17-68) sowie "Katalogarten, -formen und -typen" (69-144). Dabei enthält der erstgenannte Teil vieles von dem, was man in einer "klassischen" Katalogkunde erwartet, einschließlich aktueller Fragestellungen wie "RAK versus AACR" (45-49) (es besteht immerhin ein Zeitabstand von sieben Jahren zum Buch von Haller!) oder Hinweise zu Ontologien (58 u.a.), aber auch – ziemlich überraschend – ausführlich den fürwahr interessanten "Katalog von St.Gallen" (26-30). Bemerkenswert sind weiter die unterschiedlichen Akzentsetzungen zwischen dem vorliegenden Werk und der "Einführung" von Haller, nur wenige Beispiele seien hierzu angeführt: Die Haupteintragung (Haller 155-160, hier 143), ISBN (Haller 130-133, hier Registerverweisung auf die abgekürzte Form), Normdateien (Haller 215-231, hier kein Abschnitt in Teil 2) und Retrokonversion (Haller 232-247, hier XI). Es geht also durchaus nicht nur – wie angekündigt (vgl. XI) – um Ergänzung und Erweiterung.
Überraschungen birgt auch der zweite Teil (typisches Exempel der angestrebten "flachen Hierarchie"): Er enthält in alphabetischer Folge nicht nur Hinweise zu beispielsweise dem Bandkatalog, Dienstkatalog und Zettelkatalog, sondern ein, neben dem systematischen Katalog (126-137) in diesem Kontext wenig erwartete und recht ausführliche Darstellungen der DDC (85-90) und der Gesamthochschulbibliothekssystematik (96-101), die in vergleichbarer Form und Länge an anderer Stelle längst verfügbar sind. Ergänzende Hinweise auf aktuelle Internet-Adressen wie z.B. auf die RVK-Online und den systematischen Katalog auf RVK-Basis BibScout des BSZ bei der Regensburger Verbundklassifikation (119 f.), die übrigens nicht "in Abstimmung mit den Teilnehmern des BVB gepflegt" wird (119), sondern in Abstimmung mit derzeit 40 großen (von ca. 150) Anwenderbibliotheken aus dem deutschsprachigen Bereich, sind durchaus vorstellbar. Als äußerst gelungen empfindet der Rezensent neben dem ausführlichen Inhaltsverzeichnis die Abschnitte "Abkürzungen" (145-156), "Bibliographie" (157 f.) und "Register" (159-172).
Das Global Positioning System (GPS) und dessen ausgeschriebene Form ist im Text (sogar zweimal 65), im Abkürzungsverzeichnis (149) und, in beiden Formen sowie mit Siehe-Verweisung, im Register (164) sehr reichlich genannt. Dabei könnte es deutlich mehr derartige Beispiele in diesem Band geben. Hilfreich ist auch die typographisch herausragende Gestaltung von Festlegungen und Definitionen im ersten Abschnitt (und 70), während die Definition der Digitalen Bibliothek (142) im Rahmen des Abschnitts über die Zeitschriftenkataloge (140-142) wiederum überraschend ist.
Allerdings mindern diese „Notizen“ keinesfalls den Wert dieses Neuansatzes einer "Einführung in die Katalogkunde", die in Richtung "Bausteine der Erschließung" weist.
Bernd Lorenz ist Dozent am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.