Einführung
Medien zählen zu den Faktoren, die den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen beeinflussen können. Inwiefern Medienumwelt und -handeln ein Individuum prägen, wird unter anderem im Kontext der Mediensozialisationsforschung untersucht (Aufenanger 2008). Für Bibliotheken als Einrichtungen, zu deren Kerngeschäft das Verfügbarmachen von Büchern, Zeitschriften und seit geraumer Zeit auch von Datenbanken sowie anderen digitalen Angeboten gehört, kann ein Blick auf dieses Forschungsfeld daher sehr wertvoll sein. Dieser Beitrag widmet sich dementsprechend den Begriffen der Sozialisation beziehungsweise der Mediensozialisation und leitet daraus Denkanstöße für die bibliothekarische Praxis ab.
Sozialisation
Mediensozialisation ist ein Kompositum aus den Begriffen
Medien
und Sozialisation
. Beide Termini sind in der
Alltagssprache gebräuchlich, müssen für die weiteren Ausführungen jedoch
genauer bestimmt werden.
Zunächst zum Begriff Medien: Darunter lassen sich in Anlehnung an Fromme (2006, S. 115) Mittel beziehungsweise in einem engeren Sinne technische Hilfsmittel zur Übertragung von Informationen oder Zeichen verstehen. Ein Teilbereich dessen sind die sogenannten Neuen Medien. Diese Bezeichnung wird speziell auf computerbasierte Technologien angewandt (Fromme 2006, S. 116). Wenn im Folgenden von Medien die Rede ist, so sind damit also nicht-menschliche Kommunikationsmittel gemeint wie zum Beispiel Bücher, Zeitungen, TV, das Internet.
Der Begriff Sozialisation dürfte im Vergleich zu den Termini Medialität, Medium et cetera einen kleineren Raum in der bibliothekarischen Fachsprache einnehmen und wird daher an dieser Stelle ausführlicher dargelegt. Er wurde ursprünglich durch den Soziologen Durkheim eingeführt, um die Vergesellschaftung des einzelnen Menschen zu beschreiben (Gudjons/Traub 2020, S. 160). Ganz grundsätzlich beziehen sich Sozialisationsprozesse auf Vorgänge, im Rahmen derer sich der einzelne Mensch soziale Standards, Verhaltensanforderungen und so weiter aneignet, um gesellschafts- und handlungsfähig zu werden, sich also in einen bestimmten Kontext einzugliedern (Bernhard 2018, S. 303 ff.; Borst 2016, S. 22; Hurrelmann 2011, S. 319). Schwerpunkte von Sozialisationstheorien sind unter anderem die Einwirkungen der Gesellschaft auf das Subjekt, die Effekte bestimmter Einflussfaktoren wie auch Determinanten des menschlichen Verhaltens (Dörpinghaus/Uphoff 2019, S. 104). Es handelt sich hierbei um ein Forschungsfeld mit multiplen methodischen und theoretischen Zugängen. Besonders stark sind unter anderem die Bezüge zur Soziologie, so etwa zum Symbolischen Interaktionismus oder zu Bourdieus Habitus-Konzept, zur Psychologie, das heißt zur Entwicklungs-, Lern- und Verhaltenspsychologie, zur Psychoanalyse et cetera, zur Philosophie sowie zur Erziehungswissenschaft (Gudjons/Traub 2020, S. 162–175; Hurrelmann 2011, S. 319; Hurrelmann et al. 2015; Vogel 2019, S. 117).
Zu betonen ist, dass Sozialisation nicht ausschließlich, wie etwa
Erziehung, auf intentionale, zielgerichtete Einflussnahmen auf die
Persönlichkeitsentwicklung bezogen ist, sondern alle Faktoren umfasst,
die sich auf menschliches Wissen, Verhalten, Fühlen et cetera auswirken
– seien sie geplant, ungeplant, bewusst oder unbewusst (Baacke 2007, S.
38; Hurrelmann 2011, S. 321; Löw/Geier 2014, S. 24 f.). Es handelt sich
hierbei um einen lebenslangen und interaktiven Prozess, das heißt, dass
der einzelne Mensch sich fortlaufend in Auseinandersetzung mit der
Umwelt Normen, Auffassungen et cetera aneignet (vergleiche
Dörpinghaus/Uphoff 2019, S. 96, 98; Löw/Geier 2014, S. 24). Hurrelmann
und Bauer (2015, S. 144 f.) nutzen in diesem Zusammenhang den Begriff
des produktiv realitätsverarbeitenden Subjekts
, wodurch
verdeutlicht wird, dass Sozialisation zumindest nach heutigem
Verständnis kein reiner An- beziehungsweise Einpassungsprozess in einen
vorgegebenen Kontext darstellt. Vielmehr existiere eine dialektische
Beziehung zwischen der gesellschaftlich vermittelten Realität einerseits
und dem Individuum andererseits. Die Verinnerlichung sozialer Normen,
Werte, Einstellungen, Geschmäcker und Haltungen
(Dörpinghaus/Uphoff
2019, S. 98) vollzieht sich nicht zuletzt unter dem Einfluss der
sogenannten Sozialisationsinstanzen beziehungsweise -kontexte, wie der
Familie (Hurrelmann/Bauer 2015, S. 153–156). Wie groß deren Wirkmacht
ist, unterscheidet sich je nach Lebensabschnitt: So sind im Rahmen der
Primärsozialisation vor allem Familienmitglieder prägend, während in der
Sekundärsozialisation unter anderem pädagogisch Tätige in Schulen oder
Kindertagesstätten das Individuum beeinflussen (Hurrelmann/Bauer 2015,
S. 153 ff.). Außerschulische Einrichtungen für Arbeit, Freizeit,
Unterhaltung, Kultur et cetera gehören dabei zu den tertiären
Sozialisationsinstanzen (Dörpinghaus/Uphoff 2019, S. 101;
Hurrelmann/Bauer 2015, S. 156). Dazu lassen sich auch Bibliotheken
rechnen.
Mediensozialisation
Medien wiederum gelten als sekundäre, aber auch als tertiäre Sozialisationsinstanzen (Dörpinghaus/Uphoff 2019, S. 101; Hurrelmann/Bauer 2015, S. 156). Diese Einordnung wird allerdings kritisch reflektiert. So gibt es Ansätze beziehungsweise Überlegungen, Medien nicht als separate Sozialisationsinstanzen zu betrachten, sondern sie in ihrer Verwobenheit mit weiteren sozialisierenden Kontexten wie Familie zu fassen (Hoffmann/Wagner 2013, S. 3; Lange 2015, S. 537; Mikos 2010, S. 42; Spanhel 2013, S. 30 f.; Süss 2004, S. 26). Trotz dieser unterschiedlichen Betrachtungsweisen bleibt festzuhalten: Mediale Angebote scheinen für den Sozialisationsprozess eine gewichtige Rolle zu spielen. Dies ist naheliegend, führt man sich erneut das Grundkonzept von Sozialisation vor Augen: Das Selbst wird in der beziehungsweise durch die Interaktion mit der Umwelt geprägt (Dörpinghaus/Uphoff 2019, S. 96). Zur Umweltinteraktion gehören, nicht zuletzt bedingt durch den technischen Fortschritt, in einem immer stärkeren Maße mediale Angebote. Selbige sind durch ihre Omnipräsenz und die Veralltäglichung ihrer Nutzung zu einem essenziellen Teil der sozialisierenden Lebenswelt avanciert. In ihrer Wechselbeziehung mit Sozialisationsinstanzen wie Schule, Familie et cetera verändern Medien also die Bedingungen von Sozialisation (Mikos 2010, S. 42).
Sozialisationsimpulse, die von Medien ausgehen, sind dabei
vielfältig. Letztere fungieren […] mitunter parasozial,
sozial-integrativ, sinngebend, wertschöpfend und identitätsstiftend
(Hoffmann/Mikos 2010, S. 7). Dieses breite Wirkungsspektrum ist
angesichts der Funktionsvielfalt von Medien nicht verwunderlich: Selbige
werden zu Unterhaltungs-, ebenso wie zu Informations- und
Kommunikationszwecken genutzt, sie dienen als Wissensressourcen sowie
als Instrumente der Lebensbewältigung, gestalten soziale Beziehungen mit
und liefern Normen, Werte, Lebensmodelle (Hoffmann/Mikos 2010, S. 7;
Hoffmann/Wagner 2013, S. 4; Mikos 2010, S. 37). Medien kultivieren dabei
bestimmte, die Alltagswelt betreffende, Vorstellungen, so etwa zu
Geschlechterrollen (Bucher 2005, S. 43). Die Enkulturationsfunktion
medialer Angebote zeigt sich auch darin, dass Menschen über ihre
Präferenzen, etwa was bestimmte Inhalte oder Träger betrifft, ihre
Zugehörigkeit zu Kontexten definieren (Hoffmann/Mikos 2010, S. 7). Die
Motive für die Mediennutzung sind dabei divers und den Rezipient*innen
nicht immer bewusst (Hoffmann/Kutscha 2010, S. 225).
Wie auch in der allgemeinen Sozialisationsforschung darf das Subjekt bei all dem nicht als völlig passiv, das heißt den Medieneinflüssen hilflos ausgeliefert verstanden werden. Vielmehr lässt sich, Süss folgend (2010, S. 110–114), differenzieren zwischen Selbst- und Fremdsozialisation mit beziehungsweise durch Medien. Im erstgenannten Fall würden die Sozialisanden autonom über ihren Medienumgang entscheiden, also zum Beispiel festlegen, welche Inhalte sie wann, an welchem Ort, mit welchem Trägermedium et cetera nutzen. Grenzen der Selbstsozialisation sind laut Süss (2010, S. 112) etwa dadurch gesetzt, dass der Zugriff auf mediale Angebote unter anderem durch finanzielle Hürden eingeschränkt werden kann oder auch dadurch, dass der Mediengebrauch zum Teil Kulturtechniken wie Literalität voraussetzt, die erst mithilfe von erwachsenen Bezugspersonen erlernt werden müssen. Damit ist der Bereich der Fremdsozialisation angesprochen. Darunter lassen sich Bemühungen fassen, den Medienumgang von zum Beispiel Heranwachsenden zu steuern, anzuleiten oder bewusst zu gestalten, wie es etwa im Kontext der Medienerziehung der Fall ist (Süss 2010, S. 110; 113). So bieten Erwachsene beispielsweise den Zugang zu medialen Angeboten an oder verhindern beziehungsweise erschweren diesen, wenn sie negative Auswirkungen auf die Rezipient*innen befürchten (Süss 2004, S. 274). Die Mediennutzung und damit auch mögliche Sozialisationseffekte sind also durch Sozialisatoren, wie Erwachsene, Schule und so weiter, mitbestimmt (Süss 2004, S. 275).
Zusammenfassend lässt sich Mediensozialisation definieren
als die aktive Auseinandersetzung von Menschen mit den Medienangeboten in einer medial geprägten Welt, die selbst wieder Denken und Handeln derselben beeinflussen kann […]. Die innere Realität beschreibt dabei den Einfluss von Medien auf Persönlichkeitsmerkmale durch deren sozialen Gebrauch und zugleich aber auch die Befähigung zur Auseinandersetzung mit Medien. Die äußere Realität spiegelt die Mediatisierungsprozesse wider, die eine Gesellschaft zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt durchläuft und mit der sich die Menschen in Form von Aneignungsprozessen auseinandersetzen müssen(Aufenanger 2020, S. 2).
Inwiefern Medien Sozialisationsprozesse tangieren, hängt jedoch nicht nur vom jeweiligen sozio-kulturellen Kontext ab. Auch Faktoren wie die individuelle Wahrnehmungsfähigkeit oder die jeweilige Lebensphase sind hier zu berücksichtigen. Diese bedingen unter anderem ästhetische Präferenzen oder auch, wie empfänglich ein Mensch für mediale Einflüsse ist, wie medial Erfahrenes verarbeitet wird, wie welche Medienarten mit welcher Motivation genutzt werden et cetera (Hoffmann/Kutscha 2010; Rose 2013, S. 102–112).
Zu den zuvor angesprochenen Aspekten der Mediennutzung, -aneignung und -wirkung existieren bereits zahlreiche Ansätze sowie Studien (Hoffmann 2010, S. 11; Rose 2013, S. 100). Nichtsdestotrotz gibt es bisher keine umfassende Theorie der Mediensozialisation (Aufenanger 2008, S. 90; Hoffmann/Mikos 2010, S. 9; Rose 2013, S. 100). Wie Hoffmann (2010, S. 15–22) darlegt, werden darüber hinaus in Sozialisationskonzepten Medien nur bedingt berücksichtigt und umgekehrt vernachlässigen Medientheorien Sozialisationsaspekte. Die Forschung im Bereich der Mediensozialisation stellt Aspekte wie die individuelle Medienaneignung in den Fokus (Rose 2013, S. 99). Das bedingt die Nähe des Forschungsfeldes zu verschiedenen Disziplinen. Dazu zählen etwa die Mediensoziologie, -psychologie, -pädagogik und -wissenschaft (Aufenanger 2020, S. 2). Bereits vorhandene Theorien, Studien und Konzepte werden beispielsweise bei Aufenanger (2008; 2020, S. 3–6) prägnant beschrieben und differenziert. Anschlussfähig an die jüngere Sozialisationsforschung sind dabei vor allem Ansätze, die nicht monokausale Einflüsse medialer Angebote unterstellen, sondern Zugänge, die von einer komplexen Subjekt-Medium-Wechselbeziehung ausgehen, den Medienumgang als Teil des sozialen Handelns begreifen und in einem lebensweltlichen Kontext betrachten (Aufenanger 2008, S. 88; Niesyto 2010, S. 48).
Mediensozialisation und Bibliotheken
Die vorangegangenen Ausführungen zur Mediensozialisation im Allgemeinen lassen bereits Impulse für die bibliothekarische Arbeit erkennen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden einige davon nun näher erläutert.
So ist zunächst hervorzuheben, dass Mediensozialisation nicht nur die Wirkmacht von Medien fokussiert, sondern auch jene Fähigkeiten, die erforderlich sind, um sich in einer mediatisierten Gesellschaft behaupten und daran partizipieren zu können (Aufenanger 2020; Süss 2004, S. 65). Dies verweist auf den Bereich der Medienkompetenz beziehungsweise auf die Frage, wie sich diese stärken lässt. Bibliotheken haben dabei ein großes Potenzial, die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten gerade auch im Umgang mit Neuen Medien zu unterstützen, sei es durch gezielte pädagogische Maßnahmen oder durch das Bereitstellen von Ressourcen wie Lernräume oder Geräte zum Ausleihen. Diese Rolle wird auch seitens der Interessenverbände unterstrichen, so etwa vom Deutschen Bibliotheksverband (2016). Wichtig ist hierbei, dass es nicht um das Bewahren vor potenziell negativen Medienwirkungen gehen kann, sondern den Sozialisanden Selbststeuerung zuerkannt werden muss (Süss 2010, S. 128). Letztere wiederum kann dann erfolgreich sein, wenn es Bezugspersonen oder -instanzen wie Bibliotheken gelingt, zu einem kritisch-reflexiven Medienumgang anzuregen.
Wie eben angedeutet, können Bibliotheken Mediensozialisationsprozesse
allein dadurch positiv unterstützen, dass sie einen niedrigschwelligen,
das heißt vor allem einen kostenneutralen oder -günstigen Zugang zu
medialen Angeboten eröffnen. Bemerkenswert ist dieser Aspekt vor allem,
wenn man sich vor Augen führt, dass Medien im Lebensverlauf an Relevanz
gewinnen, wohingegen andere Sozialisatoren an Bedeutung verlieren (Süss
2004, S. 287). Für den Bestandsaufbau bedeutet dies, dass eine möglichst
breite Medienpalette angeboten werden sollte, um auch solche Gruppen von
Nutzer*innen anzusprechen, die weniger auf Printmedien fokussieren (Rose
2013, S. 425). Gerade im Bereich der Lesesozialisation, der eng mit der
Mediensozialisation verbunden ist, lässt sich, so Rose (2013, S. 425;
428; 433; 448), häufig noch eine starke Konzentration auf das
Trägermedium Buch feststellen. Jedoch erfolge das Lesen inzwischen
medienkonvergent. Damit einhergehend sei es auch Aufgabe der
Bibliotheken, beim Erschließen von multimodalen Texten zu unterstützen.
Analog dazu weist Ziegenhagen (1995, S. 135 f.) auf die Bedeutung von
Bibliotheken als Orte hin, an denen man Medienpluralität erfahren kann.
Wichtig sei, die jeweils spezifischen Qualitäten divergenter Medien
aufzuzeigen. Dabei müssten sich die vermittelnden Bibliothekar*innen
allerdings bewusst sein, dass die Mediensozialisation Heranwachsender
unter anderen Bedingungen stattfindet als die eigene. Die sogenannten
Digital Natives
(Prensky 2001) wachsen mit neuen Technologien auf
und erleben selbige von früher Kindheit an als einen
selbstverständlichen Teil ihrer Lebenswelt.
