Vortrag auf dem 2. gemeinsamen Bibliothekstag Berlin/Brandenburg am 29. September 2007 in Frankfurt/Oder
- Versionierung
- Trendforschung: OCLC, Horizon, Taiga
- Neue Erklärungsmuster für die Bibliothek
- Neues Paradigma für die Bibliothekswissenschaft
- Schluss
Versionierung
Als nach der New Economy-Blase das Internet totgesagt wurde und der O’Reilly-Verlag 2004 das Catch-Word Web 2.0 kreierte, ahnte keiner, was in den folgenden Monaten passieren würde.[Fn1] Jetzt sind wir sogar bei Computer 2.0 und Bibliothekswissenschaft 2.0 angekommen. Die dritte Version ist im Anzug. Selten ist ein Begriff so schnell von den Medien und den unterschiedlichsten Fachwelten aufgenommen worden. Handelt es sich nur um einen so genannten Hype? Nun: Hype kommt von Hyperbel, der rhetorischen Figur für Übertreibung und der mathematischen Figur einer meist stark abfallenden Kurve (mir würde in beiden Disziplinen allerdings besser die Parabel gefallen...). Ein Redakteur[Fn2] der Technology Review von Heise nannte dies treffend die „Fieberkurve der Aufmerksamkeit“. In der Tat befindet sich Web 2.0 auf dieser Kurve auf dem Abstieg in das Tal der Enttäuschungen. Dies ist ja das Thema einer Reihe von Beiträgen in der Blogosphäre in der letzten Zeit. Es erstaunt im Grunde immer wieder, wie exakt die Gartner Hype Cycle-Kurve[Fn3] vor allem technologische Entwicklungen vorhersagen kann.
Der Begriff Library 2.0 war ebenfalls sehr schnell auf der Agenda. Früh kreierte die ALA ihr tag „ALAL2“ und ihr Weblog „Library 2.0“. Schnell endete aber auch das Interesse der ALA daran.[Fn4] Macht es Sinn, trotz abfallender Hype-Kurve und nachlassender Aufmerksamkeit hierzulande noch von Bibliothek 2.0 zu sprechen? Und noch dazu von einer neuen Version der damit befassten Wissenschaft? Ich finde ja, auch wenn man sich trefflich über die Art der Namensgebung und die Auflagennummer streiten kann.
Allerdings muss man sich von der strikten Definition trennen, die neue Version hätte primär etwas mit neuer Technologie zu tun. Gartners Hype Cycle suggeriert dies zwar, aber gerade damit sind wir bei einem Hauptproblem der Informationswissenschaft und wir sollten uns hüten, diesem erneut zu verfallen. Zu oft wird Information mit Informationstechnik gleichgesetzt. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang das vor einem Jahr viel diskutierte „Librarian 2.0 Manifesto“ von Laura Cohen[Fn5]. Hier ist nicht die Rede von neuer Informationstechnik, sondern von einer neuen Unternehmenskultur, die auf Kundenorientierung, Kreativität und Vertrauen setzt.
Schon vor ziemlich genau zehn Jahren hatte ich die Gelegenheit, auf den notwendigen grundlegenden Mentalitätswandel im Bibliothekswesen hinzuweisen[Fn6]. Damals entdeckte man im Bibliothekswesen und in der Informationswissenschaft ganz allmählich den schon lange in den Unternehmensfluren zu hörenden Ausspruch des Wandels von Verkäufer- zum Käufermarkt. Das ging soweit, dass man den Paradigmenwechsel mit dem Begriff der „just-in-time-Bibliothek“ beschrieb. Nicht mehr lange Dokumentlieferzeiten, sondern ggf. elektronische, sofortige – subito(!) – Lieferung der Informationen und Volltexte. Es war die Zeit der beginnenden Internet-Ära. Eine Etappe in der Geschichte der Beschleunigung der Welt. Alle lernten HTML.
Und die Bibliothekare stellten sich Schilder vor den Auskunftsplatz, der sie als Search Engine und eben nicht mehr als Librarian auswies. Die berühmte Karikatur[Fn7] von Dave Coverly hängt immer noch in den meisten Bibliotheken. Bezeichnenderweise hängt an der Wand der dort abgebildeten Bibliothek eine Aufforderung, der armen Bibliothek zu helfen. Man spürt schon die Angst im Nacken. Aber hilft da ein „Umlabeln“: Die Bibliothekarin wird zur Suchmaschine? (bzw. die Bibliothekarin 1.0 zur Bibliothekarin 2.0?). Noch problematischer wird es, wenn die Bibliothekarin sich die neue Welt nur in Form von T-Shirts überzieht, deren Aufschrift an den Google-Schriftzug erinnern soll. Das Spiel mit Namen, Begriffen und Buchstaben ist gefährlich. Ontologen, wie es die Bibliothekare sind, sollten besser hellhörig werden: Hier stimmt etwas nicht so recht. Flugs ist auch schon Ms. Dewey zur Stelle, die die leibhaftige Bibliothekarin ganz ersetzt hat und auf die Frage nach der Bibliothekswissenschaft etwas nervös reagiert.[Fn8] An die Stelle der Bibliothekarin, die (informations)kompetent die richtigen Auskünfte erteilt, sind – machen wir uns nichts vor – Google und Wikipedia getreten. Da hilft ein Austauschen der Label und Namensschilder nichts.
Das Problem liegt immer noch in der erwähnten Verwechslung von Information mit Informationstechnik. Dieses Problem bescherte uns die nachrichtentechnische Informationstheorie und die darauf aufbauende Informationswissenschaft aus dem Geiste der Datenbankforschung. Als man in den 1990er Jahren von der Informationsgesellschaft sprach, meinte man ausschließlich die Informationstechnikgesellschaft. Und auch die jüngsten nationalen und internationalen Gipfeltreffen zu dem Thema zeichnen sich dadurch aus, dass sie von der IKT-Industrie dominiert werden und die Stimme von Zivilgesellschaft und Informationswissenschaft ausblenden.[Fn9]
Noch während – oder gerade während – der Kulminationsphase des New Economy-Internet-Hypes, erscheinen zwei wichtige Statements, die Einiges plötzlich (?) ganz anders sehen. Die Harvard-Wirtschaftsprofessoren John Seely Brown und Paul Duguid beschreiben eindringlich, dass die Spezies „Information“ zu der Gattung der Lebewesen gehört: „The Social Life of Information“ öffnet vielen die Augen. Ziemlich genau zur gleichen Zeit veröffentlicht eine Gruppe von Wirtschaftspraktikern und Wirtschaftspublizisten[Fn10] um David Weinberger eine Liste von Statements zum wahren Charakter des Internets und seiner Wirtschaftskraft. Es handelt sich um die 95 Thesen des „Cluetrain Manifesto“, dessen Hauptaussage der Hinweis ist, dass die Kunden im Zeitalter des Käufermarktes Gespräche führen, miteinander reden, über Mund-zu-Mund-Propaganda über Wohl und Wehe eines Produktes und einer Firma entscheiden können und dies mit Hilfe des Internets so schnell und effektiv wie nie zuvor tun. Neben der Kernthese „Märkte sind Gespräche“ finden sich darin aber auch so kryptische Aussagen wie „Menschen erkennen einander am Klang ihrer Stimme.“ Wir schreiben das Jahr 2000, nicht das Weblog-Jahr 2001, das Web 2.0-Jahr 2004 oder das Second Life-Jahr 2007. Die Cluetrain-Thesen klingen in manchen Ohren zu provokativ und die These von der sozialen und eben nicht technischen Grundbedingung von Information, wie sie die Wirtschaftswissenschaftler formulieren, war wohl noch zu kompliziert, so dass der semantische Raum trotz allem frei blieb für ein neues Label, ein frisches Branding, eben „Web 2.0“. Dass dieses mit einer Versionsnummer versehen war, zeugt lediglich davon, dass auch im O’Reilly-Technikuniversum ein Paradigmenwechsel erkannt wurde. Dass diese Versionierung sich in den letzten Jahren so häuft, deutet darauf hin, dass es sich in der Tat in erster Linie um ein erfolgreiches Branding handelt. Etwas Besseres konnte dem Verlag nicht einfallen.
Trendforschung: OCLC, Horizon, Taiga
Dass sich die Welt grundlegend – gerade auch im Zusammenhang mit der Entwicklung des Internet – ändert, ist spätestens seit Manuel Castells Mitte der 1990er Jahre weit rezipierter Trilogie „Aufstieg der Netzwerkgesellschaft“ akzeptierte Tatsache. Lediglich die Akzente und Erklärungsmuster unterscheiden sich. Dass der Wandel grundlegender sein könnte, als frühere gesellschaftliche Entwicklungen des 20. Jahrhunderts, lässt sich an einer kaum übersehbaren Konjunktur von Zukunftsforschungen und Trendanalysen erkennen. Delphi-Befragungen, Zukunftswerkstätten und Szenariotechniken werden sozialwissenschaftliche Erhebungsmethoden erster Wahl. Paul Miller vom Softwareunternehmen TALIS thematisiert genau diese, in der Szenariotechnik so wichtigen und eben nicht vorhersehbaren disruptiven Innovationen, mit denen sich gerade auch die Bibliothekswelt auseinandersetzen muss.
OCLC, das Online Computer Library Center in Dublin/Ohio, griff diese Frage nach der Zukunft ebenfalls schon 2003 in der von der angloamerikanischen Bibliothekswelt viel beachteten Studie Environmental Scan 2003 auf, mit der OCLC eine ganze Reihe von Trendstudien zur Unterstützung der Neudefinition der Mitgliedsbibliotheken startete[Fn11]. Mit Spannung wird derzeit der Report 2007 zu Social Networking unter dem Titel „Sharing, Privacy and Trust in Our Networked World“ erwartet[Fn12] .
Educause, die US amerikanische Non-profit Organisation zur Entwicklung und Beobachtung neuer IT-basierter Ansätze für den tertiären Bildungssektor, gibt ebenfalls orakelgleiche Trendprognosen heraus[Fn13]. Der so genannte „Horizon Report“ des Jahres 2007 betont hier z.B. die aktuelle Bedeutung der Diskussion um den User Generated Content und Social Networking („Time-to-Adoption: One Year or Less“) – die,, sagen wir, „Dislokalisierung“ der Welt mit dem Trend zum Einsatz von Mobiltelefonen und virtuellen Welten im Lernen („Time-to-Adoption: Two to Three Years“) und einer am Horizont nahenden gänzlich neuen Praxis des wissenschaftlichen Publizierens sowie des Einsatzes von „Massively Multiplayer Educational Gaming“ („Time-to-Adoption: Four to Five Years“). Auffällig ist hier im Vergleich zum Bericht des letzten Jahres eine deutliche Rücknahme rein technologischer Hightech-Visionen wie Enhanced Reality u.a. sowie eine Stärkung inhaltlicher, nicht primär technologischer Trends.
Eine Gruppe amerikanischer Bibliotheksdirektoren nahm sich im März 2006 ebenfalls der Erforschung der eigenen Zukunft an und kam zu dem provozierend-pessimistischen Schluss, dass für Hochschulbibliotheken die nächste Zukunft eher einer Verödung gleich kommt: Sie nannten sich deshalb „Taiga Forum“, tatsächlich in Assoziation zur bekannten unwirtlichen Klimazone der Nordhalbkugel. Ihre zentrale These ist: In fünf Jahren wird die Bibliothek nicht mehr sein, was sie war, vor allem weil die physisch vorhandenen Objekte und Einrichtungen bis hin zum Personal stark ausgedünnt werden und Google die Rolle der wissenschaftlichen Informationsvermittlung übernommen hat. Hier treffen sich die Prognosen ziemlich genau mit den Einschätzungen von Horizon 2007.
Im OCLC-Newsletter „Nextspace“ wurde 2006 explizit der Einfluss von Web 2.0 auf die Bibliothek diskutiert[Fn14]. Zukunftsforscherin Wendy Schultz entwirft dort das optimistischere Bild der „Bibliothek 4.0“ und sie macht die Versionierung nicht an der technologischen Entwicklung fest, sondern eher an prinzipiellen Überlegungen zu Aufgabe und Funktion von Bibliotheken. Wird die aktuelle Bibliothek (1.0) eher als Wirtschaftsfaktor gesehen[Fn15], ist die nächste Ausprägung der Bibliothek die eines spezifischen Angebotes oder Produktes in der vernetzten Welt, wo die technischen Errungenschaften des Web 2.0 neue partizipative Möglichkeiten für bibliothekarische Dienstleistungen ergeben. Ihre dritte Versionsnummer entspricht eher den verschiedenen technologischen Trends, die vermuten lassen, dass die „Gaming Generation“ auch tatsächlich nur noch über Online-Games und virtuelle Welten ansprechbar ist. Hier werden jedoch gerade die Bibliothekare aktiv beratend, vernetzend und bewertend „unterwegs“ sein werden, – als Avatare – vielleicht menschlicher als die oben erwähnte Ms Dewey. In dieser „3D-Bibliothek“ werden „die Leute eher Bibliothekare sammeln als Bücher“, schreibt Wendy Schultz.
Die ultimative Zukunftsvision „Bibliothek 4.0“ wird die Wissensinspirationsquelle der Erlebnisgesellschaft sein. Es wird der Ort sein, der gerade eine Zuflucht bietet vor der technisierten Welt mit seinen ubiquitären Computern, eine WLAN-freie Zone, in der man sich treffen kann wie in der guten alten County House Bibliothek, bei Kaffee, gutem Whiskey und Gesprächen, ohne dass die modernen multimedialen Möglichkeiten der Ideenfindung und Kreativität verbannt wären: ein zeitgemäßer „Knowledge Spa“. Ganz so utopisch wie es sich anhört, ist dieses Bild nicht – ich möchte nur an die Idea Stores im Londoner Bezirk Tower Hamlets erinnern[Fn16], die vieles vorwegnehmen, was Wendy Schultz noch 2006 als ferne Vision zeichnet.
Selbst wenn hier die „Versionierungsmarotte“ – sicher auch ironisch – übertrieben wird und utopische Elemente bleiben werden, die Basiseinteilung vor allem in die ersten drei und den vierten, die anderen integrierenden Typus, trifft den Kern einer Reihe von Argumenten, die schon seit Jahren immer wieder mit Bibliotheken in Verbindung gebracht werden[Fn17], deren Widerhall wir in mancher wirtschaftswissenschaftlichen oder allgemeinen soziologischen Diskussion wie z.B. dem Cluetrain Manifest oder Manuel Castells Gesellschaftsanalyse auch finden.
Neue Erklärungsmuster für die Bibliothek
Auch Ulrike Steierwald betonte z.B. in ihren „Thesen zur Bibliothekswissenschaft in Deutschland“ unlängst die Besonderheit der aktuellen gesellschaftlichen Situation. Sie spricht von einem medienwissenschaftlichen Umbruch, der eine grundsätzliche Neuorientierung in der „Rollendefinition zukünftiger Vermittler in einem dynamischen Bildungsprozess“ erfordert[Fn18] .
Es dreht sich eben gerade nicht in erster Linie um die Komponente „Auskunft“, die die Web 2.0-basierte Bibliothek angesichts des stets anwachsenden Übermaßes an Information perfektionieren könnte, sondern um gänzlich andere Qualitäten, um eine Wiedergewinnung ursprünglicher Funktionen. Sicher ist die Beherrschung des steten Wachstums der Bibliothek ihr wichtigstes Arbeitsfeld. Aber schon für S.R. Ranganathan ist es erst das fünfte seiner Gesetze, die ersten vier beziehen sich ausschließlich auf Kundenorientierung [Fn19], auch wenn sich dabei ähnlich wie bei Martin Schrettinger sein Hauptaugenmerk auf die Erschließung richtet.
Aber haben wir nicht doch, erstarrt vor dem Faszinosum der exponentiellen Kurve des Wachstums des Bücherberges, das Wesentliche aus den Augen verloren? Schon die genauere Betrachtung des Wortes „Bibliothek“ zeigt sie uns mitnichten als Theke für die Vermittlung oder Aufbewahrung von Büchern. Der Wortbestandteil „Biblio-“ verweist genauso wie das Wort „Buch“ selbst nicht auf die Gutenbergsche Form der Massenproduktion von Kodices, sondern auf zeit- und kulturspezifische Beschreibstoffe, auf die mediale Form des Informationsträgers, während die „Theke“, die ebenso kultur- bzw. ggf. medienspezifische Organisationsform beinhaltet ursprünglich mit Sicherheit die etymologisch korrekte „Kiste“, später als Volksetymologie tatsächlich die Theke, die jetzt zum mehr oder weniger barrierefreien Internetportal mutiert, ist.
In dem, in diesem Jahr erschienenen, letzten neuem Kapitel seiner Kleinen Bibliotheksgeschichte erläutert Uwe Jochum unter der Überschrift „Hybride Bibliotheken“, was inzwischen passiert ist[Fn20]. Unter der technischen Oberfläche des Internets macht er die Wiederkehr des Ortes aus. Aus ökonomischer, juristischer und sogar technischer Hinsicht ergibt sich eine kulturelle Rekontextualisierung der Bibliothek als Konsequenz der technischen Globalisierung. Man denke nur an IP- gesteuerte Zugänge zu Datenbanken und Textarchiven, die nur in den Räumen der Bibliothek benutzbar sind, oder an die oft landesspezifischen Urheberrechtsregelungen. Gerade die ökonomischen Zwänge, beispielsweise ausgelöst durch die Zeitschriftenkrise, werfen die Bibliothek bei der finanziellen Rechtfertigungsdebatte mit dem Unterhaltsträger auf den ureigenen, lokalen Nutzungszusammenhang zurück.
Die Rekontextualisierung der Bibliothek beinhaltet nicht nur eine Aufwertung des realen Ortes und eine Besinnung auf die Zeit im Sinne von Überlieferung und Geschichte, sondern betreibt eben auch die Wiederhereinnahme des Analogen, wie es das Konzept der hybriden Bibliothek beschreibt. Es wird aber deutlich, dass die zaghafte Frage nach der Hybridisierung der digitalen Bibliothek ganz andere Konsequenzen hat, denn:
„[...] die langjährige Fixierung auf die Datentechnik hat die Bibliotheken in ihrem Selbstverständnis zu reinen Zukunftseinrichtungen stilisiert, die ihre Modernität [...] durch Adaptation an die jeweils neueste Datentechnik sichern wollten.“ (Jochum, S. 237)
Während man damit mehr oder weniger erfolgreich versuchte, das Status- und Imageproblem von Bibliotheken zu lösen, handelte man sich durch den Verlust an eigener Geschichte (zumindest im Curriculum) auch den Verlust an eigener Identität ein und verbaute sich zusätzlich den Blick auf die Gegenwart, in der unzählige andere Medien um die Aufmerksamkeit der Nutzer buhlen. Die Karikatur der Librarian Search Engine zeugt unfreiwillig davon. Genau wie Wendy Schultz’ „Neo-Library 4.0“ muss eine Hybridisierung in dieser Form nicht bedeuten, auf den datentechnischen Zukunftsstrom ganz zu verzichten. Es geht um das Finden eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen linker (digitaler) und rechter (analoger) Gehirnhälfte[Fn21]. In unserer reinen buch- und schriftorientierten, männlichen Kultur wird ohne Zweifel die linke, kognitive Gehirnhälfte bevorzugt. Dass die Wiedergewinnung der rechten Gehirnhälfte auch für wirtschaftliche Zusammenhänge bedeutsam ist, weiß das Marketing schon lange, wenn es sich mit Lebensstilen und affektiven Komponenten bei der Produktwahrnehmung beschäftigt.
Georg Franck und Joseph Pine machten darauf aufmerksam, dass in unserer heutigen Zeit neben den rationalen Umsatzzahlen gerade auch im weiteren Sinne affektive Komponenten unser Handeln bestimmen. Unser Verhalten, d.h. die Aufmerksamkeit, die wir bestimmten Dingen bevorzugt widmen, ist bestimmt von unseren Erfahrungen. Die Alltagserkenntnis, dass positiv besetzte Erfahrungen und Erlebnisse unsere Aufmerksamkeit später erneut stärker anziehen als negative, macht sich die Aufmerksamkeitsökonomie zu Nutze. Die vier Bibliothekstypen von Wendy Schultz folgen denn auch dem Muster von Pine’s Experience Economy: während Waren und Güter austauschbar, Produkte zumindest fassbar (tangible) und Dienstleistungen immateriell sind, sind Erfahrungen und Erlebnisse erinnerbar[Fn22]. Starbucks verkauft keinen Kaffee mehr, sondern dass Erlebnis des Kaffeetrinkens in ästhetischer Atmosphäre. Die hier deutlich werdende Verbindung von Erfahrung und Erinnerung verschärft Georg Franck, wenn er sagt[Fn23],
„Wir erleben nicht einfach, was uns die Umwelt [...] präsentier[t]; wir erleben, worauf wir [...] zu achten gelernt haben.“
Die Betonung von Erlebnisqualität und Aufmerksamkeitswert von Produkten und Dienstleistungen hat also nicht nur etwas mit der akuten Reizüberflutung zu tun, sondern geht auf Grundzüge des Menschen ein[Fn24].
Auch das Internet, jenes unendliche Informationsarchiv, das manche die Bibliothek nennen, erhält seinen hohen Aufmerksamkeitswert nicht durch die vielen Datenbanken, die dort recherchierbar sind. Es sind die Personen, die etwas ins Netz stellen, die sich dort zur Schau stellen und über sich erzählen. Das Web ist schon immer eher ein Kommunikationsmedium als ein „Informationscontainer“ gewesen – noch bevor es spezielle sog. Soziale Software dafür gab. David Weinberger erläutert in seiner „Unified Theory of the Web“ wie sehr auch diese Kommunikation einen eher affektiven Hintergrund hat: es sind die Personen, die uns interessieren und uns gar unterhalten und nicht die Wissens- und Informationsstückchen der publizierten Texte und Bilder. Diese erhalten für uns erst Sinn durch ihren personellen Kontext. Ähnlich wie Uwe Jochum kommt er zu dem Schluss, dass es gerade das anonyme, unpersönliche Web ist, das uns wieder auf die emotionalen, ja körperlichen Bedingungen zurückbringt. Das eigentliche „Wissen“, das uns im Netz interessiert, ähnelt eher einem „Joke“ – Witz hört sich hier zu pejorativ an. Ein Witz ist gekennzeichnet dadurch, dass er etwas Unerwartetes als Pointe bringt, was uns zum Lachen bringen kann. Witze stellen unerwartete Kontexte her. Ein Lachen ist meist Ausdruck plötzlichen Wissens. Datenbanken bringen nichts prinzipiell Unerwartetes hervor; Flugpläne, Kataloge und Behördeninformationen sind im Grunde langweilig. Das, was das Web interessant macht, ist das, was wir nicht erwarten, wo wir abdriften, zu surfen beginnen, oft ohne es zu wollen[Fn25].
Diese „Gewitztheit“, Spaß und „Erlebnisse“ lassen es uns unterhaltsam erscheinen, genau wie Geschichten, Lieder und Musik Emotionen ansprechen.
Umberto Eco[Fn26], hat das gleiche einmal für die Bibliothek beschrieben:
“Eines der Missverständnisse, die den allgemeinen Begriff der Bibliothek beherrschen, ist die Vorstellung, dass man in die Bibliothek geht, um ein bestimmtes Buch zu besorgen, dessen Titel man kennt. [...] Die Hauptfunktion einer Bibliothek [...] ist die Möglichkeit zur Entdeckung von Büchern, deren Existenz wir gar nicht vermutet hatten, aber die sich als überaus wichtig für uns erweisen.”
„So erlebt wird die Bibliothek zu einem Abenteuer“
Ob Eco diese Gewitztheit der Bibliothek im Blick
hatte, als er in seinem Roman „Der Name der Rose“ über
den Verlust des zweiten Buches der Poetik von Aristoteles, dem Teil
zur Komödie, im Zusammenhang mit einer brennenden Bibliothek
nachdachte?
Eine der Ausgangsüberlegungen von Weinberger bezieht sich auf
die Arbeiten des Kognitionswissenschaftlers und Sprachphilosophen
Andy Clark, der u. a. die These vertritt, dass unser Wissen von
den Dingen, die uns umgeben von unserem Körper abhängig
ist – nicht nur vom Funktionieren unseres Gehirns. Wissen
findet eben nicht nur in der Suchmaschine statt, sondern auch im
menschlichen Körper[Fn27].
Das weniger Rationale ist auch die zentrale These des Cluetrain
Manifestos: der Markt als Gespräch und nicht als gezielte Preisinformation.
Erzählen, Dialog, persönliche Erfahrungen sind dabei auch
Schlüsselbegriffe des modernen Wissensmanagements, und Weinberger
deutet dazu sogar die Hierarchie von „Daten, Information und
Wissen, Weisheit“[Fn28]
(DIKW) um zu „Daten, Information, Geschichten“ (DIS)[Fn29].
Und wirklich: „story telling“ – oder auf Deutsch:
das „Harun-al-Raschid-Prinzip“ – ist im (betrieblichen)
Wissensmanagement ein wichtiges Instrument.
Die dialogische Komponente daran bringt uns schließlich zu einer Synopse von Michael Giesecke, die das Gesagte auf die eingangs zitierten Trendforschungen beziehen lässt. Im Hinblick auf kommunikative Kooperationsformen stellt er eine ähnliche Hierarchie auf, wie wir sie schon bei Wendy Schultz und Joseph Pine gesehen haben. „Kommunikative Kooperationsformen“ gehen im steigenden Grad ihrer Komplexität vom Beschreiben (1) und Argumentieren (2) zum Erzählen (3) und dem Dialog (4). Diesen vier Ebenen zugeordnet sind verschiedene ihnen entsprechende Tätigkeiten, Rollen und professionelle Ausprägungen. Auf der ersten Ebene dreht es sich um den reinen Ausgleich eines Informationsdefizits durch einen Experten im Sinne der z.B. schulischen Instruktion. Die zweite Ebene ist die der Reflexion und Argumentation zwischen Experten, während die dritte auf menschlichen Erfahrungen basiert und die Entlastung des Erzählers (vielleicht auch im übertragenen Sinn) erreicht. Meines Erachtens geht dies, wenn die Kommunikation besonders gelingt, fließend in den fruchtbaren Dialog, der vierten Ebene über, wo sich Standpunkte verflüssigen und dabei kollektives Wissen hervorgebracht wird. Hier wirkt die sog. kollektive Intelligenz[Fn30] der „Vielen“ in ihrer persönlichen und kulturellen Unterschiedlichkeit.
Neues Paradigma für die Bibliothekswissenschaft?
Dialog, Erfahrung, Erzählen, Aufmerksamkeiten, Raum, Zeit, Körper und Kognition sind Themen, die bisher kaum in der Bibliothekswissenschaft behandelt wurden. Sie sind aber, wie ich versucht habe zu zeigen, „en vogue“ (der „Hype“) im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs. Und ob man es will oder nicht: Bibliotheken sind immer Teil der sie tragenden Organisationen und Systeme – ob national oder lokal: sie sind gesellschaftliche Institutionen und Orte und haben gesellschaftliche, bzw. organisationsinterne Aufgaben und Funktionen.
Waren in den 1990er Jahren Kundenorientierung, Qualitätsmanagement und Sozialforschung – also die Entdeckung des Managements – zentrale Fragestellungen, so haben sich jetzt – nach einigem Erreichten – neue Themen ergeben. Manche wurden wiederentdeckt, einfach weil sie lange verschüttet waren; manche traten zu Tage gerade durch die globale und allgegenwärtige Technisierung der Lebenswelten. Die Einführung des Managements war im Grunde noch recht einfach, konnte man sich oft fast Eins-zu-Eins der Methoden der Wirtschaftswelt bedienen. Schwierig war und ist der individuelle Mentalitätswandel, den die Management durchdrungene heutige Welt verlangt. Die Anforderungen, die eine Neo-Library 4.0 an die professionellen Kompetenzen und Hintergrundreflexionen (also an die Bibliothekswissenschaft in Forschung und Lehre) stellt, sind ungleich komplexer und werden sich sicher nicht so einfach in Weiterbildungszertifikatskursen abarbeiten lassen. Dass manche Unterhaltsträger diese Situation verstanden haben, davon zeugen eine Reihe spektakulärer, realisierter und geplanter Bibliotheksbauten, auch in der Region Berlin-Brandenburg, die genau die oben erwähnte vierte Ebene ansprechen.
Es wird zunehmend deutlich, dass die große Errungenschaft der Bibliothekswissenschaft der 1970er Jahre, „Bibliotheken als spezielle Informationssysteme“ zu bezeichnen[Fn31], zumindest um die eine oder andere Dimension soziologischer, philosophischer, medienwissenschaftlicher, neurophysiologischer und anderer Art erweitert werden muss – genau wie dies in den sie umgebenden Wissenschaften und gesellschaftlichen Diskursen geschieht. Schon 1995 hatte Uwe Jochum vor einer allzu starken Bindung an die Informationstechnik und den Verlust des Selbstverständnisses[Fn32] als historisch gewachsener gesellschaftlicher Institution gewarnt. Natürlich wird es sich hier nicht um eine Neuauflage alter Traditionen, einer der Bibliotheksgeschichte oder philologischen Bestandbetrachtungen verschriebenen Bibliothekswissenschaft handeln. Es wird vielmehr um systematisches Ausloten des Standpunktes der Institution Bibliothek in ihrem jeweiligen Kontext gehen. Eine „Bibliothekssoziologie“ gibt es schon längere Zeit, doch auch sie bedarf einer Anpassung an die Netzwerk- und Erlebnisgesellschaft und die Aufmerksamkeitsökonomie.
Dass dies insgesamt bereits eine epistemologische Wende, also ein Paradigmenwechsel, sei, vermag ich nicht zu postulieren. Genauso, wie sich der Übergang vom Leser zum Kunden in der Bibliothek 1.0 langsam vollzog, wird die Anpassung von Praxis und Wissenschaft an die wieder komplexer gewordene Gesellschaft, ihre kulturelle Rekontextualisierung, eher inkrementell vonstatten gehen. Anders gesagt kann man behaupten, dass dies schon auf dem guten Weg ist, wenn man beispielsweise die seit den 1990er Jahren mehr oder weniger regelmäßig stattfindenden skandinavisch-amerikanischen Konferenzreihen CoLIS „Conceptions of Library and Information Science“ und ISIC „Information Seeking in Context“ verfolgt. Manche Protagonisten der internationalen Informationswissenschaft, sprechen tatsächlich von einer „Wende“, die ihren vorläufigen Kulminationspunkt im Jahr 2005 erreichte, als Peter Ingwersen und Karvelo Järvelins Buch „The Turn – Integration of Information Seeking and Retrieval in Context“ und Karen Fishers Sammelband „Theories of Information Behavior“ erschienen.
Diese stehen für die Loslösung der Retrievalforschung, der Kerndisziplin der Informationswissenschaft, von ihrer rein experimentellen Datenbanktechnologie aus dem Geiste der Ingenieurwissenschaften zu Fragen der beruflichen und „sozio-kognitiven Kontexte“[Fn33]. Der erste Schritt dahin war, wie in der Bibliothekswissenschaft, die Entdeckung der Kundenorientierung, hier unter dem Stichwort „Usability“, der nächste war Qualitätsmanagement und Controlling, der vierte Schritt, auch hier wie bei den Bibliotheken: die Outcome-Forschung[Fn34]. Der Weg bis zur vierten Dimension im Sinne von Wendy Schultz oder Michael Giesecke ist eingeschlagen, aber doch noch weit und steinig[Fn35] .
Auch wenn uns gerade der Bologna- Prozess an den Hochschulen diesen Weg noch weiter erschwert, ist auf jeden Fall ein Mehr an Wissenschaft und Reflexion notwendig. Vor zehn Jahren waren die Bibliotheken dabei, überhaupt erst „Produkte“ zu entwickeln und schließlich zum Dienstleister zu werden. Aber die eigentlichen Marktmechanismen werden meist immer noch nicht verstanden, weil nicht definiert wurde, wer die Zielgruppen sind, wer der eigentliche Kunde ist. Wir merken jetzt, dass alle schönen Bibliotheksmanagementansätze hilflos bleiben, weil den Bibliotheken in unserer Gesellschaft die Erklärungsmuster fehlen, denn das Google-T-Shirt kann es nicht sein. Es handelt sich hierbei um ein fatales Abhandensein von Theorie: als würde man ein Auto bauen und verkaufen wollen, von dem man gar nicht versteht, warum es fährt und wofür es verwendet werden kann.[Fn36]
Insofern handelt es sich ja vielleicht doch um eine Art Neuauflage des intensiveren Nachdenkens bei gleichzeitiger Hinwendung zum modernen (und postmodernen) Menschen.
Schluss
Borges sagte bekanntlich, er hätte sich das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt, die er dann in seiner Novelle „Die Bibliothek von Babel“ als fraktales, sechseckiges Labyrinth detailliert beschrieb. Umberto Eco hat diese bibliothekswissenschaftliche Idee des argentinischen Nationalbibliothekars in seinem Roman „Der Name der Rose“ weiterverarbeitet: Adson, der junge Mönch, formuliert daher das Wesen der Bibliothek so[Fn37] :
“Bisher hatte ich immer gedacht, die Bücher sprächen nur von den menschlichen oder göttlichen Dingen, die sich außerhalb der Bücher befinden. Nun ging mir plötzlich auf, dass die Bücher nicht selten von anderen Büchern sprechen, ja, dass es mitunter so ist, als sprächen sie miteinander. Und im Lichte dieser neuen Erkenntnis erschien mir die Bibliothek noch unheimlicher. War sie womöglich der Ort eines langen und säkulären Gewispers, eines unhörbaren Dialogs zwischen Pergament und Pergament? Also etwas Lebendiges, ein Raum voller Kräfte, die durch keinen menschlichen Geist gezähmt werden können, ein Schatzhaus voller Geheimnisse, die aus zahllosen Hirnen entsprungen sind und weiterleben nach dem Tod ihrer Erzeuger?”
Ersetzen wir hier „Pergament“ mit neuen, vielleicht noch nicht gedachten medialen Erscheinungsformen unserer Gesellschaft, bekommen wir eine Ahnung von den Gedankenparadiesen, die die neue Bibliothekswissenschaft noch vor sich hat.
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Schachner, Niko (2007) Lebende Bücher in der Bibliothek. Umsetzung eines „Living Library“-Projektes und die Bedeutung des Konzeptes für die bibliothekarische Arbeit. Potsdam: Fachhochschule (Diplomarbeit am Fachbereich Informationswissenschaften)
Schultz, Wendy (2006) To a Temporary Place in Time. In: Web2.0. Where Will it Take Libraries? (NextSpace. OCLC Newsletter, 2) www.oclc.org/nextspace/002/6.htm (geprüft 30.09. 2007)
Steierwald, Ulrike (2005) Fünf Thesen zur aktuellen Entwicklung der Bibliothekswissenschaft in Deutschland. In: Information. Wissenschaft und Praxis, 56 (2005) 3. S. 149-152
Surowiecki, James (2005) Die Weisheit der Vielen: warum Gruppen klüger sind als Einzelne und wie wir das kollektive Wissen für unser wirtschaftliches, soziales und politisches Handeln nützen können, 1. Aufl, München: Bertelsmann
Taiga Forum Steering Committee (10.032006) Taiga Forum Provocative Statements www.taigaforum.org/docs/ProvocativeStatements.pdf (geprüft 19.09.2007)
Tan, Jin (2007) Bibliotheken in Second Life, Potsdam: Fachhochschule (Diplomarbeit am Fachbereich Informationswissenschaften), http://eprints.rclis.org/archive/00011545/
Weinberger, David (05.02.1999) Knowledge
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(geprüft 30.09.2007)
Weinberger, David (2002) Small Pieces Loosely Joined. A Unified Theory of the Web. New York: Basic Books
Weinert, Britta (2007) Newsletter und Weblogs als Marketinginstrument in deutschen Bibliotheken. Potsdam: Fachhochschule. (Diplomarbeit am Fachbereich Informationswissenschaften)
Wilson, Alane; De Rosa, Cathy; Dempsey, Lorcan (2004) The 2003 OCLC Environmental Scan. Pattern Recognition, Dublin, Ohio: OCLC, www.oclc.org/reports/escan/ (geprüft 30.09.2007)
Fußnoten
[Fn 1] Tim O’Reilly
war selbst überrascht, wie er am 30.9.2005 gesteht: What Is
Web 2.0
Design Patterns and Business Models for the Next Generation of Software,
www.oreillynet.com/pub/a/oreilly/tim/news/2005/09/30/what-is-web-20.html.
(zurück)
[Fn 2] vgl. Honsel, 2006. (zurück)
[Fn 3] www.gartner.com/pages/story.php.id.8795.s.8.jsp (zurück)
[Fn 4] Der Blog hat nur Einträge für das Jahr 2006: http://library2.0.alablog.org/ (zurück)
[Fn 5] „Library 2.0: An Academic's Perspective“ Weblog von Laura B. Cohen, Web Support Librarian, University at Albany, SUNY, http://liblogs.albany.edu/library20/2006/11/a_librarians_20_manifesto.html (zurück)
[Fn 6] vgl. Hobohm, 1997 (zurück)
[Fn 7] vgl. www.cartoonistgroup.com/store/add.php?iid=654 (zurück)
[Fn 8] Ms. Dewey (www.msdewey.com/) zückt von Zeit zu Zeit eine Maschinenpistole, wenn ihr die Wartezeit zu lang wird. Bei mir holte sie die Waffe gerade raus, als ich die Frage nach der Library and Information Science stellte. Microsoft stellt sie sich selbst als die Suchmaschine der Zukunft vor. (zurück)
[Fn 9] gemeint ist z.B. der WSIS (hierzu berichtet Rainer Kuhlen detailliert), aber auch der IT-Gipfel in Potsdam (zurück)
[Fn 10] Levine et al., 2000 (zurück)
[Fn 11] vgl. Wilson u.a., 2004 (zurück)
[Fn12] vgl. LIS in Potsdam (Weblog-Beitrag): OCLC Studie zu Social Networking, Vorveröffentlichung: http://hobohm.edublogs.org/2007/05/28/oclc-studie-zu-social-networking-vorveroffentlichung/ (zurück)
[Fn 13] zusammen mit „New Media Consortium“ (zurück)
[Fn 14] Schultz, 2006 (zurück)
[Fn 15] und das ist auch noch nicht überall akzeptiert: vgl. Hobohm, 2007 (zurück)
[Fn 16] vgl. ebd., 639 (zurück)
[Fn 17] vgl. z.B. Heyde, 2007 (zurück)
[Fn 18] vgl. Steierwald, 2005, S. 150(zurück)
[Fn 19] 1) Books are for use, 2) Every book its reader, 3) Every reader his book, 4) Save the time of the reader, 5) A library is a growing organism (zurück)
[Fn 20] vgl. Jochum, 2007 (zurück)
[Fn 21] vgl. Giesecke, 2002, 262ff. (zurück)
[Fn 22] Pine, 1999, S. 11f. (zurück)
[Fn 23] Franck, 1998, S. 58 (zurück)
[Fn 24] Jochum zieht hier aber mit Aleida Assmann noch weitergehende Folgerungen für Bibliotheken, in dem er betont, dass diese Art Aufmerksamkeitsbildung auch bei der Bildung eines kulturellen Kanons am Werk ist, und dass dies ohne institutionelle Steuerung nicht funktioniert. Vor allem wegen der aktuellen Ausweitung der Kommunikation kommt es ggf. zurzeit zu einer Art Aufmerksamkeitsimplosion. Er sieht eindeutig hier die zentrale Rolle von Bibliotheken, im Überlieferungsstrom Aufmerksamkeiten kanonisierend zu bündeln. (a.a.O. 240; Assmann, 2001, S. 13f.) (zurück)
[Fn 25] „Unlike databases, jokes, the other form of Knowledge on the Web, reveal what you weren’t expecting. [...] Jokes promise their own intrinsic reason for being interesting, just as does a story or a song. Jokes reveal a link we hadn’t seen, an unfolding we hadn’t anticipated. Laughter is the sound of sudden knowledge. [...] The Web is useful because of the database applications [...] the Web is exciting because it gives us a punch of a joke. Jokes are all about context.“ Weinberger, Small Pieces, S. 144 (zurück)
[Fn 26] Eco, Die Bibliothek, S. 24+26 (zurück)
[Fn 27] Weinberger, 2002, S. 137 (zurück)
[Fn 28] zu der Beziehung von Wissen, Weisheit und Text vgl. Hobohm, 1991 (zurück)
[Fn 29] Weinberger, 1999 (zurück)
[Fn 30] Surowiecki, 2005 (zurück)
[Fn 31] Kaegbein, 1973. S. 425-442 (zurück)
[Fn
32] Jochum, 1995 (zurück)
[ Fn 33] Ingwersen/Järvelin, 2005, S. 322,
Fig.7.2. (zurück)
[ Fn 34] zur Outcome-Forschung vgl. Hobohm, 2007 (zurück)
[ Fn 35] vgl. auch Hobohm, 2005a (zurück)
[ Fn 36] Davon aber, dass der richtige Weg eingeschlagen wurde, zeugen beispielsweise ein paar willkürlich herausgegriffene Themen von aktuellen Abschlussarbeiten an der Fachhochschule Potsdam, an denen man die Etappen von der Bibliothek 2.0 zur Neo-Library und zum interkulturellen Dialog erkennt: von „Social Bookmarking als Angebot von Bibliotheken“ (Kerschis), „Weblogs als Marketing Instrument“ (Weinert), „Virtuelle Ausstellungen in Bibliotheken“ (Petrov), bis zu „Bibliotheken in Second Life“ (Tan), „Lebende Bücher in der Bibliothek – das Konzept der Living Library“ (Schachner), und zu „Geschlechtsspezifische Leseförderung durch Bibliotheken“ (Meiners) oder „Diversity Management“(Kaiser). (zurück)
[ Fn 37] Eco, 1987, S. 366 (zurück)
Hans-Christoph Hobohm ist Professor für Bibliothekswissenschaft, Bibliotheksmanagement und Spezialbibliotheken sowie Prodekan im Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam.