Publikationskulturen sind im Wissenschaftsbetrieb ähnlich vielfältig
wie die ihnen zugrundeliegenden Forschungskulturen. Im heutzutage
oftmals normativ geführten Diskurs um Open Access besteht die Gefahr,
dass diese Vielfalt zugunsten techno-solutionistischer Implementationen
ins Hintertreffen gerät oder gar mittelfristig verloren geht. Der
vorliegende Beitrag geht im Folgenden daher näher auf den Ansatz des
scholar-led publishing ein und zeigt auf, welche
Zusammenhänge zwischen scholar-led-Initiativen und der klassischen
Open-Access-Bewegung bestehen.
Dazu beginne ich mit einer kurzen Begrifflichkeits- und Diskurseinordnung und leite dann diachron ab, wie scholar-led Initiativen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften – und mit ihnen aus den Kultur-, Medien- und Kommunikationswissenschaften – schon früh und parallel zu den weithin rezipierten Entwicklungen aus dem medizinisch- naturwissenschaftlichen Bereich der 1990er Jahre auf eigene Weise wichtige Impulse zur Öffnung von Publikationskulturen setzten. Darauf folgend stelle ich ein Spektrum von scholar-led Journal-Initiativen, Buchverlagen sowie scholar-led Netzwerken und Kollaborationen im weiteren Sinn vor.1
scholar-led & Open Access: Genealogien im digitalen Raum
Einleitend sei zu erwähnen, dass sowohl Open Access
als auch
scholar-led publishing
im Folgenden im Sinne von Samuel Moore als
boundary objects verstanden werden. Moore überträgt Susan Leigh
Stars und James Griesemers Konzeption des boundary object
(1989) als concept that has a specific understanding in a local
community of practice but is rigid enough to maintain its definition
across communities
(2017) in den
Open-Access-Kontext und zeigt auf, dass die oftmals im Diskurs als
einheitlich dargestellte Bewegung
um Open Access tatsächlich eine
Vielzahl verschiedener Ursprünge, damit einhergehender Motivationen,
sowie daraus resultierender, variierender Interpretationen und sich
entwickelnder Praktiken in sich trägt. Moore nennt hier beispielsweise
Einflüsse from the formalising of pre-existing preprint cultures via
subject repositories and the emergence of institutional repositories, to
the free culture and open-source software movements
(2017) und
konstatiert zusammenfassend, dass der Minimalkonsens zwischen den
einzelnen Open-Access-Strömungen wohl darin bestehe, dass
Forschungsergebnisse in irgendeiner Art frei zugänglich im Web verfügbar
gemacht werden sollen.
Zum Begriff scholar-led
Als einer der wichtigen Einflüsse, dessen Ursprünge, Motivationen und
Praktiken später auch in der Open-Access-Bewegung wiederkehren, kann
hier insbesondere der des unabhängigen scholar-led publishing gesehen
werden. Mit dem Adjektiv scholar-led2
werden Initiativen bezeichnet, die in verschiedenen Ausprägungen der
Wissenschaftskommunikation betrieben werden – primär durch im
Wissenschaftsbetrieb beschäftigte Personen, die dies hauptsächlich in
ihrer Freizeit neben oder teilweise im Kontext ihrer Hauptanstellung im
Wissenschaftssystem hauptverantwortlich übernehmen. In
konstruktiv-integrativ gedachter Konnotation schließt der Begriff
der/des scholars hier neben Forschenden mit institutioneller
Anbindung auch explizit Forschende ohne institutionelle Affiliation
sowie weitere im Wissenschaftsbetrieb tätige Personengruppen, zum
Beispiel Lehrende, Bibliothekar*innen, Mitarbeitende aus
wissenschaftsunterstützenden Bereichen (Projektkoordination, e-Learning,
IT, et cetera), als auch Promovierende und Studierende in höheren
Semestern mit ein, sofern diese aus einer Position des independent
scholars heraus agieren und nicht die möglicherweise parallel
hauptberuflich ausgefüllte offiziellen Rolle des/der Vertreter*in von
Institutionen in den Vordergrund tritt. Letztere würden sonst eher den
spezifischen Teilbereichen des institutionellen Publishings zugeordnet
werden (also in der Rolle des/der Vertreter*in einer Bibliothek dann
library-led
, als Vertreter*in einer
Forschungsgesellschaft dann association-led
). Die
leitende Rolle, die das -led
impliziert, verstehe ich zudem nach
Samuel Moore (2019)
spezifischer als nicht nur das Verfassen und Schreiben von Beiträgen,
sondern auch selbst die Kontrolle über technische, organisatorische und
administrative Aspekte innehabend.
Während scholar-led in diesem Beitrag primär als
neutral-deskriptives Adjektiv gedacht ist, kann zudem festgehalten
werden, dass sich zahlreiche scholar-led Initiativen und unabhängige
scholar-led Verlage im Handlungs- und Wertesystem sowie in ihrer
Arbeits- und Organisationsweise als Alternativen insbesondere zu großen,
voll professionalisierten, kommerziell agierenden und auf
Gewinnmaximierung angelegten klassischen
Verlagen positionieren.
Im Kontrast zu klassischen
Verlagen legen viele unabhängige
scholar-led Projekte, Initiativen und Verlage einen Duktus des sich im
Sinne einer aktiven Selbstermächtigung von institutionellen
Beschränkungen frei machenden Publizierens zugrunde. Das spiegelt sich
dann auch im Tätigkeitsfokus wider, der zumeist auf den Akt eines von
neoliberal-kapitalistischen Marktlogiken weitgehend entkoppelten
esoterischen
3 Publizierens zielt. Entlang dieser
durch den Kontext in den USA oder Großbritannien geprägten Lesart4 von scholar-led publishing wird in
diesem Beitrag daher nicht weiter auf den Bereich von formalisierten
wissenschaftsgeleiteten Organisationen in Form wissenschaftlicher
Gesellschaften, Verbünde und Akademien eingegangen, und auch
Universitätsverlage fallen nicht unter das im Folgenden angelegte
Raster, da diese Organisationsformen anderen Gegebenheiten und Dynamiken
unterliegen, als dies für das unabhängig agierende scholar-led
Publikationswesen der Fall ist.5
Wie beispielsweise von Gary Hall skizziert, formen die weiter oben grob dargelegten Abstammungslinien gerade im Hinblick auf die zugrundeliegende Pluralität der fachspezifischen Publikationskulturen nicht einen einheitlichen Wertekanon – vielmehr können unter dem boundary object Open Access eben durchaus ambivalente und zum Teil konträre Positionen Raum finden.6 Und so bin ich in Halls Sinne daran interessiert, mit diesem Beitrag vom vielfach primär an den Medizin- und Naturwissenschaften orientierten und oft normativ geführten Diskurs um Open Access wegzukommen, der sich insbesondere auf Ebene von Policy- und Forschungsförderinstitutionen7 manifestiert. Vielmehr möchte ich die Perspektive hin zu einer differenzierteren Auseinandersetzung mit den zahlreichen, unter dem Dach von Open Access existierenden Strömungen weiten – und dabei insbesondere den Beitrag, den unabhängiges scholar-led publishing hier seit Jahrzehnten leistet, in den Fokus zu nehmen.
Perspektiven auf Open Access
Wenn wir einen Blick auf das heutzutage weit verbreitete Narrativ zur
Geschichte
von Open Access werfen, wird schnell deutlich, dass diese Geschichte
primär anhand angloamerikanisch-orientierter Meilensteine aus den
Naturwissenschaften erzählt wird. So wird beispielsweise in der Regel
die Preprint-Kultur der Science-Technology-Medicine (STM)-Fächer
(Deppe & Beucke, 2017), insbesondere Paul
Ginspargs Entwicklung des ArXiv-Servers, weithin als technische und
publikationskulturelle Grundlage von Open Access gesehen.
Dies mag zutreffen, wenn man Open Access in einer engen Lesart
beispielsweise auf technischer Ebene durch den sogenannten Grünen
oder Goldenen Weg
(also laut
Budapest Open Access Initiative (BOAI)) die freie Verfügbarmachung
durch Repositorien oder direkt mittels eines entsprechenden Journals)
definiert sieht, Preprints der eigenen Publikationskultur zugehörig
sind, und andere Publikationsformen wie die in
den Geistes- und Sozialwissenschaften enorm wichtige Langform (zum
Beispiel eigenständige Monographien) nicht näher betrachtet werden. Wie
jedoch beispielsweise Laporte und Franssen & Wouters gezeigt haben,
sind quantitativ- und Output-orientierte Ansätze wie Preprints8 oder Bibliometrie9
auch knapp drei Jahrzehnte nach ihrer Einführung noch weit von einer
flächendeckenden Akzeptanz insbesondere in den Geisteswissenschaften
entfernt. Und Aspekte von Bibliodiversität wie beispielsweise
regionale10 sowie disziplinspezifische
Perspektiven spielen in der vorherrschenden Lesart von Open Access immer
noch eine deutlich untergeordnete Rolle.