Bibliotheken können durch ihre Angebote Mediensozialisationsprozesse
zu einem gewissen Grad positiv beeinflussen. Dabei sollte aber nicht
vergessen werden, dass das Gros der Sozialisationsimpulse in jenen
Kontexten verortet ist, in denen sich ein Mensch primär bewegt. Bei
Heranwachsenden spielt unter anderem, wie bereits angedeutet, das
familiäre Umfeld eine wichtige Rolle. Hier werden nicht nur
Mediennutzungsmuster grundgelegt, sondern auch die Genese von zum
Beispiel ästhetischen Präferenzen hängt davon ab, welche
Anregungspotentiale und Ressourcen Bezugspersonen zur Verfügung stellen
(vergleiche Hoffmann/Kutscha 2010, S. 221; 232). Familienmitglieder sind
zugleich auch Vorbilder im Medienumgang, […] Partner in gemeinsamen
Medienaktivitäten und […] Gesprächspartner in der Verarbeitung von
Medienerfahrungen
(Süss 2004, S. 276). Das Potenzial von
Bibliotheken liegt hier darin, Multiplikator*innen im
Sozialisierungsprozess zu unterstützen, also jene Anregungs-,
Erfahrungs- und Erlebnisräume zu bieten, die manchen beispielsweise aus
finanziellen Gründen andernfalls verschlossen blieben. Dabei ist mit
Niesyto (2010, S. 57) darauf aufmerksam zu machen, dass soziokulturelle
Unterschiede im Medienumgang zunächst einmal nur auf für divergente
Muster oder Präferenzen, aber nicht zwangsläufig auf Formen von
Benachteiligung hinweisen. Letztere wären vor allem dann erkennbar, wenn
ein aktives und reflexives Medienhandeln durch mangelnde Ressourcen
verunmöglicht würde.
Fazit
Sozialisationstheorien und speziell die Mediensozialisationsforschung können den Blick auf die bibliothekarische Praxis erweitern: Sie laden dazu ein, darüber nachzudenken, wie sich Menschen in der Interaktion mit ihrer Umwelt beziehungsweise mit einer zunehmend mediatisierten Gesellschaft entwickeln. Die theoretisch-empirisch fundierten Erkenntnisse zu den Faktoren, die Sozialisationskontexte, Mediennutzungsmuster et cetera beeinflussen, können Bibliotheken dabei helfen, zu verstehen, was sie selbst für gelingende Sozialisationsprozesse beitragen können.
Literatur und Quellen
Aufenanger, Stefan: Mediensozialisation. In: Sander, Uwe; Gross, Friederike von; Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.): Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008, S. 87–92. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8 (15.01.23).
Aufenanger, Stefan: Mediensozialisation. In: Sander, Uwe; Gross, Friederike von; Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.): Handbuch Medienpädagogik. Living reference work. Wiesbaden: Springer VS, 2020. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-25090-4 (15.01.23).
Baacke, Dieter: Medienpädagogik. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, 2007. Grundlagen der Medienkommunikation, 1.
Bernhard, Armin: Sozialisationstheorie und Pädagogik. In: Bernhard, Armin; Rothermel, Lutz; Rühle, Manuel (Hrsg.): Handbuch Kritische Pädagogik: Eine Einführung in die Erziehungs- und Bildungswissenschaft. Neuausg. Weinheim: Beltz Juventa, 2018, S. 302–318.
Bernhard, Armin; Rothermel, Lutz; Rühle, Manuel (Hrsg.): Handbuch Kritische Pädagogik: Eine Einführung in die Erziehungs- und Bildungswissenschaft. Neuausg. Weinheim: Beltz Juventa, 2018.
Borst, Eva: Theorie der Bildung: Eine Einführung. 4. überarb. Aufl. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2016. Pädagogik und Politik, 2.
Bucher, Priska: Leseverhalten und Leseförderung: Zur Rolle von Schule, Familie und Bibliothek im Medienalltag Heranwachsender. 2. Aufl. Zürich: Verlag Pestalozzianum, 2005. Zürich: Univ., Diss., 2004.
