> > > LIBREAS. Library Ideas # 12

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„Wenn Du den Finger ins Meer tauchst, bist du mit der ganzen Welt verbunden“


Zitiervorschlag
Jessica Euler, Anastasia Schadt, "„Wenn Du den Finger ins Meer tauchst, bist du mit der ganzen Welt verbunden“. ". LIBREAS. Library Ideas, 12 ().


Es war 2006 in Tallin, als der Plan gefasst wurde: Beim 14. Symposium beschlossen Studierende der Institute Potsdam, Berlin, Osijek und Zadar gemeinsam BOBCATSSS 2008 zu organisieren. Vor knapp zwei Monaten war es dann soweit. Eine Woche lang trafen sich die Organisatoren gemeinsam in Zadar, um sich kennen zu lernen, alles vorzubereiten und die 16. Konferenz zu veranstalten und zu genießen. Wir stiegen am 24. Januar in den Flieger nach Kroatien. Der Bus brachte uns von der Hauptstadt Zagreb nach Zadar, einer kleinen mediterranen Hafenstadt am Mittelmeer.

Nun blieben uns noch drei Tage bis zum Konferenzstart. Gut, dass in Kroatien eine mediterrane Gelassenheit nicht nur den Alltag, sondern auch die Arbeitszeit bestimmt. So konnten wir ausschlafen und gemütlich frühstücken, bevor der Tag richtig begann. Die letzten Vorbereitungen vor Ort verliefen nicht immer reibungslos, mit kulturellen Unterschieden musste umgegangen werden. Obwohl die Organisation im Vorfeld das ein oder andere Mal chaotisch und hektisch ablief, fanden wir genügend Zeit, um Zadar von seiner schönsten Seite kennen zu lernen. Das wundervolle Frühlingswetter mit viel Vogelgezwitscher und Sonnenschein bot die besten Voraussetzungen, um die 3.000 Jahre alte Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Ein absolutes Highlight war die Meeresorgel. Die Wellen drücken Luft in Hohlräume, die wie Orgelpfeifen funktionieren. Dadurch entsteht eine bezaubernde Melodie in Intensität und Tonfolge je nach Laune des Meeres.

Am 28. Januar wurde die Konferenz in der Donat Hall des Hotelkomplexes Falkensteiner Ressorts eröffnet. Mit Unterstützung des Hochschulchors von Zadar, der u. a. die kroatische Nationalhymne anstimmte und der Opernsängerin Barbara Othman, die mit großem Applaus begrüßt wurde, führten zwei kroatische und zwei deutsche Organisationsmitglieder durch die Opening Ceremony und boten einen gelungen Einstieg in die dreitägige Konferenz. Die Keynotes hielten Ana Marušic, Herausgeberin des Croatian Medical Journal, und Claudia Lux, Präsidentin des Weltbibliotheksverbandes (IFLA). Mit „How long libraries will exist as we have the internet?“ warf Claudia Lux den Fokus auf das Image und die Rolle der Bibliotheken und motivierte den Nachwuchs, sich aktiv an einer positiven Veränderung zu beteiligen. Sie appellierte vor allem an alle Studierenden und jungen Professionellen aktiv zu werden.

Weitere spannende Vorträge, mitreißende Diskussionen während der Panels, informative Workshops und ansprechende Firmenpräsentationen standen auf der Tagesordnung. Ein hochaktuelles Thema griffen Tom Roos, Patrick Danowski und Margaret Heller mit dem Panel “Web 2.0” auf. Manche sprechen sogar von Web 3.0. Aber was bedeutet Web 2.0 eigentlich, existiert es wirklich und welche Konsequenzen haben die Veränderungen des Internets? Was sind neue Optionen und Methoden, die durch Web 2.0- Technologien geboten werden? Welche Konsequenzen gibt es für „Identity Management“ und Privatsphäre? Welche Rolle spielen Bibliothekare/innen und Informationspezialisten/innen in dieser Entwicklung? Solche und ähnliche Fragen wurden von den Vortragenden in den Raum geworfen und gemeinsam mit dem Publikum eifrig erörtert.

Die Bibliothekarin Ana Nova aus Portugal bot mit ihrem Vortrag „Are Portuguese school libraries providing access to information for everyone?“[Fn2] einen interessanten Einblick in die Welt portugiesischer Schulbibliotheken und das dort bestehende Bibliotheksnetzwerk „Rede de Bibliotecas Escolares“. Gestützt auf eine Untersuchung, die an 20 Schulbibliotheken durchgeführt wurde, beschrieb sie, wie wichtig das Bibliotheksnetzwerk für das Bestehen der Schulbibliotheken ist, erläuterte Probleme, z. B. den Mangel an ausreichend ausgebildeten Mitarbeitern/innen in den Bibliotheken und machte Verbesserungsvorschläge.

Ohne weitere Absichten besuchten wir die Firmenvorstellung „Hybrid publishing on demand: A modern way for scientific publications“ des Verlages Monsenstein und Vannerdat[Fn3] und waren positiv überrascht: Die beiden Verleger Tom van Endert und Johannes Monse hielten einen mitreißenden Vortrag und schafften eine lockere Gesprächsatmosphäre. Viele Fragen ergaben sich während der Präsentation und wurden von den beiden bereitwillig beantwortet. Van Endert und Monse betreiben seit Ende der 1990er Jahre ein Verlagshaus in Münster. Sie sind einer der ersten Anbieter für Books on Demand in Deutschland und produzieren seit einigen Jahren die meisten ihrer Bücher in einer eigenen Druckerei.

Die täglichen Social Events des Symposiums, u. a. im Arsenal und der berühmten Maraschinobar, boten eine nette Abwechslung zu den am Tage stattfindenden Fachgesprächen. In geselliger Runde wurde gefeiert, getanzt, Kontakte geknüpft und auch hin und wieder doch noch eine heiße Bibliotheksdebatte geführt. Im Arsenal sorgte eine Live-Band mit 80er Jahre-Tanzmusik für Stimmung. Auch die anderen Clubs wurden mit dem Stil von Madonna und Michael Jackson dominiert. Nachdem die letzte Nacht durchgefeiert wurde und kein Bus mehr zu unseren Unterkünften fuhr, mussten wir den Weg im Regen – der erste Regen den wir dort überhaupt erlebten – zurückgehen. Dadurch fiel uns der Abschied aus Kroatien ein klein wenig leichter.

Insgesamt sind wir trotz der anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Resultat unserer gemeinschaftlichen Arbeit sehr zufrieden und hoffen alle in Porto zum 17. BOBCATSSS-Symposium 2009 wieder zu sehen.

[Fn1] Altes dalmatinisches Sprichwort (zurück)

[Fn2] Paper von Ana Novo verfügbar auf dem edoc-Server der HU Berlin (zurück)

[Fn3] http://www.mv-verlag.de (zurück)