Hinzu kommt die starke Einflussnahme großer kommerzieller Verlage auf
den Goldenen Weg
(Gold OA), welche während der vergangenen 20
Jahre erfolgreich eine semantische Verengung hin zu einer in der Breite
vorherrschenden Realisierung durch von Autor*innen finanzierte
Bezahlmodelle erwirkt haben. Diese heute weithin praktizierte Lesart von
Gold OA, gepaart unter Anderem mit dem Aufkommen sogenannter
Transformative Agreements
, welche neben der grundlegenden
Fragwürdigkeit der damit tatsächlich erzielten Transformation auch
spezifisch negative Konsequenzen für die Geistes- und
Sozialwissenschaften und die dort vorherrschende Pluralität und
Bibliodiversität haben, führt dazu, dass Open Access auch nach dem letztjährigen
20. Geburtstag der BOAI in den Geistes- und Sozialwissenschaften
weiterhin kritisch beäugt wird.11
Alternative Genealogien – vergleiche. beispielsweise Adema (2015, insb. S. 142 ff.; 2021), Moore (2017, 2019), Kiesewetter (2020), oder Tennant et al. (2019) – zeigen im Detail auf, dass jenseits dieses Narrativs zahlreiche Perspektiven existieren, die die pluralistische Vielfalt von Publikationskulturen auch im Kontext Open Access widerspiegeln. Der im Folgenden dargestellte interaktive Zeitstrahl kann hier vielleicht als erste vereinfachte Visualisierung der Komplexität der Zusammenhänge der unterschiedlichen Strömungen zu digitaler Openness (sowohl geographisch als auch zwischen den unterschiedlichen Fachkulturen) dienen.
Frühe scholar-led Experimente im digitalen Raum
Apparently, there are academics, and reputable ones at that, for whom the cost/benefit of the Mercedes Benz – the smart cover, prestigious logo, beautiful paper, and added-value galore – is less important than the means of quick and effective conveyance, even if it be merely a rusty old heap that runs. Academic aspirations are, in many cases, being modified by the financial realities of the day. I believe this is leading us to a more differentiated array of publications. I imagine the Internet full of curiously painted VW beetles and vans, an engaging mixture of information vehicles. If this speculation becomes reality, and if our academics and their institutions become aware that the current style of single-minded high-value publishing can lead to perishing, then we are headed for some value shifts over time.(Okerson, 1994)
Für die Geistes- und Sozialwissenschaften spielen frühe, insbesondere zeitlich vor der im ersten Teil angeführten weit verbreiteten Geschichte von Open Access aufkommenden und mit dem neuen digitalen Medium experimentierenden scholar-led Publikationsprojekte und -initiativen eine in der Breite immer noch zu wenig beachtete Rolle. Wie beispielsweise Moore mit Referenz auf frühe digitale Journal-Initiativen aufzeigt, existierten schon deutlich vor dem gemeinhin als Start der Open Access-Bewegung angesehenen frühen 2000er Jahre zahlreiche scholar-led Initiativen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die sich – auch als Reaktion auf die starke Kommerzialisierung des Zeitschriftenmarktes in den 1970ern und 1980ern12 – zum Ziel gesetzt hatten, die Produktion und Zirkulation von Wissenschaftskommunikation im Digitalen selbst zu organisieren und diese dabei frei öffentlich zugänglich zu gestalten.
Walt Crawford zeigte beispielsweise im angloamerikanischen Kontext schon 2002 auf, dass mehr als 75 % der 107 katalogisierten frühen Journals, die im Directory of Electronic Journals, Newsletters and Academic Discussion Lists (1991 erstmals herausgegeben durch die US-amerikanische Association of Research Libraries) gelistet wurden, den Geistes- und Sozialwissenschaften zugeordnet werden konnten (vergleiche. Crawford, 2002). Und auch, wenn die eingangs erwähnte Geschichte von Preprints in diesem Beitrag nur knapp betrachtet werden kann, so ist zudem auffällig, dass Ann Okerson schon 1994 darauf hinweist, dass neben den STM-Fächern auch Philosophie und die Philologien als starke Proponenten in der durch die Association of Research Libraries beforschten frühen Preprint-Kultur auffielen (vergleiche Okerson, 1994).
Hier zeigt sich schon aufgrund der Quantität, wie die alte
Tradition
13 der auch in den Geistes- und
Sozialwissenschaften durch Wissenschaftler*innen selbst betriebenen –
also scholar-led – Publikationsorgane durch das Aufkommen der
technischen Möglichkeiten der Digitalität (auch schon vor dem Internet)
neue kreative Outlets entwickelte. Mit Blick auf frühe Journals der
1990er Jahre schreibt Moore dazu:
Although nascent or implicit in their practices, these journals espoused both a commitment to the ‹open access› philosophy (although the term was not invented yet) and to forms of digital publishing that were both critical and experimental.(Moore, 2020)
Unverkennbar wird auch der durchaus offen utopistische Anspruch vieler dieser frühen scholar-led Initiativen am Beispiel von Stevan Harnads subversive proposal sehr deutlich:
The subversion will be complete, because the (esoteric – no-market) peer-reviewed literature will have taken to the airwaves, where it always belonged, and those airwaves will be free (to the benefit of us all) because their true minimal expenses will be covered the optimal way for the unimpeded flow of esoteric knowledge to all: In advance.(Harnad, 1995)
Und in der Tat gehörten Harnad als Gründer von Psycoloquy oder Jean Claude Guédon, Gründer von Surfaces, zu den prominenten Vertreter*innen früher im Digitalen agierender geistes- und sozialwissenschaftlicher Initiativen, die auch bei Moore (2019) als Beispiele auftauchen. Darüber hinaus lassen sich zahlreiche weitere Publikationsinitiativen mit geistes- und sozialwissenschaftlichem Bezug ausfindig machen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, aus der Wissenschaft heraus, also scholar-led, Impulse für eine neue Art des Publizierens und damit der aktiven Gestaltung von Wissenschaft zu setzen.
Wie im Folgenden ausgeführt wird, setzten sich viele dieser scholar-led Initiativen aktiv mit der später auch in der Open-Access-Bewegung verankerten Kernmotivation der freien Verfügbarmachung wissenschaftlicher Publikationen auseinander. Sie taten dies oftmals mit einem dezidiert geisteswissenschaftlichen Duktus kritisch-theoretischer Reflexion über die prozessuale Ausgestaltung desselben. Dies schloss des Öfteren auch eine radikale14 Herangehensweise und Grundphilosophie mit ein, was sich darin widerspiegelte, dass nicht nur Publikationen als Produkte des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses offen verfügbar gemacht wurden, sondern im Sinne von Open Scholarship der gesamte Prozess der Entstehung, Kuratierung und Dissemination von Wissen offen kritisch reflektiert wurde.
Die Vielfalt geistes- und sozialwissenschaftlicher scholar-led Initiativen
Während, wie Janneke Adema schreibt, einzelne experiments with
e-books and hypertexts were already taking place in the1960s—if not
earlier
(Adema, 2021),
so entwickelte die Verfügbarmachung von wissenschaftlichem Output im
Digitalen erst in den 1970ern etwas mehr Dynamik. Im internationalen
Kontext stehen hier sicherlich selbstorganisierte
Publikationsinitiativen und -communities wie das 1971 gegründete Project Gutenberg oder das
Oxford Archive of Electronic Literature (später Oxford
Text Archive) in der der Open-Access-Bewegung zugrunde liegenden
Tradition der offenen Verfügbarmachung wissenschaftlicher Publikationen.
Aus dem Feld der Erziehungswissenschaften – mit Bezug zu Medien und den
emergenten Möglichkeiten des Digitalen – fallen hier beispielsweise New
Horizons in Adult Education (1987), das Online Chronicle of
Distance Education and Communication (1987/88) oder The
Journal of Technology Education (1989) durch frühe Aktivitäten im
Digitalen vor dem Launch des World Wide Web auf.
Als Kommunikationskanäle wählten diese frühen scholar-led Initiativen die schon vor dem Launch des World Wide Web existierenden ftp-, IRC-, bulletin board system (BBS)- oder Usenet-Protokolle oder auch den E-Mail-basierten Informationsaustauschs per Listserv. Und auch das parallel zum World Wide Web (WWW) etablierte gopher-Protokoll diente diesen frühen digitalen scholar-led Communities als wichtiger Kanal, so wurden beispielsweise das schon genannte psycholoquy oder Postmodern Culture (1990) auch über gopher verfügbar gemacht.15
Scholar-led Journal-Initiativen aus den Kultur- und Medienwissenschaften
Die seit den frühen 1990er Jahren stark an Fahrt aufnehmenden Konvergenz-Bewegungen hin zu digitaler Telekommunikation und die zunehmende Verbreitung von Heimcomputern und Software, welche wiederum bald in der Breite den Zugang zum Internet etablierten, erzeugte eine neue Pluralität an Ausdrucks- und Partizipationsmöglichkeiten – sowohl in der Öffentlichkeit als auch in wissenschaftlichen Kreisen.
Für scholar-led Initiativen besonders interessant war und ist der Aspekt der dezentralisierten und unabhängigen Interaktion, die im Kontrast zur aus dem Printbereich stark vorherrschenden zentralisierten und unidirektionalen Kommunikation zumeist über kommerzielle Verlage steht, da im neuen Medium Internet interaktive Kommunikation direkt passieren konnte. Hinzu kam der Anreiz der experimentellen Nutzung emergenter digitaler Technologien, die einem stetig wachsenden Nutzendenkreis ermöglichten, Ausdrucks- und Publikationsformen zu realisieren, welche zuvor nur hochprofessionalisierten Spezialist*innen vorbehalten waren.16 Des Weiteren spielt sicherlich der Faktor des Kostendrucks, der sich insbesondere in der sogenannten Zeitschriftenkrise der 1970er und 1980er manifestierte, eine immer größere Rolle und diente als Motivation für viele scholar-led Initiativen, selbstorganisiert Alternativen zur bestehenden Publikationslandschaft zu entwickeln – und diese wurden im digitalen Raum plötzlich möglich.
Speziell mit Blick auf die Kultur- und Medienwissenschaft sind hier einige regionale Beispiele wie das britische Radical Philosophy (1972–), das skandinavische Nordicom Review (1980–, Open Access17 seit 1996), das 1985 gestartete dänische MedieKultur: Journal of media and communication research, die gemeinsam mit den Anfängen des WWW gestarteten Digital Games Review, das kanadische Electronic Journal of Communication / La Revue Electronic de Communication (alle 1990), oder auch die US-amerikanischen Postmodern Culture (1990) und eJournal (1991) relevant.18
All diese Beispiele stehen dafür, wie scholar-led Communities aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sich schon früh und teilweise deutlich vor der Geburtsstunde des WWW emergent mit offener digitaler Kommunikation sowohl als Forschungsgegenstand, als auch als einen die eigene Wissenschaftspraxis reflektierenden Kommunikationskanal auseinandersetzen. Im Laufe der 1990er Jahre formten sich sowohl internationale als auch deutschsprachige scholar-led Communities beispielsweise über das 1994 initiierte H-Net. Zudem kamen zahlreiche frühe für die Kultur- und Medienwissenschaft relevante Journal-Initiativen wie First Monday (1996), Film-Philosophy (1997), Medienobservationen (1997), die Frankfurter Zeitschrift für Musikwissenschaft (1997), M/C Journal (1998), das TMG Journal for Media History (1998), Culture Machine (1999), Nach dem Film (1999) und Transformations (2000) hinzu.
Mit den um die Jahrtausendwende in der Breite Einzug haltenden digitalen Innovationen wie Zugang zum WWW, instant messaging, WebLogs/Blogs, Wikis, sozialen Netzwerken, et cetera wuchs auch der Kreis der potentiell an wissenschaftlicher Kommunikation Partizipierenden exponentiell – und damit auch die Vielfalt an scholar-led Publikationsinitiativen. So startete das neue Jahrtausend mit weiteren scholar-led Journals wie Image [&] Narrative (2000) und kommunkation@gesellschaft (2000), und 2001 folgten Rhizomes: Cultural Studies in Emerging Knowledge, ephemera: theory & politics in organization, kunsttexte.de, das Schweizer Studies in Communication Sciences sowie das an der Universität Siegen herausgegebene Navigationen - Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften.
2003 begannen Fibreculture Journal sowie tripleC Communication, Capitalism & Critique, 2004 die Westminster Papers in Communication and Culture, und 2005 folgten Flusser Studies: Multilingual Journal for Cultural and Media Theory, Vectors, AMERICANA, sowie das an der Universität Tübingen gestartete IMAGE.
In den späteren 2000er Jahren betraten Tripodos (2006), In Media Res (2007), darkmatter (2007), das International Journal of Communication (2007) sowie die Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung (2008), sounding out! (2009), Dancecult (2009) und Culture Unbound (2009) die Bühne. Die frühen 2010er Jahre sahen eine neue Welle von scholar-led Journals; so starteten Alphaville (2010), RabbitEye (2010), sowie Limn (2010/11), und CSTOnline (2011), das offene scholar-led Companion-Blog des Journals Critical Studies in Television, feierte 2011 seinen Relaunch.
Des weiteren kamen thresholds (2011), Paidia – Zeitschrift für Computerspielforschung (2011), das Journal of Peer Production (2011, nicht mehr aktiv), SEQUENCE (2012), VIEW Journal of European Television History and Culture (2012) sdvig press (2012), sowie vier Journals, die 2013 begannen, hinzu: ZapruderWorld, sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung, feral feminisms, sowie die eigentlich schon 1987 gestartete FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur hinzu, welche 2013 ihr Archiv offen verfügbar machte und seitdem auch Open Access publiziert. Das am Centre for Digital Cultures (CDC) der Leuphana University Lüneburg angesiedelte spheres: Journal for Digital Cultures startete 2014, und Studies in Arts and Humanities sowie Digital Culture & Society kamen 2015 hinzu.
2016 entschied das seit 1988 jährlich organisierte Film- und Fernsehwissenschafliche Kolloquium (seit 2022 Film- und Medienwissenschaftliches Kolloquium), ein eigenes Journal mit jährlich wandernden Herausgebenden-Teams ins Leben zu rufen, welches kurz danach in Kooperation mit dem scholar-led Verlag AVINUS unter dem Namen ffk Journal realisiert wurde. Im gleichen Jahr wurde das Archiv von Radical Philosophy offen verfügbar gemacht, und mediaesthetics – Journal of Poetics of Audiovisual Images, Mutual Images sowie On_Culture nahmen die Arbeit auf. 2017 erschienen sowohl Open Gender Journal als auch Media Theory zum ersten Mal, während 2019 21: Inquiries und 2021 Spielformen sowie History of Media Studies den Kreis der scholar-led Journals weiter vergrößerten.
Wie in all diesen Beispielen deutlich sichtbar wird, sollte Ann Okerson mit ihrer oben zitierten Einschätzung zumindest für einen Teil der Geistes- und Sozialwissenschaften Recht behalten: In so gut wie allen der hier aufgeführten wissenschaftlichen Communities ist deutlich der Wunsch nach Etablierung von selbstorganisiert gesteuerten und offenen Kommunikationsinfrastrukturen zu erkennen.
Scholar-led Buchverlage in den Geistes- und Sozialwissenschaften
[M]ight it not be helpful to think of open access less as a project and model to be implemented, and more as a process of continuous struggle and critical Resistance?(Adema & Hall, 2013)
[I]f we are theorists, if we are radical, critical theorists, then our critique should aim at a transformation of the actual systems within which we work.(Joy, 2017)
Es muss konstatiert werden, dass die Anzahl der scholar-led Buchverlage deutlich geringer ausfällt, als dies bei den im vorherigen Abschnitt gelisteten Journal Communities der Fall ist. Dies ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass sich der zu investierende Aufwand in der Produktion und Dissemination von Buchpublikationen deutlich komplexer und das dadurch nötige Commitment zum Betrieb eines scholar-led Buchverlags umso substantieller gestaltet.
Umso relevanter scheint daher die Signifikanz der Entwicklungen in diesem Bereich, denn auch hier hat sich eine Vielzahl von Initiativen herausgebildet, die aus der Wissenschaftscommunity heraus organisiert, oft mit klarem Fachbezug, unabhängig und nicht profitorientiert wissenschaftliche Buchpublikationen verlegen und dabei oftmals die Grenzen dessen, was ein Buch im digitalen Raum ausmacht, in seiner konzeptuellen Form durch experimentelle Ansätze immer wieder neu definieren.
So betrat beispielsweise David Kolb schon 1994 mit der Hypertext-Buchpublikation Socrates in the Labyrinth: Hypertext, Argument, Philosophy – wenn auch mittels kommerzieller Plattformen – früh neues Terrain damit, eine philosophische Abhandlung mit den Möglichkeiten des Hypertext zusammenzubringen.19 Kurz danach, 1995, wagte sich William J. Mitchell experimentell daran, mit City of Bits (kommerziell über MIT Press publiziert) die Möglichkeiten des Digitalen im Kontext urbaner Architektur in hybrider Buchform zu erforschen.20 Und Eric Eldred begann im gleichen Jahr mit Eldritch Press, ähnlich wie zuvor schon Project Gutenberg, gemeinfreie Bücher der Öffentlichkeit online zur Verfügung zu stellen. Eldritch Press sah sich innerhalb weniger Jahre einem vielbeachteten und wegweisenden Urheberrechts-Prozess ausgesetzt, dessen Ausgang eine der Gemeinnützigkeit zugewandte Interpretation von Fair Use in den USA deutlich erschwerte und unter anderem 2001 zur Gründung von Creative Commons und deren Bereitstellung eines einheitlichen Copyleft-Lizenz-Toolkits21 führte.
