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doi:10.18452/28264 (edoc HU Berlin)

Alte Traditionen: zur Rolle von scholar-led publishing und Open Access in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Der vorliegende Beitrag beleuchtet den Ansatz des scholar-led publishing und zeigt auf, welche Zusammenhänge zwischen scholar-led Initiativen und der klassischen Open Access-Bewegung bestehen. Nach einer kurzen Diskurseinordnung leitet der Beitrag diachron ab, wie scholar-led Initiativen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften schon früh und parallel zu den weithin rezipierten Entwicklungen aus dem medizinisch-naturwissenschaftlichen Bereich der 1990er Jahre auf eigene Weise wichtige Impulse zur Öffnung von Publikationskulturen setzten. Dazu werden exemplarisch eine Vielzahl von medien- und kulturwissenschaftlichen scholar-led Journals, Buchverlagen sowie weiterreichenden Netzwerk- und Infrastruktur-Initiativen entlang der größeren Entwicklungen der letzten vier Jahrzehnte hin zur Digitalisierung von wissenschaftlichen Publikationspraktiken und dem sich daraus ergebenden Potential eines alternativen Publikationssystems, welches gemeinschaftliche Kollaboration unter den Vorzeichen von Gemeinnützigkeit über kommerzorientierten Wettbewerb stellt.


Zitiervorschlag
Tobias Steiner, "Alte Traditionen: zur Rolle von scholar-led publishing und Open Access in den Geistes- und Sozialwissenschaften". LIBREAS. Library Ideas, 44 ().


Publikationskulturen sind im Wissenschaftsbetrieb ähnlich vielfältig wie die ihnen zugrundeliegenden Forschungskulturen. Im heutzutage oftmals normativ geführten Diskurs um Open Access besteht die Gefahr, dass diese Vielfalt zugunsten techno-solutionistischer Implementationen ins Hintertreffen gerät oder gar mittelfristig verloren geht. Der vorliegende Beitrag geht im Folgenden daher näher auf den Ansatz des scholar-led publishing ein und zeigt auf, welche Zusammenhänge zwischen scholar-led-Initiativen und der klassischen Open-Access-Bewegung bestehen.

Dazu beginne ich mit einer kurzen Begrifflichkeits- und Diskurseinordnung und leite dann diachron ab, wie scholar-led Initiativen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften – und mit ihnen aus den Kultur-, Medien- und Kommunikationswissenschaften – schon früh und parallel zu den weithin rezipierten Entwicklungen aus dem medizinisch- naturwissenschaftlichen Bereich der 1990er Jahre auf eigene Weise wichtige Impulse zur Öffnung von Publikationskulturen setzten. Darauf folgend stelle ich ein Spektrum von scholar-led Journal-Initiativen, Buchverlagen sowie scholar-led Netzwerken und Kollaborationen im weiteren Sinn vor.1

scholar-led & Open Access: Genealogien im digitalen Raum

Einleitend sei zu erwähnen, dass sowohl Open Access als auch scholar-led publishing im Folgenden im Sinne von Samuel Moore als boundary objects verstanden werden. Moore überträgt Susan Leigh Stars und James Griesemers Konzeption des boundary object (1989) als concept that has a specific understanding in a local community of practice but is rigid enough to maintain its definition across communities (2017) in den Open-Access-Kontext und zeigt auf, dass die oftmals im Diskurs als einheitlich dargestellte Bewegung um Open Access tatsächlich eine Vielzahl verschiedener Ursprünge, damit einhergehender Motivationen, sowie daraus resultierender, variierender Interpretationen und sich entwickelnder Praktiken in sich trägt. Moore nennt hier beispielsweise Einflüsse from the formalising of pre-existing preprint cultures via subject repositories and the emergence of institutional repositories, to the free culture and open-source software movements (2017) und konstatiert zusammenfassend, dass der Minimalkonsens zwischen den einzelnen Open-Access-Strömungen wohl darin bestehe, dass Forschungsergebnisse in irgendeiner Art frei zugänglich im Web verfügbar gemacht werden sollen.

Zum Begriff scholar-led

Als einer der wichtigen Einflüsse, dessen Ursprünge, Motivationen und Praktiken später auch in der Open-Access-Bewegung wiederkehren, kann hier insbesondere der des unabhängigen scholar-led publishing gesehen werden. Mit dem Adjektiv scholar-led2 werden Initiativen bezeichnet, die in verschiedenen Ausprägungen der Wissenschaftskommunikation betrieben werden – primär durch im Wissenschaftsbetrieb beschäftigte Personen, die dies hauptsächlich in ihrer Freizeit neben oder teilweise im Kontext ihrer Hauptanstellung im Wissenschaftssystem hauptverantwortlich übernehmen. In konstruktiv-integrativ gedachter Konnotation schließt der Begriff der/des scholars hier neben Forschenden mit institutioneller Anbindung auch explizit Forschende ohne institutionelle Affiliation sowie weitere im Wissenschaftsbetrieb tätige Personengruppen, zum Beispiel Lehrende, Bibliothekar*innen, Mitarbeitende aus wissenschaftsunterstützenden Bereichen (Projektkoordination, e-Learning, IT, et cetera), als auch Promovierende und Studierende in höheren Semestern mit ein, sofern diese aus einer Position des independent scholars heraus agieren und nicht die möglicherweise parallel hauptberuflich ausgefüllte offiziellen Rolle des/der Vertreter*in von Institutionen in den Vordergrund tritt. Letztere würden sonst eher den spezifischen Teilbereichen des institutionellen Publishings zugeordnet werden (also in der Rolle des/der Vertreter*in einer Bibliothek dann library-led, als Vertreter*in einer Forschungsgesellschaft dann association-led). Die leitende Rolle, die das -led impliziert, verstehe ich zudem nach Samuel Moore (2019) spezifischer als nicht nur das Verfassen und Schreiben von Beiträgen, sondern auch selbst die Kontrolle über technische, organisatorische und administrative Aspekte innehabend.