Deutscher Bibliotheksverband e. V. (dbv): Bibliotheken vermitteln
Schlüsselqualifikationen für die digitale Gesellschaft: Stellungnahme
des Deutschen Bibliotheksverbandes (dbv) zum KMK-Strategiepapier
Bildung in der digitalen Welt
. 2016. URL: https://www.bibliotheksverband.de/sites/default/files/2020-11/2016_07_15_dbv_Stellungnahme_KMK_Strategie_digitale_Bildung.pdf
(15.01.23).
Dörpinghaus, Andreas; Uphoff, Ina Katharina: Grundbegriffe der Pädagogik. 5. Aufl. Darmstadt: WBG, 2019. Einführung Erziehungswissenschaft.
Fromme, Johannes: Mediensozialisation im Zeitalter der Neuen Medien: Aufgaben und Perspektiven der erziehungswissenschaftlichen Medienforschung. In: Wiedemann, Dieter; Volkmer, Ingrid (Hrsg.): Schöne neue Medienwelten? Konzepte und Visionen für eine Medienpädagogik der Zukunft. Bielefeld: GMK, 2006. Schriften zur Medienpädagogik, 38, S. 110–124.
Gudjons, Herbert; Traub, Silke: Pädagogisches Grundwissen: Überblick – Kompendium – Studienbuch. 13. aktual. Aufl. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt, 2020. UTB, 3092. DOI: https://doi.org/10.36198/9783838555232 (15.01.23).
Hoffmann, Dagmar: Plädoyer für eine integrative Mediensozialisationstheorie. In: Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar (Hrsg.): Mediensozialisationstheorien: Modelle und Ansätze in der Diskussion. 2. überarb. und erweit. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, S. 11–26. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2 (15.01.23).
Hoffmann, Dagmar; Kutscha, Annika: Medienbiografien: Konsequenzen medialen Handelns, ästhetischer Präferenzen und Erfahrungen. In: Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar (Hrsg.): Mediensozialisationstheorien: Modelle und Ansätze in der Diskussion. 2. überarb. und erweit. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, S. 221–243. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2 (15.01.23).
Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar (Hrsg.): Mediensozialisationstheorien: Modelle und Ansätze in der Diskussion. 2. überarb. und erweit. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2 (15.01.23).
Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar: Warum dieses Buch? Einige einführende Anmerkungen. In: Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar (Hrsg.): Mediensozialisationstheorien: Modelle und Ansätze in der Diskussion. 2. überarb. und erweit. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, S. 7–10. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2 (15.01.23).
Hoffmann, Dagmar; Wagner, Ulrike: Editorial: Aufwachsen in komplexen Medienwelten – Neue Medientechnologien und erweiterte Medienensembles in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen. In: Medien + Erziehung. Jg. 57, H. 6. München: kopaed, 2013, S. 3–8.
Hurrelmann, Klaus: Sozialisation. In: Mertens, Gerhard; Frost, Ursula; Böhm, Winfried; Koch, Lutz; Ladenthin, Volker (Hrsg.): Allgemeine Erziehungswissenschaft I: Handbuch der Erziehungswissenschaft 1. Paderborn: Ferdinand Schönigh, 2011. UTB, 8455, S. 319–329. DOI: https://doi.org/10.36198/9783838584553 (15.01.23).
Hurrelmann, Klaus; Bauer, Ullrich: Das Modell des produktiv realitätsverarbeitenden Subjekts. In: Hurrelmann, Klaus; Bauer, Ullrich; Grundmann, Matthias; Walper, Sabine (Hrsg.): Handbuch Sozialisationsforschung. 8. überarb. Aufl. Weinheim: Beltz Verlag, 2015. Pädagogik, S. 144–161.
Hurrelmann, Klaus; Bauer, Ullrich; Grundmann, Matthias; Walper, Sabine (Hrsg.): Handbuch Sozialisationsforschung. 8. überarb. Aufl. Weinheim: Beltz Verlag, 2015. Pädagogik.
Lange, Andreas: Sozialisation in der mediatisierten Gesellschaft. In: Hurrelmann, Klaus; Bauer, Ullrich; Grundmann, Matthias; Walper, Sabine (Hrsg.): Handbuch Sozialisationsforschung. 8. überarb. Aufl. Weinheim: Beltz Verlag, 2015. Pädagogik, S. 537–556.
Löw, Martina; Geier, Thomas: Einführung in die Soziologie der Bildung und Erziehung. 3. überarb. und erweit. Aufl. Opladen: Verlag Barbara Budrich, 2014. Einführungstexte Erziehungswissenschaft. UTB, 8243. DOI: https://doi.org/10.36198/9783838584942 (15.01.23).
Mertens, Gerhard; Frost, Ursula; Böhm, Winfried; Koch, Lutz; Ladenthin, Volker (Hrsg.): Allgemeine Erziehungswissenschaft I: Handbuch der Erziehungswissenschaft 1. Paderborn: Ferdinand Schönigh, 2011. UTB, 8455. DOI: https://doi.org/10.36198/9783838584553 (15.01.23).
Mikos, Lothar: Mediensozialisation als Irrweg: Zur Integration von medialer und sozialer Kommunikation aus der Sozialisationsperspektive. In: Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar (Hrsg.): Mediensozialisationstheorien: Modelle und Ansätze in der Diskussion. 2. überarb. und erweit. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, S. 27–46. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2 (15.01.23).
Niesyto, Horst: Kritische Anmerkungen zu Theorien der Mediennutzung und -sozialisation. In: Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar (Hrsg.): Mediensozialisationstheorien: Modelle und Ansätze in der Diskussion. 2. überarb. und erweit. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, S. 47–66. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2 (15.01.23).
Prensky, Marc: Digital Natives, Digital Immigrants Part 1. In: On the Horizon. Vol. 9, No. 5, Bradford: Emerald, 2001, S. 1–6. DOI: https://doi.org/10.1108/10748120110424816 (15.01.23).
Rose, Stefanie: Bibliothek – Medien – Lesen: Von der Buchausleihe zur Leseförderung: Lesedidaktische Kompetenzen von Bibliotheken im Selbst- und Fremdbild: Eine empirische Studie zu Angebot und Nachfrage außerschulischer Leseförderung in Öffentlichen Bibliotheken unter lesedidaktischer Perspektive. Dortmund: Univ., Diss., 2013. DOI: https://doi.org/10.17877/DE290R-11530 (16.01.23).
Rosebrock, Cornelia (Hrsg.): Lesen im Medienzeitalter: Biographische und historische Aspekte literarischer Sozialisation. Weinheim: Juventa Verlag, 1995.
Sander, Uwe; Gross, Friederike von; Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.): Handbuch Medienpädagogik. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8 (15.01.23).
Sander, Uwe; Gross, Friederike von; Hugger, Kai-Uwe (Hrsg.): Handbuch Medienpädagogik. Living reference work. Wiesbaden: Springer VS, 2020. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-25090-4 (15.01.23).
Spanhel, Dieter: Sozialisation in mediatisierten Lebenswelten: Grundzüge eines theoretischen Bezugsrahmens. In: Medien + Erziehung. Jg. 57, H. 6. München: kopaed, 2013, S. 30–43.
Süss, Daniel: Mediensozialisation von Heranwachsenden: Dimensionen – Konstanten – Wandel. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2004. Zürich: Univ., Habil., 2004.
Süss, Daniel: Mediensozialisation zwischen gesellschaftlicher Entwicklung und Identitätskonstruktion. In: Hoffmann, Dagmar; Mikos, Lothar (Hrsg.): Mediensozialisationstheorien: Modelle und Ansätze in der Diskussion. 2. überarb. und erweit. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010, S. 109–130. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-92249-2 (15.01.23).
Vogel, Peter: Grundbegriffe der Erziehungs- und Bildungswissenschaft. Opladen: Verlag Barbara Budrich, 2019. Einführung in die Erziehungs- und Bildungswissenschaft, 2. UTB, 5271.
Wiedemann, Dieter; Volkmer, Ingrid (Hrsg.): Schöne neue Medienwelten? Konzepte und Visionen für eine Medienpädagogik der Zukunft. Bielefeld: GMK, 2006. Schriften zur Medienpädagogik, 38.
Ziegenhagen, Beate: Öffentliche Bibliotheken und Schulbibliotheken: Ohne Einfluß auf die Mediensozialisation von Kindern und Jugendlichen? In: Rosebrock, Cornelia (Hrsg.): Lesen im Medienzeitalter: Biographische und historische Aspekte literarischer Sozialisation. Weinheim: Juventa Verlag, 1995, S. 127–136.
Alexandra C. Roth ist Diplom-Bibliothekarin und hat einen Masterabschluss in Medien und Bildung
. Sie ist seit 2009 bei der Münchner Stadtbibliothek beschäftigt. Derzeit absolviert sie ein Promotionsstudium am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin.