Intro
Diese Ausgabe der LIBREAS. Library Ideas zielt darauf, etwas über den Alltag in Bibliotheken zu erfahren. Nicht über die Innovationsprojekte oder grossen strategischen Entscheidungen, sondern über das, was Tag für Tag in den Bibliotheken passiert. Wir hatten in der bibliothekarischen Literatur einen Bias gegenüber diesem Alltag festgestellt, der vielleicht auch damit zu tun hat, dass ein Grossteil des Personals andere Aufgaben hat oder den Eindruck vermittelt bekommt, dass das, was sie tagtäglich erleben, nicht relevant für andere Bibliotheken wäre. Es ist aber relevant. Wir wollten und wollen es wissen und zeigen. Deshalb wählten wir1 unter anderem eine niedrigschwellige Form für solche Beiträge: Eine Umfrage unter Bibliotheken mit fünf Fragen, deren Antworten unser Meinung nach jeweils mehr über diesen Alltag aussagen würden, als Analysen von Strategiepapieren und Jahresberichten.
Selbstverständlich gilt: Auch eine solche Umfrage ersetzt nicht Besuche in Bibliotheken vor Ort, ersetzt auch nicht die Erfahrung, die sich ansammelt, wenn man tatsächlich Tag für Tag in einer Bibliothek arbeitet. Aber Sie bieten einen Einblick in sehr unterschiedliche Bibliotheken: Spezialbibliotheken, Öffentliche Bibliotheken, Wissenschaftliche Bibliotheken, in kleine Bibliotheken und in grossen, in solche aus kleinen Gemeinden und grossen Städten aus Deutschland, Österreich und Brasilien.
In dieser Rubrik präsentieren wir diese Antworten. Wir danken allen Teilnehmenden nochmals sehr herzlich.
Was uns auffiel
Wenig überraschend war, dass sich in den Bibliotheken, im Ganzen genommen, gedruckte Medien und elektronische Geräte gemeinsam finden. Die ganzen Diskurse darum, wie beide voneinander abzugrenzen sind, scheinen immer unsinniger zu werden. Einige Kolleginnen und Kollegen zeigten uns als ihren Hauptarbeitsplatz vor allem Rechner, aber Bücher dominieren doch. Nebenher gibt es auch eine Anzahl verschiedener anderer Medien und Dokumente (Leihscheine). Auffällig ist die weiterhin vorhandene Trennung zwischen Arbeitsplätzen in direktem Kontakt mit Nutzerinnen und Nutzern und Arbeitsplätzen in Büros und Magazinen ohne diesen Kontakt.
Auffällig ist zudem, wie oft bei der Frage, was vermisst werden würde, Kolleginnen und Kollegen genannt wurden. Offenbar ist die Verbindung zur eigenen Bibliothek auch eine positive Verbindung mit den Personen, denen dort tagtäglich begegnet wird.
Was fehlt? In den Bibliotheken fast durchgängig Platz, wobei nicht einfach nach mehr Platz verlangt wird, sondern schon konkrete Vorstellungen vorhanden sind, wie dieser genutzt werden sollte. Offenbar planen Bibliothekarinnen und Bibliothekare – nicht nur die Direktionen – immer schon eine mögliche Zukunft für ihre Einrichtungen, mit mehr oder anderen Angeboten und einer Infrastruktur, die noch besser für ihre Nutzerinnen und Nutzer funktioniert. Es geht ihnen nicht um ein reines einfach weiter so
.
Alle Bibliotheken haben etwas, was Sie als besonders ansehen. Jede Bibliothek ist anders. Aufgefallen ist uns allerdings, wie oft in den Bildern und Texten Zeitungen und Zeitschriften vorkamen.
Interessant (und ermutigend) fanden wir, wie oft in den Beiträgen auf die eigene Sprache geachtet wird. In Zeiten wie diesen, in denen es sich nicht selten so anfühlt, als würde es einen gesellschaftlichen Rückschritt geben, zeigen die Beiträge aus den Bibliotheken eher eine Gruppe, die daran interessiert ist, eine inklusive Sprache zu nutzen und niemanden auszuschließen. Wir begrüßen das sehr.
Am Ende wollen wir die Bewertung unseren Leserinnen und Lesern überlassen, gerade denen, die in Bibliotheken tätig sind: Finden Sie sich und ihre Erfahrungen widergespiegelt? Oder ist sie ganz anders? Sollten wir die Umfrage wiederholen, damit Sie auch Ihre Erfahrungen darstellen können? – Schreiben Sie uns: redaktion@libreas.eu
Ihre / Eure Redaktion LIBREAS
Auf Vorschlag von Leslie Kuo (http://www.lesliekuo.com).↩