Fragen für LIBREAS von Karsten Schuldt und Linda Freyberg
Ulrich Herb beschäftigt sich als, in einer Bibliothek tätiger, Informationswissenschaftler seit Jahren praktisch und forschend mit Open Access. Seine Dissertation lieferte einen Überblick zum tatsächlichen Handeln von Forschenden eines Felder, der deutschsprachigen Soziologie, in Bezug auf Open Access (Herb 2015). Zudem hat er als langer Begleiter der Bewegung erst kürzlich eine Kritik der Entwicklungen der letzten Jahre vorgelegt (Herb 2017). Das folgende Interview mit LIBREAS. Library Ideas schließt an diese Äußerungen an.
LIBREAS: Wenn man die Effekte und Entwicklungen im Open Access-Feld in den letzten Jahren betrachtet – insbesondere die Durchsetzung von Gold-OA als Publikationsstandard für Zeitschriftenaufsätze – erscheint es dann nicht so, als wäre das eigentliche Transformationspotential von Open Access bestenfalls in verwässerter Form spürbar? Haben wir heute nicht ganz ähnliche Abhängigkeiten und Probleme wie in der Wissenschaftskommunikation vor Open Access?
Herb: Meiner Meinung nach kannte Open Access in seinen Kindertagen zwei prägende Elemente: Zum einen sollte er Wissenschaft transparent und überprüfbar machen, beschleunigen und wissenschaftliches Arbeiten erleichtern. Dieses Versprechen hält er, zumal er ein quantitativer Erfolg ist: Sein Anteil an der Gesamtproduktion wissenschaftlicher Texte wächst. Das andere Element war eher sozial-romantisch oder sozial-utopisch. Die Budapest Open Access Initiative (BOAI) formulierte euphorisch, dass Open Access das Teilen von Wissen zwischen den Armen und Reichen ermöglichen werde und dass er der Grundstein für die Vereinigung der Menschheit in einer gemeinsamen intellektuellen Konversation und bei der Suche nach Wissen sei. Man dachte diese gemeinsame intellektuelle Konversation benötige die kommerziellen Verlage nicht, rein infrastrukturell, weil man die Distribution via Internet als Wissenschaftler oder non-profit-Einrichtung selbst in die Hand nehmen kann, rein produktiv, weil der Content bekanntermaßen von Wissenschaftlern erstellt, editiert und qualitativ geprüft wird. So erklärt sich auch, dass die BOAI jedes kommerzielle Element verneint. Der Begriff publisher findet nur einmal in ihrer Erklärung Verwendung.
Die Regeln und Strukturen in der internen Wissenschaftskommunikation, die vor allem durch wissenschaftliche Publikationen und dabei in vielen Fächern vorrangig in Journalen erfolgt, sind aber eben persistent. Zu diesen Regeln gehört, dass in der Wissenschaft zwei Arten Kapital zirkulieren: ökonomisches und soziales. Die Crux bei der Finanzierung wissenschaftlicher Publikationen ist leider, dass die öffentliche Hand, genauer die Bibliotheken, das ökonomische Kapital verteilen, die Verlage jedoch das soziale, das für das Renommee eines Wissenschaftlers ausschlaggebend ist. Dazu profitieren auch Bibliotheken und Universitäten von diesem sozialen Kapital, das die Verlage vermitteln: Auf der einen Seite kann man damit protzen, dass man sich die hochpreisigen High-Impact-Journale leisten kann, auf der anderen Seite kann man damit prahlen, dass man obszön hohe APCs für Open-Access-Artikel zahlen kann – beides macht einen Standort natürlich attraktiv und exzellent. Die Klagen der Bibliotheken, dass Wissenschaftler beim Publizieren nur auf Impact und Renommee achten, sind daher ein wenig halbseiden, nutzen sie dieses Renommee doch auch für die eigene Stilisierung, andererseits können sie sich schwer aus ihrer Rolle befreien.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich stimme zu, es hat sich nicht so viel geändert – abgesehen davon, dass es mehr Open Access als früher gibt. Der Grund liegt darin, dass die das Renommee oder soziale Kapital verleihenden Marken in den Händen der großen Publisher sind. Es ist eine Binse unter Soziologen: Soziales Kapital schlägt ökonomisches, denn es lässt sich recht einfach in ökonomisches ummünzen, der umgekehrte Prozess hingegen ist sehr aufwändig, sein Erfolg ungewiss.
LIBREAS: In Ihrem Artikel Open Access zwischen Revolution und Goldesel
(Herb 2017) zeichnen Sie ein eher negatives Bild. Die einzigen Akteure im Wissenschaftssystem, die mit Open Access gewonnen hätten, wären die Verlage. Dabei seien am Anfang der Diskussionen vor allem Forschende, Forschungsfördereinrichtungen und Bibliotheken aktiv gewesen. Sehen Sie heute noch Möglichkeiten, diesen Trend umzudrehen?
Herb: Das ist schwierig, aber vielleicht bin ich in Sachen Open Access desillusioniert. Entwicklungen verlaufen in aller Regel pfadabhängig. Bis in die 1960er Jahre wurden wissenschaftliche Journale meist noch in Eigeninitiative der Wissenschaftler verlegt, die Expansion der Wissenschaft und die rapide steigende Zahl der Wissenschaftler überforderte dieses System aber. Die Wissenschaftler wollen forschen und keine Distribuenten oder Verleger sein – das ist etwas, was die Open-Access-Befürworter oft vergessen: Also begann das Outsourcing der Journale zu kommerziellen Verlagen. Seither, besonders aber seit Beginn der Digitalisierung, hat sich der Konzentrationsprozess am Publikationsmarkt enorm beschleunigt und auch im Open Access halten, gemessen an den publizierten Artikeln, die großen drei Verlage, Elsevier, Springer Nature und Wiley, die Hälfte des Volumens. Ich sehe keine Tendenz zu gravierenden Veränderungen. Ich freue mich über jeden kleinen Sieg des nicht-kommerziellen Open Access, zum Beispiel wenn die Herausgeber des Closed-Access-Journals Lingua ihre Tätigkeiten niederlegen und das Open-Access-Journal Glossa gründen. Gemessen an nationalen Open-Access-Konsortien, die mit Elsevier, Springer Nature und Wiley getroffen oder geplant werden, ist dies natürlich nur eine Fußnote.
LIBREAS: Insbesondere interessant scheint ja, dass Forschende – für die Open Access ja eigentlich die meisten Vorteile bringen soll – wenig aktiv scheinen. Wurden deren Interessen die ganze Zeit falsch eingeschätzt?
Herb: Dem stimme ich leider zu, aus mehreren Gründen: Zum einen aus der oben beschriebenen Bedeutung des sozialen Kapitals oder Renommees. Eine andere Soziologen-Binse ist, dass eine Technik nie ein soziales Problem löst. Ob man die Bindung der Wissenschaftler an die Verlage als Problem ansieht, muss jeder wissen, ich formuliere es so: Open Access vertraute sehr darauf, dass eine Technik, das Internet, diese Bindung auflöst – das funktioniert jedoch nicht und man hätte es ahnen können. Zum anderen sehen sich die Wissenschaftler nicht in der Rolle von Verlegern, sondern ziehen es vor, bestehende Publikationsoptionen zu nutzen, die bieten ihnen nunmal meist die kommerziellen Verlage. Man steht hinter dem Motto science as a public good, man freut sich auch über höhere Zitationsraten und liebt offene Kommunikation.
Allerdings liegt in der anderen Waagschale die Reputation des Verlages oder Journals, man sollte diesen Faktor nicht abtun: An deutschen Hochschulen sitzen 90 % der Nicht-Professoren auf befristeten Stellen und leben prekär, sie arbeiten oft 100 % auf einer 50 % Stelle, unbezahlte Lehraufträge sind keine Seltenheit. Das Publizieren von Artikeln bei Verlagen, die der Open-Access-Community unsympathisch sind, kann diesen Leuten das finanzielle Überleben sichern, eine Open-Access-Publikation dürfte für manchen von ihnen Luxus sein, selbst wenn sie keine APC kostet. Und natürlich freuen sich die Wissenschaftler am meisten, wenn sie alles bekommen: Open Access, science as a public good, höhere Zitationsraten, offene Kommunikation und Reputation – ohne selbst als Verleger tätig sein zu müssen. Dieses All-Inclusive-Paket bekommen sie am einfachsten bei bekannten, kommerziellen Verlagen.
LIBREAS: Sie stellen die nationalen Vereinbarungen zu Open Access, die in der Literatur gemeinhin positiv bewertet werden, als vor allem für die großen Verlage vorteilhaft dar. Würde Sie stattdessen für etwas anderes plädieren? Wären die mit diesen Vereinbarungen geschaffenen Strukturen nicht auch ein Ansatzpunkt, später eine andere Form von Open Access durchzusetzen?
Herb: Ich hoffe ausdrücklich, dass dies gelingt und wünsche mir sehr, dass zum Beispiel DEAL seine Ziele erreicht. Dennoch bin ich skeptisch, denn ich sehe hier keine neuen Strukturen. Die öffentliche Hand zahlt bald vielleicht anstelle vieler großer Rechnungen eine sehr große Rechnung an einen Verlag, das ist kein struktureller Wandel. Die Marke, das woran sich Wissenschaftler orientieren, wenn sie entscheiden, in welchem Journal sie publizieren, verbleibt bei den kommerziellen Verlagen. Also werden die Wissenschaftler weiter bei den Journalen dieser Verlage publizieren, zumal sie ja keine APCs zahlen müssen. Warum sollte ich als Wissenschaftler in einer Nation, die ein landesweites Konsortium inklusive Open-Access-Klausel etwa mit Wiley hat, bei einem wissenschaftlich guten, nicht-kommerziellen Open-Access-Journal mit geringer Bekanntheit – noch schlimmer: geringen Zitationszahlen – publizieren, wenn ich auch ohne Unkosten bei einem Wiley-Journal veröffentlichen kann, dem meine Community zu Füßen liegt und das seit 30 Jahren Zitationszahlen sammelt? Zumal die Entscheidung für das nicht-kommerzielle Journal mich schlimmstenfalls um den nächsten Zwei-Jahres-Vertrag in einem Projekt bringt.
Noch eins: Warum sollte ich als Herausgeberschaft eines, sagen wir, Springer-Nature-Journals den Schritt der Lingua-Herausgeber gehen und ein neues Open-Access-Journal gründen, wenn ich damit rechnen kann, dass über kurz oder lang nationale Konsortien mit Open-Access-Klauseln Usus sind und 90 % der Artikel oder mehr in meinem Journal Open Access erscheinen? Dabei ist die Argumentation der Open-Access-Vertreter durchaus heuchlerisch: Einerseits bedrängt man Herausgeber, dem Lingua-Glossa-Beispiel zu folgen, andererseits fördert man die globale Transformation der Closed-Access-Journale zu kommerziellen Open-Access-Journalen. Als Herausgeber fühlte ich mich sehr veralbert, wenn ich mein anerkanntes Closed-Access-Journal als Open-Access-Journal neu gründe, dessen Impact Factor Score bei 0,0 beginnt, ich riesige Mühe habe, Autoren zu akquirieren, mich um Submission-System, Redaktionsworkflow und vieles mehr kümmern muss, nach drei Jahren einen Impact-Factor von 0,2 habe und andere Journale, die einfach ein bisschen warten, durch die Open-Access-Transformation und letztlich gegen Zahlung von viel öffentlichem Geld urplötzlich Open Access erscheinen und einen schönen Impact-Factor von 18,2 haben. Wer bitteschön soll sich auf so etwas Selbstmörderisches einlassen?
Machen wir es kurz: Ich fürchte die nationalen Konsortien stärken den kommerziellen Open Access. Warten wir ab.
LIBREAS: In Ihrer Dissertation (Herb 2015) haben Sie die Soziologie und die dortigen OA-Publikationsstrukturen untersucht und kamen zu weniger negativen Einschätzungen. Insbesondere sei die Publikation als Green-OA verbreitet. Würden Sie die Entwicklungen bei OA in unterschiedlichen Forschungsfeldern auch unterschiedlich beurteilen? Welches Feld kommt den ursprünglichen Idealen von OA, wie sie Anfang der 2000er Jahre formuliert wurden, am nächsten?
Herb: In der Tat, die Soziologie hat mich da recht positiv überrascht. Man hat hier einen pragmatischen Umgang mit Open Access entwickelt: Es gibt zwar teils respektable Gold-Open-Access-Journale, allerdings nimmt der Green Open Access mehr Raum ein, vor allem weil viele Subskriptionsjournale ihre Hefte mit Embargo selbst Open Access stellen. Man betreibt Green Open Access als Journal. Man muss dazu sagen, dass man in der Soziologie, was das Publizieren angeht, noch ein wenig in der idyllischen Zeit der 1960er lebt. Zumindest im deutschsprachigen Bereich, wo es noch angesehene Journale gibt, die in Händen der Community sind. Dazu betreiben Autoren recht rege grünen Open Access. Begünstigt wird dieses Klima bestimmt auch durch das geringere ökonomische Potential der Soziologie-Journale, die Marktführer haben hier nicht die gleiche Dominanz wie in anderen Fächern, kleinere Verlage mit sehr moderaten Green-Open-Access-Modalitäten sind ebenfalls bedeutsam. Mein Eindruck ist weiterhin, dass die Soziologen instinktiv die Vorteile des Open Access erkennen: Die Verbreitung, die offene Kommunikation, die Umsetzung des Mottos science as a public good. Ihre Vorbehalte gegen Open Access zielen zudem seltener auf die Renommee-Frage des Open Access, sie hegen ein anderes Misstrauen und sehen Open Access als Impuls der Fremdsteuerung von Wissenschaft.
Ich sehe auch die Entwicklungen der Mathematik positiv, hier versuchen Wissenschaftler das Renommee oder die Marke in die eigene Hand zu nehmen, etwa mit den Epi Journals oder Discrete Analysis, dazu zum Beispiel etwa die Sprachwissenschaften, etwa mit Glossa als leuchtendem Beispiel oder Verlagen wie Language Science Press. Mein Eindruck ist, dass sich nicht-kommerzieller Open Access in den Fächern besser entwickelt, in denen nicht sehr viel Geld zirkuliert.
LIBREAS: Wenn man der Darstellung im oben genannten Text folgt, haben sich mit Gold-OA und den Vereinbarungen auf nationaler Ebene Strukturen der Wissenschaftskommunikation etabliert, die wieder den globalen Norden bevorzugen und den globalen Süden weiter in Abhängigkeit halten. In dem von Joachim Schöpfel herausgegeben Buch zu Open Access im globalen Süden (Schöpfel 2015) scheint es aber so, als wenn in diesem die Forschenden eigene Systeme etabliert haben, die – im Gegensatz zum Beispiel zur Situation in Deutschland – wenig mit den großen Verlagen zu tun hat. Sehen Sie das auch so? Wäre dieses Vorgehen nicht ein Vorbild für Forschende in Europa?
Herb: Bei der Diskussion um den globalen Süden wäre Joachim sicher ein besserer Ansprechpartner als ich es bin. Allerdings erscheint Anfang 2018 mit Open Divide? Critical Studies on Open Access ein Sammelband, den Joachim und ich herausgeben. Dort finden sich Artikel zu diskussionswürdigen Eigenschaften und Entwicklungen des Open Access allgemein und zu seinen Wirkungen und Funktionen im Nord-Süd-Verhältnis. Autoren des Buches berichten tatsächlich, dass Open Access im globalen Süden andere Formen annehmen kann als im Norden und Selbstorganisation eine große Rolle spielt, man denke an SciELO oder Bioline International. Ein Grund mag sein, dass der globale Süden für kommerzielle Verlage wenig lukrativ ist. Das Aufkommen von Open Access im Süden war auch von etwas anderen Motivationen als im Norden begleitet: In Open Divide berichtet Leslie Chan, dass sein Interesse an Open Access nicht durch den fehlenden Zugang zu wissenschaftlichen Informationen aus hochpreisigen Abonnementzeitschriften geweckt wurde, sondern durch das fehlende Wissen über hochwertige Literatur aus dem Süden der Welt. Die Bemühungen, diesen Mangel zu beheben, führten zur Gründung von Bioline International, einem Marktführer im Open Access für biowissenschaftliche Fachzeitschriften, die in Entwicklungsländern veröffentlicht werden.
Und ja: Genau diese Selbstorganisation täte dem Norden gut. Ich zweifle leider, ob man sich die Mühen dieser Selbstorganisation dort auflastet – zumal die erwähnten All-Inclusive-Deals bereits alles für die Wissenschaftler organisieren. Man publiziert ohne Mehrkosten in Springer- oder Elsevier-Zeitschriften, dann ist die Indexierung in den wichtigsten Fachdatenbanken, Plattformen und Zitationsdatenbanken schon erledigt – warum Selbstorganisation, wenn alles organisiert ist?
LIBREAS: Wie könnte man den gesamten OA-Diskurs wieder auf ein sachliches Level bringen? Oder werden wir in absehbarer Zeit in einer antagonistischen Situation zwischen Verlagen auf der einen Seite und Bibliotheken und Forschungsförderung auf der anderen Seite verbleiben?
Herb: Ich weiß gar nicht, ob es einen Open-Access-Diskurs gibt. Jeder will etwas anderes von Open Access, Bibliotheken wollen Geld sparen, Verlage wollen Geld einnehmen, Wissenschaftler wollen Jobs und Karriere, Forschungsförderer wollen Impact. Dazu franst Open Access auch aus: Früher redeten wir von Gold und Grün, heute zusätzlich von Bronze und Platinum, dazu vom Ablegen von Dokumenten auf Homepages, in Social Networks oder von Angeboten wie Springers SharedIt, das es erlaubt, den reinen Lesezugriff auf Dokumente, ohne Druck- oder Speicher-Option, zu teilen. Diese Unschärfe spiegelt sich auch in vielen empirischen Studien zu Open Access, es gibt wohl keine zwei Studien unterschiedlicher Forscher, die zum Beispiel bei der Messung des Open-Access-Anteils am Gesamtvolumen wissenschaftlicher Literatur Open Access gleich definieren. Ist das ein Diskurs, wenn jeder von etwas anderem redet und von diesen unterschiedlichen Wunschgestalten Unterschiedliches erwartet wird?
Ich sehe auch keinen so großen Antagonismus, nehmen wir das Beispiel der landesweiten Open-Access-Konsortien: Lassen die Verlage in den DEAL-Verhandlungen kurzfristig beim Preis nach und erlauben die Open-Access-Klauseln, sind doch alle zufrieden, die Förderer, die Bibliotheken, die Verlage. Alles eine Preisfrage. Zudem ist Open Access längst im Alltag angekommen und wird nicht mehr von Veränderern betrieben. Bei den Open-Access-Tagen in Dresden hielt ich einen Vortrag darüber, wie Open Access sich von seinen Idealen verabschiedet und kommerzialisiert wird. Eine Kollegin, jünger als ich und noch nicht so lange im Open Access aktiv wie ich, meinte anschließend, sie kenne diese idealistische Komponente gar nicht und sie interessiere sie auch nicht. Open Access ist, das meine ich ohne jede Larmoyanz oder ohne die Kollegin in ein schlechtes Licht rücken zu wollen, bei den Technokraten angekommen und die führen keine Diskurse.
Literatur
Herb, Ulrich & Schöpfel, Joachim (edit.) (2018). Open Divide? Critical Studies on Open Access. Sacramento, CA : Litwin Books, 2018.
Herb, Ulrich (2017). Open Access zwischen Revolution und Goldesel: Eine Bilanz fünfzehn Jahre nach der Erklärung der Budapest Open Access Initiative. In: Information. Wissenschaft & Praxis, 68 (2017) 1, 1-10.
Herb, Ulrich (2015). Open Science in der Soziologie: Eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme zur offenen Wissenschaft und eine Untersuchung ihrer Verbreitung in der Soziologie. (Schriften zur Informationswissenschaft, 67). Glückstadt: Verlag Werner Hülsbusch, 2015.
Schöpfel, Joachim (edit.) (2015). Learning from the BRICS: Open Access to Scientific Information in Emerging Countries. Sacramento, CA : Litwin Books, 2015.
Dr. Ulrich Herb, Soziologe und Informationswissenschaftler, tätig für die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek und freiberuflich als Consultant
Karsten Schuldt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft, HTW Chur. Redakteur LIBREAS. Library Ideas.
Linda Freyberg, Doktorandin am Promotionskolleg Wissenskulturen / Digitale Medien der Leuphana Universität Lüneburg, Stipendiatin im Rahmen des Professorinnenprogrammes am Urban Complexity Lab (FH Potsdam) und Redakteurin der LIBREAS.Library Ideas.