> > > LIBREAS. Library Ideas # 7

Editorial: Bibliothekwesen International


Zitiervorschlag
Redaktion LIBREAS, "Editorial: Bibliothekwesen International. ". LIBREAS. Library Ideas, 7 ().


Nicht zuletzt als eine Art Nachlese zum diesjährigen IFLA-Kongress im fernen Südkorea freuen wir uns, in der aktuellen Ausgabe von LIBREAS ein paar Eindrücke zu den Bibliothekswesen und dem Alltag in Bibliotheken mehr oder weniger ferner Länder präsentieren zu können.

So haben Bibliotheken in Japan eine lange Tradition. Im 6. bzw. 7. Jahrhundert entstand die erste Bibliothek, der zahlreiche Hof-, Priester- und Gelehrtenbibliotheken folgten. Stephanie Kaiser gibt einen Überblick über die Entwicklung des japanischen Bibliothekswesens und geht dann im Einzelnen auf die verschiedenen Bibliothekstypen ein.

Dass sich Südkorea seit jüngster Zeit zu einem modernen, wirtschaftlich starken, aber doch traditionsbewusstem Land entwickelt, ist allgemein bekannt. Davon, wie heftig sich diese Entwicklungen vollziehen, konnten wir uns im Rahmen des IFLA-Weltkongresses in Seoul einen Eindruck verschaffen. Da dieser aber erwartungsgemäß subjektiv ausfiel, freuen wir uns sehr, von dem Koreanisten Andreas Müller-Lee einer Art objektive „Draufsicht“ mitliefern zu können.

Das Land, was vermutlich am unorthodoxesten mit dem klassischen Bibliotheksideal umgeht, ist Singapur, das zuletzt auch durch die Lockerung des Kaugummiverbotes in den Schlagzeilen war: Mittlerweile dürfen Apotheken Kaugummis abgeben, wenn sie die Personalien der Kunden registrieren. Fasst man mitunter unbedacht unter die Tischplatte deutscher Leseplätze, wünscht man sich manchmal fast in das südostasiatische Land. Bernhard Mittermaier war jedenfalls – vermutlich aus anderen Gründen – dort und stellt uns die ambitionierte library@esplanade vor, eine Bibliothek in einem Kulturzentrum mit außergewöhnlicher Ausstattung und verlockenden Angeboten.

Nicht nur geografisch liegt Polen weitaus näher an Deutschland. Von Berlin ist es nur eine knappe Stunde und man kann sich im Grenzstädtchen Slubice in die Öffentliche Bibliothek setzen. Wer sich aber erst einmal einen Überblick über das polnische Bibliothekswesen an sich verschaffen möchte, bevor er nach dem Wandern durch die Oderauen mit den lokalen Bibliothekaren ein Schwätzchen beginnt, findet in dem Beitrag von Stephanie Funk die Gelegenheit.

So manches Schwätzchen mit Bibliotheksmitarbeitern hielt auch Elke Greifeneder bei ihrem Studienaufenthalt in Frankreich, der sie zu einer Reflexion über das Verhältnis Mensch-Maschine inspirierte.

In Island ist das ganze Land eine Bibliothek – wenigstens wenn man über einen Internetzugang verfügt und mit www.hvar.is z.B. gut achteinhalbtausend Zeitschriften im Volltext vom Küchentisch aus einsehen kann. Auch aus anderen Gründen ist das Land außergewöhnlich: So findet sich hier u.a. das höchste ProKopf-Publikationsaufkommen überhaupt. Was Island sonst noch neben der gehobenen Lebensqualität konkret auf dem Gebiet des Bibliothekswesens zu bieten hat, schildert uns Anika Bäcker.

Vor kurzem war Myoung Wilson von der Rutgers University an der Humboldt-University, und da wir schon mal am Plaudern waren, stellte die LIBREAS-Redaktion auch noch zwei Fragen. Mit Myoung Wilsons Antworten eröffnen wir gleichzeitig unsere neue Rubrik „Short Cuts“.

Mehr Zeit als mit Myoung Wilson verbrachten wir als Studierende des Instituts mit Professor Walther Umstätter. Als LIBREAS-Redaktion übrigens auch. Wie und warum kann man im „Gesprächsprotokoll“ in dieser Ausgabe nachlesen.

Für Georg Olms hat das Buch Zukunft. Für Ben Kaden auch. Allerdings unterscheiden sich die Blickwinkel etwas, wie das Opinion Paper „Von der Vielfalt und der Einfalt der Medien“ zeigt.

Dass in der Bibliothek mitunter Musik drin ist und zwar recht erfolgreich, führt Elisabeth Simon aus und zeigt, wie die Bibliothek als Instrument zur Vermittlung gesellschaftlicher Werte aktiv werden kann.

Dichtung muss nicht unbedingt Wahrheit sein. Aber sie muss einen Funken tragen, der überspringen kann. Mit der Nachdichtung von „Wild about books“ liefert uns Susanne Brandt einen solchen und man sollte diese Strophen unbedingt mal mit den eigenen Kindern (sofern sie jünger als 12 Jahre sind) lesen. Das zweite Gedicht von Susanne Brandt ist dagegen mehr etwas für das Kollegium. Da wir Lyrik sehr schätzen und Bibliothekslyrik umso mehr, geht der Einkaufsgutschein aus unserem Gewinnspiel an sie.

Letztlich gibt es noch ein übliches Konvolut an Rezensionen und eine kleine Querschnittsfotoschau zur LIBREAS-Reise nach Seoul.

Angesichts der kleinen Verspätung dieser Ausgabe bitten wir um Entschuldigung und hoffen inständig, dass wir bei der Erstellung der nächsten Ausgabe von einer technischen Malaise, wie die, die uns diesmal vor den LIBREAS-Karren fuhr, verschont bleiben.

Kritik, Lob, Wünsche, allgemeine Leserbriefe, Kommentare, Vorschläge für Beiträge und Themen: Wir nehmen alles gern an und auf.

Berlin, im Dezember 2006