Es gibt wenige große Denker, die sich mit der Bibliothek als Idee beschäftigt haben. Die meisten unter ihnen wie Leibniz, Lessing oder Goethe waren selber Bibliothekare und deshalb eher mit praktischen Dingen beschäftigt oder von ihr geblendet (wie Borges). Es scheint als wäre sie ein solches Faszinosum, dass sie, wie bei der Heisenbergschen Unschärferelation, weder an ihrem Ort noch an ihrer Aktivität (das heißt Bewegung) dingfest gemacht werden kann. Zu den wenigen Großen
, die sich substantiell zum Phänomen Bibliothek geäußert haben, gehören Michel Foucault zur Bibliothek als Ort und Bruno Latour zum Akteur-Netzwerk
des Sammelns. Diese beiden Perspektiven sollen im Folgenden zusammengeführt werden.
Lange Zeit war die Normbeschreibung der Bibliothek die einer speziellen Informationseinrichtung
,1 ohne dass hinterfragt wurde, ob diese Verortung ihr gut tut. In den letzten Jahren hat jedoch nicht nur die Informationswissenschaft, auf die sich ja die Bibliothekswissenschaft lange Zeit als Mutterdisziplin bezog, eine kopernikanische Wende vollzogen: Vom IT-lastigen Systemparadigma zum sozio-kognitiven Ansatz und zur Anerkennung der Komplexität des Informationsverhaltens realer Nutzer mit Körper und in einem sozialen Kontext.2 Eine solche Wende scheint sich in der Sicht auf Bibliotheken nicht nur aufzudrängen, sondern auch durchzusetzen. Einer der ersten, der eindringlich auf die blinden Flecke der Bibliothekswissenschaft hingewiesen hat, war Wayne Wiegand in einem oft referenzierten Artikel in Library Quarterly.3 Er wies in Zeiten der Umbenennung der Library Schools in die späteren iSchools darauf hin, dass wir dem komplexen Phänomen Bibliothek mit dem IT-System-Paradigma nicht gerecht werden. Seine Analyse war, dass wir zwei blinde Flecke im Blick auf Bibliotheken haben: Wir kümmer(te)n uns zu wenig um den Ort des Nutzerkontaktes, und wir können nicht einschätzen, was das ist, was die meisten Nutzer in Bibliotheken machen: Nämlich Lesen.
Der Ort ist mittlerweile stark ins Zentrum der bibliothekswissenschaftlichen Argumentation gerückt. Bibliothek als Dritter Ort
ist fast schon ein Gemeinplatz. Immer noch nicht im Blick ist das, was die Nutzer eigentlich in der Bibliothek machen. Das öffnet natürlich auch Türen für Experimente wie Makerspaces, bei denen man merkt, dass auch mit solchen Aktivitäten in Bibliotheken die richtigen
Dinge passieren und das sie dem Phänomen Bibliothek
irgendwie gerecht werden.4
Aus verschiedenen Diskursen5 kann man unabhängig vom Informationsparadigma folgende Grundfunktionen für Bibliotheken postulieren. Sie sind:
Kultisch-herrschaftlicher, hegemonialer Knoten im Netz der Machtstruktur
Instanz für das kulturelle Gedächtnis (=Funktionsgedächtnis)
Werkstatt / Instrument zur Beförderung menschlicher Erkenntnis.
Der aktuelle Beleg für die erste Funktion kommt Mitte der 1990er Jahre aus Dänemark, wo Jens Thorhauge im Auftrag der EU das berühmte Whitepaper zu Bibliotheken in der Informationsgesellschaft
verfasst hatte.6 Neben der (aktiven!) Hegemonialfunktion der Bibliothek in der Demokratie wird aber schon außerordentlich stark der Ort der Bibliothek betont, wenn sie als Hauptakteur bei der lokalen Implementation der Informationsgesellschaft
bezeichnet wird und ihr folgende Aufgaben zugeschrieben werden:
Partner für Demokratie und Informationsfreiheit
Ort für Bildung und Lernen; Lieferant des Rohstoffes für Wissen
Informationstechnikzentrum
Kultureller Ort:
a good social spot
15 Jahre später kommt wieder aus Dänemark die genauere Beschreibung für Ort und Raum der Bibliothek und ihrer Funktion bei der Stadtentwicklung: Das Four Spaces Model
7 der Kopenhagener Informationswissenschaftler Hvenegaard, Jochumsen und Skot-Hansen, die die vier Räume der Öffentlichen Bibliothek so beschreiben:
Inspirationsraum
Lernraum
Treffpunkt
Performativer Raum8
und die Bibliothek in ihrer Rolle in der Stadtentwicklung gleichzeitig als
Place (Icon, Placemaker, Catalyst)
Space (open minded meeting place, public domain, experience-space)
Relationship (partnership and creative alliances, hybrid cultural arenas, creative entrepreneurs)9
kennzeichnen.
Dass Bibliotheken mittlerweile ikonische Qualität im Stadtbild, aber auch auf einem Wissenschafts-Campus haben, bezeugen Beispiele wie die Wissenspyramide
in Ulm, die Public Libraries in Seattle oder in Birmingham bzw. der Konus der TU Delft, die Amöbe der BTU Cottbus oder The Brain
der FU Berlin. Die Inszenierung der Bibliothek als Erfahrungsraum hat schon eine lange Tradition. Nicht nur traditionelle Lesesäle, sondern auch neue Angebote und Funktionen wie Cafés, Restaurants, Salons
oder hyperaktive Musikbibliotheken wie Kirjasto 10
in Helsinki, Multimedia Experimentierflächen wie in Dokk1 – im Urban Media Space
– in Aarhus oder wie bei vielen Makerspaces nicht nur in Stadtbibliotheken zeugen davon.
