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Bibliographien: Einsichten eines ihrer möglichen Leser - ein Rundgang


Zitiervorschlag
Krisztof Ján Kojakeva, "Bibliographien: Einsichten eines ihrer möglichen Leser - ein Rundgang". LIBREAS. Library Ideas, 29 ().


I. Bibliographie und (Selbst-)Referenzialität

Wenn ein Begriff im Beginn sein Einiges erkennen und aus sich selbst das Viele sehen, beleuchten und verstehen will, in diesem Prozess zur Zweiheit, ja eigentlich zum Vielen und Vielfachen fortschreiten möchte und zunächst auf sich selber stößt, mag zunächst befremdlich wirken, den Gedanken der Bibliographie direkt an den Begriff des Rekursiven, des Selbstreferenziellen zu binden. Dies kann dem Denken geschehen, indem es annimmt, nur ein Text (im Sinne einer Darlegung von schriftlich niedergelegten und logisch geführten Gedankengängen in der Form sich bedingender und fortlaufender Zeichen) könne sich auf Quellen beziehen und diese Form des Textes (der damit in Sinne einer wie auch immer gearteten mathematischem Menge als jene der Nicht-Quellen erscheint) im Wege stehen würde, gedanklich unmittelbar eine Rekursion beziehungsweise eine Selbstzuwendung zu ermöglichen Beziehungsweise diese auf sich selbst bezogene Hinwendung überhaupt erkennbar werden zu lassen, da die Zitate und/oder ihre verschiedenen Formen der Benennung ihrer Quellen (etwa im Chicago Citation Style, Fuß- und Endnoten) sich immer auf Außentexte beziehen und spontan eine Art Beziehung meinen, des entre-deux (zwischen Zweien).

Doch gerade die Bibliographie bedarf doch der Quellen, die außerhalb ihrer selbst liegen, welche sie dann ohne Verwendung von Zitaten in einen größeren Zusammenhang stellt. Letztlich: die Bibliographie stellt das einzige abgeschlossene Werk dar, welches zugleich und allein aus der Nennung von Quellen besteht und aus diesem Zugleich und diesem Allein und ihres Aufeinanderbezogenseins, das gedankliche Element des Rekursiven entstehen lassen kann oder – Kritiker würden behaupten – dem Denken vorgegaukelt wird.1 Die gestellte Frage, würde man meinen, klärt sich darin, die Bibliographie wäre die einzige Art eines Verzeichnisses, welches seinen Text zugleich als ihre Quellen in einer strukturierten Ordnung anlegt und sie somit ihre Quellen alleine als Rechtfertigung dieses, nämlich ihres Textes vorlegen kann, um gewissermaßen (in der Intension eines Buches überhaupt) als ein abgeschlossener Teil oder ein ganzes Werk zu erscheinen. Wie können die Denkvorgänge, welche sich hinter dem Rekursiven hervorgezupft, eingefangen, beleuchtet werden, wie – in einem Anflug einer allgemeinsten Bedeutung (meaning) – dessen mannigfaltige Struktur erhellen, die sich zunächst nur als eine Zeichenfolge begreifbaren Inhalts, als einen (auch deskriptivistischen) Eintrag zu erkennen gibt?2

In zweifacher Hinsicht ist dieses Gedankenspiel von Rekursion und Bibliographie weiterzuführen unsinnig, denn:

  • Die Bibliographie ist, wie alle anderen wissenschaftlichen Veröffentlichungen,auf die Nennung von Außenquellen angewiesen, und in Hinsicht dieses Aspekts nicht nur rekursiv

ebenso:

  • Die Bibliographie ist auch dann nicht rekursiv zu nennen, wenn sie als eine Quelle in einer Fortsetzung ihrer selbst oder in einer weiteren Bibliographie erscheinen würde.3

ebenso:

  • Ich wiederholende: Hinwendung ist nicht zwingend rekursiv, sondern lediglich eine mögliche Form des Referenziellen.

In diesem Zusammenhang ist eine erste persönliche (und sicherlich bleibende) Begegnung mit einem mehrbändigen, bibliographischen Werk, hier nicht allein erwähnenswert, sondern Verständnisvoraussetzung, um die von mir oben zur Darstellung gebrachte Verbindung zwischen Bibliographie und Rekursion einsichtig aufzuweisen: Bevor weitere Jahre persönlicher philosophischer Lektüre ins Land gehen sollten, beschloss ich, dass eine Überblicksdarstellung der Philosophie doch zwingende Vorbedingung sein müsse, die sich nicht aus einem bestimmten Blickwinkel darstellt, sondern ein Versuch einer möglichst umfassenden, geschichtlichen Zusammenstellung wäre. So kam es zu Beginn der 1990er Jahre zur Subskription des mehrbändigen Werkes Handbuch der Geschichte der Philosophie von Wilhelm Totok; mit erster Lieferung erreichten mich die 1964 in erster Auflage veröffentlichten Bände.

Als Gesamtwerk weisen sie einige Besonderheiten auf: erst der zuletzt abgeschlossene Teil entspricht im engeren Sinne einer klassischen Bibliographie, insofern, als dieser durchgehend auf Kommentare verzichtet, während in den vorhergehenden Teilen einige Erläuterungen, fast ausschließlich biographischer Natur, dem jeweiligen Philosophen im Haupteintrag mitgegeben wurden (weshalb der Herausgeber sein Werk dann auch unter dem Titel des Handbuches und nicht der Bibliographie veröffentlicht wissen wollte). Interessant ist auch das anzutreffende, ja verborgene, stetige evolutionäre Prinzip zu nennen (oder wäre es als eine immer wieder auftretende Selbstbezüglichkeit herauszuarbeiten?), welches/welche sich darin darstellt, dass eine genannte Persönlichkeit mehrmals in Erscheinung treten kann, einmal als früher Kritiker und in einem späteren Band unter dem eigenen Haupteintrag. Dies ist sicher eine sehr angemessene Möglichkeit des Aufweises, da sie eo ipso das Zustandekommen der Philosophiegeschichte zeigt; formaliter hatte Totok das Problem der strengen Chronologie damit ebenfalls elegant gelöst, indem später erschienene Aufsätze und Werke immer in zweiter und dritter Ebene eines im Haupteintrag genannten Namens erfasst, und falls vorhanden, die Replik (im Sinne weiterer Sekundärliteratur) eines Drittautoren – oder eben eines neuen frühen Kritikers - ebenfalls dort würde untergebracht werden können.4 Ab dem zweiten Band erhielt jeder Eintrag eine fortlaufende Nummer, um eine präzise Referenzierung im Index und in Querverweisen zu ermöglichen.5

II. Findelkind Bibliographie / Quellenangaben / Keine Aufnahme erfolgte?

Die Methode erster Wahl findet sich in der Annäherung an meine Fragestellung als adäquate Beschreibung bestehender Formen der Bibliographie beziehungsweise des Bibliographierens, darin ist auch ihre Ansprache als der eines Findelkindes zu verstehen.

In der Sichtung der schriftlichen Zeugnisse aus Literatur, Wissenschaft und Kunst, können folgende Materialtypen als grundlegend herausgestellt werden:

  • Zeitung und Zeitschriften: Sie geben in den Buchrezensionen meist nur minimale bibliographische Angaben der besprochenen Werke mit; Preisangabe und Seitenumfang sind immer Bestandteil der Nennung eines Buchtitels. Zeitungen und die sogenannten Publikumszeitschriften werden selbst lediglich in Ausnahmen als Quelle herangezogen; einschlägige, etwa soziologische Untersuchungen nehmen selbstredend als Quelle auf sie Bezug. In jährlichen Verzeichnissen der Medienbranche werden Titel und Auflagenzahlen angegeben; sie können auch in Bibliographien mit spezialwissenschaftlicher Themenausrichtung genannt werden.

  • Wissenschaftliche Bulletins, (Tagungs-, Forschungs- und Kolloquiums-)Berichte, Rundbriefe und (weitere) wissenschaftliche Fachzeitschriften, gegebenenfalss Aufsatzsammlungen und oft auch Festschriften führen die Werkangaben ihrer rezensierter Werke etwas vertiefter, indem etwa die ISBN / ISSN angegeben wird. Wissenschaftliche Zeitschriften beziehungsweise die Verfasser einzelner Beiträge werden stets im Sinne einer vollständigen Quelle bezeichnet / bibliographiert.

  • Die extensive Verschlagwortung, welche in Zeitschriftenbeiträgen angetroffen wird, erinnert nicht selten an die Abstracts/Zusammenfassungen, wie sie auch teilweise in Rezensionen für Bücher erstellt werden.

  • Romane, Erzählungen, Novellen können Angaben zu einem Autor oder einem Titel des Werkes enthalten, die jedoch auch frei erfunden sein können, wie etwa in der Romanerzählung Das Glasperlenspiel von HERMANN HESSE (eine erfundene Buchquelle als einführende Herausstellung versunkener Buchwelten, manchmal geheimer Bücher6) oder im Nachweis von Zitaten, wie etwa bei DONNA LEONs Tod zwischen den Zeilen.7

  • Im wissenschaftlichen Gegenpart der Prosa, insbesondere des Sachbuches, sind gelegentlich unvollständige Angaben zu einem Werk oder als beschreibende Elemente im Text zu finden (unter anderem findet man im Sachbuch auch Auswahlbibliographien oder Weiterführende Literatur), wohingegen das Fachbuch (oft auch Monographie) und der sorgfältig editierte Ausstellungskatalog fast durchgängig immer vollständige bibliographische Angaben zu Quellwerken enthalten. Im Gegensatz zu Fachbüchern wird das Sachbuch wenig bis nicht als Quelle in selbständigen Bibliographien verzeichnet.

  • Als themenbezogene Sammlung in Buchform, kann die Anthologie wissenschaftlichen Charakter haben; in diesem Fall werden ihr präzise bibliographische Nachweise mitgegeben und diese, andernfalls sind mindestens die Quellenwerke der zusammengetragenen Materialien benannt – zusammen mit einer sie erläuternden Notiz oder umfangreichen Einführung / Nachwort des Herausgebers bedacht.8

  • Das Kunstbuch operiert mitunter experimentell, indem eine als chic geltende größtmögliche Verkürzung der bibliographischen Angaben erfolgt, die sich zudem gleich in der Marginalie einer Seite beziehungsweise seitlich des Lauftextes befinden, analog zu den Quellen und Beschreibungen der Abbildungen (mitunter der Bildlegenden). Als ein besonderes Werk dieser Klasse dürfte - nicht ohne Augenzwinkern – UMBERTO ECOs Die unendliche Liste Erwähnung finden.9

  • In Auktionskatalogen findet man, entsprechend ihrer Aufgabe, zwei Formen der bibliographischen Notation, zum einen wird diese zu einer bibliographisch-bibliophilen Gegenstandbeschreibung der für den jeweiligen Termin als Lose gelisteten Werke (seltenes Buch, mehrbändiges (seltenes/antiquarisches) Werk, Sammlung, Konvolut, Autograph, Manuskript, Typoskript, Notizbuch und so weiter); zum anderen können die zur Verifikation benutzten (Antiquariats- und/oder Kunstkataloge) im Sinne einer bibliographischen Verzeichnung am Schluss des jeweiligen Auktionskataloges angeführt werden. Kataloge von Auktionshäusern finden nur in seltenen Fällen Eingang in wissenschaftlichen Bibliographien (da sie meist eine von Kunstmuseen unabhängige, also auf einer eigenständigen kunstgeschichtlichen Bewertung beruhen und Quellen/Besitzerwechsel – aus Gründen der gewollten Anonymität von Einlieferer und Käufer – eigentlich immer verschwiegen werden), jedoch sind die in ihnen angeführten Gegenstände beziehungsweise ihre Buchbeschreibungen, bisweilen in andere Verzeichnisse aufgenommen, unter hinreichender Nennung des Auktionskataloges, um den Lesern die Konsultation der darin enthaltenen Quelltexte zu ermöglichen.

  • Kartenwerke (Bildbände, zahlreich und/oder durchgehend illustrierte Kinderbücher, Atlanten, frühe geographische Literatur oder auch Stiche nur imaginärer Landschaften, wie etwa die Karte des Landes der Zärtlichkeit, i.e. La carte du Pays de Tendre von FRANÇOIS CHAUVEAU, ca. 1754), synoptische Tafeln (bzw. die sie begleitenden Textbände) weisen ihre Herstellung beziehungsweise die damit verbundenen Personen, Auftraggeber und/oder befasste Institutionen aus und enthalten selbst oft keine bibliographisch erfasste Quellenliteratur.

  • Thesauri und Wortzusammenstellungen innerhalb fortgesetzter Lieferungen (etwa ERICH MATTERs Deutsche Verben 1-10, aus dem Jahr 1966, verlegt bei VEB Bibliographisches Institut Leipzig) verzeichnen die durchgearbeiteten (Bild-)Wörterbücher, Lexika und berufsbezogene Literatur, wie etwa technische Spezifikationen und ähnliches. Das Post Skriptum in seinen vielfältigen Formen, insbesondere der bibliographische Dank (bibliographic aknowledgement) mancher neuer, besonders englischer und amerikanischer Fach- und Sachliteratur, kann auf einen Mangel der deutschen Handhabung bei der Erwähnung von Quellen hinweisen, eine Handhabung, die es vernachlässigt oder gar verbietet, den äußeren und inneren, gedanklichen Prozess der Buchentstehung vollständig chronologisch zu dokumentieren, da in diesem Fortgang oftmals eine Zeitungsmeldung, ein Name, eine Institution, eine Internetseite oder ein mündlich gegebener Hinweis auf ein Werk in der realen Abfolge – man würde meinen: wild durcheinander – als immer auch inspirierende Quellen vom Autor genannt werden dürfen. Dies bedeutet, eine Unterscheidung zwischen einer Sekundärliteratur, die – ex otio academicum – zitiert werden soll und jener der Tertiärliteratur (Lexikon, Handbuch, Bibliographie, Synchronopse), welche in Monografien und in Druckwerken, teils auch in einem Band vereinigter Aufsätze, Materialien bzw. Beiträge (analog zur Anthologie), Loseblattsammlungen als nicht immer zitierfähig gelten, wird diese Herangehensweise im bibliographic aknowledgment aufgegeben.Ironischerweise kann man feststellen, dass hervorragende (oftmals jene als Klassiker bezeichneten) Werke, vornehmlich amerikanischer und englischer Forscher, diese Unterscheidung schon seit den 1970er Jahren für hinfällig bewerten und sie heute mittlerweile auch in Europa eine (mitunter noch) unausgesprochene Norm darstellt, nämlich jede in Anspruch genommenen Quelle zumindest im bibliographischen Teil auch vollständig zu rubrizieren. Die einst feine Trennlinie zwischen wissenschaftlicher (Primär-, Sekundär- und Tertiär-)Literatur in Bezug auf ihre Aufnahme oder Nichtaufnahme von vornherein festzulegen, hat sich nicht bewährt und vermag heutigen wissenschaftlichen Standards auch nicht mehr zu genügen.

Alle bis hierhin aufgeführten Medien und Darstellungen enthalten oder können bibliographische Einträge enthalten; diese Form der Bibliographie ist immer eine unselbstständige oder auch kryptische. Bibliographische Zwischen- oder Übergangstypen finden sich nicht nur historisch sondern auch in modernen, eben vielleicht selbständigen oder scheinselbständigen Buchausgaben. Die zwei für dieses Kapitel hier abschließend gewählten Beispiele betreffen einerseits einen Jubiläumsband für EDITION LEIPZIG und eine Zusammenstellung referenzierter psychologischer Literatur aus dem 16. Jahrhundert aus dem Verlage Georg Olms.10

III. Näherungen an die Definition der Bibliographie

A. - Arbeiten auf Papier (in Auszügen)

Zedler: Grosses vollständige Universal-Lexikon in 25 Bänden (1993 -1999 2) Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt (Photomechanischer Nachdruck d. Ausgabe Halle und Leipzig, 1732-1754) ( - keine Verzeichnung)

J. S. Ersch / J. G. Gruber: Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (1818-1889) Graz: Akademische Druck- und Verlagsanstalt (Nachdruck, 1970)

  • […] Bibliographie ist der Name derjenigen Wissenschaft, welche sich mit der Kenntnis der Schriftsteller-Erzeugnisse aller Zeiten und Völker, sowohl an sich, als auch einzelnen dieser Umstände beschäftigt.[…]

  • […] weniger üblich Bibliognosie, Bibliologie

  • […] in älterer Zeit […] Schreiber, später auch Abschreiber, zuweilen auf Buchdrucker übertragen (Montfaucon, Paläogr. Graeca, p. 351) […]

  • reine Bibliographie:

    • innere Bibliographie

    • angewandte, äußere, beschreibende, historische Bibliographie […] (J. Ersch: Handbuch der deutschen Literatur, 1750)

    • äußere: Umstände, Meinungen und Bedürfnisse des Sammlers […] dass Bücher schätzbar werden […] äußerer Gründe und Bedingungen

  • Hilfswissenschaft der Bibliographie

  • Biblioteca italiana

  • Lit. Anzeiger

  • Bibliographie, orientalisch: d.i. arab[ische], pers[ische], türk[ische] Bücherkunde[ …]

Meyers enzyklopädisches Lexikon – mit 100 signierten Sonderbeiträgen (1971-1985 9) Mannheim: Bibliographisches Institut [eckige Klammern im Original, außer Auslassungsvermerke]

  • Buchbeschreibung

  • […] ursprünglich (bereits im 5. vorchristl. Jh) […] :

    • Bezeichnung für das Abschreiben mitunter für das Schreiben von Büchern

    • im Gegensatz zu Bibliothekskatalogen unabhängig von einer Büchersammlung

  • Lehre von den Literaturverzeichnissen, ihrer Benutzung und Herstellung

  • Hilfsmittel für Bibliotheken

  • Erscheinungsform: selbständig

    • unselbstständig, versteckte, kryptische Bibliographie

    • Literaturübersichten in Büchern

    • als Anhang

    • regelmäßige Beiträge in Zeitschriften

  • Erscheinungshäufigkeit: laufende / periodische

    • abgeschlossene / retrospektive, ergänzt durch Register
  • Kumulativ-Bibliographie

  • Inhalt: Allgemein-Bibliographie

    • Fach-Bibliographie

    • Regional-Bibliographie

    • Lokal-Bibliographie

    • Personal-, Biobibliographie

    • auch: buchhändlerische, bibliophile, wissenschaftliche Verzeichnisse

  • Umfang: national, international,

    • […] vollständig [in den verschieden definierten Grenzen] der nationalen Literatur

    • Auswahl-Bibliographie

  • Material kann geordnet sein: alphabetisch nach Autor, Sachtitel und anonyme Schriften

    • oder Sammelwerken oder Schlagworten, in systematischen Sachgruppen

    • chronologisch, topographisch

  • Stufenordnungen: keine, kombiniert

  • besondere Listen: Zeitungen, Zeitschriften, Hochschulschriften, amtliche Druckschriften

  • Primärbibliographie, Nationalbibliographie, Pflichtexemplargesetze

Die große Bertelsmann Lexikothek / Grundbände (1984-1989) Gütersloh: Bertelsmann

  • Bücherverzeichnisse nach Schlagworten

  • Methodik u. Herstellung von Schriftverzeichnissen

  • […] im Unterschied zu Bibliothekskatalogen: Dokumententation […]

  • Auswahl-, Fach-, Spezial-, Personal-Bibliographie

  • annotierte, empfehlende Bibliographie (bibliogr. Raisonnée)

  • versteckte (unselbständige) Bibliographie

  • […] als bibliographisches Hilfsmittel leisten Zettelkataloge d. Bibliotheken

    • große Dienste […]
  • Gesamtkatalog d. Prorussischen Bibliographie (später Deutscher Gesamtkatalog)

  • […] Zusammenfassung älterer Buchverzeichnisse ist das Gesamtverzeichnis des

    • deutschsprachigen Schrifttums (GV)
  • bibliographieren: den Titel einer Schrift verzeichnen oder genau feststellen

Brockhaus Enzyklopädie in 30 Bänden (20062) Leipzig: F.A. Brockhaus

  • Bücherbeschreibung

  • Notitia librorum (hist.)

  • Buchgeschichte

  • Verzeichnis von Literaturnachweisen

  • Teilgebiet der Bibliothekswissenschaft

  • […] im Unterschied zu Katalogen von Bibliotheken […]

  • ISBD

  • […] Primär-Bibliographie […] Autopsie […]

  • […] Sekundär-Bibliographie […] aus vorliegenden Bibliographien erstellt

  • Allgemein-Bibliographie: internationale allg. Bibliographie

    • National- und Regional-Bibliographie
  • laufende, periodische, retrospektive Bibliographien, Epochen-Bibliographie

  • chronologische, systematische, Indices, Stich- / Schlagwortbibliographie

  • Register

  • laufende, periodische Bibliographie

  • Fachbibliographie

  • Auswahlverzeichnisse nach Publikationsform

  • Inkunabel-Bibliographie

  • Hochschulschriftenverzeichnisse

  • Zeitschriften-Bibliographie

  • Bibliographien nach bestimmten Medien: Tonträger-Bibliographien

    • Bibliographie Online-Publikationen
  • Personal-Bibliographie

  • […] Nachschlagen wird als bibliographieren bezeichnet […]

B. - Eklektik der Elektrik?

In der deutschen Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Bibliographie, abgerufen: 11. Januar 2016) führte dies zur folgenden Umschreibungen:

  • […] ist ein eigenständiges Verzeichnis von Literaturnachweisen […]

  • […] sind ein unerlässliches Hilfsmittel in der Wissenschaft zur Erschließung von

    • Literatur […]
  • […] zum Beispiel in Bibliotheken (dort gesammelt in Form von Bibliothekskatalogen) […]

  • Allgemeinbibliographien, Fachbibliographien

  • Nationalbibliographien (Universitätsschriften und andere)

  • Mundaneum […]11

  • Literaturangabe, Literaturdatenbank, Literaturverzeichnis, Mediagrafie,

    • Regionalbibliographie

Bei Woxikon (http:// www.woxikon.de , aufgerufen am 13. Februar 2016, Verkürzungen von mir) finden sich im Bereich der Synonymabfrage:

  • Bibliographie, Buchkunde, -wissenschaft

  • Literaturverzeichnis, -angabe, -hinweis, -nachweis, Quellen, -angabe,

  • Schrifttumsnachweis

  • Titelangabe, -verzeichnis

In Google Bücher, einem Dienst von Google, der eine Sicht in die Werke via sogenannter Snippet-, Seitenansicht oder Titelbeschreibung erlaubt, fanden sich folgende Fundstellen: (https://books.google.com)

Andreas Lawaty, Wiesłav Mincer (unter Mitwirkung von Anna Domańska) [Hsgr.]:

Deutsch-polnische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart, Bibliographie 1900-1998, Bd. 1 (2000) Wiesbaden: Harrassowitz (p. 5):

  • […] Die Bibliographie ist gleichermaßen als eine wissenschaftliche Dokumentation

    • von Forschungstraditionen, […] ; [ist ein] Hilfsmittel […]

Moshe Zuckermann / Institut f. deutsche Geschichte, Tel Aviv [Hsgr.]: Ethnizität, Moderne und Enttraditionalisierung (2002) München: Wallstein (p. 429):

  • […] Der Bibliographie ist naturgemäß ein Index angegliedert […]

Maria-Luise Mayr-Caputo/Julius M. Herz (Hgr.): Franz Kafka - Internationale Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur (dt. Und engl.), [Bd.1 , Bd. 2 in zwei Teilen] (2001 2) München: Saur (Titel)

  • […] Franz Kafka: Internationale Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur, Bd. 1[…] Bd. 2 […]

Steffen Wenig (Hsgr.): Neueste Feldforschungen im Sudan und in Eritrea (Akten des Symposiums vom 13. bis 14. Oktober 1999 in Berlin) (2004) Wiesbaden: Harrassowitz (p. 217)

  • […] Die Bibliographie ist gegliedert […]

Gewiss sind die Ergebnisse der Internetaufrufe lediglich als Blitzstudie beabsichtigt, als ein nur kurzer Moment des Lichterns einer vielleicht inspirierenden Flamme, indem Gegenüberstellungen, Abgrenzungen durch die Logik / Konjunktionen der Sprache der oder Gliederungen in ihr aufleuchten und die anhand der hier noch undefinierten Nähe zum Suchwort innerhalb des Textes aufgetreten sind.12

IV. Wünschbare Bibliographien?

Ganz zu Beginn, sei es, man erklimme einen Berg und hoffe auf eine möglichst aufschlussreiche Rundsicht – ja und möge der Blick sich im Land verlieren – ; ganz zu Beginn steht das Aufleuchten eines Gedankens, von dem man glaubt, er sei der eigene, der einem ganz allein gehöre; so beginnt jedes Werk, insbesondere das künstlerische – doch, weshalb jetzt schon von Werk sprechen, wo man doch vorerst und nun im sprichwörtlichen Boot sitzt, das einen auf den Fluss der Gedanken einmal erst auf die Reise nimmt?

So ging ich durch die Stadt und stieß in einer Auslage auf einen interessanten Fund: Leporellos im Schuber, ging es ganz offensichtlich um Kunst oder doch um Architektur, um Mathematik? - war es, weil in viele Richtungen zugleich deutbar und daher flüchtig, allein deswegen schon ein Kunstwerk, dass nun, in der Reproduktion eines unvollendet gebundenen Werkes (aus dem Blickwinkel der traditionellen japanischen Buchbinderei entspricht ein Leporello immer einem unvollendeten Buch), welches etwas verlassen im Schaufenster lag.: Topographies von MONICA URSINA JÄGER. Ich stelle mir vor: Doppelseite für Doppelseite durchblättern – aufspannen wie ein Himmel, nur für mich allein, so wie einst eine Wolldecke das Stubenhaus war – es um sich herum aufstellen, wie die Lichtspielpanoramen umherziehender Schausteller mit Wochenschauen, in den Zeiten des frühen Films – wie ein Bund Worte des Feststehenden, die einen (oder den?) Rhythmus des Wassers einfangen wollen?

Ich habe mir erlaubt, einen kurzen Ausflug ins Imaginäre zu unternehmen und die Frage zu stellen, wenn von Prozessen die Rede ist, wie wären sie beschreibbar oder würden es werden, in einem Augenblick, da mein Auge noch nicht einmal die Zeile oder das Wort bewusst erblickt, bereits mit der Idee in Gedanken und später, nachdem mein Auge den Spuren der Zeichen auf der Seite über viele Zeilen hinweg gefolgt ist, jenen Begriff erblicke, der sich doch gerade noch als mein eigener Einfall ausgab und mir jetzt ein Anderer entgegentritt. Doch auch wenn mein Auge später das Wort nicht auf der Buchseite stehen sieht, hat dieses mich oft schon gesucht und in einem selbst, eine Wohnung gebaut oder eben einen Himmel, von dem ich immer fühle (und deshalb zu wissen vermeine): er sei diese möglichst aufschlussreiche Rundsicht, von der ich eingangs sprach.13

Stelle mir vor, eine Bibliographie würde einen solchen Prozess versinnbildlichen, dieser könnte individuell in einer Zusammenstellung aller bisher gelesenen Bücher seinen Niederschlag finden, auch als individualpsychologische Gesprächsvariante auftreten, oder einem ganz anderen Mäander folgen, wo eine spätere, einst mögliche Ordnung gefunden geglaubt wird. Doch: ist da nicht schon das Handbuch, welches – einmal mit mehr, einmal mit weniger Begleittext – den Leser erreicht? Ist da nicht auch schon das Lexikon mit umfangreichen Artikeln oder kurzen Worterklärungen und Literaturangaben am Textende? Sind es nicht Verzeichnisse, die allen Werken dieser Literaturgattung schon zugrunde liegen?

Wahrscheinlich ist eine andere, tiefer liegende Frage vornehmlich zu klären: sind die Bibliographien im Sinne eines Leitfadens, eines Vademekums oder mehr als die einer Ikonographie oder nur als Requisit oder eben, als den eines Wandlungsprozesses zu denken? Können abgeschlossene Werke dies und mehr noch leisten, wenn sie zugleich eine allgemeine Teilhabe versprechen, wie dies gerade in und mit den Diensten im Web geschieht?

Einigen Beispielen bin ich begegnet, die auf die eine oder andere Weise einen Prozess abbilden:

  1. Textiles Bibliography - a joint production of the Textile Society of America and the Textile Museum (1998 – 2008) Earlville, Md: Textile Society (pers. Einordnung: Bibliographie als regelmäßige Lieferung beziehungsweise jährlich erscheinende Zeitschrift)

  2. JONAS FANSA: Dem Geschmack auf der Spur. Eine Gewürzweltreise. Handbuch (2008) Berlin: Die Werkstatt (kulinarische und kulturhistorische Artikel zu den Gewürzen, umfangreiches Literaturverzeichnis)

  3. Arbeitsgemeinschaft hist. Forschungseinrichtungen (AHF): Historische Bibliographie Online und Jahrbuch der historischen Forschung (1990 – ) [Impressum:] Berlin: Walter de Gruyter / Oldenbourg (Onlinebibliographie, dadurch stetiger Wandel bzw. Hinzufügungen, klassisches Erscheinungsbild, Artikelformat ähnlich zu Wiki, Bio-bibliographisches Literaturverzeichnis)

  4. Centre Pompidou, [et al.]: Encyclopédie nouveaux médias / New media encyclopedia / Enzyklopädie neue medien ([wahrsch.] 1998-) Paris, et al. (http://www.newmedia-art.org) (Div. Zugänge wie 3, extensive mehrsprachige Bibliographie)

Die Form der Bibliographie hat sich selbstverständlich mit den Trägermaterialien im Gespann stark gewandelt. Zunächst ist in internetbasierten Dokumenten und Plattformen immer unklar, welche Aufgabe sie wirklich erfüllen wollen und können, das heißt der dargestellte Prozess ließe sich grundsätzlich in zwei Formen mit dem traditionellen Druck verwirklichen: Annotierte Bibliographie und des Handbuch mit einem mächtigen Dokumentenverzeichnis.

Von einer wesentlich vereinfachten Form ist bei einer synchronoptischen Darstellung auszugehen. Hier stellt sich die Frage, wie sehr diese letztlich nur ein Stichwortverzeichnis darstellt, indes, auch diese Form der zeitlichen Verortung von Stichwörtern könnte wenig heterogen mit einer bibliographischen Veröffentlichung gemeinsam in Erscheinung treten, wie vor nicht allzu langer Zeit es Lexika mit instruktiven, didaktischen Postern taten.14

Stelle ich mir vor – und wage nochmals den Schritt ins Imaginäre – eine Bibliographie der Lieferwege von Gütern und/oder Nahrungsmitteln, welche Grenzen würde man ziehen? Wären für die verschiedenen Länder jeweils separat angegebenen Themen, wie Qualitätsmanagement, Betriebslehre und Buchführung, Zertifizierungen, Normen, Transportmittel bereits so ins Allgemeine hineinreichend, dass sie – schon des Umfanges wegen – ausgelassen werden müssten? Oder – auf die Sprachen bzw. Regiolekte Chinas schauend – welche Werke würden sinnvollerweise einzubeziehen sein, wenn von den zweihundertvierzehn Radikalen ausgegangen wird? Wäre chinesische Fachliteratur zur Linguistik einbezogen, Autoren genannt, die zu den Begründungen verschiedener europäischen Schrifttranskriptionen der chinesischen Zeichen Stellung bezogen haben? Sind Tabellenwerke der verschiedenen, weltweit zur Anwendung gelangenden Transkriptionssysteme und -sprachen aufzunehmen, oder wären es Werke, die sich mit der Kunst der Stempel- und Druckverfahren befassend, ausgeschlossen bleiben müssen?

Diese Fragen sind mehr als nur rhetorisch. Sie deuten darauf hin, dass auch Bibliographien selbst die Landschaft der Wissenschaft(en) mitprägen, sie gegeneinander abgrenzen oder sie ergänzen. Die Didaktik der Bibliographie entspricht ein Stück weit auch der Wahlfreiheit der/des zusammenstellenden Autorin/Autors und des publizierenden Verlages.15

V. Möglichkeiten der Dynamik und Belege von Prozessen in der Bibliographie?

1. Vorschläge zur Verfeinerung der Verschlagwortung16

Bereits mit dem Beginn dieses Textes lässt sich ein mehr auf die Belange stetiger und fortlaufender gedanklicher Prozesse gerichtetes Augenmerk erkennen. Nachgespürt habe ich – wenn auch nur andeutend – den vorauseilenden referenziellen Problemen (Verschlagwortung, Literaturtypen), nicht zuletzt, um damit die Zusammenhänge zu erhellen, in welchen diese Fragen überhaupt auftreten. Begonnen hat dieser Rundgang mit der Zerbrechlichkeit von Gedanken und Begriffen zur Rekursivität, denen ich schier idiomatischen Charakter zugesprochen und – in unserem Falle – den jeweils verschiedenen Bezugsrahmen und -linien des Rekursiven, wie einem Selbst, dass zu sich selbst gekommen, seine Umschau beginnt, dann die Bezüge nicht mehr nur als Selbstbezogenheit erkennt. Es war zu verstehen, dass eine feine, ebenso in der Geschichte des Denkens verwurzelte Semantik im Wesen des Bibliographischen eingewoben ist.17

Es war ebenso zu verstehen, dass in einer Welt der Selbst- und Fremdbezüglichkeit, in der Welt der Ebenen und Netze (in a world of levels and meshes) natürlich darauf geachtet werden muss, Strukturen, will man ihnen nicht einfach mit Gleichgültigkeit begegnen, eben immer auch zu konservieren und mit hohem Sachverstand problembezogen weiter zu entwickeln, auch nur, um damit eine Rückkehr in ein wüstes Land zu vermeiden. In der Erfahrung der Bibliotheken, ihren Mitarbeitern und ihrer Trägerschaften, welche diese Strukturen bauen, vertreten und weiterentwickeln, hat es sich meist auch gezeigt, dass beispielsweise eine öffentliche Verschlagwortung (public tagging) rasch an Grenzen stößt und Anonymität das Verfahren eher stört als fundiert und beflügelt.18

Kehre ich zurück zu weiteren Anliegen dieses Textes, lässt sich ein im Druckvermerk in der und Auflagenbezeichnung das längst gelöste Problem der Versionierung einer Publikation erkennen, welches im Bereich des Hypertextdokuments noch schmerzlich einer Lösung entgegenzusehen hofft. Sind Permalink, Document Object Identifier (DOI), Unified Resource Number (URN), E-Publishing, Wikis alles Formate, die trotz ihrer zum Teil starker Anlehnung an die analoge Welt, nicht ausreichen sollen, ein zeitlich verankertes Nacheinander zustande zu bringen, die allen Seiten genügen kann, das heißt den Bibliotheken selbst, ihren Benutzern, den Bibliotheksverbänden und den Gremien des Internets (W3C)? Ich zweifle, sehe aber auch, dass es daran liegen mag, für jeden neuen technischen Ansatz, immer wieder neue Standards geltend zu machen, die untereinander so wenig kompatibel, geschweige interoperabel funktionieren.

Mein Gedanke geht nun dahin, dass, wäre ein Standard für die Onlineerstellung einer interbibliothekarischen Bibliographie festgelegt, in einem Format jedoch, in der Inhalte und Standards jederzeit ausbaufähig blieben, es für die Bibliotheken grundsätzlich möglich wäre, im Bereich der Erarbeitung von Bibliographien gemeinsam tätig zu werden; ich stelle mir vor, etablierte Verfahren wie Peer Reviewing von studentischen Arbeiten oder qualitative Inhaltsforschung mit einzelnen Bibliotheksbesuchern unter freiwilliger Teilnahme in Bezug einer Offenlegung von Suchvorgängen möglich zu machen, die für eine Studienarbeit notwendig werden und so die Zugänge über Wort, Bild und Musik zu beleuchten, welche zur Erreichung eines Ergebnisses durchschritten wurden; schließlich wären auch verworfene Suchergebnisse und die Gründe des Verwerfens zu ermitteln.19 Die Leistung des bibliothekarischen Peer-Reviewing kann von der orthographischen Korrektur vor Abgabe bis hin – nach Fertigstellung durch die Studierenden - zur Erkundung der Gründe und Textorte zitierter Literatur umfassen (mit oder ohne Anwesenheit des Studierenden), um sprachliche Bedeutungsstrukturen in Wortketten semantisch exakt zu bestimmen; auch damit ließe sich eine verfeinerte Verschlagwortung erreichen (ebenso für die Erstellung von Fachbibliographien), zudem wäre es möglich, diese Wissensbestände an in- und ausländische Institutionen der Sprachforschung gegen Entgelt oder Tauschleistungen zu überlassen (etwa dort zur Überarbeitung von Thesauri und Wörterbüchern).

Die qualitative Inhaltsforschung geht in die gleiche Richtung, würde allerdings nur jenen Teil betreffen, der darauf abzielt, gemeinsam mit Studierenden die semantische Struktur der gewählter Aussagen innerhalb ihrer eigenen Arbeiten zu erhellen; indes, wenn Incentives anfallen, sollten diese an den Bezug von bibliothekarischen Dienstleistungen gebunden werden (etwa kostenlose Voucher für Fernleihen). Es könnte auch ein automatisiertes Verfahren geschaffen werden, welches den freiwillig teilnehmenden Personen, jeweils bei Besuch der Bibliothek, einen smarten Controller mit an die Hand zu geben, der es erlaubt, jeden Griff zu einem Buch im frei erreichbaren Bestand oder die Einempfangsnahme an der Theke mittels Radio-Frequency Identification (RFID) einzulesen und zu dokumentieren, daneben setzt die qualitative Inhaltsforschung voraus, die Suchvorgänge im Online-Katalog und den Datenbanken im Sinne eines Track- and Trace durchgehend zu loggen. Eine Ausgestaltung des technischen Settings muss natürlich immer auch mit dem vollen Respekt der Privatsphäre einhergehen, selbst da, wo es sich um ein Verfahren handelt, das lediglich im Rahmen einer zweckorientierter Suche, die für eine mit dem Studium verbundenen Arbeit erfolgt und von Beginn an für Außenstehende nicht einsehbar und deshalb - für die Beteiligten gesprochen - anonym durchgeführt wird.20

Eine Herangehensweise, die sich auf technisch-instrumenteller Ebene für die Erarbeitung von neuen (Fach-)Bibliographien für die Bibliotheken selbst anbietet, beinhaltet demnach: die gewählten/aufzunehmenden Titel in einem Format zu hinterlegen, welches einerseits erlaubt, als jeweils zeitlich abgeschlossene Version zu gelten, ähnlich wie dies heute in der Wikisoftware bereits geschieht, was jedoch strukturell stark vereinfacht werden könnte (gewissermaßen die technische Seite der International Standard Book Description: ISBD); hier wie dort wäre die Versionierung lediglich für die Kontrolle, die es bei Hard- oder Softwareproblemen erlaubt, auf eine Sicherungskopie und zugleich ihren Entstehungsverlauf mittragend, zurückgreifen zu können. Der interbibliothekarische Austausch der Dokumente bedingt eine einheitliche, interoperable (und nicht eine wie heute nur interkompatible) technische Struktur; diese Formate stellen – so die Vorstellung - gewissermaßen Zeitdokumente mit Fußnoten dar, die etwaige Angaben zur Verschlagwortung / Systematik und zu den Gründen enthalten könnte, weshalb Titel überhaupt für eine jeweils vorgesehene Bibliographie erfasst wurden. Schließlich lässt sich annehmen, den bibliographischen Teil bei Neuzugängen in Zukunft unmittelbar zu scannen wie dies heute mit Buchtiteln/Inhaltsverzeichnissen bereits in Deutschland und der Schweiz geschieht) und diese Datenbank an ein Benutzerlogin und ein Pay-per-Click-Verfahren oder an die Dauer ihrer Konsultation zu binden, da sie nicht zu der durch das Grundgesetz beziehungsweise die Verfassung garantierten frei zugänglichen Information gehören muss, indem sie zum Bestand vor allem der sehr vertieften wissenschaftlichen Forschung gezählt werden kann.

Ein geringer an die scannenden Bibliotheken zurückfließender Obolus ist nicht nur denkbar sondern zu fordern, etwa in einer monatlichen Abrechnung geringer Höhe an die Benutzer. Eine Datenbank in dieser Form muss zwingend einer Volltextsuche ausgerüstet sein, unter der Voraussetzung, dass der einzelne Scan an das ursprüngliche Werk zurückgebunden bleibt.21 Die rechtlichen Fragen des Copyrights werden im Bereich eingescannter unselbständiger Bibliographien aus Autorenwerken – davon ist auszugehen – weit weniger berührt sein als dies bei den Scans von Titeln, Inhaltsverzeichnissen und Verlagstexten bereits der Fall ist und wie sie heute in den Onlinekatalogen für die Öffentlichkeit schon frei zugänglich sind. Diese Scans haben rechtliche Hürden bereits hinter sich gelassen. Juristische Fragen werden sich viel voraussichtlich weniger bei gebührenpflichtigen Katalogen stellen, die darüber hinaus den Benutzern allein in der Bibliothek zur Verfügung stehen. Allerdings – und das wäre eventuell auch ein Nachteil – würden die effektiven Ausleihen möglicherweise stark zurückgehen. Doch könnte dieser Umstand für die Bibliotheken bedeuten, einen weiteren gewichtigen Schritt in Richtung Informationszentrum zu tun.

VI. Ein Zwischenhalt

Schaue ich nochmals zurück auf die Ausführungen, ist auffallend, dass ich hier nicht nur auf (eingangs auch den sehr hermeneutischen) Prozess des Erstellens von Bibliographien beleuchte und ihre über die Zeit hinweg verschiedenen Ausformungen, welchen sie teilweise heute noch unterliegt, ebenso war mir die Aufhellung der Struktur und die Möglichkeiten der Verfeinerung der Verschlagwortung in den Bibliographien selbst wichtig – als Suchort teils spezialisierter Recherchen – und ich bin der Frage des Suchprozesses selbst nachgegangen in dessen Zusammenhang künftige Formen der Bibliographie gesehen werden könnten, um in ihrer Struktur und Erscheinung weiterhin an Aktualität zu besitzen. Zuletzt ist die Finanzierung zu einem Thema geworden, dem man sich letztlich nicht entziehen kann. Die Möglichkeiten der Finanzierung öffentlicher Bibliotheken sind beschränkt, dies spüren nach wie vor private Trägerschaften, welche für ihre Angebote die Mitgliederkarten ihrer Benutzer mit einer jährlich erhobenen Gebühr belegen müssen. Die Finanzierung von öffentlichen wissenschaftlichen Bibliotheken sollte – wenn auch nur gering – dem Benutzer etwas bewusster gemacht werden, insbesondere wenn über die weiteren Entwicklungen von Bibliographien nachgedacht wird. Es ist auch deshalb, dass ich vielmehr von einem Zwischenhalt sprechen möchte denn von einem Abschluss.


  1. Ein kleines sprachlich motiviertes Denkexperiment: nimmt man an, der letzte Teil dieses Satzes würde heißen: […] wurde aus diesem Zugleich und diesem Allein und ihres gegenseitigen Bezuges […], besteht die Annahme, dass aufgrund des Begriffes der Gegenseitigkeit auch damit immer auch irgendwie die Zweiheit anklingt, die den Begriff der Rekursion spontan aufscheinen zu lassen vermeidet. (Vgl. Auch Anm. 2, unten)

  2. In der Feststellung einer Synonymie des Referenziellen, das nicht grundsätzlich und immer von der Selbstbezüglichkeit spricht, kann geklärt werden, welche Begriffe der Form der Bibliographie stringent anheimgestellt werden können, das heißt von welchen Begriffen zu behaupten ist, sie würden den Begriff der Referenzialität einer Bibliographie richtigerweise veranschaulichen können. Schaut man sich die Kaskade von Worten an, die vermeintlich von Ähnlichem sprechen - Autopoiesis, Rückkoppelung, Rekursion, (Selbst-)Referenzialität, (Rück- oder Selbst-) Bezüglichkeit, gegenseitige Verschränkung, (Rück-)Verweis, labyrinthische Spiegelung, logische Paradoxie, Solipsismus, Zirkularität - kann intuitiv erfasst werden, welches von ihnen, die spezielle Bedeutung im Betreffnis einer Bibliographie würde aufnehmen können. Im wesentlichen ging es mir um begriffliche Grenzen spielerisch auszuloten, denn die Bedeutungen von referenziell und rekursiv – wie hier experimentell zusammengehörig angenommen – können selbstverständlich in keinesfalls in eins gesetzt werden, obwohl sie aus der Perspektive einer Bezugnahme gedacht, außerordentlich nahe beieinander liegen. Zu den Rollen der Deskriptoren beziehungsweise Vorzugsbezeichnungen. Vergleiche: Expertengruppe RSWK des Deutsches Bibliotheksinstituts/Arbeitsstelle für Standardisierung et. al. (Hsgr.): Regeln für den Schlagwortkatalog [RSWK], Fünfte Ergänzungslieferung (20093) Leipzig und Frankfurt am Main: DNB, p. 143, A 34 , A 65 (beide Anlage 6), Grundregeln, § 2, Pt. 7.

  3. Die Frage bleibt also nicht, inwiefern die Logik der Rekursivität im Zusammenhang mit Bibliographien erhalten bleiben würde, (i) wenn eine Bibliographie Werke der Rekursivität verzeichnet, (ii) eine bestehende Bibliographie weitergeführt wird und sie sich selbst erneut zitiert bzw. als Quelle und Fortsetzung bestimmen muss und/oder (iii) als Werk in einer Bibliographie der Bibliographien aufgenommen wird.

  4. Dieses Lebenswerk – aufgrund seines Umfanges und seiner zeitlichen Dimension sicherlich als solches zu erkennen – ist auch vor dem Hintergrund einer Ablösung der verschiedenen Zettelkataloge (Autoren-, Titel-. Systematischer bzw. Schlagwort- und Zugangskatalog) durch einen einzigen Onlinekatalog zu sehen, dessen Einführung viele Wissenschaftler damals auch als Bedrohung oder zumindest als eine große Einschränkung wahrnahmen.

  5. (Entgegen dieser referenziellen Klarheit und den jedem Band einleitenden Vorworten, gab es für mich als junger Leser Prozesse der Erstellung, die anfangs nicht vollständig einsichtig waren. In einem Brief an Wilhelm Totok berichtete ich davon, dass eine Zeitschrift wie TUMULT-Zeitschrift für Verkehrswissenschaft es durchaus verdient hätte, aufgenommen zu werden, zumal sie immer wieder in die Geschichte der Philosophie weisende Beiträge von JACQUES DERRIDA und GILLES DELEUZE publizierte (damals als Beispiele angeführt). DELEUZE fand lediglich in seiner Auseinandersetzung mit HENRI BERGSON Eingang im sechstem Band des Handbuch, DERRIDA wurde dort etwas breiter angelegt, so auch als Übersetzer. Der Verlag leitete das sehr nette Antwortschreiben, datiert vom 11. August 1992 an mich weiter, worin TOTOKs Bedauern ausgedrückt wurde, nicht vollständig aufnehmen zu können, insbesondere bei Zeitschriften wie TUMULT, welche sich nicht ausschließlich mit der Geschichte der Philosophie auseinander setzen würden. Rückschauend werte ich es nicht als gravierend, in der ersten Auflage des Handbuch, diese Zeitschrift nicht verzeichnet zu finden, jedoch dokumentierte TUMULT eingehend den Beginn des späteren philosophischen Hype um DERRIDA und DELEUZE in Deutschland. Wohl gab es einen weiteren, sehr verständlichen Grund: Wilhelm TOTOK stand nach vierzigjährigen Arbeit am Handbuch der Geschichte der Philosophie an dessen Abschluss. Mit einem auch tränenden Auge und im Verständnis um diese wirklich großen Aufwendungen für dieses Werk, wie es das Handbuch darstellt, muss gesagt werden, dass heute in einem Verbundkatalog mit wenigen Klicks beinahe jedweder Autor und fast jeder Beitrag gefunden werden kann: als permanent verlinkte Katalogseite und Positionen (gemeinsam als Permalink erfasst) die weitere Zugangsoptionen zu Buchreihen eröffnen, oder – wenn auch seltener – zu Rezensionen.

  6. Eine sehr sachliche, kurz gehaltene Zusammenfassung findet sich in Wikipedia unter http://de.wikipedia/wiki/Das_Glasperlenspiel, während GetAbstract eine kostenpflichtige Onlineversion bereitstellt, vgl. http:// www.get-abstract.com/de/zusammenfassung/klassiker/das-glasperlenspiel/3414 ; (beide zuletzt abgerufen 22.März 2016) Die Zusammenstellung von MARIA-FELICITAS HERFORTH: Erläuterungen zu Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel/Königs Erläuterungen und Materialien, Bd. 316 (20063) Hollfeld: Bange, beinhaltet außerdem Referenzen zur Entstehungsgeschichte dieses Romans im Überblick.

  7. DONNA LEON: Tod zwischen den Zeilen. Comissario Brunettis dreiundzwanzigster Fall (2015) Zürich: Diogenes, p. 278 [umnummerierte Seite].

  8. Vgl. etwa folgende mit dem Formschlagwort Anthologie versehene Ausgabe: HERWIG GÖRGEMANNS (Hsgr.): Die Griechische Literatur in Text und Darstellung, 5 Bde. (1998 /20042) Stuttgart: Reclam.

  9. UMBERTO ECO: Die unendliche Liste (1985) München: Hanser. Die unendliche Liste wurde gleichzeitig als Ausstellung unter dem Motto LE LOUVRE INVITE UMBERTO ECO: MILLE E TRE (7. November 2009 – 8. Februar 2010) gemeinsam mit dem Louvre realisiert und sie kann durchaus ebenso als Ein begehbares Wörterbuch interpretiert werden; vgl. den gleichnamigen Artikel, allerdings zum Museum Grimmwelt, Kassel, aus: NEUE ZÜRCHER ZEITUNG v. Samstag, 28. November 2015, p. 48.

  10. ANGELIKA BÖTTCHER (Zus.): Zwanzig Jahre Edition Leipzig - eine Bibliographie (1983) Leipzig: Edition, von der Begrifflichkeit der selbständigen Bibliographie ausgegangen, ist dieser und der zweite, untenstehende Titel ebenso dazugehörig, wie sie es beide auch nicht sind. ANGELIKA BÖTTCHERs Zusammenstellung aus dem Jahre 1983 ist, obwohl in sich abgeschlossen, einerseits lediglich einer der Bände, welche Edition Leipzig zur Darstellung in Buchform der Verlagsproduktion zu Jubiläen herausbrachte und welche zugleich einen im Umfang ansehnlichen, präliminierenden bzw. fortführenden bibliographischen Teil besitzen (jeweils enthalten in: Zehn Jahre Edition Leipzig, 1969, und Fünfundzwanzig Jahre Edition Leipzig (das ist: Ansichten zu einer Verlagsgeschichte, 1985). Jubiläumsveröffentlichungen sind wie hier, als Fundus zwischen fortgesetzter Lieferung in unregelmäßiger Erscheinungsweise und Reihentitel anzusehen, was sich in ihrer ambivalenten Bewertung widerspiegelt. Ein weiteres Beispiel bildet das Buch von HERMANN SCHÜLING: Bibliographie der psychologischen Literatur des 16. Jahrhunderts / Studien und Materialien zur Geschichte der Philosophie, Bd. 4 (1967) Hildesheim: Olms Innerhalb der Reihe Studien und Materialien zur Geschichte der Philosophie, welche 1965 mit der Publikation WILHELM RISSEs einer Bibliographia Logica in vier Teilen beginnt, entspricht auch SCHÜLINGs Zusammenstellung zwar einer in sich abgeschlossenen Bibliographie, dennoch stellt sie zugleich einen Band dieser Reihe dar; auch hier muss die Frage betreffend ihrer Abgeschlossenheit oder eben Nichtabgeschlossenheit unbeantwortet bleiben oder man geht den Weg des Kompromisses indem man behauptet, sie wären jeweils in sich selbst abgeschlossen (sequelled).

  11. Vgl. EVGENIJ IVANOVICČ ŠAMURIN: Geschichte der bibliothekarisch-bibliographischen Klassifikation (1967) Leipzig: VEB Buch- und Bibliothekswesen. Im zweiten Band finden sich zahlreiche Fundstellen zu PAUL OTLET im Zusammenhang mit der FID und IIB.

  12. Betreffen alle Internetquellen und ihre Aufrufe zwischen dem 11. / 12. Januar - 1./2./3. März 2016. im Wechsel von ca. sieben Stunden unter Berücksichtigung des veränderten Algorithmus und im Wechsel zwischen Bibliothek, Internetcafé und Zuhause; vgl. zu diesem Vorgehen: DIRK LEWANDOWSKI /GDI: Web Information Retrieval – Technologien zur Informationssuche im Internet (2005) Frankfurt am Main: Deutsche Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis. Zu den hier ebenfalls relevanten Themen des Big Data in den Belangen Text Mining natürlicher Sprachen, Information Retrieval, Statistische Methoden ist die Literatur zu sehr im Wandel, als dass die ungestüme technische Veränderung ausreichend in ihr abgebildet werden könnte. Digital Humanities ( engl. etwa: rechnergestützte Humanwissenschaften) bildet jedoch ein begriffliches Gerüst, welches diesen Wandel seit einigen Jahren in der englischsprachigen Fachliteratur in hohem qualitativen Anspruch begleitet und gleichzeitig zu einem kritisches Sammelbecken für die verschiedenen Strömungen von der Biologie und Medizin über Ökologie bis hin zu Geschichte und Wissenschaftstheorie sich entwickelt.

  13. Vergleiche in diesem Zusammenhang: Wenn ich dieses Blatt wegwerfe / werfe ich nicht das Gedicht weg / dein Kopf wird zum Haupt / falls du dich verneigst vor ihm / […], aus: Der Astronaut, in: JÜRGEN THEOBALDY, Der Nachtbildsammler (1992) Köln: Palmenpresse. (http://www.lyriklover.de, abgerufen am 25. 3.2016)

  14. Auf eine besondere Publikation eines Faltbuches sei noch aufmerksam gemacht – mit Fokus Stichwörter in ihrer Geschichte: ESOMAR (Celebrating 60 Years): Insight Track – The Evolution of Market Research (2007) Amsterdam / London: ESOMAR World Research, Fortune Street. Beschreibung: Bilden die vorderen Falzkanten des Leporellos den ersten Zugang zu einer auf verschiedenen Ebenen (zugleich Vorder- und Hintergrund betreffend des aufgespannten Rectos, das in themenbezogenen ungesättigten Farben erscheint) der teils technischen Einflüsse auf die Marktrecherche bezogenen Zeitlinien mit stichwortartig beschriebenen Ereignissen, ist idas Veraso künstlerisch illustrativ gestaltet mit verschiedenen historischen Themenmotiven aus dem Alltag ab 1790 bis in die Jetztzeit; frontseitig ist der Buchstabe i in den Umschlag gestanzt, wodurch ein Teil der Rückseite des Leporellos selbst wiederum sichtbar bleibt. Auf den Innenseiten des Umschlages werden Statistiken der weltweiten Markt- und Meinungsforschungsumsätze vereinfacht dargestellt. Der Umschlag (wie ein Schutzumschlag um das Faltbuch gelegt) ist in den Farben Weiß und Blau gehalten.

  15. Hier werde ich dann doch an die Aussage GEORG CANTORs erinnert: Das Wesen der Mathematik ist ihre Freiheit. (Quelle: Wissenschaftler- Würfel , Halle (Saale).

  16. Der folgende Abschnitt enthält mögliche Vorschläge zu Möglichkeiten der Nutzung der Herangehensweisen und Mitteln der qualitativen Sozialforschung einhergehenden Ergebniserreichung zu diesem Thema. Natürlich gibt es auch die Recherche innerhalb der Netzwerke des Social Media, welche für Wissenschaftler außerdem attraktiv sein kann, die sich jedoch zeitlich ebenso intensiv gestalten können wie das Aufsuchen und den eigenen Blick in Bibliographien. Ein weiterer Aspekt findet im folgenden Aspekt keine weitere Berücksichtigung: die ebenso als dynamisch zu bezeichnenden Denk- und Gestaltungsprozesse wie sie den Bibliographien zugrunde liegen, weshalb hier – nur andeutend – zwei Werke genannt werden, die – wie ich finde - den iterativen Charakter für die Erstellung einer Bibliographie in nuce veranschaulichen: Zum einen sei genannt: CHRISTOPHER HAMLIN: More than Hot. A short History of Fever/Johns Hopkins Biographies of Deseases, vol 4 (2014) Baltimore: Johns Hopkins University Press. Diese medizinhistorische Buchreihe verfährt in Längsschnitten als Wegweiser und kann als eine Variante des externalisierten Prozesses für die Erstellung von Bibliographien genannt werden. Ein zeitlich viel weiter zurückliegendes Werk von JOHANNES HESSEN, Religionsphilosophie in zwei Bänden (1: Methoden und Gestalten und 2: System der Religionsphilosophie, beide 1948 und 19552) veranschaulicht dies ebenso; während Hessen im ersten Band die Differenzen der einzelnen Persönlichkeiten und Schulen in diesem Fach herausarbeitet und die anzutreffenden Schwierigkeiten genauer Abgrenzungen im Bereich der Religion und Philosophie verständlich macht, bildet der zweite Band den Versuch, die gewonnenen Ergebnisse in ein Gesamtsystem, wissenschaftlich zu verorten. Gerade bei den hier erwähnten Randdisziplinen Medizin und Religionsphilosophie, können diese Verfahrensschritte gut beobachtet werden, wie sie ähnlich in Diskussion und Bestimmung bei der Findung geeigneter Deskriptoren aus dem Sprachkorpus der linguistischer Forschung verlaufen.

  17. … (und eine, jedoch hier nicht weiter zu begründenden) Semiotik, die Wort- Satz- und symbolische Systeme auf das Denken und Beurteilen zurückwirken und ihre Veränderung auch selbst immer wieder sich verändernde Begründungsstrukturen entstehen lassen.

  18. würde man den Vorgang des Rezensierens und der Verschlagwortung auch bibliothekarisch an die Bestellung von Fernleihen (ILL) binden, wäre schon viel gewonnen: das Unternehmen Amazon hatte dies früh erkannt und die Bewertungsmöglichkeit des Käufers an das verkaufte Buchexempar bedungen. Bewertungen von leihenden Bibliotheksbenutzern, wie sie beispielsweise in MyBookshelf abgegeben werden, können in Onlinekatalogen erscheinen, mit entsprechender Kenntlichmachung oder als weiterführender Link, wo dann Leseerfahrungen/sachliche Bewertungen hinterlegt sind.

  19. Um ein richtiges Verständnis für das hier Gesagte zu erlangen, muss angemerkt werden, dass es eben nicht darum geht, das Denken des Menschen den Funktionen von Maschinen zu unterwerfen. Intelligenz wird immer trans- und metakategoriales Denken sein und viel mehr enthalten als programmierte Verzweigungen oder Entscheidungsbäume: Denken bedeutet und ist auch heute noch Überschreiten (Ernst Bloch), während Maschinen Programmfunktionen folgen, bedarf das Denken grundlegend eines individuell gefassten Motives, eines Anlasses, des Abwägens und ebenso des Zweifelns, dies und mehr leisten Maschinen nicht, hingegen sind sie in Berechnungen und im Prozess des Suchens und des Erkennens des Gleichen unangefochten schneller. Auch in dieser Hinsicht sind Bibliotheken angehalten, weiterhin Institutionen forschenden Denkens zu bleiben, ebenso, um unlauterem wissenschaftlichen Verhalten die Stirn zu bieten: Bibliotheken, einmal mit Instrumentarien ausgestattet, die es erlauben, große Mengen an Texten zu analysieren, wären prädestinierte Orte für Plagiatsprüfungen der Arbeiten von Absolventen, sie verfügten über die Möglichkeiten in house aufgrund ihres Bestandes und der Onlinedatenbanken allfälligen Verdachtsmomenten professionell zu begegnen.

  20. Bis dahin stehen Lesevorgänge und ihre Unterbrechungen auf iPads dokumentbezogen nur den Geräteproduzenten zur Verfügung; dies müsste für eine solche automatisierte Forschungsanwendung eine Veränderung erfahren. Es geht um BigData jedoch in vertretbarem Rahmen: während der Zeit, in der die qualitative Studie stattfindet, könnten – wie in sozialen Netzen üblich, hier jedoch anonymisiert – Vorschläge zu Suchbegriffen mittels Pop-Ups auf das entsprechende von einer Bibliothek zur Verfügung gestellte Gerät erfolgen. In extremis lässt sich ein VR-/SmartGlass mit gleichartiger Pop-Up-Funktion vorstellen wie auf den iPads, das selbstverständlich eine umfassende Schrift- und Spracherkennung voraussetzt und alle Such- , Lese- und Schreibvorgänge im Blickfeld freiwilliger Probanden mitschneidet. Die damit verbundene Vorschlagsfunktion mittels Pop-Ups wäre dann einer vollständig viralen und virtualisierten und zugleich formlosen Bibliographie gleichzusetzen, ebenso bedeutete sie eine überaus gefährliche Unterwerfung menschlichen Denkens, da Worte und Begriffe immer in das System auch des kritischen Überlegens eingreifen und einen eigenen Bedeutungsraum entfalten, der zwar verschiedentlich mit einer kreativen Erweiterung des eigenen Hirns gleichgesetzt wird, auf Dauer jedoch mehr Last und Bürde statt der verheißenen Befreiung darstellt.

  21. Von den Suchmöglichkeiten her gedacht, kann zurückverfolgt werden, mit welchen Grenzen und Schwierigkeiten die Gestaltung der neuen Onlinekataloge verbunden war bzw. es heute noch sein kann, die aber immer eine Entlastung der Serverstruktur bieten, anders sind die Unterschiede zwischen einer Mehrfeldsuche, wie sie sehr umfassend der Karlsruher Virtuelle Katalog (KVK) bietet im Unterschied zu den Katalogen mit einer Einfeldsuche (wie etwa kobv [Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg] oder Swissbib [Gesamtonlinekatalogwissenschaftlicher Bibliotheken der Schweiz]). Mit der Volltextsuche werden heute in kleinen Onlinekatalogen die einst zahlreichen Suchfelder abgelöst: Titel (Title, Work, Journal) oder [dt./engl.]: beginnt mit/starts with, enthält/contains), Autor, Erscheinungsjahr/pubishing date, Verlag/edition, ISBN, Freitext (alle Felder/all Fields), Phrasensuche (exact, phrase, exact phrase), Stichwortsuche (nur Schlagwörter und Zusammenfassungen /Abstracts umfassend, werden im Englischen mit all keywords, any in Datenbanken angelegt. Ein für das Verständnis bezüglich Struktur und Leistung von Suchmaschinen, ihren kommerziellen Verbandelungen, strategischer Entwicklung, bietet eine noch heute gute Übersicht: ALEXANDER HALAVAIS: Search Engine Society (2009) Cambridge [et al.]: Polity Press, passim.


Krisztof Ján Kojakeva (eigentlich Christoph Kujawa), geboren 1962, begann als Versicherungskaufmann und war viele Jahre in Verlagen, Buchhandlungen und der papierverarbeitenden Industrie im In- und Ausland tätig, später zählten ebenso Mandate in der qualitativen Meinungsforschung mit Jugendlichen und Erwachsenen zu seinen Aufgaben. Heute lebt er in Zürich und schreibt unter anderem auch für die Wikipedia zu Musik und zur Soziologie der Industrialisierung. Mit Bibliographien und Verzeichnissen pflegt er immer wieder längere Begegnungen, wenn extensive Recherchen für die Erschließung interdisziplinärer Zusammenhänge anstehen, weshalb dieser Beitrag konsequent aus der Sicht des Lesers geschrieben wurde.