Als ein deutschsprachiger, sich mit Aspekten von Open Access beschäftigender scholar-led Pionier in den Kultur- und Medienwissenschaften kann sicherlich der 1992 gegründete AVINUS Verlag gelten, welcher seit 2004 als Zweckbetrieb dem AVINUS e.V. zugeordnet ist. Auch wenn AVINUS nicht primär als Open-Access-Verlag zu verorten ist – den Großteil seiner Publikationen vertreibt der Verlag klassisch über kommerzielle Kanäle, um entstehende Produktionskosten zu decken – so ist doch herauszustellen, dass der Verlag das Repositorium Medienkulturforschung (RMKF) im Sinne einer dezidierten Open-Access-Plattform aufgebaut hat. Das RMKF wiederum wurde jüngst in den Bestand des seit 2017 am Institut für Medienwissenschaft der Universität Marburg betriebenen Fachrepositoriums media/rep/ überführt. Zudem sichert der AVINUS Verlag als rechtlich verantwortliche Entität den Betrieb des ffk journal und trägt über beide Kanäle aktiv dazu bei, wissenschaftliche Publikationen dieser Communities frei öffentlich zugänglich zu machen.
Weitere scholar-led Verlage, die sich der grundsätzlichen Idee von Open Access in einem oftmals als radikal22 bezeichneten Verständnis verpflichtet sehen, entstanden in den frühen 2000er Jahren oftmals aus schon bestehenden scholar-led Communities und/oder um einzelne zentrale scholar-led Akteur*innen herum, die die emergenten Möglichkeiten des digitalen Raums aktiv nutzten und für sich adaptierten. Unter anderem ermöglicht durch das Aufkommen erster Print-On-Demand-Dienste sowie frei nutzbarer Open-Source-Systeme,23 die scholar-led Verlagen ein schlankes Geschäftsmodell ermöglichten, begannen beispielsweise MayFly Books (2005 aus dem ephemera Journal-Kollektiv heraus entwickelt), Open Humanities Press (2006 aus der Culture Machine-Community heraus geformt), re.press (2006), und Open Book Publishers (2008) damit, wissenschaftliche Monographien, Sammelwerke und alles, was sich unter dem Format der in den Geistes- und Sozialwissenschaften so wichtigen Langform subsumieren lässt, teilweise mit klarem fachspezifischem Fokus, teilweise auch in einem breiteren Spektrum anzubieten.
Seit 2010 kamen dann AMERICANA ebooks, Éditions science et bien commun, punctum books, Mattering Press, African Minds sowie Counterpress und The Operating System hinzu. 2014 starteten sowohl Roving Eye Press, Language Science Press, als auch meson press, welches als Spin-off aus dem Hybrid Publishing Lab des Centre for Digital Cultures (CDC) der Leuphana Universität in Lüneburg ausgegründet wurde.24 2016 rief Sarah-Mai Dang, Mitbegründerin des Open-Media-Studies-Blogs, den scholar-led Verlag oa books ins Leben. 2017 formte sich Post Office Press als experimentelles Projekt am Centre for Postdigital Cultures der Coventry University. 2018 publizierte electric.press (firmiert auch unter dem Namen Hyperrhiz Electric) ihr erstes Langform-Experiment. 2019 startete Jeff Pooley mediastudies.press und im gleichen Jahr begann auch FlugSchriften mit der Arbeit.
Positionierungen von scholar-led Initiativen
Wie eingangs schon erwähnt, positionieren sich viele scholar-led Initiativen deutlich als abseits des kommerziell betriebenen Publikationswesens bestehend. Diese Positionierung als Alternative beziehungsweise Gegenentwurf zu kommerziellen Verlagen wird beispielsweise bei Counterpress sehr deutlich:
We set up COUNTERPRESS in 2013 as a(COUNTERPRESS -counterto the privatizing and excessive profiteering of academic knowledge and to do away with unfair access restrictions to learning materials in a world of uneven globalization.About).
Ähnliche Positionierungen, die die Frustration gegenüber sowie eine grundsätzliche Kritik am bestehenden Publikationssystem und der daraus motivierten Suche nach Alternativen wiederspiegeln, lassen sich bei zahlreichen scholar-led Initiativen, beispielsweise bei Mayfly Books, punctum books, und Open Book Publishers, aber auch bei vielen der im zweiten Teil genannten Journal-Initiativen wiederfinden. Eileen Joy von punctum books stellt heraus:
[Our aim is to take] back from commercial publishers the full reins of the means of production of academic publishing and reinventing the academic press as a critical arm of both the research and teaching mission of the University.(Joy, 2020)
Wie unter anderem bei mattering press und Open Humanities Press deutlich wird, haben viele scholar-led Initiativen zum Ziel, alternative, unabhängige Räume zu schaffen, in denen dem sonst weithin bestehenden Mangel an aktivem Engagement und Experimentierfreudigkeit mit Theorie und Praxis des Publikationswesens in den Geistes- und Sozialwissenschaften aktiv begegnet werden kann. Hierzu wird beispielsweise im Interview mit Kathleen Fitzpatrick deutlich, dass sich scholar-led Initiativen um einiges flexibler in der Realisation experimenteller Ansätze25 sehen, als dies etablierte Universitätsverlage oder gar große kommerzielle Anbieter sein können:
Fitzpatrick said that when she set up Media Commons Press university presses were not technologically equipped to support experimental scholarship; they would not be able(Fitzpatrick, 2017)to do that kind of experimentation without a whole lot of study, a whole lot of preparation, and a whole lot of practical concerns that, as an individual, I simply didn’t have at that time.
Wie Janneke Adema und Graham Stone (2017) und Judith Fathallah (2023) anhand zahlreicher Interviews mit scholar-led Verlagen herausgearbeitet haben, folgen viele scholar-led Initiativen einem auf Gemeinnützigkeit und nicht auf Profitmaximierung ausgelegten Betriebsmodell. So manche Vertreter*in versteht sich als Teil eines heterogenen, pluralistischen und auf Nichtrivalität26 basierenden alternativen Ökosystems der Wissensallmende beziehungsweise Commons.27 Dieses ist nicht auf Wettbewerb ausgerichtet und setzt auf horizontale Kollaboration auf Augenhöhe, zu welcher Adema und Stone konstatieren:
It becomes clear from the interviews that this principle of sharing and of not being in competition with others is quite common among the presses we interviewed, and they often share expertise and even tend to publish together. […] This sharing of information and advice is part of an ongoing ethos of collaboration and gifting, often in stark opposition to the closed-off and proprietary business and publishing models of commercial publishers.(Adema & Stone, 2017)
Dieser der Arbeitsweise vieler scholar-led Initiativen zugrundeliegende rege Austausch, der auch die die eigene Arbeit limitierenden Herausforderungen nicht ausspart,28 führt auch dazu, dass sich zahlreiche scholar-led Netzwerke bilden konnten, auf die ich im Folgenden eingehen möchte.
scholar-led Kollaborationen: Infrastrukturen, Netzwerke & Kollektive
Auch wenn diese im westlich geprägten Diskurs um Open Access oftmals schnell vergessen werden, so sind scholar-led Initiativen in einigen Regionen der Welt weit verbreitet. So existiert beispielsweise in Lateinamerika schon seit mehr als 40 Jahren eine Tradition des scholar-led publishing. Netzwerke wie das 1967 gegründete Consejo Latinoamericano de Ciencias Sociales (CLACSO), das unter der Schirmherrschaft von CLACSO 2006 gegründete Redalyc, AmeliCA, oder ScIELO zählen zu den großen lateinamerikanischen Initiativen, die quer über die Geistes- und Sozialwissenschaften Wissenschaftskommunikation nach nicht profitorientierten Modellen realisieren. Zudem ist Ariadna Ediciones zu nennen, das als scholar-led Initiative schon seit 2004 sowohl Bücher, Journals, als auch einzelne Artikel publiziert.
In Frankreich wurde 1999 revues.org als zentrales Publikationsforum für die Geistes- und Sozialwissenschaften aus der Taufe gehoben. Die auf der Open-Source-Software Lodel basierende und 2017 in OpenEdition umbenannte Plattform bietet zahlreichen Publikationsinitiativen aus dem französischen und europäischen Raum eine zentrale technische Basis zum Betrieb von digitalen Journalen. Ähnliche Plattformen mit nationaler Reichweite wurden seitdem auch in Nordamerika (érudit, schon 1998), Finnland (journals.fi), den Niederlanden (openjournals.nl) und Dänemark (tidsskrift.dk) etabliert. Allerdings muss angemerkt werden, dass diese Initiativen, obwohl unbestritten wichtig als Basisinfrastrukturen für nichtkommerziellen Open Access, nicht unter die engere Lesart von scholar-led publishing fallen, da sie primär durch Infrastrukturanbieter-Konsortien betrieben werden.
Während revues.org und ähnliche Initiativen als zentralisierte
Angebote konzipiert sind, ist eine weitere scholar-led
Infrastrukturentwicklung genau umgekehrt auf Dezentralität ausgelegt.
1998 startete John Willinsky in Kanada das Public Knowledge Project
(PKP) im Department of Language and Literacy Education an der
erziehungswissenschaftlichen Fakultät der University of British
Columbia, um not-for-profit Open-Source-Software für offenes, digitales
Publishing zu entwickeln. Drei Jahre später, 2001, erblickte das Open Journal Systems (OJS) des PKP
die Welt – und veränderte damit die Publikationslandschaft nachhaltig:
Der Vorteil von OJS gegenüber zentralen Angeboten wie revues.org besteht
darin, dass jede noch so kleine Community29
ihre eigene OJS-Instanz betreiben und nach den eigenen Bedürfnissen
modifizieren kann, vorausgesetzt sie verfügt über die technischen
Grundkenntnisse, entsprechende Anpassungen am selbstgehosteten
Grundsystem vorzunehmen. Gemeinsam mit dem PKP verkörpert Willinsky, wie
Gary Hall schreibt, eine Vision von open access as helping, in a
democratic manner, to produce a form of global information commons and
revitalized public sphere.
(2008, S. 196)
In Großbritannien wurden 2003 Überlegungen
zu einem ArXiV für die Cultural Studies
angeschoben, welches
im Kontext des Journals CultureMachine unter dem Titel Cultural
Studies e-archive (CSeARCH) ins Leben gerufen wurde, heute aber
nicht mehr aktiv betrieben wird.
An der Hogeschool van Amsterdam wurde 2004 das Institute of Network Cultures (INC) gegründet, das seitdem auch als (institutioneller) Publisher auftritt. Im gleichen Jahr nahm in den USA die BABEL working group die Arbeit auf. Zeitgleich begann das Institute for the Future of the Book mit der Arbeit – alle drei Initiativen waren seitdem an zahlreichen für die Geistes- und Sozialwissenschaften relevanten Kollaborationen beteiligt. Eine davon ist das durch Avi Santo und Kathleen Fitzpatrick 2006 gestartete und bis heute insbesondere für die Medienwissenschaften relevante MediaCommons-Projekt und -Netzwerk. Zu einigen der in MediaCommons gestarteten Spin-Offs zählen In Media Res sowie MediaCommons Press.
Ebenfalls 2004 startete Flow, ein critical
forum on media and culture published by the Department of
Radio-Television-Film at the University of Texas at Austin
. Ein paar
Jahre später, 2009, wurde unter Verwendung der
Open-Source-Bloggingplattform WordPress an der City University of New
York (CUNY) damit begonnen, das CUNY Academic Commons-Netzwerk zu
etablieren, welches 2011 als Commons in a Box der breiten
Öffentlichkeit zur selbstorganisierten Weiternutzung bereitgestellt
wurde und seitdem auch zahlreichen anderen Communities wie
beispielsweise Humanities Commons
als offene technische Plattform dient.30
Ebenso im Jahr 2011 nahm Lantern, die Suchplattform der
Media History Digital
Library (MHDL), den Betrieb auf.31 MHDL wiederum ist eine
am Wisconsin Center for Film and Theater Research beheimatete
scholar-led Initiative, die historische Bücher und Periodika aus dem
Film-, Fernseh- und Rundfunkbereich im Sinne von public domain offen
zugänglich stellt.
2012 wurde am Centre for Digital Cultures (CDC) der Leuphana University Lüneburg das Hybrid Publishing Lab ins Leben gerufen, welches sich bis zu seiner Schließung im Sommer 2015 als kreatives Hub zur Erforschung neuer, alternative Formen wissenschaftlicher Kommunikation im digitalen Zeitalter etablieren konnte. Der scholar-led Open-Access-Verlag meson press entstand aus einer Ausgründung des Hybrid Publishing Lab. Im gleichen Jahr, 2012, startete an der University of Sussex die Initiative REFRAME und bietet seitdem über ihre Open-Access-Plattform eine Vielzahl an für die Kultur- und Medienwissenschaften relevanten Communities und Diskursformaten, die von einer Auswahl an Journals über Buchpublikationen bis hin zu zahlreichen Blogs und Projektwebseiten reichen.
2013 nahm die offene Journal-Plattform Open Library of Humanities (OLH) den Betrieb auf und bietet seitdem zahlreichen geisteswissenschaftlichen Journals sowohl eine technische Basis als auch eine Geschäftsmodell-Alternative zur sonst weithin bestehenden Autor*innen-finanzierten Realisierung: In der OLH werden Betriebskosten über ein Konsortialmodell durch von Universitätsbibliotheken erhobene Mitgliedschaftsbeiträge gedeckt. Im Kontext der OLH wird zudem das Open-Source-Journal-System Janeway entwickelt, welches sich seitdem als interessante Open-Source-Alternative neben OJS etabliert.
2015 wurde im Kontext des an der Coventry University angesiedelten Centre for Disruptive Media (heute Centre for Postdigital Cultures) und der dort ausgerichteten Radical Open Access Conference das Radical Open Access Collective (ROAC) gegründet. Das ROAC versteht sich als kollektive Interessenvertretung von not-for-profit scholar-led Verlagen und Initiativen. Mitglieder des ROAC teilen eine Philosophie des
shared investment in taking back control over the means of production in order to rethink what publishing is and what it can be. […] Accordingly, the philosophy behind the Radical Open Access Collective is one of mutual reliance and cooperation. This is not just for political and ethical reasons; it is for reasons of necessity too. The organisations, presses and projects represented here often operate with limited or no funding. This situation therefore requires resilience and mutual support, something the collective provides through the sharing of time and resources, by working at scale, and by means of the cross-pollination of best practice (what software and copyright licenses to use, where to obtain funding for translations and technical help, how to find book designers and so on). In this way the collective promotes a collaborative rather than competitive ecosystem of publishing that is designed to create a progressive (and multi-polar) scholarly commons.(Radical Open Access Collective)32
2016 startete das Webportal Open Access in Media Studies und bietet seitdem – durch im Forschungsfeld tätige Bibliothekar*innen und Wissenschaffende kuratiert und die Tradition von Film Studies For Free (von 2008–2019 liebevoll durch Catherine Grant geführt) oder filmwissenschaft.umsonst (durch Dietmar Kammerer bis 2018 betrieben) fortführend – zahlreiche Informationen zu Open-Access-Möglichkeiten für die Kultur- und Medienwissenschaften.
Im Jahr 2017 erhielt das an der Universität Marburg angesiedelte Open-Access-Repositorium media/rep/ einen Förderzuschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft und konnte sich seitdem als zentraler Repositoriums-Anlaufpunkt für die Medienwissenschaften im deutschsprachigen Raum etablieren.
Im Jahr 2018 formte sich das intersectional feminist publishing
collective
Reanimate, das sich
zum Ziel gesetzt hat, die Geschichte der Kultur- und
Medienwissenschaften durch Einbindung von bisher wenig einbezogenen
Stimmen und Perspektiven neu zu beleben. In Zusammenarbeit mit der
Zeitschrift für Medienwissenschaften nahm der Open-Media-Studies-Blog
seinen Betrieb auf und bietet seitdem ein öffentliches
Diskussionsforum, um die Vielzahl der diversen Positionen zum Thema Open
Science und Open Access in der Medienwissenschaft zu präsentieren und
miteinander ins Gespräch zu bringen.
Im gleichen Jahr, 2018, schlossen sich fünf non-profit scholar-led Buchverlage33 zum ScholarLed-Konsortium zusammen, welches seit 2020 als gemeinnützige Stiftung (Stichting) in den Niederlanden registriert ist. Die Mission des ScholarLed-Konsortium lautet:
We asked ourselves: how can we34scalethe work we do as presses, while preserving the advantages of being small, academic-led publishers with distinct identities and priorities? Instead of aiming to fit within the current infrastructures, processes, and priorities of a publishing system that tends to serve larger (often commercial) presses, we want to establish collaborative modes of working and to build infrastructures that will support the work of publishers like ours, in order to enable more such presses to grow and flourish.
Das ScholarLed-Konsortium ist zudem Teil des Ende 2019 gestarteten und über mehr als drei Jahre geförderten Projekts Community-Led Open Publication Infrastructures for Monographs (COPIM), das gemeinsam mit Universitätsbibliotheken und OA-Infrastrukturanbietern aus Europa, Großbritannien und den USA an einigen der größten Herausforderungen arbeitet, denen sich kleine, unabhängige scholar-led Open-Access-Buchverlage gegenüber sehen. Ziel des Projekts war es, durch die gemeinschaftliche Entwicklung von offenen Prozessen, Infrastrukturen und einer dahinter stehenden Community alternative Modelle zur Governance, Finanzierung, Entwicklung, Dissemination sowie Langzeitarchivierung von Open-Access-Büchern zu entwickeln. Damit möchte das Projekt einer Etablierung eines alternativen, nachhaltigen, nicht profitorientierten, kollaborativen Ökosystems für Open-Access-Buchpublikationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften einige Schritte näher kommen.35 Einen zentralen Bestandteil dieser gemeinschaftlich entwickelten Strategie stellt das Open Book Collective dar: Das Kollektiv lädt insbesondere kleine und mittelgroße scholar-led Initiativen zum Mitwirken ein und bietet über eine 2022 in Betrieb gegangene not-for-profit Plattform die Möglichkeit, konsortiale Mitgliedschaftsmodelle sowohl für einzelne Initiativen als auch für Kollektive gemeinschaftlich zu bewerben. Universitätsbibliotheken wiederum haben die Möglichkeit, über die Plattform Open-Access-Initiativen oder Kollektive auszuwählen und diese über ein konsortiales Mitgliedschaftsmodell zu unterstützen. Zudem werden Bibliotheken explizit dazu eingeladen, sich aktiv in die zukünftige Ausgestaltung des Open Book Collective – beispielsweise durch Teilhabe in der Governance der Community – einzubringen.
Seit 2019 existiert ein dediziert den Kultur- und Medienwissenschaften gewidmetes fachspezifisches und am ArXiV-Vorbild angelehntes scholar-led Preprint-Angebot namens MediArXiv. Und speziell mit scholar-led Initiativen im deutschsprachigen Raum im Blick formte sich im Jahr 2021 das scholar-led.network als ein Zusammenschluss an Open-Access-Akteur*innen im Kontext des Projektes open-access.network.
Bei allen gelisteten Initiativen, Netzwerken und Plattformen ist anzumerken, dass diachron betrachtet vielfach ein Übergang von spontaner, selbstorganisierter scholar-led Initiative hin zu einem verstetigten institutionalisierten Angebot feststellbar ist – dies sollte jedoch nicht als allgemeingültig angesehen werden, da so manche Initiative auch auf ihre Unabhängigkeit pocht und daher versucht, auch längerfristig jenseits von institutionellen Strukturen zu existieren.
Fazit
Ich hoffe, im Verlauf dieses Beitrags mittels der Vielfalt der vorgestellten Initiativen, Projekte, Netzwerke und Kollektive exemplarisch aufgezeigt zu haben, wie scholar-led Communities schon seit den 1970er Jahren aktiv daran mitgewirkt haben, in den Geistes- und Sozialwissenschaften auf eine Öffnung des Zugangs zu Wissenschaft hinzuwirken – und damit eine essentielle, wenn auch bisher insbesondere im breiten Open-Access-Diskurs bei Weitem nicht ausreichend gewürdigte Rolle spielen.
Zudem ist die Rolle, die einzelne Personen und durch aktiven Austausch geformte Netzwerk-Kollektive in der Bildung der hier genannten Communities spielen, deutlich herauszustellen: Oft werden in scholar-led Projekten und Initiativen nicht mehr als ein oder zwei Kernakteur*innen initial in einem bestimmten Bereich tätig und sorgen durch kontinuierliche, oftmals aufwendige und zumeist unentgeltliche, in der Freizeit beziehungsweise neben dem Hauptberuf stattfindende Netzwerk- und Redaktionsarbeit dafür, dass sich Projekte langsam etablieren, Publikationskanäle kontinuierlich betrieben und Ideen weiterentwickelt werden können. Häufig formen sich daraus dann auch organisch weitere Communities und scholar-led Projekte.
Erfreulicherweise sind erste Schritte einer Anerkennung dieser
enormen Leistung langsam auch auf der großen Policy-Ebene zu erkennen.
So widmeten sich beispielsweise Coalition S und Science Europe mit der
2021 veröffentlichten und seither vielbeachteten Studie zu OA
Diamond Journals dem Feld der non-profit Journals, die keine auf
Autor*innen-fokussierenden Gebühren erheben. Die als Teil der Studie
durchgeführte Journal-Erhebung kam auf eine geschätzte Zahl zwischen
17.000 und 29.000 Diamond-OA-Zeitschriften. Der Anteil der darunter
subsumierten scholar-led Journals wurde nicht weiter beleuchtet; es ist
jedoch anzunehmen, dass dieser Anteil nicht unerheblich sein dürfte. Aus
Sicht von scholar-led Initiativen und deren Akteur*innen und Communities
sind die ersten Schritte in Richtung potentieller Unterstützung durchaus
begrüßenswert die mittels der Studie beigefügten Empfehlungen
signalisiert und nun unter anderem mittels der 2023 gestarteten Horizon
Europe-Projekte DIAMAS und Craft-OA realisiert werden sollen.
Allerdings schwingt von Seiten so mancher scholar-led Initiative
sicherlich auch eine gewisse Skepsis mit, da Angebote wie das in den Empfehlungen genannte
Diamond Publishing Capacity Center
einerseits durchaus nötige
Unterstützung bieten könnte, andererseits jedoch eben
Zentralisierungsbewegungen wie diese potentiell das
Unabhängigkeitsstreben und die daraus resultierende
publikationskulturelle Diversität, welche gerade für scholar-led
Communities eine wichtige Rolle spielt, gefährden könnte.
Pierre Mounier schrieb schon vor zehn Jahren: It is true that the
debate on open access to research results […] was focused until now
not on humanities monographs, but rather on journals, and firstly in
science.
(Mounier 2013) Eine Dekade später, im Jahr 2023, scheint
sich die Geschichte zu wiederholen – wir sehen mit dem oben genannten
Diamond OA Report und dem dazugehörigen Action Plan ähnliche
Tendenzen der Fokussierung auf Journals. Und auch die fortwährenden
Diskussionen um die Open-Access-Farbenlehre à la Gold, Green, Platinum,
Diamondund so weiter fokussierten zum 20-jährigen Bestehen der BOAI
weiterhin primär auf den Journalbereich. Auf der anderen Seite findet
die große Vielfalt insbesondere der in den Geistes- und
Sozialwissenschaften auch jenseits von Journals stattfindenden
Wissenschaftskommunikation – angefangen von Buchpublikationen
einschließlich Sammelbänden und Open Textbooks/Open Educational
Resources (OER) über Forschungsnetzwerke und deren digitale Plattformen
bis hin zum vielfältigen Universum von Blogs, Podcasts, et cetera, in
welcher scholar-led Communities einen wichtigen Teil spielen – weiterhin
kaum Beachtung. Speziell für den Buchbereich können hier Strategien wie
beispielsweise der aus einer scholar-led Community heraus entwickelte
vernetzte Ansatz des Scaling
Small, der aktuell mit dem im Mai 2023 gestarteten
COPIM-Anschlussprojekt Open Book Futures
realisiert wird, eine vielversprechende Alternative bieten.
Abschließend sei hier erneut hervorgehoben, dass Öffnung
für
scholar-led Initiativen oftmals weit mehr als die bloße Verfügbarmachung
wissenschaftlichen Outputs im Sinne von klassischem
Open Access
bedeutet: Vielmehr werden in den Communities vielfach anhand
kontinuierlich praktizierter kritisch-konstruktiver Selbstreflexion
eigener Theorie und Praxis wichtige Fragen darüber neu verhandelt, auf
welche Art und Weise wir Wissenschaftskommunikation im digitalen Raum
betreiben wollen. Oder, wie Gary Hall schreibt: How do you apply your
theoretical principles to the structures that make your work
visible?
(Hall,
2016) Der daraus resultierende, von Adema und Hall beschriebene
continuous struggle and critical Resistance
(Adema & Hall,
2013), also die kontinuierliche Aushandlung der eigenen
Positionierung gegenüber hegemonialen Auslegungen von Open Access, der
vielen der hier vorgestellten scholar-led Initiativen als Kernmotivation
dient, ist meines Erachtens ein höchst wichtiger Aspekt und Grundpfeiler
des Strebens nach Offenheit in Wissenschaft und Forschung, der bisher im
breiten Diskurs zu Open Access leider gerne zugunsten Technik- oder
Policy-fokussierter Partikulardebatten vergessen wird. Gerade aus diesem
Grund verdienen scholar-led Projekte, Initiativen und Communities –
sowie insbesondere die sie konstitutierenden Akteur*innen – die
Anerkennung sowie Unterstützung von allen im Wissenschaftssystem tätigen
Personen und Institutionen.
Referenzen
Eine erweiterte Auswahl von in diesem Beitrag zitierter sowie
relevanter Literatur ist in der offenen Zotero-Collection
scholar-led publishing
zur eigenen Weiternutzung
verfügbar.
Abrahamsson, Sebastian, Uli Beisel, Endre Dányi, Joe Deville, and
Julien McHardy. 2013. Mattering Press: New Forms of Care for STS
Books
. The EASST Review 32 (4). https://www.easst.net/easst-review-volume-32-4-december-2013/mattering-press-new-forms-of-care-for-sts-books/.
Adema, Janneke. 2009. Where Open Philosophy Meets Open Music
.
OPEN REFLECTIONS (Blog). 23 June 2009. https://openreflections.wordpress.com/2009/06/23/where-open-philosophy-meets-open-music/.
Adema, Janneke 2015. Knowledge Production Beyond The Book?
Performing the Scholarly Monograph in Contemporary Digital Culture
.
Coventry: Coventry University. https://web.archive.org/web/20181102223636/https://curve.coventry.ac.uk/open/file/8222ccb2-f6b0-4e5f-90de-f4c62c77ac86/1/ademacomb.pdf.
Adema, Janneke. 2021a. Living Books: Experiments in the Posthumanities. Leonardo. Cambridge, MA, USA: MIT Press.
Adema, Janneke. 2021b. Toward a Diffractive Genealogy of Book
History
. In Living Books, by Janneke Adema, 41–70. The MIT
Press. https://doi.org/10.7551/mitpress/11297.003.0005.
Adema, Janneke, Bowie, Simon, Mars, Marcell, and Steiner, Tobias.
2022. Books Contain Multitudes: Exploring Experimental Publishing
(2022 Update)
. Community-led Open Publication Infrastructures for
Monographs (COPIM). https://doi.org/10.5281/zenodo.6545475.
Adema, Janneke, and Gary Hall. 2013. The Political Nature of the
Book: On Artists
Books and Radical Open Access’. New
Formations 78 (78): 138–156. https://doi.org/10.3898/NewF.78.07.2013.
(OA-Version: https://pureportal.coventry.ac.uk/en/publications/the-political-nature-of-the-book-on-artists-books-and-radical-ope-2)
Adema, Janneke, and Samuel Moore. 2021. Scaling Small; Or How to
Envision New Relationalities for Knowledge Production
.
Westminster Papers in Communication and Culture 16 (1). https://doi.org/10.16997/wpcc.918.
Adema, Janneke, and Samuel A. Moore. 2017. The Radical Open Access
Collective: Building Alliances for a Progressive, Scholar-Led
Commons
. Online resource. Impact of Social Sciences Blog.
London School of Economics and Political Science. 27 October 2017. http://blogs.lse.ac.uk/impactofsocialsciences/.
Adema, Janneke. 2018. Collectivity and Collaboration: Imagining
New Forms of Communality to Create Resilience in Scholar-Led
Publishing
. Insights 31 (0): 3. https://doi.org/10.1629/uksg.399.
Adema, Janneke, and Graham Stone. 2017. Changing Publishing
Ecologies: A Landscape Study of New University Presses and Academic-Led
Publishing
. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.4420993.
Adema, Janneke, and Tobias Steiner. 2023. Community-Led Open
Publication Infrastructures for Monographs: Final Report
. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.7961527.
Aguado López, Eduardo, and Arianna Becerril García. 2019. Latin
America’s Longstanding Open Access Ecosystem Could Be Undermined by
Proposals from the Global North | LSE Latin America and Caribbean
.
LSE Latin America and Caribbean Blog. 6 November 2019. https://blogs.lse.ac.uk/latamcaribbean/2019/11/06/latin-americas-longstanding-open-access-ecosystem-could-be-undermined-by-proposals-from-the-global-north/.
Becerril, Arianna, Jeroen Bosman, Lars Bjørnshauge, Jan Erik
Frantsvåg, Bianca Kramer, Pierre-Carl Langlais, Pierre Mounier, Vanessa
Proudman, Claire Redhead, and Didier Torny. 2021. OA Diamond Journals
Study. Part 2: Recommendations
. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.4562790.
Becerril-García, Arianna, and Eduardo Aguado-López. 2018. The End
of a Centralized Open Access Project and the Beginning of a
Community-Based Sustainable Infrastructure for Latin America:
Redalyc.Org after Fifteen Years The Open Access Ecosystem in Latin
America
. In ELPUB 2018, edited by Leslie Chan and Pierre
Mounier. Vol. Connecting the Knowledge Commons: From Projects to
Sustainable Infrastructure. Toronto, Canada: Association Francophone
d’Interaction Homme-Machine (AFIHM). https://doi.org/10.4000/proceedings.elpub.2018.27.
Bollier, David. 2022’The Radical Open Access Collective: Building Better Knowledge Commons’. Frontiers of Commoning. (Blog). 31 March 2022. https://www.bollier.org/blog/radical-open-access-collective-building-better-knowledge-commons.
Books Contain Multitudes: Exploring Experimental Publishing (2022 Update). 2022. Community-led Open Publication Infrastructures for Monographs (COPIM). https://doi.org/10.21428/785a6451.1792b84f.
Cabrerizo, Franco M. 2022. Open Access in Low-Income Countries —
Open Letter on Equity
. Nature 605 (7911): 620–620. https://doi.org/10.1038/d41586-022-01414-7.
Chan, Leslie, Darius Cuplinskas, Michael Eisen, Fred Friend, Yana
Genova, Jean-Claude Guédon, Melissa Hagemann, et al. 2002. Budapest
Open Access Initiative: Declaration
. BOAI (Blog). 14
February 2002. https://www.budapestopenaccessinitiative.org/read/.
COPIM. 2023. £5.8 Million Funding to Significantly Expand and
Accelerate COPIM Open Access Infrastructures
. Community-Led Open
Publication Infrastructures for Monographs (COPIM), March. https://doi.org/10.21428/785a6451.39b2b1ea.
COUNTERPRESS. About
. Accessed 11 June 2023. https://counterpress.org.uk/about/.
Crawford, Walt. 2002. Free Electronic Refereed Journals: Getting
Past the Arc of Enthusiasm
. Learned Publishing 15 (2):
117–123. https://doi.org/10.1087/09531510252848881.
Deppe, Arvid, and Daniel Beucke. 2017. Urspünge und Entwicklung
von Open Access
. In Söllner, Konstanze / Mittermaier, Bernhard
(Hrsg.): Praxishandbuch Open Access (S. 12–20). De Gruyter Saur.
Akzeptiertes Manuskript via Zenodo. https://doi.org/10.5281/ZENODO.802639.
Deville, Joe. 2016. Open Access Publishing and the Future of the
University
. Mattering Press Blog . 29 September 2016. https://www.matteringpress.org/blog/open-access-publishing-and-the-future-of-the-university.
Deville, Joe, Jeroen Sondervan, Graham Stone, and Sofie Wennström.
2019. Rebels with a Cause? Supporting Library- and Academic-Led Open
Access Publishing
. LIBER Quarterly 29 (1): 1–28. https://doi.org/10.18352/lq.10277.
Eve, Martin Paul. 2013. Open Access,
. Martin Paul
Eve (Blog). 10 March 2013. https://eve.gd/2013/03/10/open-access-neoliberalism-impact-and-the-privatisation-of-knowledge/.Neoliberalism
,
Impact
and the Privatisation of Knowledge
Fathallah, Judith. 2023. Governing Scholar-Led OA Book Publishers:
Values, Practices, Barriers
. Community-Led Open Publication
Infrastructures for Monographs (COPIM), April. https://doi.org/10.21428/785a6451.e6fcb523.
Franssen, Thomas, and Paul Wouters. 2017. Science and Its
Significant Other: Representing the Humanities in Bibliometric
Scholarship
. https://doi.org/10.48550/ARXIV.1710.04004.
Ganz, Kathrin, Marcel Wrzesinski, and Markus Rauchecker. 2019.
Nachhaltige Qualitätssicherung und Finanzierung von non-APC,
scholar-led Open-Access-Journalen
. https://doi.org/10.18452/21418.
Geschichte des Open Access
. 2023. Open-Access.Network
(Blog). 25 April 2023. https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/geschichte-des-open-access.
Grigar, Dene, Nicholas Schiller, Vanessa Rhodes, Mariah Gwin,
Veronica Whitney, and Katie Bowen. 2018. Rebooting Electronic
Literature: Photos of David Kolb’s
.
In Rebooting Electronic Literature: Documenting Pre-Web Born Digital
Media. Vol. 1. Electronic Literature Lab. https://scalar.usc.edu/works/rebooting-electronic-literature/photos-of-david-kolbs-socrates-in-the-labyrinth.Socrates in the Labyrinth
Hall, Gary. 2003a. Cultural Studies E-Archive Project (Original
Pirate Copy)
. Culture Machine (Blog). 14 January 2003. https://culturemachine.net/the-e-issue/cultural-studies-e-archive-project/.
Hall, Gary. 2003b. Cultural Studies E-Archive Project (Original
Pirate Copy)
. Culture Machine 5 (January). https://culturemachine.net/the-e-issue/cultural-studies-e-archive-project/.
Hall, Gary. 2008. Digitize This Book! : The Politics of New Media, or Why We Need Open Access Now. Electronic Mediations 24. Minneapolis: University of Minnesota Press.
Hall, Gary. 2015. Open Humanities Press: Funding and
Organisation
. Media Gifts (Blog). 13 June 2015. http://garyhall.squarespace.com/journal/2015/6/13/open-humanities-press-funding-and-organisation.html.
Hall, Gary. 2016. Pirate Philosophy for a Digital Posthumanities. Leonardo Book Series. Cambridge, Massachusetts: The MIT Press. https://doi.org/10.7551/mitpress/10463.001.0001.
Harnad, Stevan. 1991. Post-Gutenberg Galaxy: The Fourth Revolution
in the Means of Production of Knowledge
. https://hdl.handle.net/10657/5147.
Harnad, Stevan. 1995. Scholarly Journals at the Crossroads: A Subversive Proposal for Electronic Publishing. Edited by Anna Shumelda Okerson and James J. O’Donnell. Association of Research Libraries. https://eprints.soton.ac.uk/362894/.
Harnad, Stevan. 2003. For Whom the Gate Tolls? How and Why to Free
the Refereed Research Literature Online Through Author/Institution
Self-Archiving, Now
. https://web.archive.org/web/20171105224125/http://users.ecs.soton.ac.uk/harnad/Tp/resolution.htm.
Harnad, Stevan. 1999. The Future of Scholarly Skywriting
.
Accessed 19 February 2022. https://www.southampton.ac.uk/~harnad/Papers/Harnad/harnad99.aslib.html.
Hole, Brian, Chris Land, Craig Saper, Eileen A. Joy, Joe Deville, Kathleen Fitzpatrick, Martin Paul Eve, et al. 2017. Interview transcriptions : Changing Publishing Ecologies. A Landscape Study of New University Presses and Academic-led Publishing Interview by Janneke Adema. https://repository.jisc.ac.uk/6652/.
Joy, Eileen A. 2020. Not Self-Indulgence, but Self-Preservation:
Open Access and the Ethics of Care
, October. https://doi.org/10.7551/mitpress/11885.003.0032.
Julien McHardy [@hardyjuls]. 2020. 2/ We Started the
Scholar-Led Press @matteringpress Because Our Field of Science and
Technology Studies, for All Its Critical Knowledge & Infrastructure
Studies Lacked 👾engagement and Experimentation 👾with Scholarly
Publishing. Https://Matteringpress.Org/Books
. Tweet.
Twitter. https://twitter.com/hardyjuls/status/1314347568185462786.
Kamerlin, Shina Caroline Lynn, David J. Allen, Bas de Bruin, Etienne
Derat, and Henrik Urdal. 1970. Journal Open Access and Plan S:
Solving Problems or Shifting Burdens?
Development and
Change n/a (n/a). https://doi.org/10.1111/dech.12635.
Kember, Sarah. 2014a. Opening Out from Open Access: Writing and
Publishing in Response to Neoliberalism
. https://doi.org/10.7264/N31C1V51.
Kember, Sarah. 2014b. Why Write? Feminism, Publishing and the
Politics of Communication
. New Formations 83 (83): 99–116.
https://doi.org/10.3898/NEWF.83.06.2014.
Kiesewetter, Rebekka. 2020. Undoing Scholarship: Towards an
Activist Genealogy of the OA Movement
. Tijdschrift voor
Genderstudies 23 (2): 113–130. https://doi.org/10.5117/TVGN2020.2.001.KIES.
Knöchelmann, Marcel. 2020. The Democratisation Myth: Open Access
and the Solidification of Epistemic Injustices
. Preprint. SocArXiv.
https://doi.org/10.31235/osf.io/hw7at.
Laporte, Steven. 2016. Preprint for the Humanities - Fiction or a
Real Possibility?
Preprint. SocArXiv. https://doi.org/10.31235/osf.io/jebhy.
Masterman, Eleanor. 2020.
. http://dx.doi.org/10.17613/t5n3-x550.Communists of Knowledge
? A Case
for the Implementation of Radical Open Access
in the Humanities
and Social Sciences
Mitchell, William J. 1996. Homer to Home-Page: Designing Digital
Books
. February 1996. http://mitpress2.mit.edu/e-books/City_of_Bits/Text_Unbound/text_unbound.html.
Moore, Samuel. 2019. Common Struggles: Policy-Based
vs. Scholar-Led Approaches to Open Access in the Humanities
. http://dx.doi.org/10.17613/st5m-cx33.
Moore, Samuel A. 2020. Revisiting
. Journal of the Association for Information Science and
Technology 71 (7): 856–66. https://doi.org/10.1002/asi.24306.
(Preprint: http://dx.doi.org/10.17613/gty2-w177)the 1990s Debutante
:
Scholar-led Publishing and the Prehistory of the Open Access
Movement
Moore, Samuel A. 2021. Open Access, Plan S and
. Development and
Change, January, dech.12640. https://doi.org/10.1111/dech.12640.Radically
Liberatory
Forms of Academic Freedom
Moore, Samuel A. 2017. A Genealogy of Open Access: Negotiations
between Openness and Access to Research
. Revue Française Des
Sciences de l’information et de La Communication, no. 11 (August).
https://doi.org/10.4000/rfsic.3220.
Moore, Samuel A.. 2019. Open *By* Whom? On the Meaning of
. Samuel Moore (Blog). 24 October 2019.
https://www.samuelmoore.org/2019/10/24/open-by-whom-on-the-meaning-of-scholar-led/.Scholar-Led
Mounier, Pierre. 2013. « The Book Is a Conversation ».
Really ?
Blogo Numericus (Blog). 16 July 2013. https://web.archive.org/web/20130716140044/http://blog.homo-numericus.net:80/article11208.html.
Okerson, Anna Shumelda. 1994. Oh Lord, Won’t You Buy Me A Mercedes
Benz Or, There Is a There There
. Surfaces IV (102): Folio
1. https://doi.org/10.7202/1064955ar.
Olleros, F. Xavier. 2018. Antirival Goods, Network Effects and the
Sharing Economy
. First Monday, February. https://doi.org/10.5210/fm.v23i2.8161.
Parikka, Jussi. 2014. A Mini-Interview: Mercedes Bunz Explains
Meson Press
. Machinology (Blog). 11 July 2014. https://jussiparikka.net/2014/07/11/a-mini-interview-mercedes-bunz-explains-meson-press/.
Projekt AurOA. 2022. Publizieren und Open Access in den
Geisteswissenschaften: Erkenntnisse aus dem Projekt AuROA zu den
Stakeholdern im Publikationsprozess
. Essen. https://projekt-auroa.de/wp-content/uploads/2022/03/AuROA-Publizieren-und-Open-Access-in-den-Geisteswissenschaften.pdf.
Raju, Reggie, and Jill Claassen. 2022. Open Access: From Hope to
Betrayal
. College & Research Libraries News 83 (4):
161. https://doi.org/10.5860/crln.83.4.161.
Schalkwyk, François van, Joe Deville, Jeff Pooley, Mercedes Bunz, Alessandra Tosi, and Eileen A. Joy. 2023. Governing Scholar-Led OA Book Publishers: Interviews with Presses Interview by Judith Fathallah. https://doi.org/10.5281/zenodo.7816845.
Steiner, Tobias. 2022. Old Traditions: Scholar-led publishing und
Open Access — zu den Anfängen digitalen scholar-led Publishings in den
Geistes- und Sozialwissenschaften (Teil 2)
. Open Media
Studies (Blog). 26 August 2022. https://mediastudies.hypotheses.org/3324.
Strangelove, Michael. 1992. EJOURNL1 DIRECTRY: Electronic Journals
and Newsletters
. http://info.cern.ch/hypertext/DataSources/Journals.html.
Suber, Peter. 2016. Knowledge as a Public Good
. In
Knowledge Unbound: Selected Writings on Open Access, 2002–2011.
MIT Press. https://knowledgeunbound.mitpress.mit.edu/pub/cjktrtqe/release/1.
Steiner, Tobias (2023) Lost in translation? Revisiting notions of community- and scholar-led publishing in international contexts. ScholarLed Blog, 4 July 2023. https://blog.scholarled.org/lost-in-translation-revisiting-notions-of-community-and-scholar-led-publishing-in-international-contexts/
Tennant, Jonathan, Ritwik Agarwal, Ksenija Baždarić, David Brassard,
Tom Crick, Daniel J. Dunleavy, Thomas Rhys Evans, et al. 2020. A Tale
of Two
. Preprint. SocArXiv. https://doi.org/10.31235/osf.io/2kxq8.Opens
: Intersections between Free and Open Source Software
and Open Scholarship
The Budapest Open Access Initiative: 20th Anniversary
Recommendations
. 2022. BOAI (Blog). Accessed 2 June 2023.
https://www.budapestopenaccessinitiative.org/boai20/.
Treloar, Andrew. 1996. Better than Print? Hypermedia Scholarly
Publishing and the World Wide Web
. In Andrew Treloar: Blog.
Melbourne. https://andrew.treloar.net/research/publications/vala96/index.html.
Tobias Steiner hat in Hamburg und London studiert und hält einen Master of Arts in Television Studies. Seit 2011 ist er in Open-Scholarship-Projekten aktiv, koordinierte gemeinsam mit Janneke Adema und Gary Hall zwischen 2020 und 2023 in der Rolle des Projektmanagers das internationale Infrastruktur-Verbundprojekt Community-Led Open Publication Infrastructures for Monographs (COPIM) und ist seit Juni 2023 Produktmanager beim COPIM-Spinoff Thoth Open Metadata. Seit 2013 ist Tobias in seiner Freizeit zudem Co-Editor von CSTOnline, des offenen scholar-led Blogs von Critical Studies in Television, hat 2016 das Journal des Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums technisch mitinitiiert, ist Mitglied des Radical Open Access Collective, und Mitautor des scholar-led.network-Manifests (Deutsch 2021, English version 2022). Seine ORCiD: 0000-0002-3158-3136.