TR: Sie verkörpern eine neue Generation am IBI: Als geschäftsführende Institutsdirektorin, Frau Petras, und stellvertretende geschäftsführende Institutsdirektorin, Frau Greifeneder. Jede Generation hat einen Anfang und deshalb ist die erste Frage: Wie kam es zu der Entscheidung Bibliothekswissenschaft
am IBI zu studieren?
VP: Meine erste Entscheidung war, dass ich in Berlin studieren wollte. Außerdem habe ich
Bibliotheken schon immer gemocht, sie zählten zu meinen Lieblingsaufenthaltsorten in der Kindheit.
Jedoch wusste ich nicht genau, was ich werden wollte – auch zu meinen Abiturzeiten nicht. Blauäugig wie ich war, nahm ich mir also eine Broschüre mit allen Studienfächern, die man in Berlin studieren konnte und ging mit einem Bleistift die Liste durch: Möchte ich nicht, möchte ich vielleicht… Dann habe ich mir ein paar Studienfächer herausgesucht und Bibliothekswissenschaft
mit dem Schwerpunkt Dokumentationswesen, was ich letztendlich studiert habe, ist mir dabei ins Auge gesprungen. Mit meinem Vater fuhr ich schließlich zu einer Informationsveranstaltung, sowohl für Bibliothekswissenschaft als auch für Kunstgeschichte — weil ich dieses Fach auch studieren wollte, fürs Herz. Und um alles abzusichern, habe ich auch noch Betriebswirtschaftslehre studiert. Wir waren also bei dieser Informationsveranstaltung, früh im Jahr 1995, hier im Gebäude des IBI. Und eine Dozentin, Frau Iris Schwarz, bei der ich später auch Lehre hatte, stellte uns etwas ganz Neues vor: das Internet. Sie erklärte, wie man darin recherchieren könne und da dachte ich mir: Das ist es, was ich einmal machen möchte. Und so war die Entscheidung getroffen. Ich habe dann tatsächlich Bibliothekswissenschaft mit Schwerpunkt Dokumentationswesen, BWL und Kunstgeschichte studiert und so alle meine Herzenswünsche vereint.
EG: Bei mir war es ganz anders. Ich wollte eigentlich überhaupt nicht nach Berlin. Ursprünglich komme ich aus Schwäbisch Hall, das ist eine Kleinstadt im Süden Deutschlands. In der zwölften Klasse waren wir in Berlin auf einer Klassenfahrt und ich fand es furchtbar. Mir war diese Stadt zu groß und zu laut. Aber auch ich habe Bibliotheken gemocht und mich dort unglaublich viel aufgehalten. Sogar ein Schülerpraktikum habe ich in einer Bibliothek gemacht. Jedoch haben mich dort auch relativ früh verschiedene Sachen angefangen zu stören [lacht]. Ich werde nie vergessen, wie die Bibliothekarin dort um fünf vor sechs mit einem Krächzen durch die Bibliothek rief: Wir schließen in fünf Minuten! Bitte gehen Sie jetzt!!
Das war der Moment, in dem ich gesagt habe: Das möchte ich gerne anders machen! Ich bin dann nach Stuttgart an die Fachhochschule zum Informationstag gegangen. Stuttgart war ja nah dran an meiner Heimat und ich konnte mir damals gar nicht vorstellen, irgendwo anders hinzugehen. Bei diesem Informationstag habe ich viel Interessantes gehört. Ich habe aber durch die Unterhaltungen mit den Anwesenden schnell festgestellt, dass ich mit dem damaligen Diplom-Studiengang dort nicht das machen konnte, was ich wollte – nämlich etwas zu verändern in Bibliotheken. Also habe ich geschaut, wo ich das studieren kann und festgestellt: Mist! Das wäre in Berlin.
Schließlich bin ich mit meinem Bruder nach Berlin gefahren, zur Studienberatung ans IBI gegangen und habe gesagt, dass ich hier gerne studieren und im Zweitfach Französisch belegen würde. Mir wurde dann gesagt: Also, ob Sie hier richtig sind, das weiß ich nicht.
Ich solle lieber an die Fachhochschule gehen. Geblieben bin ich aber trotzdem und habe es nie bereut.
TR: Und an welchem Punkt während Ihrer Studienzeit am IBI wussten Sie, dass Sie eine wissenschaftliche Karriere einschlagen wollen?
EG: Ich wusste es bis zu dem Moment, als ich hier am IBI eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle angetreten habe, nicht. Ich habe ganz normal studiert und dachte auch während der Praktika, dass ich danach in eine Bibliothek gehen würde, um in der Benutzerabteilung oder ähnliches zu arbeiten. Mein Traum war es immer, die Benutzerabteilung der ZLB (Zentral- und Landesbibliothek Berlin) zu leiten. Dann war es aber so, dass gegen Ende meines Studiums eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle bei Michael Seadle ausgeschrieben wurde und er mich fragte, ob das nicht etwas für mich wäre. Und da dachte ich mir, ja, eigentlich schon. Ich habe dann erst auf dieser Stelle festgestellt, dass mir das sehr viel Spaß macht und dass das etwas ist, das mir liegt. Während meiner Arbeit habe ich mich dann fragen müssen, ob ich die wissenschaftliche Karriere verfolgen oder zurück ins reale
Leben möchte. Ich habe dann relativ schnell festgestellt, dass ich eine Professur anstreben möchte. Dementsprechend bin ich dann auch meine Karriereplanung angegangen. Aber davor war es, wie vieles in wissenschaftlichen Karrieren, eher Zufall.
VP: Ich wusste auch mit dreißig Jahren noch nicht, was ich werden wollte. Bei mir war es so, dass ich nach einer Exkursion nach Hamburg beschlossen habe, dass ich im Spiegel-Archiv arbeiten möchte. Das fand ich nämlich toll, weil die Leute, die dort Informationsarbeit gemacht haben, den Journalisten gleichgestellt waren. Und ich wollte ja Informationsarbeit machen. Das war der ursprüngliche Plan. Ich bin dann im achten Semester ins Ausland gegangen, nach Berkeley, Kalifornien, und habe da ein Jahr lang vor mich hin studiert. Das war zur Zeit des Dotcom-Booms. Es war fantastisch, eine ganz andere Welt. Im Sommer habe ich dann in diesem Institut gefragt, ob sie nicht einen Job für mich hätten und habe dort bei einem Forschungsprojekt mitgearbeitet. Und das fand ich großartig. Am Ende des Sommers bin ich mit meinen Kollegen aus diesem Team Mittagessen gegangen und während des Essens haben sie mich gefragt: Kannst du dir vorstellen, einen Doktor zu machen?
Und ich: Naja, darüber habe ich noch nie nachgedacht.
Darauf sagten sie: Also, wenn du dir das vorstellen könntest, wir hätten dich gerne hier und würden dich dabei unterstützen.
Und wenn Berkeley sagt, dass sie dich gerne als Doktorandin nehmen würden, dann äußert man kein nein
. Ein Jahr später war ich in Berkeley als Doktorandin. Es war dann so, dass die eine Hälfte meiner Kommilitonen irgendwo ins Silicon Valley gegangen ist oder gehen wollte und die andere Hälfte akademisch arbeiten wollte. Ich hingegen ging zurück nach Deutschland und wusste immer noch nicht genau, was ich tun möchte. Ich wusste, dass ich Forschung machen wollte, aber nicht, ob es an einer Universität oder irgendwo anders sein sollte. Nach meiner Promotion habe ich dann tatsächlich bei einer Suchmaschinenfirma, nicht bei Google [lacht], ein Bewerbungsgespräch geführt, mich aber dann stattdessen für ein Forschungsinstitut entschieden.
TR: Und aus welchem Grund haben Sie sich nach dem Studium am IBI entschieden, sich auch hier für eine Professur zu bewerben?
VP: Die Entscheidung war zunächst einmal aus Amerika zurück nach Deutschland zu kehren. Ich habe dann in Bonn bei der GESIS (Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften) gearbeitet und war dort stellvertretende Leiterin einer Abteilung, die informationswissenschaftliche Forschung und Entwicklung gemacht hat. Während dieser Zeit hielt ich jedoch den Kontakt zum IBI und hatte auch den neuen Direktor, Michael Seadle, kennengelernt und einen Vortrag über meine Dissertation gehalten. Als dann die Juniorprofessur für Information Retrieval
ausgeschrieben wurde, wusste ich: Die suchen mich!
und bewarb mich darauf. Außerdem wollte ich gerne zurück nach Berlin, um meiner Familie wieder näher zu sein, die in Ostdeutschland wohnt. So war es sowohl örtlich als auch fachlich perfekt für mich. Und es war schön, wieder an ein informationswissenschaftliches Institut zurückzukommen.
EG: Am IBI hatte ich nicht meine erste Professur. Vorher war ich in Kopenhagen und hatte dort eine Assistant Professor Position für Information Science
, weil ich zu meiner Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin gesehen habe, dass mich das interessiert. Also habe ich mich direkt nach meiner Promotion dort beworben und die Stelle auch bekommen. Das Schöne an einer Professur ist, dass man mehr Freiheiten genießt als in der freien Wirtschaft. Man steht in regem Kontakt zu den Studierenden, deren Fragen ganz anders sind als jene auf einer Fachkonferenz. Wir lernen unglaublich viel voneinander und das finde ich sehr spannend. Außerdem beforscht man nicht nur seine eigenen Themen, sondern gibt diese auch weiter, was mir Spaß macht. Es gibt nicht viele Stellen, wo man so arbeiten kann. Auf dem diesjährigen Bibliothekartag habe ich mehrere Absolventen getroffen und zu hören, wo diese jetzt alle arbeiten, war wirklich toll.
TR: Im Wintersemester 2018/19 feiert das IBI seinen neunzigsten Geburtstag. Wie schätzen Sie die Relevanz unseres Faches in der Zukunft ein?
EG: Diese Frage finde ich schwierig, weil ich es lieber so formulieren würde: Wie würde ich es mir wünschen? Weil ich fest davon überzeugt bin, dass unser Fach momentan vielleicht das relevanteste ist, das es gibt. Denn wir sind in der Zeit der Digitalisierung angekommen, in der es nicht mehr um die Entwicklung der Technik geht, sondern um die Frage, wie die Technik auf die Gesellschaft einwirkt.
Die Forschung zur Wirkung ist schon seit einigen Jahren im Kommen und wird in den nächsten Jahren noch stärker werden. Wir müssen uns nur anschauen, wie es mit den Themen Industrie 4.0
und Smart Living
wird. Und da wir in einem Fach arbeiten, welches sich seit vielen, vielen Jahren damit beschäftigt, welche Auswirkungen Information auf die Gesellschaft hat, welche Rollen Bibliotheken und andere informationsverarbeitende Einrichtungen spielen, da glaube ich, dass wir eine hohe Relevanz haben werden. Aber ich sage auch, dass das viel Arbeit ist. Denn wir sind nicht so bekannt und müssen unsere Relevanz erst einmal stärker nach außen tragen.
TR: Kann das IBI in diesem Zusammenhang eine Rolle einnehmen?
VP: Absolut! Wer, wenn nicht wir mit dieser einzigartigen Kombination zwischen dem Bibliotheksbereich und anderen informationsverarbeitenden Einrichtungen könnte das mitgestalten? Welche Rolle wir einnehmen können? Wir sollten eine zentrale Rolle einnehmen, aber ob wir das können, mit unserer Größe, ist eine andere Frage. Aber dass wir da mitspielen, strategisch, politisch und wissenschaftliche Aussagen treffen, weil wir, die Studierenden und Forschenden uns mit dem Themengebiet auseinandersetzen, da sehe ich unglaublich viel Potential. Und wir tun unseren Beitrag, um Botschafter des Instituts zu sein – das macht jeder Kollege und jede Kollegin.
EG: Ja, wir sind viel, viel kleiner als andere Einrichtungen und können personell viele Sachen nicht leisten, aber wir werden Strategien entwickeln und sind auch schon dabei. Es tut sich viel und wo wir früher nicht wahrgenommen wurden, ist jetzt Interesse und Unterstützung vorhanden.
TR: Der Direkt-Masterstudiengang des Instituts wurde kürzlich von Bibliotheks- und Informationswissenschaft
in Information Science
umbenannt. Welchen Stellenwert hat der Bibliotheksbereich in der zukünftigen Ausrichtung des IBIs?
VP: Für mich einen ganz großen! Denn dieses Alleinstellungsmerkmal, das wir haben und mit dem wir uns historisch und wissenschaftlich bedingt eine wichtige Position herausgearbeitet haben, das sollten wir nicht verlieren. Auch Bibliotheken haben viele Forschungsbereiche, viele Dinge, die beforscht werden können und sollten. Nichtsdestotrotz werden Sie eine Diversifizierung am IBI feststellen. Das sieht man auch an den Studiengängen. Wir haben ja nicht nur den einen Bachelor (BA) und den einen Master (MA), sondern mehrere. Der Bibliotheksbereich im MA befindet sich stärker im Fernstudiengang und in einem neuen Studiengang, den wir gerade mit der FH Potsdam aufbauen. Digitales Datenmanagement
ist auch für Forschungsdatenmanager in Bibliotheken und an anderen Einrichtungen gedacht. Wie Elke Greifeneder in ihrem Vortrag auf dem Bibliothekartag 2018 gesagt hat: Nur weil da nicht Bibliothek drauf steht, heißt das nicht, dass da nicht Bibliothek drin ist!
Ich vertrete eine expansive Auffassung des Begriffes der Informationslandschaft und für mich bedeutet Information
immer, dass da auch Bibliothek mit drin ist. Als besondere Ansprechpartner sind Bibliotheken und andere Kulturerbeinstitutionen am IBI wichtig und sollen es auch bleiben.
EG: Das kann ich so nur unterstützen. Wenn man sich den Masterstudiengang anschaut, ist da viel für Bibliotheken enthalten: Digitalisierung, User Experience Design, Datenbanken… Das sind alles relevante Inhalte für Bibliotheken und Kenntnisse, die man auf diesem Niveau in der Bibliothek braucht. Um mit einem Masterabschluss auf einer E13-Stelle oder höher eingestellt zu werden, muss man ja auch bestimmte Aufgaben übernehmen. Und wenn wir uns angucken, was das für Aufgaben sind, dann sind diese eben nicht mehr nur bibliotheksspezifisch. Es sind Kenntnisse und Kompetenzen, die man genauso in Museen und Archiven oder Firmen wie IBM, Amazon und Google braucht. Es sind die gleichen Kompetenzen. Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, die Studiengänge auszuweiten. Denn wenn wir nur die ganz konkreten Anwendungen, die ein Fachreferent braucht, vermitteln, bilden wir am Bedarf vorbei aus. Das muss man leider so sagen. Bibliotheken sind Informationssysteme, der größte Bereich, den wir haben. Aber es gibt eben auch noch mehr, wir machen eben nicht nur das.
TR: Auch bei der Ausrichtung der Lehrstühle gab es in den letzten Jahren einige Veränderungen. Welchen Stellenwert wird das Thema Öffentliche Bibliotheken
künftig bei den Lehrinhalten des IBI einnehmen?
VP: Das ist eine interessante Frage, denn es kommt darauf an, wie Sie das Thema Öffentliche Bibliothek
(ÖB) betrachten. Meine Antwort: Wenn da Bibliothek drauf steht, ist auch ÖB drin. Die Spartentrennung, die wir in den 1990er Jahren aufgehoben haben, die wollen wir hier nicht wieder einführen. Dass Wissenschaftliche Bibliotheken (WBs) und ÖBs verschiedene Themen haben und unterschiedlich fokussiert sind, stimmt sicherlich. Jetzt ist die Frage, inwiefern können wir mit unseren Lehrinhalten auch wichtige Inhalte der ÖBs vermitteln? Und da gebe ich Ihnen einen kleinen Ausblick: Im nächsten Semester wird es im Bachelorstudiengang einen Kurs geben, der Soziale und interkulturelle Bibliotheksarbeit
heißt. Das ist interessant für ÖBs, aber eben auch für WBs. Es wird vermutlich keinen Kurs geben, der Öffentliche Bibliotheken
heißt, denn es gibt ja auch keinen, der Wissenschaftliche Bibliotheken
heißt. Man muss also detaillierter und präziser in die Inhalte der Module hineinschauen. Die meisten Absolventen gehen in WBs und die Inhalte der Kurse zielen auf Themengebiete ab, die vermehrt in WBs interessieren werden.
Aber heißt das, dass wir für ÖBs nicht ausbilden? Das würde ich so nicht sagen.
TR: Nicht nur der Name Information Science
weist darauf hin: Viele Masterveranstaltungen werden mittlerweile in englischer Sprache angeboten und auch im Bachelorstudium ist ein großer Teil der Lektüre englischsprachig. Sind sehr gute Englischkenntnisse in unserem Fach eine Pflichtvoraussetzung und wird sich das in Zukunft noch weiter intensivieren?
VP: Es ist die momentane Wissenschaftssprache und dadurch ist die aktuellste Literatur zum Fach englischsprachig. In einigen Jahren sind die Übersetzungsprogramme vielleicht so gut, dass man alles durch den Translator schicken kann und dann hat sich diese Problematik auch erledigt. Andererseits muss man die Texte dennoch auf Englisch verfassen können.
EG: Englischkenntnisse sind wichtig und unabdingbar. Es ist die Arbeitssprache. Man muss mit guten Kenntnissen herkommen, sonst wird man die Artikeltexte nicht verstehen können. Aber man muss und soll auch während des Studiums ganz viel dazulernen, dafür ist das Studium da. Es ist in Zukunft einfach ein weiterer Teil des Studiums, sich diese Kompetenz anzueignen.
TR: Brauchen moderne Studiengänge wie Bibliotheks- und Informationswissenschaft
, INFOMIT
und Information Science
eigentlich auch ein modernes Institutsgebäude oder gehört das Gebäude in der Dorotheenstraße 26 mittlerweile untrennbar zum IBI?
VP: Ich liebe dieses Gebäude, ich liebe die Harry Potter
-Treppe, ich liebe die großen Hallen — und ich habe genügend Fantasie, um mir das schön
vorzustellen [lacht]. Es ist aber nicht untrennbar mit dem IBI verbunden, denn das IBI ist schließlich erst 1994/95 hier eingezogen. Und die Frage ist: Brauchen wir überhaupt ein Gebäude? Ich denke, wir bräuchten viel mehr moderne Informationstechnologie. Mit dem iLab haben wir ein exzellentes Beispiel, wie es funktionieren kann und hoffentlich ab dem nächsten Jahr auch eine geupdatete Infrastruktur. Also gerne das alte Gebäude, aber bitte mit sehr moderner Infrastruktur. Eingepfercht zwischen zwei Bibliotheken — symbolischer kann unser Standort doch eigentlich nicht sein. Und nah am Hauptgebäude, dem Zentrum allen Geschehens.
EG: Hinzuzufügen ist nur: Was gibt es denn Cooleres und Moderneres als in einem Gebäude zu sitzen, in dem Steven Spielberg 2014 einen Film gedreht hat?! Ein Gebäude, in dem Tom Hanks schon die Türen geöffnet hat? (Anmerkung des Interviewers: Das IBI-Gebäude war Schauplatz für den Film Bridge of Spies
.)
TR: Vor kurzem haben Sie, Frau Prof. Petras, die Leitung des IBI von Herrn Prof. Seadle übernommen. Was möchten Sie aus der Vergangenheit weiterführen und was wollen Sie am IBI ändern?
VP: Ich würde gerne weiterführen, dass wir ein offenes, studierendenfreundliches Institut bleiben, an dem es Spaß macht zu studieren. Dass wir weiterhin einen innovativen Raum für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anbieten, in dem man Dinge ausprobieren kann, sowohl didaktisch als auch wissenschaftlich. Ich würde die Identität, die wir hier haben, gerne weiter stärken. Diese Trennung, in den Köpfen der Studierenden, zwischen den Studiengängen abschaffen, sodass sich alle gleichermaßen zugehörig fühlen. Und zu dieser Identität gehört für mich auch die Repräsentation nach außen.
Ein Wunsch von mir wäre, dass wenn jemand, zum Beispiel von dieser Universität, das Wort Digitalisierung
sagt, damit sofort das IBI verbunden wird. Dass bestimmte Themengebiete einfach mit dem Institut identifiziert werden. Und mein Anspruch ist dann, dass das nicht nur an der Universität, sondern in der Stadt und darüber hinaus auch so ist. Durch die Mitgliedschaft in der iSchool-Vereinigung sind wir schon in den informationswissenschaftlichen Instituten bekannt. Wir haben gute Beziehungen zu
Bibliotheken und die möchte ich weiter stärken. Ich möchte außerdem, dass wir stärker als Forschungs- und Beratungszweig von Bibliotheken gesehen werden. Wissenschaftlich sind wir gut aufgestellt, was uns jedoch fehlt, sind gute Kontakte zur Industrie und in den Wirtschaftsbereichen. Daran wollen wir beide arbeiten.
TR: Was wünschen Sie dem Institut zum 90. Geburtstag?
EG: Ich würde mir wünschen, dass zu diesem Anlass ganz viele Leute zusammenkommen, die vielleicht seit Jahren nicht mehr hier waren. Von denen jeder seine ganz eigene Art der Beziehung zum Institut hat und sieht, was daraus geworden ist und das mit uns feiert. Und dann natürlich weitere tolle 90 Jahre.
VP: Eine schöne Party! Und hoffen wir, dass es so weiter geht. Dieses Institut hatte eine sehr bewegte Geschichte mit sehr vielen interessanten Verwicklungen, sodass es spannend sein wird zu sehen, wie das Leben hier in dreißig oder auch schon in zehn Jahren aussehen wird. Ich wünsche mir, dass es ein Ort der Innovation und Kollegialität, zwischen Mitarbeitern und Studierenden, bleibt und dass wir weiterhin anpassungsfähig, flexibel und dynamisch bleiben – sonst schaffen wir es in dieser Wissenschaftslandschaft und in diesem speziellen Kontext gar nicht.
Prof. Vivien Petras, PhD ist geschäftsführende Institutsdirektorin und hat den Lehrstuhl für Information Retrieval am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft seit 2009 inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Evaluation von Informationssystemen, mehrsprachige Aspekte des Information Retrievals, Informationssysteme für das Kulturerbe und die Wissensorganisation.
Prof. Dr. Elke Greifeneder ist Juniorprofessorin und stellvertretende geschäftsführende Direktorin am IBIund hat den Lehrstuhl für Information Behavior am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft seit 2014 inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind das Informationsverhalten von Menschen in der Interaktion mit Technik, mit Schwerpunkten in der Methodenforschung, Validitätsforschung und Studien in natürlichen Nutzerkontexten.
Thomas Roesnick studiert aktuell im sechsten Bachelorsemester „Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ am Institut. Momentan schreibt er an seiner Bachelorarbeit und würde danach gerne an der Humboldt-Universität den Master in „Deutsche Literatur“ belegen.
Felicitas Härting studiert zurzeit im zweiten Bachelorsemester „Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ am Institut. 2013 hat sie die Ausbildung zur „Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste“ in der Stadtbibliothek Steglitz-Zehlendorf absolviert und arbeitet seitdem auch dort. Nach ihrem Bachelorabschluss würde sie gerne in einer Kinder- und Jugendbibliothek arbeiten, das Referat für Jugendliteratur betreuen und Veranstaltungen für und mit Kindern auf die Beine stellen.
Miriam Brauer studiert aktuell im vierten Bachelorsemester Bibliotheks- und Informationswissenschaft am Institut. Zudem ist sie als studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Information Processing and Analytics tätig.