> > > LIBREAS. Library Ideas # 3

Ausbildung und Berufsbild – LIBREAS Ausgabe 3


Zitiervorschlag
Redaktion-LIBREAS, "Ausbildung und Berufsbild – LIBREAS Ausgabe 3. ". LIBREAS. Library Ideas, 3 ().


DEN Bibliothekar bzw. DIE Ausbildung zum Bibliothekar gibt es längst nicht mehr, stattdessen versuchen zahlreiche Ausbildungsstätten - Universitäten, Fachhochschulen, Ausbildungseinrichtungen für Lehrberufe u.a. - den Anforderungen des „Informationszeitalters“ mit den vielfältigsten Ausbildungsvarianten und unterschiedlicher inhaltlicher Schwerpunktausrichtung gerecht zu werden:

Berufsbezeichnungen werden angepasst, neue Berufsformen entstehen und alte lösen sich auf. Allein die Tatsache, dass gegenwärtig verschiedenste Versionen der Berufsbezeichnung kursieren, deutet auf ein ungenau definiertes bzw. sich im Wandel befindliches Berufsbild hin.

Die sich verändernden Anforderungen in der Praxis schlagen sich natürlich in der inhaltlichen Schwerpunktausrichtung der einzelnen Ausbildungsinstitute nieder. Der Bibliotheksassistent heißt seit August 1998 Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste und hat in der Ausbildung bisher seine Inhalte immer wieder verändert. Die Ausbildung für den mittleren Dienst sah sich in den letzten Jahren ebenfalls stets mit inhaltlichen Anpassungen konfrontiert. Fachhochschulen richteten unzählige neue Studienfächer ein, die den gegenwärtigen Entwicklungen im Informationsbereich gerecht werden wollen. Auch das Institut für Bibliothekswissenschaft (künftig Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft) der Humboldt-Universität zu Berlin reagiert auf die im Zuge der europaweiten Umstellung aller Studiengänge auf Bachelor und Master im Rahmen des Bologna-Prozesses und bietet ab diesem Semester den Bachelorkombinationsstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft an, der mit dem Titel Bachelor of Arts „Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ abschließt. Die Einführung des geplanten konsekutiven Master-Studiengangs ist vorbereitet.

Ausbildung und Berufsbild werden stets thematisiert: auf den Fachtagungen, wie dem vergangenen Bibliothekartag in Düsseldorf in den Veranstaltungen „Bildung - Qualifikation - Kompetenz“ und „Entwicklungen in der Ausbildung“, auf der diesjährigen IFLA-Generalkonferenz in Oslo durch die Sektion Education and Training und dauerhaft in den bibliothekarischen Berufsverbänden VdB und BIB, die kürzlich unter dem Motto „Seid Net(z) zueinander. Wissen - Netze - Bildung“ den Tag der Bibliotheken in Berlin und Brandenburg, gemeinsam veranstaltet durch die DBV-Landesverbände Berlin und Brandenburg und den regionalen Landesverbänden von BIB und VdB, ausrichteten. Hier kamen Hans-Christoph Hobohm, FH Potsdam, und Walther Umstätter, Institut für Bibliothekswissenschaft, zu Wort, die beide eine sich fortführende Spezialisierung im Berufsfeld des Bibliothekars prognostizieren.

Die in CERTIDoc 2004 festgeschriebenen Kompetenzprofile wie u.a. „Content- und Wissensmanagment“, „Konzeption von Produkten und Dienstleitungen“ und „Computerbasierte Anwendungsentwicklung“ zeigen einmal mehr, wie die Leistungsanforderungen an einen Bibliothekar gestiegen sind und sich vom „Verwaltungsbeamten“ zum „Informationsexperten“ verlagert haben. Die in allen Berufen geforderten Softskills, die sozialen Eigenschaften und Fähigkeiten einer Person, treten neben dem fachlichen Wissen zunehmend in den Vordergrund. Auch der Bibliothekar sollte „mit allen Wassern gewaschen sein“, um den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.

Die dritte Ausgabe von LIBREAS - Library Ideas macht es sich mit seinem Themenschwerpunkt zur Aufgabe, ausländische Ausbildungsverfahren im bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Bereich im Kontext der jeweiligen Bedingungen vorzustellen. Berufsbild und Image, ebenso viel diskutierte Themen der Gegenwart, müssten angesichts vielfältiger Probleme eingehender geprüft werden, das kann aber hier nicht geleistet werden. Schon bei der ersten Redaktionssitzung war klar, dass eine Zusammenstellung nur einen kleinen Einblick in die Thematik Ausbildung und Berufsbild geben kann.

Natalie Donchenko und Irina Kersum stellen aus Sicht der Lehrenden die Ausbildung in Russland dar, indem sie die gegenwärtige strukturelle Situation Russlands vor dem Hintergrund der vielfältigen Entwicklungen der letzten Jahre im Bildungs- und Kulturbereich skizzieren. In den vergangenen 3 Jahren erfuhr die Ausbildung an den bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Fakultäten zahlreiche Änderungen, die sich zum einen in den Inhalten, zum anderen in den verschiedenen Berufsbezeichnungen wiederspiegeln. Die Ausbildung an der „Bibliotheks- und Informationsfakultät“ in Sankt Petersburg, die älteste Fakultät für die Ausbildung im Bibliotheksbereich in Russland, wird von den Autorinnen erläutert.

Die schwedische Perspektive zur Ausbildung vermittelt uns Brigitte Kühne, die an der Universität Växjö lehrt. Mit dem in jüngster Zeit viel diskutierten Begriff Informationskompetenz betont sie die Bedeutung der pädagogischen Fähigkeiten eines Bibliothekars. Das schlägt sich in der Lehre nieder, in der der Pädagogik ein eigener von vier Schwerpunktbereichen gewidmet ist und in der der phänomenographische Ansatz vertreten wird.

Der Beitrag der Leiterin der Ausbildungsabteilung an der Österreichischen Nationalbibliothek, Gabriele Pum, gibt Auskunft über aktuelle Ausbildungsverfahren für die verschiedenen Abschlüsse im Bibliotheks- und Informationsbereich in Österreich. Dabei legt die Autorin ihren Schwerpunkt auf den im letzten Jahr eingerichteten Universitätslehrgang an der Universität Wien, der in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbibliothek durchgeführt wird. Dieser Universitätslehrgang versucht, auf die aktuellen Gegebenheiten im Bibliotheksbereich zu reagieren und schließt mit dem akademischen Grad Master of Science (MSc) „Library and Information Studies“ ab.

In den Interviews mit der japanischen Bibliothekarin Marie Kinjo und dem Bibliotheksdirektor der Universitätsbibliothek der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) José Luis Almanza Morales werden die Aspekte der jeweiligen Ausbildungen im Bibliotheksbereich verdeutlicht und das Berufsbild aus beiderseitiger Sicht als nicht gut bis recht gut gewertet.

Humorvoll, aber kritisch begibt sich Elisabeth Simon auf einen Streifzug durch die Fachliteratur zu Aussagen zum Bibliothekar und seinen Beruf und stellt dabei Ansichten aus der Vergangenheit fest, die uns heute (leider) immer noch begegnen.

Walther Umstätter setzt sich mit den Ausführungen Hjørlands und Nicolaisens zum Bradford’s Law of Scattering auseinander und stellt dabei mehrere Fehleinschätzungen der Autoren fest.

Maxi Kindling und Ben Kaden besprechen die druckfrische Publikation Websprache.net. Sprache und Kommunikation im Internet aus dem Hause De Gruyter. Die in den zahlreichen Aufsätze erstaunliche Interdiziplinärität der Auseinandersetzung mit den verschiedensten Kommunikationsformen im Internet wird positiv bewertet.

Wir freuen uns, auch diesmal, unter der Rubrik BILD+TEXT Bildmaterial von verschiedenen Bibliotheken zu präsentieren. Zu sehen sind Eindrücke von der IFLA Konferenz, die dieses Jahr in der norwegischen Hauptstadt stattfand, verbunden mit verbaler Berichterstattung der in Oslo anwesenden Studierenden. Dazu werden architektonische Impressionen mehrerer Bibliotheksbauten von einer spätsommerlichen Exkursion in Ostdeutschland vermittelt, die quer durch Brandenburg, Sachsen und Thüringen führte, versehen mit einem Kommentar.

LIBREAS wünscht Ihnen interessante Erkenntnisse, Unterhaltung und Anregung zur Diskussion.