An dieser Stelle kann man einen der wenigen großen Denker, die die Bibliothek thematisiert haben, erwähnen. Michel Foucault10 ordnet sie explizit den Heterotopien zu, den anderen Räumen, die eben nicht utopisch sind, aber doch anders, anderswo, divers oder herausgehoben. Interessanterweise ist einer der fünf Grundsätze
, die Foucault Heterotopien zuschreibt, auch der der Heterochronie, das heißt es sind die Heterotopien, die einerseits mit der Zeit brechen, aber auch Zeitspeicher darstellen.11 Gerne vergisst man die Zeit beim Stöbern in Bibliotheksbeständen und trifft auf den Speicher des aus der Zeit herausgehobenen kulturellen Erbes. Wir werden auf dieses Verhältnis von Ort und Zeit noch einmal zu sprechen kommen.
Der Ort (Place) bleibt nicht nur der zweidimensionale, flache Punkt auf der Karte, sondern erhält sowohl eine symbolische Erhöhung als auch aktive Funktionen als Maker
und Katalysator. Schon hier erscheint die Bibliothek als besonderer (beziehungsweise besonders ruhiger) Akteur: Ein Katalysator ist ein Stoff, der allein durch seine Anwesenheit Reaktionen beschleunigt oder überhaupt erst ermöglicht, ohne verbraucht zu werden
.12 Die vielen Diskussionen um die ökonomische Wirksamkeit von Bibliotheken und ihres Return of Investment
(ROI) könnten diesem entsprechen. Aber auch die Nutzung von Bibliotheken tatsächlich als städtebauliche oder institutionelle Ikone deutet auf das Wirken genau dieser Funktion, ohne dass sich die Urheber entsprechender Bauten beziehungsweise die Verwender von deren Abbildungen auf Werbemedien13 dessen bewusst wären.
Es gibt eine ganze Reihe von Ideen zu besonderen beziehungsweise dritten Orten
: von den lieux anthropologiques (im Gegensatz zu den lieux de passage) bei Marc Augé, dem Third Place
zwischen privat und öffentlich/beruflich bei Ray Oldenbourg, den hybriden Räumen (nicht fremd/nicht Heimat) bei Homi Bhabha oder dem Third Space
von Edward Soja, alle weisen ähnliche Charakteristika auf, wie wir sie bei Bibliotheken finden: Sie werden als neutral (politisch ungebunden), nivellierend (jeder ist willkommen), kommunikativ (Konversation = Hauptaktivität), niedrigschwellig (offene Strukturen), regelmäßig (Stammgäste, Kundenbindung
), niedrig profiliert (keine kommerziellen Marken, kein Branding), als spielerisch (Atmosphäre, ohne endgültiges Ergebnis
) oder als aushäusig
(weg von zu Hause) beschrieben. Ort und Raum (Place und Space) lassen sich nicht trennscharf auseinander halten, worauf zum Beispiel auch die Rede vom Raum als dritten Pädagogen hindeutet.14 Wenn sich Bibliotheken zunehmend als Einrichtungen der informellen Bildung verstehen, ist es nur konsequent, dass sie nunmehr die Raumgestaltung und die Raumerfahrung als ihr Thema aufgreifen. Schon immer ist der bibliothekarische Raum Fragen der Ästhetik oder zumindest der adäquaten Repräsentation unterworfen. Frühe Bibliotheksarchitektur legte stets besonderen Wert auf die Gestaltung des Raumes. Die Bedeutung der Bibliothek als ikonischer Ort im städtischen Kontext hat in den letzten Jahrzehnten häufig die Außengestaltung der Bibliothek, ihr Erscheinungsbild in den Blickpunkt des Interesses rücken lassen. Eine Zeit lang geriet der (Innen) Raum der Bibliothek aus dem Fokus. Dies hat sich jedoch in den letzten Jahren deutlich geändert, vielleicht auch unter dem Eindruck des spatial turn
in den Sozialwissenschaften.15 Langsam erkannte man die Bedeutung des Raumes der Bibliothek im Hinblick auf die Akzeptanz durch Nutzer und Gesellschaft, aber eben auch im Hinblick auf die Lernprozesse, die in ihr stattfinden sollen.
Die Beschreibung des Raumes bei Skot-Hansen et al., als dem open minded meeting place
, legt schließlich das Konzept des Ba
im Wissensmanagement nah, das Nonaka und Konno16 gar als dessen Grundlegung ansahen. Ba
ist das japanische Wort für Platz und Ort, aber auch für die Gelegenheit, also den Ort der Interaktion im Wissensmanagementkreislauf, an dem implizites Wissen externalisiert wird, zum Beispiel durch story telling
bei der eher zwanglosen Begegnung von Personen.
Auch für die dritte Komponente im dänischen Modell, die Beziehungsarbeit, ergeben sich schlagkräftige Beispiele aus Bibliotheken der letzten Zeit und sei es nur die Dialogkultur der wieder an Bedeutung gewinnenden sozialen Bibliotheksarbeit oder Aktivitäten wie living libraries
(lebende Bücher) oder der Heritage Browser
am Multitouch Table des DOK Delft, an dem Generationen übergreifende lokale (Familien-) Geschichte stattfindet. Die Bibliothek als Beziehung (Relation) belässt ihr in diesem Kontext auch nicht nur eine einfache Differenzqualität zum Beispiel als Urdefinition von Information, was ja zu der Definition von Bibliotheken als spezielle Informationssysteme passen würde. Vielmehr ist hier einerseits suggeriert, dass sich an diesem Ort (auf/in dieser Arena) Beziehungen (kreativ, selbstständig?) bilden beziehungsweise dass die ‚Bibliothek‘ in ihrer Hybridität Beziehungen herstellt. Aus der dänischen Perspektive bleibt das im Grunde eher politisches Postulat für die Bibliothek als Motor der Stadtentwicklung. Zahlreiche aktuelle Beispiele zeigen aber, dass ‚Bibliothek‘ tatsächlich so funktioniert oder zumindest auf diese Weise von Architekten, Stadtplanern oder anderen Stakeholdern der Bibliothek instrumentalisiert wird.
Mit der Setzung der Bibliothek als Ort, Raum und Beziehungskatalysator ist nun allerdings noch nicht erklärt, warum diese behauptete (neue) Rollenzuschreibung vor allem auch in ihrer Komplexität funktioniert. Sie bleibt appellativ oder (be-)wundernd deskriptiv in Fallstudien gelungener neuer Bibliotheksbauten des Auslands.
Hier gilt es, sich auf andere Grundfunktionen der Bibliothek zu besinnen. Sie ist ja nicht nur Knoten im Netz der Machtstrukturen und Werkstatt zur Beförderung von Wissen, sondern immer schon auch konkrete Instanz für das Funktionsgedächtnis des, wie wir sagen, kulturellen Erbes
. Alle Überlegungen, die Bibliothek nicht mehr nur als Büchermagazin und Ausleihanstalt zu sehen, versuchen lediglich, die in der Bücherflut des 19. Jahrhunderts aus dem Blick geratenen weiteren, nur indirekt thematisierten Funktionen wieder zu entdecken, ohne wirklich ihre Funktion als Dokumenten- oder Wissensspeicher tatsächlich in Frage zu stellen. Zu Zeiten des besonders dringlichen werdenden Problems der Wissensflut entsteht übrigens eine neue informationswissenschaftliche Subdisziplin: die Dokumentation mit ihrem verzweifelten Versuch, wenigsten das Wissen der Welt zu erschließen, wenn man es schon nicht sammeln kann.17
Die mit den beiden anderen verknüpfte Funktion des Sammelns und Erschließens des kulturellen Erbes kann besonders anschaulich beobachtet werden bei dem Dokumentationsunterfangen der Bibliothek des Assurbanipal zur Bewahrung der eroberten babylonischen Schriften, bei der Übersetzerwerkstatt der Septuaginta in Alexandria oder selbst bei den öffentlichen Bibliotheken des römischen Reiches mit ihrem griechisch-römischen Doppelcharakter. Die Bewahrung des kulturellen Erbes sorgt sich stets um die Schriftträger und Dokumente der jeweiligen Zeit sowie um deren Dokumentation, Kulturtransfer und re-documentarisation im neuen Kulturkreis. Oft (wenn nicht immer) findet dies am Ort und im Raum der Bibliothek statt, zum Beispiel im Skriptorium. Die aktuellen Bemühungen um digitale Langzeitarchivierung
gehen beispielsweise mit der bibliothekarischen NESTOR-Initiative in eine ähnliche Richtung wie entsprechende Bestrebungen zu Zeiten der Renaissance im Zusammenhang mit dem letzten großen Medienbruch von singulären Papyrus- oder Pergamentrollen zu seriell produzierten Buch-Kodizes.
Diese Situation näher zu beleuchten versuchte die unter dem Pseudonym R.T.Pédauque bekannt gewordene (große) französischsprachige Wissenschaftlergruppe, die die Wiederentdeckung des Dokuments à la lumière du numérique / im Lichte des Digitalen18 beschreiben half. Schon Ranganathan19 hatte das Dokument im Blick als embodied micro thought
, er legte aber den Schwerpunkt auf die durch das Dokument gegebene synchrone und diachrone Transportmöglichkeit (durch Raum und Zeit) und die Beständigkeit und Lagerungsfähigkeit von Informationen:
[a document is an] embodied micro thought on paper, or other material, fit for physical handling, transport across space, and preservation through time
und: record on a more or less flat surface
.
Die Autorengruppe Pédauque hatte vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft eine funktional-systemische Beschreibung des Dokuments vorgenommen. Das Dokument funktioniert (nicht nur im digitalen Zeitalter) in einem dreifachen Spannungsfeld, das Pédauque mit Vu - Lu - Su
kennzeichnet: Es muss überhaupt erst erkennbar sein (vu: gesehen), es muss verstanden und erinnert werden (lu: gelesen) und es muss bemerkt und rezipiert werden (su: gewusst). Die Dokument bezogenen Eigenschaften der Bibliothek beschreibt einer ihrer Autoren, Jean Michel Salaün, im Kontrast zu den anderen Funktionen und Instanzen des Dokuments als einen immateriell, nicht rivalisierenden
(das heißt nicht kommerziellen) Aspekt des Gedächtnisses
der Gemeinschaft
, bezogen auf die Dokumentdimension Lu
– des Gelesenen.20 Liegt hier eine der Lösungen des zweiten blind spots von Wayne Wiegand?
Funktion | Art | Austausch | Modell | Interface | |
---|---|---|---|---|---|
Vu | Kreation | materiell, rivalisierend | Gut, Aneignung | Verlag | Autor, Leser |
Lu | Gedächtnis | immateriell, nicht-rivalisierend | Zugang, Öffentliches Gut | Bibliothek | Gemeinschaft, Leser (pl.) |
Su | Vermittlung | immateriell, rivalisierend | Aufmerksamkeit, Raum-Zeit | Spektakel (Dialog) | Ankündiger, Zuschauer |
Tabelle 1: Vu - Lu - Su (nach J.M. Salaün 2012, chap. 4; meine Übertragung)
Bedeutsam bei Pédauque ist jedoch, dass die drei Dimensionen weiterhin nicht unabhängig von einander stehen, sondern sich bedingen. Salaün sieht das Dokument nicht unähnlich zu Ranganathan vor allem auch als Spur zur Vergangenheit, allerdings mit einer konkreten Lektürevereinbarung
, die sich stets aus den anderen Dimensionen ergibt:
[…] un document est une trace permettant d’interpréter un événement passé à partir d’un contrat de lecture21
So ist das Lesen der bibliothekarischen Leser nicht nur von Alphabetisierung in kultureigener Medientechnik (und Code) abhängig, sondern steht im Kontext der Spuren der Gemeinschaft in Geschichte und Gegenwart und erinnert an die französische geschichtswissenschaftliche Diskussion um die Spuren (traces) von Geschichte22.
Woher kommt jedoch dieser contrat de lecture und wie funktioniert Lesen sogar als Grundlegung der bibliothekarischen Dokumentensammlung (und ihrer Rezeption)?
Wieder können wir Michel Foucault bemühen, der sich in seinem Nachwort Un fantastique de bibliothèque
23 zur Tentation de Saint Antoine von Flaubert explizit über diese Dokument-Funktion der Bibliothek ausgelassen hat. Die Bibliothek selbst ist schuld an so unglücklichen Schicksalen wie dem des Heiligen Antonius oder des Don Quichotte! Sie ist Brutstätte des Geistes
im positiven Sinn, kann diesen aber auch verwirren (à la Don Quichotte) oder in Versuchung führen (Saint Antoine). Die Bibliothek ist das aktivierende Medium und die in ihr angebotene Intertextualität die Voraussetzung für Gelingen und Scheitern ihrer Akteure, aber auch des Schreiben, ja der Autorschaft und Leserschaft selbst.
Umberto Eco greift diesen Topos bekanntlich im Namen der Rose wieder auf,24 wenn Adson sinniert:
Bisher hatte ich immer gedacht, die Bücher sprächen nur von den menschlichen oder göttlichen Dingen, die sich außerhalb der Bücher befinden. Nun ging mir plötzlich auf, dass die Bücher nicht selten von anderen Büchern sprechen, ja, dass es mitunter so ist, als sprächen sie miteinander. Und im Lichte dieser neuen Erkenntnis erschien mir die Bibliothek noch unheimlicher. War sie womöglich der Ort eines langen und säkulären Gewispers, eines unhörbaren Dialogs zwischen Pergament und Pergament? Also etwas Lebendiges, ein Raum voller Kräfte, die durch keinen menschlichen Geist gezähmt werden können, ein Schatzhaus voller Geheimnisse, die aus zahllosen Hirnen entsprungen sind und weiterleben nach dem Tod ihrer Erzeuger? Oder diese fortdauern lassen in sich?
Die Möglichkeit des Schreibens wie des Lesens ist keine (alleinige) Frage der Kenntnis des Sprach-Systems oder Textkanons, sondern ereignet sich im Raum
der Texte und Diskurse. Schon Ferdinand de Saussure wies darauf hin, dass nicht die Langue (das System/die Kompetenz) das Wesentliche ist, sondern die Langage (also die Performanz). Jacques Derridas Ansatz der différance geht darüber hinaus und sieht die Semiose als Prozess, der nicht nur linear, diskursiv und auf das eigene System bezogen ist, sondern ständig mehrdimensional, den Bezug zum fixen Konzept je verändernd.25
Die französische Literaturwissenschaftlerin Julia Kristeva, der das Verdienst zufällt, den sowjetischen Literaturtheoretiker Michail Bachtin wiederentdeckt zu haben, betont mit diesem, dass auch die Intertextualität nicht nur Zitat oder Plagiat des anderen benennbaren Textes ist, sondern sich im Prozess der Semiose mit ihrem ständigen Bezug auf den Kontext (vor allem unbewusst und nicht diskursiv) ereignet und so latentes narratives Wissen
von verschiedensten Ursprüngen transportiert.26 Bachtins eigentliches Thema ist der Chronotopos
, der zunächst als (interne) Zeit- und Ort-bezogene Erzählstruktur von Geschichten definiert wird, den er aber bei der Analyse der Welt von Rabelais
27 auf die gesellschaftliche Narration und den sozialen Kontext ausweitet. Ort und Zeit sind das Konstituens der performativen Lektürevereinbarung von Geschichte(n), ob textimanent oder den Kontext einbeziehend. Nicht von ungefähr ist in vielen Sprachen Geschichte, histoire, storia, history, …
das gleiche Wort wie Erzählung, histoire, storia, story, …
.
Eine Form von Chronotopologie thematisiert auch der deutsche Phänomenologe Wilhelm Schapp in seiner Grundlegung des Menschseins als in Geschichten verstrickt
.28 Der Mensch ist als zeitgebundenes Wesen das einzige, das sich der Zeit bewusst ist. Die menschliche Fähigkeit der Symbolverarbeitung verbindet sich hier mit seinem Empfinden der Eingebundenheit in Geschichten. Andere Lebewesen können zwar auch Informationen austauschen, aber nicht weiterverarbeiten; sie können sich erinnern, aber diese Erinnerungen nicht aufheben
– schon gar nicht in Geschichte(n). Aber auch die Sprache ist zeitgebunden und ortsgebunden in der Semiose und in ihrer Performanz. Der Mensch erlebt sich selbst als Autor und Leser seiner Geschichte und empfindet sich als sprachliches Wesen als Teil von anderen Geschichten – ob gewollt oder ungewollt – bewusst oder unbewusst. Er lebt mehr oder weniger bewusst in und zwischen Texten, Diskursen und Geschichten, die dazu dienen, die Realität zu erfahren, zu beschreiben und zu interpretieren.
Für den Geschichtsphilosophen Paul Ricoeur, der sich explizit auf Schapp beruft, ist das die ständige Arbeit an der Mimesis,29 die nicht nur die künstlerische Imitation der Realität ist, sondern zum narrativen Motor der Erzählung des Selbst im ständigen Dialog mit dem ich
wird.30 Er zieht dabei bewusst beide Aspekte (die Historie und die Erzählung) zusammen, wenn er deren Funktionieren über die drei Mimesisstufen: Der figuration (mimesis praxeos: die Erfassung der Welt), der configuration (der gestalterischen Arbeit) und der refiguration (der Rezeption im weiteren Sinne) erklärt. Die Arbeit der figuration ist nicht bloß Intuition oder interesse- und konzeptloses Wohlgefallen der Kognition, sondern bedarf eines Gestells
(wie Heidegger sagen würde) oder weiterer Akteure: Dies sind zum Beispiel die schon vorhandenen Konfigurationen anderer Geschichten, die Spuren oder vielleicht auch die Dokumente und Monumente der Historie. Kognition beziehungsweise Erkenntnis ohne diese ist nicht vorstellbar. Aber auch die Konfiguration der Geschichte selber, die Mimesis II, wie Ricoeur sie nennt, bedarf der intertextuellen Einordnung, des Kanons, der Sortierung, Taxonomie oder der Vitrine (siehe unten).
Erkenntnis (figuration) ist stets eine Übersetzung, eine Vermittlung – zur configuration und damit zunächst Reduktion und dann aus der Vielfalt der Realität die Verstärkung und Verdeutlichung der figurativen
Elemente durch Standardisierung, Typologie oder Synopse. Auch wenn dieses Modell bei Ricoeur narratologisch geschichtsphilosophisch gedacht ist, so zeigt es doch Parallelen zur vu-lu-su-Trias von Pédauque und damit zum (digitalen) Dokument an sich. Pédauque hat interessanterweise keine solche chronotopologische Perspektive. Vielleicht fehlt hier noch die informationswissenschaftliche Verbindung zum narrativen Wissensmanagement31 und die Lösung der Debatte um die Beziehungen zwischen Dokument, Information und Wissen.32
Die Beschreibung des menschlichen Erkenntnisprozesses in Bezug auf sein Verstricktsein in Geschichte(n) und Diskursen ist im Grunde auch die Resonanz zwischen dem Geschichtsphilosophen Paul Ricoeur und dem Wissenschaftssoziologen Bruno Latour, denn letztere Argumentation des Verhältnisses der Erfassung von Welt und ihrer Repräsentation in Sammlungen stammt aus einem in der Bibliothekswissenschaft leider sehr wenig beachteten Text33 aus dem Jahre 1996 von Latour über: Diese Netzwerke, die der Verstand nicht wahrnimmt: Labore, Bibliotheken, Sammlungen
. In einem Band zur politischen Funktion von Bibliotheken nimmt Latour Stellung zu Bibliotheken, indem er sie mit seinem Zentralthema, dem wissenschaftlichen Labor und der wissenschaftlichen Erkenntnistheorie, verbindet. Das Sammeln als Kern bibliothekarischer Arbeit findet er ebenso bei Naturforschern wie Alexander von Humboldt, die die Welt in Form der Sammlung von Artefakten erkunden und diese für eine Erzählung in der Heimat aufbereiten. Interessanterweise nimmt er seinen Ausgangspunkt ebenso bei der Intertextualität der Bibliothek, fügt aber an:
Après quarante années de travaux sur l’intertextualité et le splendide isolement du monde des signe, il convient de rappeler que les textes ont prise sur le monde et qu’ils circulent dans les réseaux pratiques et des institutions qui nous relient à des situations.34
Latour beschreibt die Arbeit des Wissenschaftlers (Autors) zunächst als Reduktion aus der Fülle der Erkenntnismöglichkeiten. Eine Arbeit, die er nicht alleine vornimmt, sondern stets geleitet oder unterstützt von anderen Akteuren
, einem Konzept, das die Akteur-Network-Theorie (ANT) aus der Narratologie von Julien Greimas entlehnt.35 Solche Akteure können reale Personen sein wie Assistenten in Natur und Labor, aber auch Erkenntnis leitende Konzepte oder gar Taxonomien, die zum Beispiel auf Leerstellen hinweisen (auch dies schon bei Greimas angelegt!). Diese werden schließlich in der Sammlung der Artefakte des Naturforschers deutlich gemacht durch Amplifikation, das heißt der Zusammenstellung des Ähnlichen oder Systematischen, der Synopse der Vitrine (Latour druckt in seinem Text das Bild einer Vitrine mit ausgestopften Vögeln aus einem Naturkundemuseum ab) oder eben im Bücherregal. Dem Rezipienten der Erkenntnis und Sammlungsarbeit des Wissenschaftlers ist gegebenenfalls eine erneute Reduktion auf das einzelne Objekt vorbehalten, das dieser aber – selber wieder als potenzieller Autor – in die eigene Amplifikation stellt. Fokussiert man die Arbeit an der Natur
auf den Aspekt einer leitenden Taxonomie, so ist das vor allem die Arbeit am Kanon des Funktionsgedächtnisses (Assmann) – die Übersetzung in das Gestell
. Eine diffuse, rein in einer abstrakten Semiose ablaufende Intertextualität wird geerdet durch die Ausweitung des Akteurs-Konzepts über den Autor hinaus. Die ANT sieht diesen auch nicht als bewusst agierenden, sondern eher als Knoten in einem Netz von Potenzialitäten. In dieser Hinsicht spielt der Ort der Bibliothek als Werkstatt der Interaktion von Diskursen und Geschichten eben diese Rolle eines Akteur-Netzwerks. Der Kanon des sagbaren Diskurses, den das Funktionsgedächtnis ausmacht, muss nicht als normierte Liste oder feste Struktur verstanden werden, sondern eher als der große gesellschaftliche Narrativ, von dem Lyotard36 spricht. Die große Erzählung
ist eine Konfiguration im Sinne Ricoeurs, die in beiden Richtungen der Mimesis anschlussfähig ist: Als erkenntnis- und als rezeptionsleitende Instanz. Sie ist aber auch (oder eben gerade damit) im Sinne Latours ein Akteur, der bei der Reduktion fachlicher beziehungsweise poetischer Reduktion beiseite steht und hilft
. Die ANT hilft die traditionelle Diskussion um die Mimesis37 genauso zu erden wie das ebenso abstrakte Konzept der Intertextualität.
Konkret bedeutet der Bezug auf die großen Narrative und den Kanon, die Bibliothek als Partner der hegemonialen Instanz
sehen zu können, zum Beispiel als Bildungseinrichtung, als Ort und Akteur der sozialen Integration oder auch als informationstechnischer Innovationsmotor. Bibliotheken haben immer wieder neue Rollen selbst in Bezug auf die eine hegemoniale Instanz Demokratie
.38 Der Konfigurationsprozess ist stets der gleiche, die Dokumente
ändern sich, das Gestell
sieht anders aus. Im Zeitalter des Narrativs Innovation und Wachstumsglaube
wird die Public Library Inkubator
und trägt somit genau zu dieser gemeinschaftlichen figuration/configuration bei, indem sie Makerspaces betreibt. Hier ist es überdeutlich: Die Bibliothek wird als Akteur verstanden.
Selbst wenn die Interpretation des Phänomens Bibliothek werkimmanent bleibt, bekommt sie allein mit dem Konzept der Intertextualität den Charakter des Mediums, ja des Katalysators. Ihre Erdung mit der ANT und Ricoeurs (hermeneutischer) Mimesis Konzeption über das Scharnier der Narratologie und der phänomenologischen Geschichtskonstruktion macht aus ihr zumindest einen Aktanten im rein narratologischen Sinn von Greimas oder eben ein Akteur-Netzwerk nach Latour. Das Lesen, die hermeneutische Refiguration muss an ihrem, an einem Ort stattfinden, betont zumindest das narrative Wissensmanagement. Aber auch ohne das Konzept des Ba
hier überzustrapazieren, eine konkrete Refiguration ist ohne Ort (und Zeitpunkt) der Begegnung und des Zusammenwirkens von Autor, Community und (Massen-) Medien nicht denkbar: Sie funktioniert am Dokument im Prozess des Vu-Lu-Su.
David Lankes Appell: Die Aufgabe der Bibliothekare ist es, die Gesellschaft zu entwickeln durch die Ermöglichung der Wissensschaffung in ihren Gemeinschaften
39 ist auch in diesem Sinn zu verstehen. Facilitating Knowledge Creation
wird vor allem durch diesen Prozess der Übersetzung der Realität in gesellschaftliche Strukturen ermöglicht. Bei Lankes sind dies die Konversationen
von Gordon Pasks Conversation Theory
40, die prekonzeptuelles Wissen transferieren helfen – also nicht nur Dokumente im herkömmlichen Sinn! Es ist Lankes Verdienst, darauf hinzuweisen, dass die Fixierung der Bibliothekare auf Dokumente im analogen Sinn besonders in einer digitalen Welt nicht mehr zeitgemäß ist. Von diesem Ausgangspunkt geht er über Pédauque hinaus und kommt auf einem etwas anderen Weg bei dem an, was sich ebenso über Foucault, Ricoeur, Latour und schließlich die dänischen Konzeptionen der Bibliothek (vielleicht europäischer) begründen lässt: Die Bibliothek als Ort und Akteur der Begegnung von Geschichten, die Wissen transferieren.
Kaegbein, Paul (1973): Bibliotheken als spezielle Informationssysteme. In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 20, S. 425–442. – kritisch dazu: Jochum, Uwe (2011): Die Selbstabschaffung der Bibliothek. In: Uwe Jochum und Armin Schlechter (Hg.): Das Ende der Bibliothek? Vom Wert des Analogen. 1. Aufl. Frankfurt am Main: Klostermann, S. 11–25.↩
Ingwersen, Peter; Järvelin, Kalervo (2005): The turn: integration of information seeking and retrieval in context. Dordrecht u.a.: Springer (Kluwer international series on information retrieval). – Day, Ronald E. (2014): Indexing it all. The subject in the age of documentation, information, and data. Boston: MIT Press.↩
Wiegand, Wayne A. (1999): Tunnel Vision and Blind Spots. What the Past Tells Us about the Present; Reflections on the Twentieth-Century History of American Librarianship. In: Library Quarterly 69, S. 1–32. - vgl. Hobohm, Hans-Christoph (2005): Desiderate und Felder bibliothekswissenschaftlicher Forschung. In: Petra Hauke (Hg.):Bibliothekswissenschaft quo vadis? = Library Science quo vadis? Eine Disziplin zwischen Traditionen und Visionen; Programme Modelle Forschungsaufgaben. München: Saur, S. 47–64. – sowie: Hobohm, Hans-Christoph (2007): Bibliothek(swissenschaft) 2.0. Neue Auflage oder Wende in Forschung und Lehre? In: LIBREAS (10/11).↩
Koh, Kyungwon (2013): Adolescents’ information-creating behavior embedded in digital Media practice using scratch. In: Journal of the American Society for Information Science and Technology 64 (9), S. 1826–1841. DOI: 10.1002/asi.22878.↩
Hobohm, Hans-Christoph (2013): Bibliothek im Wandel. In: Rainer Kuhlen, Wolfgang Semar und Dietmar Strauch (Hg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation. 6. Aufl. Berlin: De Gruyter Saur, S. 622–632.↩
Thorhauge, Jens et al (1996): Public Libraries and the Information Society. Study on behalf of the European Commission, DG-XIII/E/4, Prolib/PLIS 10340. Brüssel: EU, S. 3.↩
Hvenegaard, Casper; Jochumsen, Henrik; Skot-Hansen, Dorte (2011): Biblioteket i byudviklingen. Oplevelse, kreativitet og innovation. Kopenhagen: Danmarks Biblioteksforening; Det Informationsvidenskabelige Akademi. – Jochumsen, Henrik; Hvenegaard Rasmussen, Casper (2012): The four spaces. A new model for the public library. In: New Library World 112 (11/12), S. 586–597. – Skot-Hansen, Dorte; Hvenegaard Rasmussen, Casper; Jochumsen, Henrik (2013): The role of public libraries in culture-led urban regeneration. In: New Library World 114 (1), S. 7–19. – Jochumsen, Henrik; Skot-Hansen, Dorte; Hvenegaard Rasmussen, Casper (2014): Erlebnis, Empowerment, Beteiligung und Innovation: Die neue Öffentliche Bibliothek. In: Olaf Eigenbrodt und Richard Stang (Hg.): Formierungen von Wissensräumen. Optionen des Zugangs zu Information und Bildung. Berlin: De Gruyter Saur (Age of access? – Grundfragen der Informationsgesellschaft, 3), S. 67–80.↩
op. cit 2014, 70 (ursprünglich 2012)↩
op cit. 2011, 16 (Übersetzung ins Englische Knud Schulz)↩
Foucault, Michel (2005): Die Heterotopien. Zwei Radiovorträge ; [7. und 21. Dezember 1966]. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Zweisprachige Ausg.), S. 46.↩
Chlada, Marvin (2005): Heterotopie und Erfahrung. Abriss der Heterotopologie nach Michel Foucault. Aschaffenburg: Alibri. S. 91.↩
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Katalysator, 12.9.2015.↩
Wenn zum Beispiel die FU Berlin oder das Land Brandenburg mit ihren ikonischen Bibliotheksbauten Imagebildung betreiben (Phililogikum Norman Foster Bau
The Brain
; IKMZ der BTU Cottbus, Herzog & de Meuron).↩Malaguzzi, Loris; Ceppi, Giulio; Zini, Michele (1998): Children, spaces, relations. Metaproject for an environment for young children. Reggio Emilia, Italy: Reggio Children. (Malaguzzi wird der Begriff in den 1970er Jahren zugeschrieben. Interessant aber auch, dass er hier in diesem neueren Buch von
relational space
spricht.)↩Döring, Jörg; Thielmann, Tristan (Hg.) (2008): Spatial turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Bielefeld: transcript.↩
Nonaka, Ikujiro; Konno, Noboru (1998): The Concept of
ba
: Buildung a Foundation of Knowledge Creation. In: California Management Review 40 (3), S. 40–54. - vgl. Hobohm, Hans-Christoph (2010-2014): Ba. In: Stefan Gradmann und Konrad Umlauf (Hg.): Lexikon der Bibliotheks- und Informationswissenschaft. (LBI). 2 Bände. Stuttgart: Hiersemann, S. 49.↩Day, Ronald E. (2008): The modern invention of Information. Discourse, history, and power. updated and rev. pbk. ed. Carbondale: Southern Illinois University Press.↩
Pédauque, Roger T. (2006): Le document à la lumière du numérique. Caen: C & F éditions. –- vgl. auch: Pédauque, Roger T. (2007): La redocumentarisation du monde. Toulouse: Cépaduès éditions.↩
Ranganathan, Shiyali Ramamrita (1996): The five laws of library science. Bangalore: Sarada Ranganathan Endowment for Library Science (Nachdruck der 2. Aufl. von 1963). - Buckland, Michael K. (1997): What Is a
Document
? In: Journal of the American Society for Information Science 48 (9), S. 804–809; S. 807.↩Salaün, Jean-Michel (2012): Vu, lu, su. Les architectes de l’information face à l’oligopole du Web. Paris: la Découverte (Cahiers libres). (eBook)↩
… ein Dokument ist eine Spur, die aufgrund einer Lektürevereinbarung erlaubt, ein vergangenes Ereignis zu interpretieren.
(a.a.O.).↩Vgl. auch: Ricoeur, Paul (2009): Archiv, Dokument, Spur. In: Knut Ebeling und Stephan Günzel (Hg.): Archivologie. Theorien des Archivs in Philosophie, Medien und Künsten. Berlin: Kadmos, S. 123–137.↩
Foucault, Michel (1979): Un
fantastique
de bibliothèque. In: Schriften zur Literatur. Frankfurt/M u.a.: Ullstein, S. 157–177. (Original 1966)↩Taschenbuch-Ausgabe, München: dtv, 1980, S. 366. (Hervorhebung von mir)↩
Wem dies zu sehr dem überwunden geglaubten Poststrukturalismus entspricht, dem sei der aktuelle Beitrag von Hubert Dreyfus und dem Kluge-Preisträger Charles Taylor empfohlen, die zugegeben auf philosophisch komplexere Weise als Derrida, genau dies den
Ort des Prekonzeptuellen
nennen, der zum Verständnis und zur Bewältigung des Realität (und des Seins) notwendig ist. (Dreyfus, Hubert L.; Taylor, Charles (2015): Retrieving realism. Cambridge, Mass. [u.a.]: Harvard Univ. Press.)↩Kristeva, Julia (1977): Polylogue. Paris: Seuil. – vgl. Hobohm, Hans-Christoph (1991): Der ästhetische Text als Depositum von Weisheit. In: Aleida Assmann (Hg.): Weisheit. München: Fink (Archäologie der literarischen Kommunikation; III), S. 547–554.↩
Bachtin, Michail M. (1987): Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur. Frankfurt: Suhrkamp.↩
Schapp, Wilhelm (1953): In Geschichten verstrickt Zum Sein von Mensch und Ding. Hamburg: Meiner.↩
Ricoeur, Paul (1983-85): Temps et récit. 3 Bände. Paris: Le Seuil. (dt.:
Zeit und Erzählung
, 3 Bde. München: Fink, 1988-91). - Arrien, Sophie-Jan (2007): Ipséité et passivité. Le montage narratif du soi (Paul Ricoeur, Wilhelm Schapp et Antonin Artaud). In: Laval théologique et philosophique 63 (3), S. 445–458. DOI: 10.7202/018171ar.↩Ricœur, Paul (2005): Narrative Identität. In: Peter Welsen (Hg.): Paul Ricœur: Vom Text zur Person. Hermeneutische Aufsätze (1970-1999). Hamburg: Meiner (Philosophische Bibliothek, Bd. 570), S. 209–226; - Michel, Johann (2003): Narrativité, narration, narratologie. du concept ricoeurien d’identité narrative aux sciences sociales. In: Revue européenne des sciences sociales 41 (125), S. 125–142.↩
S.oben zum Konzept des
ba
; sowie: Schreyögg, Georg; Koch, Jochen (Hg.) (2005): Knowledge management and narratives. Organizational effectiveness through storytelling. Berlin: Erich Schmidt.↩Hobohm, Hans-Christoph (2012): Information und Wissen. In: Konrad Umlauf und Stefan Gradmann (Hg.): Handbuch Bibliothek. Geschichte, Aufgaben, Perspektiven. Stuttgart: Metzler, S. 73–80.↩
Latour, Bruno (1996): Ces réseaux que la raison ignore - laboratoires, bibliothèques, collections. In: Christian Jacob und Marc Baratin (Hg.): Le pouvoir des bibliothèques la mémoire des livres en Occident. Paris: Albin Michel (Bibliothèque Albin Michel Histoire), S. 23–46.↩
Ebd., S. 28:
Nach vierzig Jahren Forschung über Intertextualität und die abgeschiedene Welt der Zeichen ist es an der Zeit, daran zu erinnern, dass Texte einen Zugriff auf die Welt haben und in praktischen Netzwerken und Institutionen zirkulieren, die uns mit Situationen verbinden.
(meine Übertragung)↩Greimas, Algirdas Julien (1969): Éléments d’une grammaire narrative. In: L’Homme 9 (3), S. 71–92. Online verfügbar unter http://www.persee.fr/doc/hom_0439-4216_1969_num_9_3_367054. - Greimas, Algirdas Julien (1990): Narrative semiotics and cognitive discourses. Aus dem Franz. übers. London: Pinter. - vgl. Ricoeur, Paul (1980): La grammaire narrative de Greimas. Documents de recherches sémio-linguistique de l’Institut de la langue française, EHESS, CNRS, Paris no. 15 (1980).↩
Lyotard, Jean François (1979): La condition postmoderne. Rapport sur le savoir. Paris: Minuit.↩
Begründer des Konzepts und immer noch lesenswert: Auerbach, Erich (1946): Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur. Bern: A. Francke.↩
Zur hegemonialen Instanz: Gramsci, Antonio:
Hegemony
(1929). In: Imre Szeman und Tomithy Kaposy (Hg.) (2011): Cultural theory : an anthology. Oxford [u.a.]: Wiley-Blackwell, S. 188–203.↩The Mission of Librarians is to Improve Society Through Facilitating Knowledge Creation in Their Communities
: Lankes, R. David (2011): The Atlas of New Librarianship. Cambridge, Mass: MIT Press; - Lankes, R. David (2012): Expect more. Demanding better libraries for today’s complex world: Smashwords Editions. (dt. Übersetzung in Vorb.)↩Pask, Gordon (1976): Conversation theory. Applications in education and epistemology. Amsterdam, New York: Elsevier.↩