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doi:10.18452/21541 (edoc HU Berlin)

Der Beitrag der Forschungsgruppe öffentliche Bibliotheken in Brasilien zu Lehre, Forschung und bibliothekswissenschaftlicher Praxis

Dieser Artikel stellt vor, wie die Forschungsgruppe Öffentliche Bibliotheken in Brasilien: Reflexion und Praxis (Grupo de Pesquisa Bibliotecas Públicas no Brasil: reflexão e prática, GPBP), die an der Bundesuniversität des Staates Rio de Janeiro (Universidade Federal do Estado do Rio de Janeiro, UNIRIO) angesiedelt ist, daran arbeitet, den Dialog zwischen der Universität und den öffentlichen Bibliotheken Brasiliens durch Lehre, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit zu gewährleisten. Sieben Jahre Forschung haben gezeigt, dass sowohl die Universität als auch die öffentlichen Bibliotheken von einem Wissens- und Erfahrungsaustausch profitieren. Die Universität profitiert, indem sie den Studierenden ermöglicht, die Bibliothekspraxis zu erleben. Die öffentlichen Bibliotheken nutzen die Ergebnisse der Forschung und der Projekte der Gruppe, um konkrete, alltägliche Probleme zu lösen. Es ist zu hoffen, dass dieser Artikel mehr Universitäten dazu motivieren wird, in die Forschung zu und mit öffentlichen Bibliotheken zu investieren.


Zitiervorschlag
Nathalice Bezerra Cardoso, Alberto Calil Elias Junior, Elisa Campos Machado, "Der Beitrag der Forschungsgruppe öffentliche Bibliotheken in Brasilien zu Lehre, Forschung und bibliothekswissenschaftlicher Praxis". LIBREAS. Library Ideas, 37 ().


1 Einleitung

Ausgehend von den Annahmen, dass die Welt in verschiedene Bereiche segmentiert werden kann, dass Wissen in verschiedene Kategorien wie wissenschaftlich, empirisch, theologisch et cetera eingeordnet werden kann und dass Individuen, Gruppen, Institutionen, Prozesse und Praktiken unterschiedliches Wissen produzieren, wurde im Jahr 2013 die Forschungsgruppe Öffentliche Bibliotheken in Brasilien [Grupo de Pesquisa Bibliotecas Públicas no Brasil (GPBP)1, Übersetzung der Verfasser] an der Bundesuniversität des Bundesstaates Rio de Janeiro (UNIRIO)2 gegründet. Eines der Ziele der GPBP ist es, Räume für die kollektive Kommunikation zwischen den verschiedenen Individuen, Gruppen, Institutionen, Prozessen und Praktiken der Bibliothekswissenschaft zu schaffen.

Es sei daran erinnert, dass die Vorstellung von unterschiedlichen Sphären, die Wissen und seine Individuen trennen, auf die Moderne zurückgeht, in der die Grenzen zwischen diesen Wissensbereichen abgesteckt wurden. Religiöses Wissen war fast ausschließlich in Tempeln, volkstümliches Wissen in Herkunftsgemeinschaften und wissenschaftliche Erkenntnisse in Universitäten und Forschungseinrichtungen zu finden.

Dieser Entwurf der Moderne einer segmentierten Welt korrespondiert allerdings nicht (mehr) mit der Realität und die Grenzen zwischen den Wissenssphären, die einst strikt getrennt wurden, sind durchlässig geworden.3 Wissenschaftliche Erkenntnisse, etwa, überschreiten die Mauern der Universitäten und dringen in den Alltag verschiedener sozialer Gruppen vor. Betrachten wir beispielsweise die öffentlichen Universitäten in Brasilien heute, fällt auf, dass – obwohl sie immer noch der Hauptort für die Produktion und Zirkulation von wissenschaftlichem Wissen sind – sich hier Wissensarten bemerkbar machen, die diese Definition transzendieren.

Angesichts dieser Umstände offenbart sich die dringende Notwendigkeit der Öffnung von Kanälen des Dialogs zwischen den Wissensbereichen. Darüber hinaus zeigt sich, wie wichtig es ist, auf die Stimmen zu achten, die in wissenschaftlichen Räumen widerhallen (und auf die, die noch nicht widerhallen).

Auf der Suche nach dieser Übung des Zuhörens wird die Idee verteidigt, dass sich Forschungsgruppen potenziell als gut geeignete Räume für die Annäherung der Wissensbereiche präsentieren. In diesem Kontext ist die Tätigkeit der Forschungsgruppe Öffentliche Bibliotheken in Brasilien: Theorie und Praxis zu sehen, welche Forscher und Fachleute aus dem ganzen Land zusammenbringt, die sich mit Studien und Forschungen zur öffentlichen Bibliothekswissenschaft beschäftigen.

Zudem ist es wichtig, das aktuelle Informations-Ökosystem zu erfassen, in dem Information Disorder unterstützt von Postfaktizität alltäglich ist. Dieses Ökosystem bietet die idealen Rahmenbedingungen für die Entstehung und Ausbreitung von zum Beispiel anti-wissenschaftlichen Bewegungen. Wir leben in einer Zeit, in der wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur in Frage gestellt werden – was wünschenswert und von Nutzen ist, denn der Zweifel bewegt die Wissenschaft –, sondern fast täglich mit Kampagnen, die sich über die großen Medien und die digitalen sozialen Netzwerke verbreiten, heftig angegriffen werden. Ein Beispiel dafür ist die aktuelle Anti-Impf-Bewegung, die täglich Anhänger gewinnt oder die Situation im Jahr 2019, in der es notwendig war zu erklären, dass die Erde nicht flach ist. Dies ist die beängstigende Realität in Brasilien.

Bevor wir uns dem zentralen Gegenstand dieses Artikels zuwenden, soll die aktuelle Situation in Brasilien kurz vorgestellt werden.

2 Brasilien heute

Gemessen an seiner Fläche (8.511.000 km²) und seiner Bevölkerung ist Brasilien das fünftgrößte Land der Welt. Im Januar 2020 wurde die brasilianische Bevölkerung nach Angaben des brasilianischen Instituts für Geographie und Statistik (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística – IBGE) auf 211.330.900 Millionen Einwohner geschätzt. Brasilien besteht aus 5.570 Gemeinden, die sich auf 5 Regionen verteilen: Norden, Süden, Südosten, Mitte-Westen und Nordosten. Das Land ist in einem föderativen politischen System organisiert, das 26 Bundesstaaten sowie den Bundesdistrikt, in dem sich die Hauptstadt Brasilia befindet, umfasst.

Die meisten Gemeinden liegen in den Regionen Südosten, Süden und Nordosten, in denen sich auch der größte Teil der brasilianischen Bevölkerung und somit die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen konzentrieren. In den Regionen Norden und Mittelwesten befinden sich große Ausdehnungen von Wald und eine Vielzahl komplexer Biome und hydrographischer Becken, das Amazonasgebiet und das Pantanal, was zu einer im Vergleich zum Rest des Territoriums geringeren Bevölkerungsdichte führt.

Nach Angaben des Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada – IPEA) erlebte das Land von 2003 bis 2011 eine große wirtschaftliche Expansion (LEVY, 2019) und erreichte den sechsten Platz in der Rangliste der größten Volkswirtschaften der Welt. Ab 2014 begann jedoch ein Prozess der Rezession und Veränderungen in der politischen Verfassung des Staates, welcher zum Rückfall auf Platz 9 führte. Gegenwärtig haben in Brasilien sechs Familien mehr Vermögen angesammelt, als die 105 Millionen am Fuß der Pyramide. Die Ungleichheit hat ein ethisch, politisch und wirtschaftlich unhaltbares Niveau erreicht (DOWBOR, 2019, Übersetzung der Verfasser). Nach jüngsten Erhebungen der Vereinten Nationen (UNO) steht Brasilien bezogen auf seine Einkommenskonzentration an zweiter Stelle weltweit und liegt dabei nur hinter Katar (UNO, 2019).

Insbesondere bezüglich der Lese- und Schreibfähigkeit und Alphabetisierung der brasilianischen Bevölkerung gilt nach den Daten des Indikators für Funktionale Alphabetisierung (Indicador de Alfabetismo Funcional – Inaf)4 von 2018, dass drei von zehn Jugendlichen und Erwachsenen im Alter von 15 bis 64 Jahren im Land als funktionale Analphabeten gelten. Sie befinden sich also auf dem niedrigsten Niveau der Fertigkeiten und des Schreibens.5 Dabei handelt es sich um 29 % der Gesamtbevölkerung, was etwa 38 Millionen Menschen entspricht.

Brasilien ist ein Land, das sich durch Vielfalt und seine kontinentale Dimension auszeichnet, reich an Kultur und natürlichen Ressourcen ist, aber auch durch Ungleichheit in seinen verschiedenen sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und bildungspolitischen Kontexten geprägt ist. In diesem komplexen Universum präsentieren öffentliche Bibliotheken Strategien, dem Mangel an kulturellen Räumen, an qualitativ hochwertiger Bildung und an Zugang zu Information und Lektüre für einen großen Teil der Bevölkerung, zu begegnen.

In Brasilien qualifizieren die Zugangsbedingungen, die Ausrichtung der Sammlung, über die eine Bibliothek verfügt sowie der Kundenservice, ob eine Bibliothek öffentlich ist oder nicht. In den meisten Fällen werden sie von lokalen Regierungen gegründet und unterhalten und zu kommunalen und staatlichen öffentlichen Bibliotheken bestimmt. Es gibt aber auch Bibliotheken, die von gemeinnützigen Organisationen und Jugendkollektiven geschaffen und unterhalten werden. In diesem Fall spricht man von Gemeindebibliotheken.

Die von der Regierung unterhaltene öffentliche Bibliothek wird als öffentliches Gut verstanden, und ihre Räume und Sammlungen werden als kulturelles Erbe einer bestimmten Gemeinschaft betrachtet. Sie ist ein Recht des Volkes und eine Pflicht des Staates […] (MACHADO; CALIL JUNIOR, 2019, S. 212, Übersetzung der Verfasser).

In diesem Zusammenhang verzeichnete das nationale System öffentlicher Bibliotheken (Sistema Nacional de Bibliotecas Públicas – SNBP)6 im Jahr 2015 die Existenz von 6.057 öffentlichen Bibliotheken. Diese sind über das gesamte Staatsgebiet verteilt, wobei sich 1.957 der Bibliotheken in der Region Südosten konzentrieren, das heißt in den Staaten São Paulo, Rio de Janeiro, Minas Gerais und Espírito Santo. Zugleich zeigte die vom Brasilianischen Institut für Geographie und Statistik (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística – IBGE) durchgeführte Umfrage zur kommunalen Basisinformation im Jahr 2018, dass die Gesamtzahl der brasilianischen Gemeinden mit öffentlichen Bibliotheken in vier Jahren um fast 10 % zurückging. Die Zahl fiel von 97,7 % im Jahr 2014 auf 87,7 % im Jahr 2018, so dass aktuell auf 34.000 Einwohner etwa eine Bibliothek kommt.

Vergleicht man die Daten der Library map of the world7, die von der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) zur Verfügung gestellt wird, so gibt es in Brasilien mit mehr als 211 Millionen Einwohnern weniger öffentliche Bibliotheken als in Italien mit 60 Millionen Einwohnern. Das Land verfügt also nicht über eine ausreichende Anzahl an Bibliotheken, um die Informations-, Lese- und Kulturbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.

Für die Ausbildung von Fachpersonal für die Beschäftigung in öffentlichen Bibliotheken in Brasilien, sowie in Bibliotheken anderer Art, wie Schul-, Universitäts- und Fachbibliotheken, gibt es 57 grundständige Studiengänge in Bibliothekswissenschaft mit einer durchschnittlichen Dauer von 4 Jahren, die von öffentlichen und privaten Hochschuleinrichtungen angeboten werden.

Es soll an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass es im Gegensatz zu anderen Ländern für die Ausübung des Berufs des Bibliothekars/der Bibliothekarin in Brasilien notwendig ist, einen Bachelorabschluss in Bibliothekswissenschaft gemäß den Vorschriften des Bildungsministeriums (MEC) zu haben und seine Registrierung beim Regionalrat für Bibliothekswissenschaft seiner Region aktuell zu halten (CALIL JUNIOR; SILVEIRA; SILVA; ROSA, 2015, S. 4, Übersetzung der Verfasser). Die große Mehrheit der brasilianischen Staats- und Stadtbibliotheken verfügt über öffentliche Angestellte (Beamte), also Fachpersonal, das in einem Auswahlverfahren – in der Regel mit Prüfungen – für feste Stellen in der öffentlichen Verwaltung zugelassen wurde.

Aus diesem Grund ist es unerlässlich, die Studien und Debatten über eine Ausbildung kritischer Bibliothekare für die Arbeit in öffentlichen Bibliotheken auszuweiten. Die grundständigen Studiengänge des Landes im Bereich Bibliotheks- und Informationswissenschaft können als generalistisch bezeichnet werden, da sie in ihren Lehrplänen keinen Schwerpunkt auf die Besonderheiten legen, die die verschiedenen Arten von Bibliotheken mit sich bringen. Der Mangel an Diskussionen und spezifischen Inhalten im Grundstudium führt dazu, dass die Fachkräfte nach ihrem Abschluss nach Spezialisierungs- und weiterführenden Studiengängen suchen, die an öffentlichen und privaten Universitäten angeboten werden, um ihr Wissen und ihre praktischen Kenntnisse zu vertiefen sowie sich weiterführend zu qualifizieren.

Die Zahl der Fachkräfte, die jährlich einen Abschluss in Bibliothekswissenschaft erwerben, reicht nicht aus, um alle vorhandenen Stellen in den Bibliotheken ganz Brasiliens zu besetzen.

Hinzu kommen die Rückschritte im Bereich der Public Policy im Land, die seit dem Putsch gegen Präsidentin Dilma Rousseff im Jahr 2016 stattfinden. Neben der Auflösung des Kulturministeriums im Januar 2019 sind öffentliche Einrichtungen und Leitprogramme in den Bereichen Kultur, Bildung, Gesundheit und Umwelt nicht nur Ressourcenkürzungen und dem Abbau der öffentlichen Verwaltung zum Opfer gefallen, sondern auch Delegitimierungskampagnen der Regierungsbehörden ausgesetzt.

