> > > LIBREAS. Library Ideas # 12

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Editorial zur Ausgabe 12: Bibliotheks- und Informationspolitik


Zitiervorschlag
Redaktion LIBREAS, "Editorial zur Ausgabe 12: Bibliotheks- und Informationspolitik. ". LIBREAS. Library Ideas, 12 ().


Man staunt in diesem Frühjahr, und zwar positiv und sehr beeindruckt, wie Bibliotheken den Bürgern nach wie vor am Herzen zu liegen scheinen. In Berlin jedenfalls wurde seit den Wintermonaten heftig für den Erhalt von zwei Einrichtungen gestritten und da uns dieses Thema nicht nur räumlich nahe liegt, wird es uns in diesem Heft sehr zentral beschäftigen.
Aber unser Blick endet natürlich nicht an der Berliner Stadtgrenze und entsprechend erfolgt die thematische Auseinandersetzung über diese hinausgehend einerseits mit politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, andererseits mit der Bedeutung des Informationszugangs für Einzelpersonen verschiedener Kulturkreise und unterschiedlicher Sozialisierung.

Gleich zwei umfangreiche und sehr wichtige Texte von Karsten Schuldt können wir präsentieren: Wer den IBI-Weblog [Fn1] regelmäßig liest, dem dürfte die dort geführte Dokumentation der Bürgerproteste gegen Schließungen von Berliner Bibliotheken in den Bezirken Pankow und Prenzlauer Berg bekannt sein. Diese Problematik bereitet Karsten Schuldt durch ein Interview mit den Beteiligten der jeweiligen Initiativen sowie einem Kommentar auf, der den Fragen nach Lebensqualität, Bildungschancen und der Bildung eines neuen gesellschaftlichen Engagements nachgeht.

Etwas, was zum Prenzlauer Berg ebenso gehört, wie der Zugang zu Öffentlichen Bibliotheken, sind selbst produzierte Publikationen in Mikroauflagen, die man schon mal am U-Bahnhof Eberswalder Straße von aufstrebenden Lyrikern angeboten bekommt. Die sind dann häufig auch eher etwas für eingefleischte Fans. Würde man hier allerdings von Fanzines sprechen, käme sicherlich umgehend eine definitorische Klarstellung von Lacey Prpic Hedtke. Diese ist ein Fan von Zines, d. h. Magazinen, die von Fans bestimmter Kulturphänomene für Fans gemacht werden. Es handelt sich hier also um eine Art „Peer Publishing“ der besonderen Art. Die Vervielfältigung wird zumeist schlicht über Fotokopie oder Offsetdruck realisiert. Was Zines, in Deutschland auch als Fanzines bekannt, und Zine Libraries sind, was sie nicht sind und welche Bedeutung sie im gesellschaftlichen Leben verschiedenster Gruppen spielen können, zeigt uns die amerikanische Studentin der Bibliotheks- und Informationswissenschaft.

Auch der Mann an sich hat seine Fachpublikationen. Die heißen dann Matador oder Maxim und sind deutlich aufwendiger gedruckt als das durchschnittliche Zine. Uns ist nicht bekannt, wo Anna Johansson diese Publikationen in eine Klassifikation einordnen würde, aber es wäre mal eine Nachfrage wert. Immerhin vertritt sie eine kritische Klassifikationstheorie, die vor allem nach den Lücken im Anspruch der Objektivität von Klassifikationssystemen sucht. Und auch wenn Klassifikationen nicht unbedingt auf die Zielgruppe von westeuropäischen heterosexuell orientierten Männer im besten Alter zugeschnitten sind, so findet sich doch zwischen den Zeilen einer Systematik auch so manche stereotype Weltvorstellung in den Stein der Sacherschließung eingemeißelt. Beispielsweise hat man es bei der Erschließung von Literatur mit homosexuellen Themen häufig nicht ganz einfach, will man sie themenadäquat klassifizieren. In ihrem Beitrag beschäftigt sich Anne Johansson mit dem Organisieren von und den Suchmöglichkeiten nach Literatur aus diesem Themenkreis.

Will man im Januar den Frühling finden, ist die dalmatinische Küste ein ganz guter Ort zum Suchen. Und möchte man parallel auch noch in die bibliothekarische und bibliothekswissenschaftliche Fachkommunikation abtauchen – die Adria ist dafür auch im Süden im Januar fast zu kalt – dann war in diesem Januar die Teilnahme am BOBCATSSS-Symposium in Zadar, Kroatien eine ganz gute Wahl. Ingo Caesar, Jessica Euler und Anastasia Schadt nahmen diese nicht nur als Teilnehmer, sondern auch als Organisatoren an und geben jeweils ihre Eindrücke von dieser Veranstaltung wieder. Ingo Caesar geht dabei vor allem auf die diskutierten Themenblöcke "Informationskompetenz im digitalen Zeitalter" sowie "Web 2.0 Anwendungen für Bibliotheken" ein, während die Studentinnen einen Rundumschlag zum Symposium machen.

In Berlin war es im Januar jahreszeitgemäß etwas grauer, im Februar jedoch konnte man schon ein wenig Zugang zur Sonne erhaschen. Und – voilà – gleich gab es auch hier eine Art Konferenz, wenn auch mit etwas spezifischerem Fokus und im etwas kleineren Kreis: Der Berliner DINI/DFG-Workshop „Förderung der wissenschaftlichen Informationslandschaft in Deutschland – Chancen und Strategien beim Aufbau vernetzter Repositorien“ wurde von Ulrich Herb für heise.de und von Maxi Kindling und Sandra Lechelt für die DINI protokollarisch begleitet. Letztere konnten wir gewinnen, für LIBREAS in ihrem Bericht einen Überblick über die gesamte Veranstaltung und den im Einzelnen diskutierten Problemstellungen zu geben.

Dazu gibt es diesmal noch ein paar (bzw. ein PAAR) Rezensionen und einige Schnappschüsse von der BOBCATSSS-Konferenz, die auch von LIBREAS besucht wurde, in der Rubrik BILD+TEXT.

Abschließend bleiben der Dank an die Autoren für die gute Zusammenarbeit und selbstverständlich an die Leser sowie der Hinweis, dass wir immer offen für Anregungen, Kritik, Ideen waren, sind und bleiben. Eine schöne, erfolgreiche Sommerzeit wünscht.

Ihre LIBREAS Redaktion

Berlin u.a. im April 2008


[Fn 1] http://weblog.ib.hu-berlin.de/ (zurück)