Während scholar-led in diesem Beitrag primär als neutral-deskriptives Adjektiv gedacht ist, kann zudem festgehalten werden, dass sich zahlreiche scholar-led Initiativen und unabhängige scholar-led Verlage im Handlungs- und Wertesystem sowie in ihrer Arbeits- und Organisationsweise als Alternativen insbesondere zu großen, voll professionalisierten, kommerziell agierenden und auf Gewinnmaximierung angelegten klassischen Verlagen positionieren. Im Kontrast zu klassischen Verlagen legen viele unabhängige scholar-led Projekte, Initiativen und Verlage einen Duktus des sich im Sinne einer aktiven Selbstermächtigung von institutionellen Beschränkungen frei machenden Publizierens zugrunde. Das spiegelt sich dann auch im Tätigkeitsfokus wider, der zumeist auf den Akt eines von neoliberal-kapitalistischen Marktlogiken weitgehend entkoppelten esoterischen3 Publizierens zielt. Entlang dieser durch den Kontext in den USA oder Großbritannien geprägten Lesart4 von scholar-led publishing wird in diesem Beitrag daher nicht weiter auf den Bereich von formalisierten wissenschaftsgeleiteten Organisationen in Form wissenschaftlicher Gesellschaften, Verbünde und Akademien eingegangen, und auch Universitätsverlage fallen nicht unter das im Folgenden angelegte Raster, da diese Organisationsformen anderen Gegebenheiten und Dynamiken unterliegen, als dies für das unabhängig agierende scholar-led Publikationswesen der Fall ist.5

Wie beispielsweise von Gary Hall skizziert, formen die weiter oben grob dargelegten Abstammungslinien gerade im Hinblick auf die zugrundeliegende Pluralität der fachspezifischen Publikationskulturen nicht einen einheitlichen Wertekanon – vielmehr können unter dem boundary object Open Access eben durchaus ambivalente und zum Teil konträre Positionen Raum finden.6 Und so bin ich in Halls Sinne daran interessiert, mit diesem Beitrag vom vielfach primär an den Medizin- und Naturwissenschaften orientierten und oft normativ geführten Diskurs um Open Access wegzukommen, der sich insbesondere auf Ebene von Policy- und Forschungsförderinstitutionen7 manifestiert. Vielmehr möchte ich die Perspektive hin zu einer differenzierteren Auseinandersetzung mit den zahlreichen, unter dem Dach von Open Access existierenden Strömungen weiten – und dabei insbesondere den Beitrag, den unabhängiges scholar-led publishing hier seit Jahrzehnten leistet, in den Fokus zu nehmen.

Perspektiven auf Open Access

Wenn wir einen Blick auf das heutzutage weit verbreitete Narrativ zur Geschichte von Open Access werfen, wird schnell deutlich, dass diese Geschichte primär anhand angloamerikanisch-orientierter Meilensteine aus den Naturwissenschaften erzählt wird. So wird beispielsweise in der Regel die Preprint-Kultur der Science-Technology-Medicine (STM)-Fächer (Deppe & Beucke, 2017), insbesondere Paul Ginspargs Entwicklung des ArXiv-Servers, weithin als technische und publikationskulturelle Grundlage von Open Access gesehen.

Dies mag zutreffen, wenn man Open Access in einer engen Lesart beispielsweise auf technischer Ebene durch den sogenannten Grünen oder Goldenen Weg (also laut Budapest Open Access Initiative (BOAI)) die freie Verfügbarmachung durch Repositorien oder direkt mittels eines entsprechenden Journals) definiert sieht, Preprints der eigenen Publikationskultur zugehörig sind, und andere Publikationsformen wie die in den Geistes- und Sozialwissenschaften enorm wichtige Langform (zum Beispiel eigenständige Monographien) nicht näher betrachtet werden. Wie jedoch beispielsweise Laporte und Franssen & Wouters gezeigt haben, sind quantitativ- und Output-orientierte Ansätze wie Preprints8 oder Bibliometrie9 auch knapp drei Jahrzehnte nach ihrer Einführung noch weit von einer flächendeckenden Akzeptanz insbesondere in den Geisteswissenschaften entfernt. Und Aspekte von Bibliodiversität wie beispielsweise regionale10 sowie disziplinspezifische Perspektiven spielen in der vorherrschenden Lesart von Open Access immer noch eine deutlich untergeordnete Rolle.

Hinzu kommt die starke Einflussnahme großer kommerzieller Verlage auf den Goldenen Weg (Gold OA), welche während der vergangenen 20 Jahre erfolgreich eine semantische Verengung hin zu einer in der Breite vorherrschenden Realisierung durch von Autor*innen finanzierte Bezahlmodelle erwirkt haben. Diese heute weithin praktizierte Lesart von Gold OA, gepaart unter Anderem mit dem Aufkommen sogenannter Transformative Agreements, welche neben der grundlegenden Fragwürdigkeit der damit tatsächlich erzielten Transformation auch spezifisch negative Konsequenzen für die Geistes- und Sozialwissenschaften und die dort vorherrschende Pluralität und Bibliodiversität haben, führt dazu, dass Open Access auch nach dem letztjährigen 20. Geburtstag der BOAI in den Geistes- und Sozialwissenschaften weiterhin kritisch beäugt wird.11

Alternative Genealogien – vergleiche. beispielsweise Adema (2015, insb. S. 142 ff.; 2021), Moore (2017, 2019), Kiesewetter (2020), oder Tennant et al. (2019) – zeigen im Detail auf, dass jenseits dieses Narrativs zahlreiche Perspektiven existieren, die die pluralistische Vielfalt von Publikationskulturen auch im Kontext Open Access widerspiegeln. Der im Folgenden dargestellte interaktive Zeitstrahl kann hier vielleicht als erste vereinfachte Visualisierung der Komplexität der Zusammenhänge der unterschiedlichen Strömungen zu digitaler Openness (sowohl geographisch als auch zwischen den unterschiedlichen Fachkulturen) dienen.

Abbildung 1: Interaktive Zeitleiste: Geschichte unterschiedlicher Strömungen zu digitaler Openness: Open Source, Open Access & Open Scholarship. Abrufbar unter https://blog.flavoursofopen.science/timeline-open-source-access-scholarship/

Frühe scholar-led Experimente im digitalen Raum

Apparently, there are academics, and reputable ones at that, for whom the cost/benefit of the Mercedes Benz – the smart cover, prestigious logo, beautiful paper, and added-value galore – is less important than the means of quick and effective conveyance, even if it be merely a rusty old heap that runs. Academic aspirations are, in many cases, being modified by the financial realities of the day. I believe this is leading us to a more differentiated array of publications. I imagine the Internet full of curiously painted VW beetles and vans, an engaging mixture of information vehicles. If this speculation becomes reality, and if our academics and their institutions become aware that the current style of single-minded high-value publishing can lead to perishing, then we are headed for some value shifts over time. (Okerson, 1994)

Für die Geistes- und Sozialwissenschaften spielen frühe, insbesondere zeitlich vor der im ersten Teil angeführten weit verbreiteten Geschichte von Open Access aufkommenden und mit dem neuen digitalen Medium experimentierenden scholar-led Publikationsprojekte und -initiativen eine in der Breite immer noch zu wenig beachtete Rolle. Wie beispielsweise Moore mit Referenz auf frühe digitale Journal-Initiativen aufzeigt, existierten schon deutlich vor dem gemeinhin als Start der Open Access-Bewegung angesehenen frühen 2000er Jahre zahlreiche scholar-led Initiativen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die sich – auch als Reaktion auf die starke Kommerzialisierung des Zeitschriftenmarktes in den 1970ern und 1980ern12 – zum Ziel gesetzt hatten, die Produktion und Zirkulation von Wissenschaftskommunikation im Digitalen selbst zu organisieren und diese dabei frei öffentlich zugänglich zu gestalten.

Walt Crawford zeigte beispielsweise im angloamerikanischen Kontext schon 2002 auf, dass mehr als 75 % der 107 katalogisierten frühen Journals, die im Directory of Electronic Journals, Newsletters and Academic Discussion Lists (1991 erstmals herausgegeben durch die US-amerikanische Association of Research Libraries) gelistet wurden, den Geistes- und Sozialwissenschaften zugeordnet werden konnten (vergleiche. Crawford, 2002). Und auch, wenn die eingangs erwähnte Geschichte von Preprints in diesem Beitrag nur knapp betrachtet werden kann, so ist zudem auffällig, dass Ann Okerson schon 1994 darauf hinweist, dass neben den STM-Fächern auch Philosophie und die Philologien als starke Proponenten in der durch die Association of Research Libraries beforschten frühen Preprint-Kultur auffielen (vergleiche Okerson, 1994).

Hier zeigt sich schon aufgrund der Quantität, wie die alte Tradition13 der auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften durch Wissenschaftler*innen selbst betriebenen – also scholar-led – Publikationsorgane durch das Aufkommen der technischen Möglichkeiten der Digitalität (auch schon vor dem Internet) neue kreative Outlets entwickelte. Mit Blick auf frühe Journals der 1990er Jahre schreibt Moore dazu:

Although nascent or implicit in their practices, these journals espoused both a commitment to the ‹open access› philosophy (although the term was not invented yet) and to forms of digital publishing that were both critical and experimental. (Moore, 2020)

Unverkennbar wird auch der durchaus offen utopistische Anspruch vieler dieser frühen scholar-led Initiativen am Beispiel von Stevan Harnads subversive proposal sehr deutlich:

The subversion will be complete, because the (esoteric – no-market) peer-reviewed literature will have taken to the airwaves, where it always belonged, and those airwaves will be free (to the benefit of us all) because their true minimal expenses will be covered the optimal way for the unimpeded flow of esoteric knowledge to all: In advance. (Harnad, 1995)

Und in der Tat gehörten Harnad als Gründer von Psycoloquy oder Jean Claude Guédon, Gründer von Surfaces, zu den prominenten Vertreter*innen früher im Digitalen agierender geistes- und sozialwissenschaftlicher Initiativen, die auch bei Moore (2019) als Beispiele auftauchen. Darüber hinaus lassen sich zahlreiche weitere Publikationsinitiativen mit geistes- und sozialwissenschaftlichem Bezug ausfindig machen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, aus der Wissenschaft heraus, also scholar-led, Impulse für eine neue Art des Publizierens und damit der aktiven Gestaltung von Wissenschaft zu setzen.

Wie im Folgenden ausgeführt wird, setzten sich viele dieser scholar-led Initiativen aktiv mit der später auch in der Open-Access-Bewegung verankerten Kernmotivation der freien Verfügbarmachung wissenschaftlicher Publikationen auseinander. Sie taten dies oftmals mit einem dezidiert geisteswissenschaftlichen Duktus kritisch-theoretischer Reflexion über die prozessuale Ausgestaltung desselben. Dies schloss des Öfteren auch eine radikale14 Herangehensweise und Grundphilosophie mit ein, was sich darin widerspiegelte, dass nicht nur Publikationen als Produkte des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses offen verfügbar gemacht wurden, sondern im Sinne von Open Scholarship der gesamte Prozess der Entstehung, Kuratierung und Dissemination von Wissen offen kritisch reflektiert wurde.

Die Vielfalt geistes- und sozialwissenschaftlicher scholar-led Initiativen

Während, wie Janneke Adema schreibt, einzelne experiments with e-books and hypertexts were already taking place in the1960s—if not earlier (Adema, 2021), so entwickelte die Verfügbarmachung von wissenschaftlichem Output im Digitalen erst in den 1970ern etwas mehr Dynamik. Im internationalen Kontext stehen hier sicherlich selbstorganisierte Publikationsinitiativen und -communities wie das 1971 gegründete Project Gutenberg oder das Oxford Archive of Electronic Literature (später Oxford Text Archive) in der der Open-Access-Bewegung zugrunde liegenden Tradition der offenen Verfügbarmachung wissenschaftlicher Publikationen. Aus dem Feld der Erziehungswissenschaften – mit Bezug zu Medien und den emergenten Möglichkeiten des Digitalen – fallen hier beispielsweise New Horizons in Adult Education (1987), das Online Chronicle of Distance Education and Communication (1987/88) oder The Journal of Technology Education (1989) durch frühe Aktivitäten im Digitalen vor dem Launch des World Wide Web auf.

Als Kommunikationskanäle wählten diese frühen scholar-led Initiativen die schon vor dem Launch des World Wide Web existierenden ftp-, IRC-, bulletin board system (BBS)- oder Usenet-Protokolle oder auch den E-Mail-basierten Informationsaustauschs per Listserv. Und auch das parallel zum World Wide Web (WWW) etablierte gopher-Protokoll diente diesen frühen digitalen scholar-led Communities als wichtiger Kanal, so wurden beispielsweise das schon genannte psycholoquy oder Postmodern Culture (1990) auch über gopher verfügbar gemacht.15

Scholar-led Journal-Initiativen aus den Kultur- und Medienwissenschaften

Die seit den frühen 1990er Jahren stark an Fahrt aufnehmenden Konvergenz-Bewegungen hin zu digitaler Telekommunikation und die zunehmende Verbreitung von Heimcomputern und Software, welche wiederum bald in der Breite den Zugang zum Internet etablierten, erzeugte eine neue Pluralität an Ausdrucks- und Partizipationsmöglichkeiten – sowohl in der Öffentlichkeit als auch in wissenschaftlichen Kreisen.

Für scholar-led Initiativen besonders interessant war und ist der Aspekt der dezentralisierten und unabhängigen Interaktion, die im Kontrast zur aus dem Printbereich stark vorherrschenden zentralisierten und unidirektionalen Kommunikation zumeist über kommerzielle Verlage steht, da im neuen Medium Internet interaktive Kommunikation direkt passieren konnte. Hinzu kam der Anreiz der experimentellen Nutzung emergenter digitaler Technologien, die einem stetig wachsenden Nutzendenkreis ermöglichten, Ausdrucks- und Publikationsformen zu realisieren, welche zuvor nur hochprofessionalisierten Spezialist*innen vorbehalten waren.16 Des Weiteren spielt sicherlich der Faktor des Kostendrucks, der sich insbesondere in der sogenannten Zeitschriftenkrise der 1970er und 1980er manifestierte, eine immer größere Rolle und diente als Motivation für viele scholar-led Initiativen, selbstorganisiert Alternativen zur bestehenden Publikationslandschaft zu entwickeln – und diese wurden im digitalen Raum plötzlich möglich.

Speziell mit Blick auf die Kultur- und Medienwissenschaft sind hier einige regionale Beispiele wie das britische Radical Philosophy (1972–), das skandinavische Nordicom Review (1980–, Open Access17 seit 1996), das 1985 gestartete dänische MedieKultur: Journal of media and communication research, die gemeinsam mit den Anfängen des WWW gestarteten Digital Games Review, das kanadische Electronic Journal of Communication / La Revue Electronic de Communication (alle 1990), oder auch die US-amerikanischen Postmodern Culture (1990) und eJournal (1991) relevant.18

All diese Beispiele stehen dafür, wie scholar-led Communities aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sich schon früh und teilweise deutlich vor der Geburtsstunde des WWW emergent mit offener digitaler Kommunikation sowohl als Forschungsgegenstand, als auch als einen die eigene Wissenschaftspraxis reflektierenden Kommunikationskanal auseinandersetzen. Im Laufe der 1990er Jahre formten sich sowohl internationale als auch deutschsprachige scholar-led Communities beispielsweise über das 1994 initiierte H-Net. Zudem kamen zahlreiche frühe für die Kultur- und Medienwissenschaft relevante Journal-Initiativen wie First Monday (1996), Film-Philosophy (1997), Medienobservationen (1997), die Frankfurter Zeitschrift für Musikwissenschaft (1997), M/C Journal (1998), das TMG Journal for Media History (1998), Culture Machine (1999), Nach dem Film (1999) und Transformations (2000) hinzu.

Mit den um die Jahrtausendwende in der Breite Einzug haltenden digitalen Innovationen wie Zugang zum WWW, instant messaging, WebLogs/Blogs, Wikis, sozialen Netzwerken, et cetera wuchs auch der Kreis der potentiell an wissenschaftlicher Kommunikation Partizipierenden exponentiell – und damit auch die Vielfalt an scholar-led Publikationsinitiativen. So startete das neue Jahrtausend mit weiteren scholar-led Journals wie Image [&] Narrative (2000) und kommunkation@gesellschaft (2000), und 2001 folgten Rhizomes: Cultural Studies in Emerging Knowledge, ephemera: theory & politics in organization, kunsttexte.de, das Schweizer Studies in Communication Sciences sowie das an der Universität Siegen herausgegebene Navigationen - Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften.

2003 begannen Fibreculture Journal sowie tripleC Communication, Capitalism & Critique, 2004 die Westminster Papers in Communication and Culture, und 2005 folgten Flusser Studies: Multilingual Journal for Cultural and Media Theory, Vectors, AMERICANA, sowie das an der Universität Tübingen gestartete IMAGE.

In den späteren 2000er Jahren betraten Tripodos (2006), In Media Res (2007), darkmatter (2007), das International Journal of Communication (2007) sowie die Kieler Beiträge zur Filmmusikforschung (2008), sounding out! (2009), Dancecult (2009) und Culture Unbound (2009) die Bühne. Die frühen 2010er Jahre sahen eine neue Welle von scholar-led Journals; so starteten Alphaville (2010), RabbitEye (2010), sowie Limn (2010/11), und CSTOnline (2011), das offene scholar-led Companion-Blog des Journals Critical Studies in Television, feierte 2011 seinen Relaunch.

Des weiteren kamen thresholds (2011), Paidia – Zeitschrift für Computerspielforschung (2011), das Journal of Peer Production (2011, nicht mehr aktiv), SEQUENCE (2012), VIEW Journal of European Television History and Culture (2012) sdvig press (2012), sowie vier Journals, die 2013 begannen, hinzu: ZapruderWorld, sub\urban. zeitschrift für kritische stadtforschung, feral feminisms, sowie die eigentlich schon 1987 gestartete FKW // Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur hinzu, welche 2013 ihr Archiv offen verfügbar machte und seitdem auch Open Access publiziert. Das am Centre for Digital Cultures (CDC) der Leuphana University Lüneburg angesiedelte spheres: Journal for Digital Cultures startete 2014, und Studies in Arts and Humanities sowie Digital Culture & Society kamen 2015 hinzu.

2016 entschied das seit 1988 jährlich organisierte Film- und Fernsehwissenschafliche Kolloquium (seit 2022 Film- und Medienwissenschaftliches Kolloquium), ein eigenes Journal mit jährlich wandernden Herausgebenden-Teams ins Leben zu rufen, welches kurz danach in Kooperation mit dem scholar-led Verlag AVINUS unter dem Namen ffk Journal realisiert wurde. Im gleichen Jahr wurde das Archiv von Radical Philosophy offen verfügbar gemacht, und mediaesthetics – Journal of Poetics of Audiovisual Images, Mutual Images sowie On_Culture nahmen die Arbeit auf. 2017 erschienen sowohl Open Gender Journal als auch Media Theory zum ersten Mal, während 2019 21: Inquiries und 2021 Spielformen sowie History of Media Studies den Kreis der scholar-led Journals weiter vergrößerten.

Wie in all diesen Beispielen deutlich sichtbar wird, sollte Ann Okerson mit ihrer oben zitierten Einschätzung zumindest für einen Teil der Geistes- und Sozialwissenschaften Recht behalten: In so gut wie allen der hier aufgeführten wissenschaftlichen Communities ist deutlich der Wunsch nach Etablierung von selbstorganisiert gesteuerten und offenen Kommunikationsinfrastrukturen zu erkennen.

Scholar-led Buchverlage in den Geistes- und Sozialwissenschaften

[M]ight it not be helpful to think of open access less as a project and model to be implemented, and more as a process of continuous struggle and critical Resistance? (Adema & Hall, 2013)

[I]f we are theorists, if we are radical, critical theorists, then our critique should aim at a transformation of the actual systems within which we work. (Joy, 2017)

Es muss konstatiert werden, dass die Anzahl der scholar-led Buchverlage deutlich geringer ausfällt, als dies bei den im vorherigen Abschnitt gelisteten Journal Communities der Fall ist. Dies ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass sich der zu investierende Aufwand in der Produktion und Dissemination von Buchpublikationen deutlich komplexer und das dadurch nötige Commitment zum Betrieb eines scholar-led Buchverlags umso substantieller gestaltet.

Umso relevanter scheint daher die Signifikanz der Entwicklungen in diesem Bereich, denn auch hier hat sich eine Vielzahl von Initiativen herausgebildet, die aus der Wissenschaftscommunity heraus organisiert, oft mit klarem Fachbezug, unabhängig und nicht profitorientiert wissenschaftliche Buchpublikationen verlegen und dabei oftmals die Grenzen dessen, was ein Buch im digitalen Raum ausmacht, in seiner konzeptuellen Form durch experimentelle Ansätze immer wieder neu definieren.

So betrat beispielsweise David Kolb schon 1994 mit der Hypertext-Buchpublikation Socrates in the Labyrinth: Hypertext, Argument, Philosophy – wenn auch mittels kommerzieller Plattformen – früh neues Terrain damit, eine philosophische Abhandlung mit den Möglichkeiten des Hypertext zusammenzubringen.19 Kurz danach, 1995, wagte sich William J. Mitchell experimentell daran, mit City of Bits (kommerziell über MIT Press publiziert) die Möglichkeiten des Digitalen im Kontext urbaner Architektur in hybrider Buchform zu erforschen.20 Und Eric Eldred begann im gleichen Jahr mit Eldritch Press, ähnlich wie zuvor schon Project Gutenberg, gemeinfreie Bücher der Öffentlichkeit online zur Verfügung zu stellen. Eldritch Press sah sich innerhalb weniger Jahre einem vielbeachteten und wegweisenden Urheberrechts-Prozess ausgesetzt, dessen Ausgang eine der Gemeinnützigkeit zugewandte Interpretation von Fair Use in den USA deutlich erschwerte und unter anderem 2001 zur Gründung von Creative Commons und deren Bereitstellung eines einheitlichen Copyleft-Lizenz-Toolkits21 führte.

Als ein deutschsprachiger, sich mit Aspekten von Open Access beschäftigender scholar-led Pionier in den Kultur- und Medienwissenschaften kann sicherlich der 1992 gegründete AVINUS Verlag gelten, welcher seit 2004 als Zweckbetrieb dem AVINUS e.V. zugeordnet ist. Auch wenn AVINUS nicht primär als Open-Access-Verlag zu verorten ist – den Großteil seiner Publikationen vertreibt der Verlag klassisch über kommerzielle Kanäle, um entstehende Produktionskosten zu decken – so ist doch herauszustellen, dass der Verlag das Repositorium Medienkulturforschung (RMKF) im Sinne einer dezidierten Open-Access-Plattform aufgebaut hat. Das RMKF wiederum wurde jüngst in den Bestand des seit 2017 am Institut für Medienwissenschaft der Universität Marburg betriebenen Fachrepositoriums media/rep/ überführt. Zudem sichert der AVINUS Verlag als rechtlich verantwortliche Entität den Betrieb des ffk journal und trägt über beide Kanäle aktiv dazu bei, wissenschaftliche Publikationen dieser Communities frei öffentlich zugänglich zu machen.

Weitere scholar-led Verlage, die sich der grundsätzlichen Idee von Open Access in einem oftmals als radikal22 bezeichneten Verständnis verpflichtet sehen, entstanden in den frühen 2000er Jahren oftmals aus schon bestehenden scholar-led Communities und/oder um einzelne zentrale scholar-led Akteur*innen herum, die die emergenten Möglichkeiten des digitalen Raums aktiv nutzten und für sich adaptierten. Unter anderem ermöglicht durch das Aufkommen erster Print-On-Demand-Dienste sowie frei nutzbarer Open-Source-Systeme,23 die scholar-led Verlagen ein schlankes Geschäftsmodell ermöglichten, begannen beispielsweise MayFly Books (2005 aus dem ephemera Journal-Kollektiv heraus entwickelt), Open Humanities Press (2006 aus der Culture Machine-Community heraus geformt), re.press (2006), und Open Book Publishers (2008) damit, wissenschaftliche Monographien, Sammelwerke und alles, was sich unter dem Format der in den Geistes- und Sozialwissenschaften so wichtigen Langform subsumieren lässt, teilweise mit klarem fachspezifischem Fokus, teilweise auch in einem breiteren Spektrum anzubieten.

Seit 2010 kamen dann AMERICANA ebooks, Éditions science et bien commun, punctum books, Mattering Press, African Minds sowie Counterpress und The Operating System hinzu. 2014 starteten sowohl Roving Eye Press, Language Science Press, als auch meson press, welches als Spin-off aus dem Hybrid Publishing Lab des Centre for Digital Cultures (CDC) der Leuphana Universität in Lüneburg ausgegründet wurde.24 2016 rief Sarah-Mai Dang, Mitbegründerin des Open-Media-Studies-Blogs, den scholar-led Verlag oa books ins Leben. 2017 formte sich Post Office Press als experimentelles Projekt am Centre for Postdigital Cultures der Coventry University. 2018 publizierte electric.press (firmiert auch unter dem Namen Hyperrhiz Electric) ihr erstes Langform-Experiment. 2019 startete Jeff Pooley mediastudies.press und im gleichen Jahr begann auch FlugSchriften mit der Arbeit.

Positionierungen von scholar-led Initiativen

Wie eingangs schon erwähnt, positionieren sich viele scholar-led Initiativen deutlich als abseits des kommerziell betriebenen Publikationswesens bestehend. Diese Positionierung als Alternative beziehungsweise Gegenentwurf zu kommerziellen Verlagen wird beispielsweise bei Counterpress sehr deutlich:

We set up COUNTERPRESS in 2013 as a counter to the privatizing and excessive profiteering of academic knowledge and to do away with unfair access restrictions to learning materials in a world of uneven globalization. (COUNTERPRESS - About).

Ähnliche Positionierungen, die die Frustration gegenüber sowie eine grundsätzliche Kritik am bestehenden Publikationssystem und der daraus motivierten Suche nach Alternativen wiederspiegeln, lassen sich bei zahlreichen scholar-led Initiativen, beispielsweise bei Mayfly Books, punctum books, und Open Book Publishers, aber auch bei vielen der im zweiten Teil genannten Journal-Initiativen wiederfinden. Eileen Joy von punctum books stellt heraus:

[Our aim is to take] back from commercial publishers the full reins of the means of production of academic publishing and reinventing the academic press as a critical arm of both the research and teaching mission of the University. (Joy, 2020)

Wie unter anderem bei mattering press und Open Humanities Press deutlich wird, haben viele scholar-led Initiativen zum Ziel, alternative, unabhängige Räume zu schaffen, in denen dem sonst weithin bestehenden Mangel an aktivem Engagement und Experimentierfreudigkeit mit Theorie und Praxis des Publikationswesens in den Geistes- und Sozialwissenschaften aktiv begegnet werden kann. Hierzu wird beispielsweise im Interview mit Kathleen Fitzpatrick deutlich, dass sich scholar-led Initiativen um einiges flexibler in der Realisation experimenteller Ansätze25 sehen, als dies etablierte Universitätsverlage oder gar große kommerzielle Anbieter sein können:

Fitzpatrick said that when she set up Media Commons Press university presses were not technologically equipped to support experimental scholarship; they would not be able to do that kind of experimentation without a whole lot of study, a whole lot of preparation, and a whole lot of practical concerns that, as an individual, I simply didn’t have at that time. (Fitzpatrick, 2017)

Wie Janneke Adema und Graham Stone (2017) und Judith Fathallah (2023) anhand zahlreicher Interviews mit scholar-led Verlagen herausgearbeitet haben, folgen viele scholar-led Initiativen einem auf Gemeinnützigkeit und nicht auf Profitmaximierung ausgelegten Betriebsmodell. So manche Vertreter*in versteht sich als Teil eines heterogenen, pluralistischen und auf Nichtrivalität26 basierenden alternativen Ökosystems der Wissensallmende beziehungsweise Commons.27 Dieses ist nicht auf Wettbewerb ausgerichtet und setzt auf horizontale Kollaboration auf Augenhöhe, zu welcher Adema und Stone konstatieren:

It becomes clear from the interviews that this principle of sharing and of not being in competition with others is quite common among the presses we interviewed, and they often share expertise and even tend to publish together. […] This sharing of information and advice is part of an ongoing ethos of collaboration and gifting, often in stark opposition to the closed-off and proprietary business and publishing models of commercial publishers. (Adema & Stone, 2017)

Dieser der Arbeitsweise vieler scholar-led Initiativen zugrundeliegende rege Austausch, der auch die die eigene Arbeit limitierenden Herausforderungen nicht ausspart,28 führt auch dazu, dass sich zahlreiche scholar-led Netzwerke bilden konnten, auf die ich im Folgenden eingehen möchte.

scholar-led Kollaborationen: Infrastrukturen, Netzwerke & Kollektive

Auch wenn diese im westlich geprägten Diskurs um Open Access oftmals schnell vergessen werden, so sind scholar-led Initiativen in einigen Regionen der Welt weit verbreitet. So existiert beispielsweise in Lateinamerika schon seit mehr als 40 Jahren eine Tradition des scholar-led publishing. Netzwerke wie das 1967 gegründete Consejo Latinoamericano de Ciencias Sociales (CLACSO), das unter der Schirmherrschaft von CLACSO 2006 gegründete Redalyc, AmeliCA, oder ScIELO zählen zu den großen lateinamerikanischen Initiativen, die quer über die Geistes- und Sozialwissenschaften Wissenschaftskommunikation nach nicht profitorientierten Modellen realisieren. Zudem ist Ariadna Ediciones zu nennen, das als scholar-led Initiative schon seit 2004 sowohl Bücher, Journals, als auch einzelne Artikel publiziert.

In Frankreich wurde 1999 revues.org als zentrales Publikationsforum für die Geistes- und Sozialwissenschaften aus der Taufe gehoben. Die auf der Open-Source-Software Lodel basierende und 2017 in OpenEdition umbenannte Plattform bietet zahlreichen Publikationsinitiativen aus dem französischen und europäischen Raum eine zentrale technische Basis zum Betrieb von digitalen Journalen. Ähnliche Plattformen mit nationaler Reichweite wurden seitdem auch in Nordamerika (érudit, schon 1998), Finnland (journals.fi), den Niederlanden (openjournals.nl) und Dänemark (tidsskrift.dk) etabliert. Allerdings muss angemerkt werden, dass diese Initiativen, obwohl unbestritten wichtig als Basisinfrastrukturen für nichtkommerziellen Open Access, nicht unter die engere Lesart von scholar-led publishing fallen, da sie primär durch Infrastrukturanbieter-Konsortien betrieben werden.

Während revues.org und ähnliche Initiativen als zentralisierte Angebote konzipiert sind, ist eine weitere scholar-led Infrastrukturentwicklung genau umgekehrt auf Dezentralität ausgelegt. 1998 startete John Willinsky in Kanada das Public Knowledge Project (PKP) im Department of Language and Literacy Education an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät der University of British Columbia, um not-for-profit Open-Source-Software für offenes, digitales Publishing zu entwickeln. Drei Jahre später, 2001, erblickte das Open Journal Systems (OJS) des PKP die Welt – und veränderte damit die Publikationslandschaft nachhaltig: Der Vorteil von OJS gegenüber zentralen Angeboten wie revues.org besteht darin, dass jede noch so kleine Community29 ihre eigene OJS-Instanz betreiben und nach den eigenen Bedürfnissen modifizieren kann, vorausgesetzt sie verfügt über die technischen Grundkenntnisse, entsprechende Anpassungen am selbstgehosteten Grundsystem vorzunehmen. Gemeinsam mit dem PKP verkörpert Willinsky, wie Gary Hall schreibt, eine Vision von open access as helping, in a democratic manner, to produce a form of global information commons and revitalized public sphere. (2008, S. 196)

In Großbritannien wurden 2003 Überlegungen zu einem ArXiV für die Cultural Studies angeschoben, welches im Kontext des Journals CultureMachine unter dem Titel Cultural Studies e-archive (CSeARCH) ins Leben gerufen wurde, heute aber nicht mehr aktiv betrieben wird.

An der Hogeschool van Amsterdam wurde 2004 das Institute of Network Cultures (INC) gegründet, das seitdem auch als (institutioneller) Publisher auftritt. Im gleichen Jahr nahm in den USA die BABEL working group die Arbeit auf. Zeitgleich begann das Institute for the Future of the Book mit der Arbeit – alle drei Initiativen waren seitdem an zahlreichen für die Geistes- und Sozialwissenschaften relevanten Kollaborationen beteiligt. Eine davon ist das durch Avi Santo und Kathleen Fitzpatrick 2006 gestartete und bis heute insbesondere für die Medienwissenschaften relevante MediaCommons-Projekt und -Netzwerk. Zu einigen der in MediaCommons gestarteten Spin-Offs zählen In Media Res sowie MediaCommons Press.

Ebenfalls 2004 startete Flow, ein critical forum on media and culture published by the Department of Radio-Television-Film at the University of Texas at Austin. Ein paar Jahre später, 2009, wurde unter Verwendung der Open-Source-Bloggingplattform WordPress an der City University of New York (CUNY) damit begonnen, das CUNY Academic Commons-Netzwerk zu etablieren, welches 2011 als Commons in a Box der breiten Öffentlichkeit zur selbstorganisierten Weiternutzung bereitgestellt wurde und seitdem auch zahlreichen anderen Communities wie beispielsweise Humanities Commons als offene technische Plattform dient.30 Ebenso im Jahr 2011 nahm Lantern, die Suchplattform der Media History Digital Library (MHDL), den Betrieb auf.31 MHDL wiederum ist eine am Wisconsin Center for Film and Theater Research beheimatete scholar-led Initiative, die historische Bücher und Periodika aus dem Film-, Fernseh- und Rundfunkbereich im Sinne von public domain offen zugänglich stellt.

2012 wurde am Centre for Digital Cultures (CDC) der Leuphana University Lüneburg das Hybrid Publishing Lab ins Leben gerufen, welches sich bis zu seiner Schließung im Sommer 2015 als kreatives Hub zur Erforschung neuer, alternative Formen wissenschaftlicher Kommunikation im digitalen Zeitalter etablieren konnte. Der scholar-led Open-Access-Verlag meson press entstand aus einer Ausgründung des Hybrid Publishing Lab. Im gleichen Jahr, 2012, startete an der University of Sussex die Initiative REFRAME und bietet seitdem über ihre Open-Access-Plattform eine Vielzahl an für die Kultur- und Medienwissenschaften relevanten Communities und Diskursformaten, die von einer Auswahl an Journals über Buchpublikationen bis hin zu zahlreichen Blogs und Projektwebseiten reichen.

2013 nahm die offene Journal-Plattform Open Library of Humanities (OLH) den Betrieb auf und bietet seitdem zahlreichen geisteswissenschaftlichen Journals sowohl eine technische Basis als auch eine Geschäftsmodell-Alternative zur sonst weithin bestehenden Autor*innen-finanzierten Realisierung: In der OLH werden Betriebskosten über ein Konsortialmodell durch von Universitätsbibliotheken erhobene Mitgliedschaftsbeiträge gedeckt. Im Kontext der OLH wird zudem das Open-Source-Journal-System Janeway entwickelt, welches sich seitdem als interessante Open-Source-Alternative neben OJS etabliert.

2015 wurde im Kontext des an der Coventry University angesiedelten Centre for Disruptive Media (heute Centre for Postdigital Cultures) und der dort ausgerichteten Radical Open Access Conference das Radical Open Access Collective (ROAC) gegründet. Das ROAC versteht sich als kollektive Interessenvertretung von not-for-profit scholar-led Verlagen und Initiativen. Mitglieder des ROAC teilen eine Philosophie des

shared investment in taking back control over the means of production in order to rethink what publishing is and what it can be. […] Accordingly, the philosophy behind the Radical Open Access Collective is one of mutual reliance and cooperation. This is not just for political and ethical reasons; it is for reasons of necessity too. The organisations, presses and projects represented here often operate with limited or no funding. This situation therefore requires resilience and mutual support, something the collective provides through the sharing of time and resources, by working at scale, and by means of the cross-pollination of best practice (what software and copyright licenses to use, where to obtain funding for translations and technical help, how to find book designers and so on). In this way the collective promotes a collaborative rather than competitive ecosystem of publishing that is designed to create a progressive (and multi-polar) scholarly commons. (Radical Open Access Collective)32

2016 startete das Webportal Open Access in Media Studies und bietet seitdem – durch im Forschungsfeld tätige Bibliothekar*innen und Wissenschaffende kuratiert und die Tradition von Film Studies For Free (von 2008–2019 liebevoll durch Catherine Grant geführt) oder filmwissenschaft.umsonst (durch Dietmar Kammerer bis 2018 betrieben) fortführend – zahlreiche Informationen zu Open-Access-Möglichkeiten für die Kultur- und Medienwissenschaften.

Im Jahr 2017 erhielt das an der Universität Marburg angesiedelte Open-Access-Repositorium media/rep/ einen Förderzuschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft und konnte sich seitdem als zentraler Repositoriums-Anlaufpunkt für die Medienwissenschaften im deutschsprachigen Raum etablieren.

Im Jahr 2018 formte sich das intersectional feminist publishing collective Reanimate, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Geschichte der Kultur- und Medienwissenschaften durch Einbindung von bisher wenig einbezogenen Stimmen und Perspektiven neu zu beleben. In Zusammenarbeit mit der Zeitschrift für Medienwissenschaften nahm der Open-Media-Studies-Blog seinen Betrieb auf und bietet seitdem ein öffentliches Diskussionsforum, um die Vielzahl der diversen Positionen zum Thema Open Science und Open Access in der Medienwissenschaft zu präsentieren und miteinander ins Gespräch zu bringen.

Im gleichen Jahr, 2018, schlossen sich fünf non-profit scholar-led Buchverlage33 zum ScholarLed-Konsortium zusammen, welches seit 2020 als gemeinnützige Stiftung (Stichting) in den Niederlanden registriert ist. Die Mission des ScholarLed-Konsortium lautet:

We asked ourselves: how can we scale the work we do as presses, while preserving the advantages of being small, academic-led publishers with distinct identities and priorities? Instead of aiming to fit within the current infrastructures, processes, and priorities of a publishing system that tends to serve larger (often commercial) presses, we want to establish collaborative modes of working and to build infrastructures that will support the work of publishers like ours, in order to enable more such presses to grow and flourish.34

Das ScholarLed-Konsortium ist zudem Teil des Ende 2019 gestarteten und über mehr als drei Jahre geförderten Projekts Community-Led Open Publication Infrastructures for Monographs (COPIM), das gemeinsam mit Universitätsbibliotheken und OA-Infrastrukturanbietern aus Europa, Großbritannien und den USA an einigen der größten Herausforderungen arbeitet, denen sich kleine, unabhängige scholar-led Open-Access-Buchverlage gegenüber sehen. Ziel des Projekts war es, durch die gemeinschaftliche Entwicklung von offenen Prozessen, Infrastrukturen und einer dahinter stehenden Community alternative Modelle zur Governance, Finanzierung, Entwicklung, Dissemination sowie Langzeitarchivierung von Open-Access-Büchern zu entwickeln. Damit möchte das Projekt einer Etablierung eines alternativen, nachhaltigen, nicht profitorientierten, kollaborativen Ökosystems für Open-Access-Buchpublikationen in den Geistes- und Sozialwissenschaften einige Schritte näher kommen.35 Einen zentralen Bestandteil dieser gemeinschaftlich entwickelten Strategie stellt das Open Book Collective dar: Das Kollektiv lädt insbesondere kleine und mittelgroße scholar-led Initiativen zum Mitwirken ein und bietet über eine 2022 in Betrieb gegangene not-for-profit Plattform die Möglichkeit, konsortiale Mitgliedschaftsmodelle sowohl für einzelne Initiativen als auch für Kollektive gemeinschaftlich zu bewerben. Universitätsbibliotheken wiederum haben die Möglichkeit, über die Plattform Open-Access-Initiativen oder Kollektive auszuwählen und diese über ein konsortiales Mitgliedschaftsmodell zu unterstützen. Zudem werden Bibliotheken explizit dazu eingeladen, sich aktiv in die zukünftige Ausgestaltung des Open Book Collective – beispielsweise durch Teilhabe in der Governance der Community – einzubringen.

Seit 2019 existiert ein dediziert den Kultur- und Medienwissenschaften gewidmetes fachspezifisches und am ArXiV-Vorbild angelehntes scholar-led Preprint-Angebot namens MediArXiv. Und speziell mit scholar-led Initiativen im deutschsprachigen Raum im Blick formte sich im Jahr 2021 das scholar-led.network als ein Zusammenschluss an Open-Access-Akteur*innen im Kontext des Projektes open-access.network.

Bei allen gelisteten Initiativen, Netzwerken und Plattformen ist anzumerken, dass diachron betrachtet vielfach ein Übergang von spontaner, selbstorganisierter scholar-led Initiative hin zu einem verstetigten institutionalisierten Angebot feststellbar ist – dies sollte jedoch nicht als allgemeingültig angesehen werden, da so manche Initiative auch auf ihre Unabhängigkeit pocht und daher versucht, auch längerfristig jenseits von institutionellen Strukturen zu existieren.

Fazit

Ich hoffe, im Verlauf dieses Beitrags mittels der Vielfalt der vorgestellten Initiativen, Projekte, Netzwerke und Kollektive exemplarisch aufgezeigt zu haben, wie scholar-led Communities schon seit den 1970er Jahren aktiv daran mitgewirkt haben, in den Geistes- und Sozialwissenschaften auf eine Öffnung des Zugangs zu Wissenschaft hinzuwirken – und damit eine essentielle, wenn auch bisher insbesondere im breiten Open-Access-Diskurs bei Weitem nicht ausreichend gewürdigte Rolle spielen.

Abbildung 2: Interaktive Zeitleiste: scholar-led Initiativen aus den Sozial- und Geisteswissenschaften der letzten fünf Jahrzehnte, mit einem Fokus auf Medien- und Kulturwissenschaften. Abrufbar unter https://flavoursofopen.science/scholar-led-initiatives-history-and-recent-examples-from-cultural-and-media-studies/

Zudem ist die Rolle, die einzelne Personen und durch aktiven Austausch geformte Netzwerk-Kollektive in der Bildung der hier genannten Communities spielen, deutlich herauszustellen: Oft werden in scholar-led Projekten und Initiativen nicht mehr als ein oder zwei Kernakteur*innen initial in einem bestimmten Bereich tätig und sorgen durch kontinuierliche, oftmals aufwendige und zumeist unentgeltliche, in der Freizeit beziehungsweise neben dem Hauptberuf stattfindende Netzwerk- und Redaktionsarbeit dafür, dass sich Projekte langsam etablieren, Publikationskanäle kontinuierlich betrieben und Ideen weiterentwickelt werden können. Häufig formen sich daraus dann auch organisch weitere Communities und scholar-led Projekte.

Erfreulicherweise sind erste Schritte einer Anerkennung dieser enormen Leistung langsam auch auf der großen Policy-Ebene zu erkennen. So widmeten sich beispielsweise Coalition S und Science Europe mit der 2021 veröffentlichten und seither vielbeachteten Studie zu OA Diamond Journals dem Feld der non-profit Journals, die keine auf Autor*innen-fokussierenden Gebühren erheben. Die als Teil der Studie durchgeführte Journal-Erhebung kam auf eine geschätzte Zahl zwischen 17.000 und 29.000 Diamond-OA-Zeitschriften. Der Anteil der darunter subsumierten scholar-led Journals wurde nicht weiter beleuchtet; es ist jedoch anzunehmen, dass dieser Anteil nicht unerheblich sein dürfte. Aus Sicht von scholar-led Initiativen und deren Akteur*innen und Communities sind die ersten Schritte in Richtung potentieller Unterstützung durchaus begrüßenswert die mittels der Studie beigefügten Empfehlungen signalisiert und nun unter anderem mittels der 2023 gestarteten Horizon Europe-Projekte DIAMAS und Craft-OA realisiert werden sollen. Allerdings schwingt von Seiten so mancher scholar-led Initiative sicherlich auch eine gewisse Skepsis mit, da Angebote wie das in den Empfehlungen genannte Diamond Publishing Capacity Center einerseits durchaus nötige Unterstützung bieten könnte, andererseits jedoch eben Zentralisierungsbewegungen wie diese potentiell das Unabhängigkeitsstreben und die daraus resultierende publikationskulturelle Diversität, welche gerade für scholar-led Communities eine wichtige Rolle spielt, gefährden könnte.

Pierre Mounier schrieb schon vor zehn Jahren: It is true that the debate on open access to research results […] was focused until now not on humanities monographs, but rather on journals, and firstly in science. (Mounier 2013) Eine Dekade später, im Jahr 2023, scheint sich die Geschichte zu wiederholen – wir sehen mit dem oben genannten Diamond OA Report und dem dazugehörigen Action Plan ähnliche Tendenzen der Fokussierung auf Journals. Und auch die fortwährenden Diskussionen um die Open-Access-Farbenlehre à la Gold, Green, Platinum, Diamondund so weiter fokussierten zum 20-jährigen Bestehen der BOAI weiterhin primär auf den Journalbereich. Auf der anderen Seite findet die große Vielfalt insbesondere der in den Geistes- und Sozialwissenschaften auch jenseits von Journals stattfindenden Wissenschaftskommunikation – angefangen von Buchpublikationen einschließlich Sammelbänden und Open Textbooks/Open Educational Resources (OER) über Forschungsnetzwerke und deren digitale Plattformen bis hin zum vielfältigen Universum von Blogs, Podcasts, et cetera, in welcher scholar-led Communities einen wichtigen Teil spielen – weiterhin kaum Beachtung. Speziell für den Buchbereich können hier Strategien wie beispielsweise der aus einer scholar-led Community heraus entwickelte vernetzte Ansatz des Scaling Small, der aktuell mit dem im Mai 2023 gestarteten COPIM-Anschlussprojekt Open Book Futures realisiert wird, eine vielversprechende Alternative bieten.

Abschließend sei hier erneut hervorgehoben, dass Öffnung für scholar-led Initiativen oftmals weit mehr als die bloße Verfügbarmachung wissenschaftlichen Outputs im Sinne von klassischem Open Access bedeutet: Vielmehr werden in den Communities vielfach anhand kontinuierlich praktizierter kritisch-konstruktiver Selbstreflexion eigener Theorie und Praxis wichtige Fragen darüber neu verhandelt, auf welche Art und Weise wir Wissenschaftskommunikation im digitalen Raum betreiben wollen. Oder, wie Gary Hall schreibt: How do you apply your theoretical principles to the structures that make your work visible? (Hall, 2016) Der daraus resultierende, von Adema und Hall beschriebene continuous struggle and critical Resistance (Adema & Hall, 2013), also die kontinuierliche Aushandlung der eigenen Positionierung gegenüber hegemonialen Auslegungen von Open Access, der vielen der hier vorgestellten scholar-led Initiativen als Kernmotivation dient, ist meines Erachtens ein höchst wichtiger Aspekt und Grundpfeiler des Strebens nach Offenheit in Wissenschaft und Forschung, der bisher im breiten Diskurs zu Open Access leider gerne zugunsten Technik- oder Policy-fokussierter Partikulardebatten vergessen wird. Gerade aus diesem Grund verdienen scholar-led Projekte, Initiativen und Communities – sowie insbesondere die sie konstitutierenden Akteur*innen – die Anerkennung sowie Unterstützung von allen im Wissenschaftssystem tätigen Personen und Institutionen.

Referenzen

Eine erweiterte Auswahl von in diesem Beitrag zitierter sowie relevanter Literatur ist in der offenen Zotero-Collection scholar-led publishing zur eigenen Weiternutzung verfügbar.

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Tobias Steiner hat in Hamburg und London studiert und hält einen Master of Arts in Television Studies. Seit 2011 ist er in Open-Scholarship-Projekten aktiv, koordinierte gemeinsam mit Janneke Adema und Gary Hall zwischen 2020 und 2023 in der Rolle des Projektmanagers das internationale Infrastruktur-Verbundprojekt Community-Led Open Publication Infrastructures for Monographs (COPIM) und ist seit Juni 2023 Produktmanager beim COPIM-Spinoff Thoth Open Metadata. Seit 2013 ist Tobias in seiner Freizeit zudem Co-Editor von CSTOnline, des offenen scholar-led Blogs von Critical Studies in Television, hat 2016 das Journal des Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums technisch mitinitiiert, ist Mitglied des Radical Open Access Collective, und Mitautor des scholar-led.network-Manifests (Deutsch 2021, English version 2022). Seine ORCiD: 0000-0002-3158-3136.