Ausgehend von dieser Perspektive ist es von grundlegender Bedeutung, die theoretischen und praktischen Aspekte zu diskutieren, die die Ausbildung der Bibliothekswissenschaft mit sich bringen, insbesondere jene, die das Verständnis der öffentlichen Bibliothek als kulturelle Einrichtung betreffen und dabei vor allem jenes durch Macht- und Wissensstrategien beeinflusste Verständnis, das sich auf die Gesellschaft auswirkt, in die es eingebettet ist (FOUCAULT, 2006).

Es ist darauf hinzuweisen, dass die öffentlichen Bibliotheken, wenn auch in unzureichender Anzahl, immer noch die kulturellen Einrichtungen mit der größten Präsenz in den brasilianischen Gemeinden sind. In der von Ungleichheiten geprägten brasilianischen Gesellschaft, in der es auf der einen Seite Orte mit breitem Zugang zu kulturellen, bildungstechnischen, politischen und Konsumgütern gibt, die aber auf der anderen Seite von großen ausgegrenzten Regionen und Bevölkerungsgruppen umgeben sind, können kulturelle Einrichtungen wie öffentliche Bibliotheken zu pluralistischen Räumen der Inklusion und der sozialen Transformation werden.

Nachdem die Situation in Brasilien im Überblick präsentiert wurde, ist es nun möglich, das Ausbildungssystem der Bibliothekswissenschaft an der UNIRIO und die Forschungsgruppe Öffentliche Bibliotheken in Brasilien [port.: Grupo de Pesquisa Bibliotecas Públicas no Brasil (GPBP)] in ihrer Struktur, ihren institutionellen Verbindungen und den entwickelten Aktivitäten vorzustellen.

3 Die Forschungsgruppe Öffentiche Bibliotheken in Brasilien (GPBP)

Zunächst soll das Studium der Bibliothekswissenschaft an der Hochschule für Bibliothekswissenschaften der UNIRIO vorgestellt werden, das eines der ältesten und traditionsreichsten des Landes ist8. Gegenwärtig bietet die Universität zwei inhaltsgleiche Studiengänge für das Bachelorstudium an, einen vormittags und einen abends sowie einen weiteren für das Studium auf Lehramt abends.9 Um eine Vorstellung zu bekommen: Im ersten Semester des Jahres 2020 verzeichnete die UNIRIO 816 Studenten, die in den drei grundständigen Studiengängen eingeschrieben waren. Darüber hinaus wurde im Jahr 2012 das weiterführende Studienprogramm für Bibliothekswissenschaft mit einem anwendungsorientierten Masterstudiengang ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich ebenfalls um den Ersten des Landes in diesem Wissenschaftsbereich.

Laut der Koordinierungsstelle für Weiterbildung für Menschen mit Hochschulabschluss [port.: Coordenação de Aperfeiçoamento de Pessoas de Nível Superior – CAPES] ist das anwendungsorientierte Masterstudium anders gestaltet als das forschungsorientierte Masterstudium,

es ist eine Art von weiterführendem Studiengang stricto sensu, der auf die Ausbildung von Fachpersonal in den verschiedenen Wissensbereichen durch das Studium von Techniken, Prozessen oder Themen ausgerichtet ist, die eine bestimmte Nachfrage des Arbeitsmarktes befriedigen. Ziel ist es, einen Beitrag zum nationalen Produktionssektor zu leisten, um ein höheres Niveau an Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität für Unternehmen und Organisationen, ob öffentlich oder privat, zu erreichen. Folglich müssen die Entwürfe für neue Studiengänge des Typus anwendungsorientierter Master eine curriculare Struktur aufweisen, die die Verbindung aus aktuellem Wissen, der Beherrschung der entsprechenden Methodik und der auf das spezifische Berufsfeld ausgerichteten Anwendung betont. Dazu muss ein Teil des Lehrkörpers aus Fachpersonal bestehen, das auf seinen Wissensgebieten für seine Qualifikation und seine herausragenden Leistungen auf dem für den Studiengangentwurf relevanten Gebiet anerkannt ist. Die Abschlussarbeit des Studiums soll immer mit realen Problemen aus dem Tätigkeitsbereich der Studierenden in Verbindung stehen und kann – je nach Art des Bereichs und Zweck des Studiums – in verschiedenen Formaten präsentiert werden (CAPES, 2019, Übersetzung der Verfasser).

Der Masterstudiengang Bibliothekswissenschaft an der UNIRIO, der 2012 seinen ersten Jahrgang hatte, entstand aus der Wahrnehmung eines Mangels an vertiefenden Studien auf dem Gebiet der Bibliothekswissenschaft, um diese Fachleute in die Lage zu versetzen, Probleme zu untersuchen, die sich aus dem Alltag der Bibliothekswissenschaft in verschiedenen Bibliotheken ergeben. (UNIRIO, 2013)

Nachdem das Studium der Bibliothekswissenschaft an der UNIRIO vorgestellt wurde, soll nun die Arbeit der Forschungsgruppe präsentiert werden. In der brasilianischen Universitätsstruktur bilden Forschungsgruppen einen potenziellen Rahmen, der zur Erfüllung des Auftrags öffentlicher Universitäten beitragen kann welcher darin liegt, die Untrennbarkeit von Lehre, Forschung und Extensão10 – also die Verknüpfung von Theorie und Praxis – zu gewährleisten, die wir bibliotheks- und informationswissenschaftliche Praxis nennen11, eine Formulierung, die von Paulo Freire12 inspiriert wurde.

Die Forschungsgruppe Öffentliche Bibliotheken in Brasilien hat ihre Aktivitäten im Jahr 2013 aufgenommen. Ihre Gründung erfolgte aus der Sorge über die Bedingungen der brasilianischen öffentlichen Bibliotheken, insbesondere den wachsenden Bedarf an qualifiziertem Personal für die Arbeit in den Bibliotheken, die Notwendigkeit, das Nachdenken über die Bibliothekspraxis im öffentlichen Raum zu fördern und zu stärken und, wie bereits erwähnt, die Suche nach dem Dialog zwischen verschiedenen Wissensträgern.

Die GPBP setzt sich zusammen aus Professoren der UNIRIO und Dozenten, die an anderen brasilianischen Universitäten und Institutionen in verschiedenen Regionen des Landes, wie beispielsweise an der Bundesuniversität von Minas Gerais (UFMG) und am Kulturzentrum Luiz Freire (CCLF) in Pernambuco, tätig sind. Studierende im Grund- und Aufbaustudium sowie Fachpersonal von öffentlichen und Gemeindebibliotheken sind ebenfalls Mitglied. Jede/r nimmt direkt oder indirekt an Forschungs-, Lehr- und Extensão-Projekten teil, die sich um das Thema öffentliche Bibliotheken drehen.

Die Projekte der GPBP betreffen konstitutive Fragen der öffentlichen Bibliothekswissenschaft in Brasilien. Die öffentliche Bibliothekswissenschaft bezieht sich auf

einen Ausschnitt oder einen Zweig der Bibliothekswissenschaft, der sich mit den Besonderheiten von öffentlichen Bibliotheken und der Ausbildung von Fachpersonal für die Tätigkeit in dieser Art von Einrichtung beschäftigt. Als Disziplin befasst sie sich mit den Ursprüngen, Funktionen, Zielen, Merkmalen und Konzepten von öffentlichen Bibliotheken und den öffentlichen Bibliothekssystemen (national, bundesstaatlich und kommunal). Außerdem befasst sie sich mit Gemeindebibliotheken, die von Kollektiven unterhalten und verwaltet werden, dem Lesen und der Lektürevermittlung als Praktiken in diesen Räumen sowie mit den Fragen der öffentlichen Verwaltung und der öffentlichen Kulturpolitik, die sich auf diese Art der öffentlichen Einrichtung ausrichten (MACHADO; CALIL JUNIOR, 2019, S. 211, freie Übersetzung der Verfasser).

In diesem Zusammenhang nimmt die GPBP die Herausforderung an, die Debatte über die öffentliche Bibliothekswissenschaft an der UNIRIO zu fördern, um Wege für die Entwicklung eines kritischen Nachdenkens über die bibliothekarische Praxis und das Handeln zugunsten des Gemeinwohls innerhalb und außerhalb des universitären Raums aufzuzeigen (MACHADO; CALIL JUNIOR, 2019, S. 216, Übersetzung der Verfasser).

In Bezug auf die Lehre hat die GPBP an der UNIRIO das Fach öffentliche Bibliotheken eingeführt. Studierende im Bachelor und Masterstudium finden in der GPBP einen Ort für die Annäherung und Vertiefung rund um die Themen der öffentlichen Bibliothekswissenschaft.

Zu den Aktivitäten dieses Fachs gehören Exkursionen zu öffentlichen Bibliotheken und Gemeindebibliotheken, bei denen die Studentinnen und Studenten die Möglichkeit haben, sich im Stadtraum zu bewegen, mit den Lokalitäten in Kontakt zu kommen und einen Bericht über diese Erfahrung zu schreiben. Aus einem dieser Berichte, verfasst von einer der damaligen Extensão-Stipendiatinnen aus einem der Projekte der GPBP, entstand ein wissenschaftlicher Artikel, der dieser Erfahrung Ausdruck verleiht. Diese Besuche ermöglichen es, Kontakte mit Fachpersonal aus öffentlichen Bibliotheken zu knüpfen und die jeweiligen Praktiken der Bibliotheken kennenzulernen. Auf Grundlage dieser geknüpften Kontakte wurden Universitätsexterne eingeladen, an Aktivitäten der Universität teilzunehmen. So hielt etwa ein Literaturvermittler einen Workshop zur Literaturvermittlung für Studierende der UNIRIO. Diese Veranstaltung war nicht nur für die Studentinnen, Studenten und Professorinnen und Professoren hilf- und lehrreich, sondern auch für den Referenten, der die Möglichkeit hatte, von den Studierenden zu lernen und andere Perspektiven kennen zu lernen – so kam es zu einem Wissensaustausch.

Die Forschung und die Projekte der GPBP umfassen unter anderem folgende Themen: Bürgerinformationsdienste in öffentlichen Bibliotheken, Erstellung von Indikatoren für die Lektüre und das Leseverhalten, Vermittlung und Leseförderung, grüne und nachhaltige Bibliotheken, Nachhaltigkeit, Kulturpolitik, Begriffe und Konzepte öffentlicher Bibliotheken, Entwicklung von Sammlungen, Lehre über öffentliche Bibliotheken, Dienstleistungen, kulturelle Tätigkeiten, Informationszugänglichkeit sowie Aktionen mit öffentlichen Bibliotheken und Gemeindebibliotheken.

Die Aktivitäten der GPBP öffnen viele Türen, hauptsächlich aber bauen sie Verbindungen auf und schaffen Beziehungen zwischen Akteuren, die unterschiedliche Kenntnisse und unterschiedliche Weltverständnisse repräsentieren. Derartige Beziehungen ermöglichten zum Beispiel die Organisation verschiedener Veranstaltungen der GPBP. So hat die Gruppe dank dieser entstandenen Partnerschaften etwa zwei Ausgaben des Forums der Öffentlichen Bibliotheken sowie des Treffens Gemeindebibliotheken: zwischen Wissen und Handeln [port.: Bibliotecas comunitárias: entre saberes e fazeres, Übersetzung der Verfasser] organisieren können, an denen Forschende, Literaturvermittler, lokale Führungskräfte und öffentliche Vertreter teilnahmen. Bei beiden Veranstaltungen hatte jede/r die Möglichkeit, sich zu beteiligen und gehört zu werden. Diese Erfahrungen waren von großer Bedeutung für die Annäherung von Universität und Gemeindebibliotheken und beide Seiten profitierten von den neu gewonnen Informationen und Kontakten. Als weiteres Beispiel für die Aktivitäten der GPBP sei die Forschung zum Einfluss von Gemeindebibliotheken auf die Bildung von Lesern in Brasilien genannt, an der die Mitglieder der GPBP sowohl in der Planung als auch in der Durchführung beteiligt waren. Diese Forschung vertiefte das Verständnis dafür, wie Gemeindebibliotheken zu der Bildung von Leserinnen und Lesern beitragen. Diese Erfahrungen führten zur Veröffentlichung des Buches Das Brasilien, das liest: Gemeindebibliotheken und kultureller Widerstand in der Bildung von Lesern. Es beinhaltet eine umfassende Kartierung und Bestandsaufnahme von Gemeindebibliotheken im in Brasilien (es wurden 143 Bibliotheken in 16 Bundesstaaten erforscht) und ist frei verfügbar.

Es ist hervorzuheben, dass die Ergebnisse dieser Forschung auch aus einem Zusammenspiel zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Wissen der in Gemeindebibliotheken tätigen Personen hervorgegangen sind. Silvia Castrillon (2018) weist darauf hin, dass die Forschung über Gemeindebibliotheken die Möglichkeit eröffnet, die Bibliothek als Ort aus anderen Perspektiven zu betrachten.

In diesem Zusammenhang erscheint es sinnvoll, eine Stimme zu erwähnen, die die Beziehung zwischen der Bibliothek und ihrem räumlichen Umfeld adressiert:

[…] sie sagen, dass es hier nur Gewalt gibt, dass die Leute hier gewalttätig sind, aber es gibt viele gute Leute hier. […] Wir sind diejenigen, die weiterhin gewaltsam behandelt werden. Wir lassen uns nicht von Hindernissen unterkriegen, sondern kämpfen weiter, um die Realität des Ortes zu verändern und dem Stigma des Gesellschaftsmülls entgegenzuwirken. Die Eroberung und Erhaltung der Bibliothek seit etwa vierzig Jahren ist ein Beispiel für den Reichtum des menschlichen Erbes, was das Viertel zu einem kulturellen Bezugspunkt macht (GF03) (FERNANDEZ; MACHADO; ROSA, 2018, S. 45, Übersetzung des Verfassers).

In Bezug auf Extensão arbeitet GPBP seit 2014 an dem Projekt Öffentliche und Gemeindebibliotheken in Brasilien, in dessen Rahmen Studierende und Forschende in öffentlichen Bibliotheken tätig sind. Ihre Aktivitäten umfassen dabei kulturelle Aktionen, Literaturvermittlung, die Organisation und technische Bearbeitung von Sammlungen und ein Kursangebot für Personen, die in dieser Art von Bibliothek arbeiten. Ein Teil der Ergebnisse dieser Aktivitäten sind in dem Artikel Gemeindebibliotheken: zwischen Wissen und Handeln [port.: Bibliotecas comunitárias: entre saberes e fazeres, Übersetzung der Verfasser] festgehalten, der in der Zeitschrift Raízes e Rumos (dt.: Wurzeln und Pfade, Übersetzung der Verfasser) der UNIRIO veröffentlicht wurde (CALIL JUNIOR; MACHADO; KLEIN; SANTOS, 2018). Insgesamt zeigt sich, dass die Forschung und die umfangreichen Projekte, die in der und durch die GPBP entwickelt wurden, Kommunikations- und Diskussionskanäle öffnen, in denen verschiedene Individuen und Kompetenzen aufeinandertreffen, was eine Annäherung und Interaktion zwischen der Universität und der Gesellschaft ermöglicht.

4 Schlussbemerkungen

In einer Zeit der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise, in der Desinformation alltäglich ist und Versuche, Minderheiten zum Schweigen zu bringen, in der brasilianischen Gesellschaft Widerhall finden, ist es dringend notwendig, solche pluralistischen Räume aufrechtzuerhalten. Die Bedeutung der öffentlichen Bibliothek für die Bevölkerung ist deshalb unbestreitbar ebenso wichtig wie die Bedeutung der Schaffung besserer Bedingungen für die Fachkräfte, die in diesen Orten arbeiten, um ihre täglichen Aufgaben ausüben zu können.

Seit 2016 können in Brasilien gezielte – oft erfolgreiche – Versuche beobachtet werden, das Recht auf Zugang zu öffentlichen Institutionen neu zu definieren. Von Leitartikeln in Zeitungen großer Mediengruppen bis hin zu Ressourcenkürzungen seitens der aktuellen Regierung finden sich vielfältige Strategien, um den öffentlichen Sektor abzubauen und seine Institutionen und Dienstleistungen abzuwerten. Bei den weniger informierten Teilen der Bevölkerung finden diese Maßnahmen Anklang. Angesichts dieses Szenarios ist es dringend notwendig, Räume der Kommunikation zwischen den verschiedenen Wissensbereichen zu schaffen, die eine Annäherung der wissenschaftlichen Erkenntnisse an die verschiedenen Räume des täglichen Lebens ermöglichen. Hier treten Forschungsgruppen als potentielle Akteure für die Förderung von Dialogen zwischen den verschiedenen Wissensbereichen auf, die konstitutiv für das tägliche Leben sind.

Die öffentlichen brasilianischen Universitäten spielen in diesem Zusammenhang – durch Lehre, Forschung und Extensão – eine fundamentale Rolle. Die GPBP versucht, Räume der Begegnung und des Dialogs, der Diskussion und der bibliothekarischen Ausbildung zu schaffen, indem sie Treffen sozialer Gruppen unterschiedlicher Herkunft organisiert.

Ihrer Zielsetzung entsprechend setzt sich die Gruppe für die Ausweitung der Forschung über öffentliche Bibliotheken und die Zunahme dieser Art kulturellen Grundversorgung in Brasilien ein und versucht, zur Ausbildung des Personals beizutragen, das nach Lösungen für die realen Probleme des Zugangs zu Information, Lektüre und Kultur im Land sucht. Die Forschungsergebnisse des GPBP werden auch im Alltag der öffentlichen und kommunalen Bibliotheken genutzt.

Es ist zu hoffen, dass die in diesem Artikel präsentierten brasilianischen Erfahrungen mit Lehre, Forschung und Extensão im Bereich der öffentlichen Bibliotheken einen Einblick, vor allem des Umfangs der Herausforderungen, denen sich Brasilien gegenübersieht, gegeben haben und andere Forschende motivieren, in die Forschung zu diesem Thema zu investieren.

Literaturverzeichnis

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  1. Online verfügbar unter: http://culturadigital.br/gpbp (07.01.2020).↩︎

  2. Die Bundesuniversität des Bundesstaates Rio de Janeiro (UNIRIO) ist eine der 24 öffentlichen Hochschuleinrichtungen, die ein Studium für Bibliothekswissenschaft in Brasilien anbieten. Es gibt 57 Bachelorstudiengänge in Bibliothekswissenschaft. An 24 öffentlichen Bundesuniversitäten werden 27 Studiengänge angeboten. Die Anzahl der Studiengänge und die Anzahl der Universitäten stimmen nicht überein, da einige Universitäten mehr als ein Studium anbieten. Zum Beispiel zählen Studiengänge, die morgens angeboten werden und solche, die abends angeboten werden, als zwei verschiedene Studiengänge. (CALIL JUNIOR; SILVEIRA; SILVA; ROSA, 2015, S. 5, Übersetzung der Verfasser).↩︎

  3. Die in den vergangenen Jahrhunderten erlebten Transformationen haben die Relativierung dieser Grenzen ermöglicht.↩︎

  4. Inaf ist eine Studie, die von zwei brasilianischen Institutionen (Instituto Paulo Montenegro und die NGO Ação Educativa) in Zusammenarbeit durchgeführt wird und das Ziel verfolgt, den Alphabetisierungsgrad der brasilianischen Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren zu messen und ihre Lese-, Schreib- und Mathematikkenntnisse und -praktiken im Alltag zu bewerten. Weiterführende Informationen verfügbar unter: https://ipm.org.br/inaf (17.01.2020).↩︎

  5. Der Inaf stuft den Alphabetisierungsgrad in fünf Gruppen ein: Analphabeten (8 %, die Wörter und Sätze nicht lesen können); rudimentäre (21 %, die zum Beispiel keine Informationen in einem Kalender finden können); elementare (34 %), mittlere/ intermediär (25 %) und kompetent (12 %, die im Alphabetisierungsranking stehen).↩︎

  6. Online verfügbar unter: http://snbp.cultura.gov.br (07.01.2020).↩︎

  7. Online verfügbar unter: https://librarymap.ifla.org/map (17.01.2020).↩︎

  8. Der Studiengang für Bibliothekswissenschaft an der Hochschule für Bibliothekswissenschaften der UNIRIO ist der älteste des Landes und Lateinamerikas und gilt als der drittälteste der Welt. Durch den Artikel 34 des Dekrets Nr. 8.835 vom 11. Juli 1911 wurde der erste Studiengang strukturiert, dessen Aktivitäten offiziell am 10. April 1915 in der Nationalbibliothek begannen. 1969 wurde er in den Bund der selbstständigen Bundesschulen des Bundesstaates Guanabara (Fefieg) integriert, aus der später die UNIRIO hervorging.↩︎

  9. Das brasilianische Studium auf Lehramt [port.: curso de licenciatura] befähigt den Absolventen dazu, in dem Wissensgebiet, in dem er seinen Abschluss gemacht hat, sowohl in der frühkindlichen Bildung und an der Grundschule, als auch am Gymnasium als Lehrer tätig zu sein.↩︎

  10. Bei der Extensão handelt es sich um einen Bestandteil der universitären Ausbildung in Brasilien. Im Rahmen der Extensão erhalten Studierende während des Studiums ein Stipendium der Universität und arbeiten an universitätsexternen Projekten, die die Anwendung des theoretischen Wissens in der Gesellschaft zum Gegenstand haben. Die Extension-Projekte sind die praktische Verbindung der wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Lehre und Forschung mit den Bedürfnissen der Gemeinschaft, in die die Universität eingebettet ist, wobei sie mit der sozialen Realität interagieren und diese verändern. Die Idee der Extensão ist mit der Überzeugung verbunden, dass das von den Forschungsinstitutionen generierte Wissen […] die soziale Wirklichkeit transformieren soll, indem es ihre Defizite adressiert und sich nicht nur auf die Ausbildung der regulären Studierenden dieser Institution beschränkt, Übersetzung und Hervorhebung der Verfasser, online verfügbar unter: https://pt.wikipedia.org/wiki/Extens%C3%A3o_universit%C3%A1ria (10.02.2020).↩︎

  11. Der Begriff der bibliothekarisch-informatorischen Praxis, der hier verwendet wird, ist inspiriert von dem Konzept der Praxis, das von Autoren wie Marx, Gramsci und Paulo Freire vertreten wird. Diese Praxis wird als eine dialektische Beziehung zwischen Theorie und Praxis verstanden, die soziale Veränderungen hervorruft.↩︎

  12. Paulo Freie (1921–1997) war ein brasilianischer Pädagoge und Philosoph, der in den 1960er Jahren eine Methode der Erwachsenenalphabetisierung einführte, mit der die Landarbeiter in 40 Tagen alphabetisiert wurden. Auf Grundlage dieser Erfahrung wurde ein Pilotprojekt für das Nationale Alphabetisierungsprogramm für Erwachsene gestartet, das durch den Staatsstreich von 1964 unterbrochen wurde. Freire erhielt 43 Ehrendoktorwürden und gilt als einer der größten brasilianischen Intellektuellen. Sein Werk Pädagogik der Unterdrückten gehört zu den meistzitierten Werken weltweit (FREIRE, 2019).↩︎


Nathalice Bezerra Cardoso Stipendiatin – Alexander von Humboldt Stiftung. Bundeskanzler-Stipendium (BUKA) 2019–2020. Master in Bibliothekswissenschaft. E-Mail: nathalice@gmail.com

Alberto Calil Elias Junior Bundesuniversität des Bundesstaates Rio de Janeiro (UNIRIO) – Rio de Janeiro, Brasilien. Universitätsprofessor – Departement für Bibliothekswissenschaft (UNIRIO). Doktor in Sozialwissenschaften (UERJ). E-Mail: caliljr@unirio.br

Elisa Campos Machado Bundesuniversität des Bundesstaates Rio de Janeiro (UNIRIO) – Rio de Janeiro, Brasilien. Universitätsprofessorin – Departement für Bibliothekswissenschaft (UNIRIO). Doktor in Informationswissenschaft (USP). E-Mail: emachado2005@gmail.com