> > > LIBREAS. Library Ideas # 5

Rezension zu Schmidt, D.; Allison, M.M.; Clark, K.A.; Jacobs P.F. and Porta, M.A.: Guide to Reference and Information Sources in Plant Biology. Third Edition. Libraries Unlimited. Westport, Connecticut/London (2006)


Zitiervorschlag
Walther Umstätter, "Rezension zu Schmidt, D.; Allison, M.M.; Clark, K.A.; Jacobs P.F. and Porta, M.A.: Guide to Reference and Information Sources in Plant Biology. Third Edition. Libraries Unlimited. Westport, Connecticut/London (2006). ". LIBREAS. Library Ideas, 5 ().


Das Buch erinnert an die seit vierzig Jahren erscheinende „Brandon/Hill List“ , die für angloamerikanische Krankenhausbibliotheken eine große Hilfe in der Auswahl der wichtigsten Publikationen und damit bei der Erwerbung bietet. Diese von Alfred N. Brandon 1964 (Bull. Med. Libr. Assoc. 52 (1)188-95) begründete Auswahlliste, an der später in einmaliger Weise die Preissteigerung bei medizinischen Spezialbibliotheken untersucht werden konnte (Bull. Med. Libr. Assoc. 71 (4) 375-79 1983; J. Med. Libr. Assoc. 92 (3) 307-14 2004), war eine beispielhafte bibliothekarische Leistung. Selten wurde so deutlich, dass medizinische Spitzenzeitschriften sich über Jahrzehnte hinweg rascher verteuerten, als der allgemeine Consumer Price Index, und dies, obwohl die Computer das Produzieren von Zeitschriften immer preiswerter machten. Im Jahre 2004 wurde die „Brandon/Hill List“ von “Doody's Core Titles in the Health Sciences” (DCT 2004) abgelöst.

Eine ähnliche Funktion übernimmt das vorliegende, in der dritten Auflage erschienene Buch für die Botanik, in dem es für die einzelnen Teilgebiete die wichtigsten Bibliographien, Datenbanken, laufenden Zeitschriften, Enzyklopädien und Wörterbücher, Handbücher und sogar Vereine nennt, die auf diesen Gebieten publizieren. Soweit es möglich ist, sind auch die Preise verzeichnet, so dass sich ein notwendiger Erwerbungsetat für eine Spezialbibliothek der Plant Biology leicht abschätzen lässt.

Die fünf Bibliothekarinnen, von denen vier an der University of Illinois, Urbana-Champaign und eine in Ontario in der praktischen Bibliotheksarbeit zuhause sind, haben natürlich der neusten Entwicklung beim BioOne-Program, bei Open Access Journals, den SPARC Alternative Journals, JSTOR, Highwire Press oder PubMed Central Rechnung getragen.

Etwa eintausend Quellen sind mit den entsprechenden Annotationen auf rund zweihundertfünfzig Seiten erschlossen, die durch zusätzliche zweiunddreißig Seiten Index auch recht gut alphabetisch auffindbar sind. Zu den Quellen gehören neben Büchern und Zeitschriften natürlich auch die wichtigen Web Sites, wobei beispielsweise beim Science Citation Index auf die gedruckte Version für jährlich fünfzehntausend Dollar, die CD-ROM-Version und auch auf das Web of Science hingewiesen wird.

Die Teilgebiete sind Plant Evolution and Paleobotany; Ethnobotany; Ecology; Anatomy, Morphology, and Development; Genetics, Molecular Biology, and Biotechnology; Plant Physiology and Phytochemistry und Systematics and Identification.

Als Zielgruppe dieses Buches sind zunächst eindeutig die Bibliothekarinnen und Bibliothekare zu sehen, die eine Spezialbibliothek mit pflanzenbiologischer Ausrichtung zu betreiben haben. Andererseits ist diese Publikation aber sicher auch eine Fundgrube für angehende Botaniker, die zwar nicht mehr die ersten Semester einer Universität besiedeln, aber auch noch nicht jahrelange Praxis haben, so dass ihnen die hier genannten Quellen längst aus persönlicher Erfahrung bekannt sind. Schon der Paleobotaniker wird in diesem Nachschlagewerk beispielsweise Quellen aus der Pflanzenphysiologie oder Phytochemie entdecken, die er noch nicht kennt, die aber auch für seine Arbeit durchaus hilfreich sein dürften.

Für eine moderne wissenschaftliche Ausbildung an Hochschulen wäre zu wünschen, dass Botaniker von ihren Bibliotheken diesen Guide beispielsweise während ihres Studiums in zunehmendem Maße vervollständigend auf ihr Notebook überspielt bekommen, so dass er begleitend für die Lehre wirksam werden kann.

Es ist daher durchaus bedauerlich, dass der deutschsprachige Markt für ein deutsches Äquivalent, das in seiner Herstellung aufwendig ist und auch viel Sachverstand und Erfahrung erfordert, zu klein ist. Obwohl man für eine deutsche Übersetzung große Teile direkt übernehmen könnte, um sie dann mit deutschen Lehrbüchern, Nachschlagewerken, Zeitschriften und Vereinen zu ergänzen, sind bisher entsprechende Versuche noch nicht einmal im medizinischen Bereich gelungen, so dass die Botaniker hierzulande gezwungen sind, auf das vorliegende Buch zurückzugreifen, um es dann für ihre eigene fachliche Ausrichtung selbst zu ergänzen.

Zum Vergleich könnte man noch am ehesten die Publikation von Eleonore Poetzsch „Naturwissenschaftlich-technische Information. Online, CD-ROM, Internet“ heranziehen, die sich aber zum Einen nur auf Datenbanken erstreckt und zum Anderen den gesamten naturwissenschaftlich-technischen Bereich abdeckt.

Als eine Anregung auf der Basis dieses Buches wäre am ehesten daran zu denken, dass Bibliothekarinnen und Bibliothekare mit Sachkenntnis auf botanischem Gebiet dieses Buch für die deutschen Wissenschaftler im Internet ergänzen. Dabei wären Übersetzungen, deutsche Lehr- und Handbücher, sowie Nachschlagewerke, deutsche, österreichische, etc. Vereinigungen und deren Produkte zu erfassen. Eine direkte Übersetzung des „Guide to Reference and Information Sources in Plant Biology“ erübrigt sich für wissenschaftlich Tätige von heute auf diesem Gebiet.

Wenn man weiß, bzw. nachliest, wie die „Brandon List“ einst erarbeitet wurde, dann hält sich der Zeitaufwand für heutige Informationsspezialisten, die sich fast nur auf den deutschen Markt konzentrieren müssen, in überschaubaren Grenzen.

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass der Bedarf an Fachkräften, die in den USA Reference Librarians heißen, auch hierzulande wächst und damit auch die einschlägigen Kenntnisse über „Reference and Information Sources“, gleichgültig ob sie aus Chemie, Filmschaffen, Kinderliteratur, Sport, Zoologie oder irgend einer anderen Disziplin stammen.

Dass die University of Guelph Library unter der URL: http://www.lib.uoguelph.ca/help/research/guides/index.cfm?code=botany auch ein interessantes Angebot an Atlanten, Bibliographien, Büchern, Dictionaries, Directories, Encyclopedias, Guides, Handbooks, Manuals, laufenden Zeitschriften, Style Guides und Weblinks zur Botanik anbietet, sei nur zur Ergänzung und zum Vergleich erwähnt.

Die US-Preisempfehlung ist 75,00 $, während der Amazon-Preis: 69,50 € beträgt.


Walther Umstätter ist Hochschullehrer und geschäftsführender Direktor des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin